Stochastische Signaltheorie/Stochastische Systemtheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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==Problemstellung==
 
Wir betrachten wie im Buch [[Lineare zeitinvariante Systeme]] die unten skizzierte Anordnung, wobei das System sowohl durch die Impulsantwort $h(t)$ als auch durch seinen Frequenzgang $H(f)$ eindeutig beschrieben ist. Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Beschreibungsgrößen im Zeit- und Frequenzbereich ist durch die Fouriertransformation gegeben.
 
  
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== # ÜBERBLICK ZUM FÜNFTEN HAUPTKAPITEL # ==
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<br>
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Dieses Kapitel beschreibt den Einfluss eines Filters auf die&nbsp; &raquo;Autokorrelationsfunktion&laquo;&nbsp; $\rm  (AKF)$&nbsp; und das&nbsp; &raquo;Leistungsdichtespektrum&laquo;&nbsp; $\rm  (LDS)$&nbsp; stochastischer Signale.
  
[[Datei:P_ID466__Sto_T_5_1_S1_neu.png | Filtereinfluss auf Spektrum und LDS]]
+
Im Einzelnen werden behandelt:
  
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*die&nbsp; &raquo;Berechnung von AKF und LDS&laquo;&nbsp; am Filterausgang&nbsp; ("Stochastische Systemtheorie"),
 +
*die Struktur und die Darstellung&nbsp; &raquo;Digitaler Filter&laquo;&nbsp; (nichrekursiv und rekursiv),
 +
*die&nbsp; &raquo;Dimensionierung der Filterkoeffizienten&laquo;&nbsp; für eine vorgegebene AKF,
 +
*die Bedeutung des&nbsp; &raquo;Matched-Filters&laquo;&nbsp; für die SNR-Maximierung von Nachrichtensystemen,
 +
*die Eigenschaften des&nbsp; &raquo;Wiener-Kolmogorow-Filters&laquo;&nbsp; zur Signalrekonstruktion.
  
Legt man an den Eingang das Signal $x(t)$ an und bezeichnet das Ausgangssignal mit $y(t)$, so liefert die klassische Systemtheorie folgende Aussagen:
 
*Das Ausgangssignal $y(t)$ ergibt sich aus der Faltung zwischen dem Eingangssignal $x(t)$ und der Impulsantwort $h(t)$:
 
$$y(t) = x(t) \ast h(t) = \int_{-\infty}^{+\infty} x(\tau)\cdot h ( t - \tau) \,\,{\rm d}\tau.$$
 
:Diese Gleichung gilt für deterministische und stochastische Signale gleichermaßen.
 
*Bei deterministischen Signalen geht man meist den Umweg über die Spektralfunktionen. Das Eingangsspektrum $X(f)$ ist die Fouriertransformierte von $x(t)$. Die Multiplikation mit dem Frequenzgang $H(f)$ führt zum Spektrum $Y(f)$. Das Signal $y(t)$ lässt sich daraus durch die Fourierrücktransformation gewinnen.
 
*Bei stochastischen Signalen versagt diese Vorgehensweise, da dann die Zeitfunktionen $x(t)$ und $y(t)$ nicht für alle Zeiten von ­$–∞$ bis $+∞$ vorhersagbar sind und somit die dazugehörigen Amplitudenspektren $X(f)$ und $Y(f)$ gar nicht existieren. In diesem Fall muss auf die in Kapitel 4.5 definierten Leistungsdichtespektren übergegangen werden.
 
  
==Amplituden- und Leistungsdichtespektrum (1)==
+
Weitere Informationen zum Thema &bdquo;Filterung stochastischer Signale&rdquo; sowie Aufgaben, Simulationen und Programmierübungen finden Sie im
Wir betrachten nun einen ergodischen Zufallsprozess { $x(t)$}, dessen Autokorrelationsfunktion $φ_x(τ)$ als bekannt vorausgesetzt wird. Das Leistungsdichtespektrum ${\it Φ}_x(f)$ ist dann über die Fouriertransformation ebenfalls eindeutig bestimmt und es sind folgende Aussagen zutreffend:
 
*Das Leistungsdichtespektrum ${\it Φ}_x(f)$ kann – ebenso wie die Autokorrelationsfunktion $φ_x(τ)$ – für jede einzelne Musterfunktion des stationären und ergodischen Zufallsprozesses { $x(t)$} angegeben werden, auch wenn der spezifische Verlauf von $x(t)$ explizit nicht bekannt ist.
 
*Das Amplitudenspektrum $X(f)$ ist dagegen undefiniert, da bei Kenntnis der Spektralfunktion $X(f)$ auch die gesamte Zeitfunktion $x(t)$ von $–∞$ bis $+∞$ über die Fourierrücktransformation bekannt sein müsste, was eindeutig nicht der Fall sein kann.
 
*Ist entsprechend der nachfolgenden Skizze ein Zeitausschnitt der endlichen Zeitdauer $T_{\rm M}$ bekannt, so kann für diesen natürlich wieder die Fouriertransformation angewandt werden.
 
:[[Datei:P_ID467__Sto_T_5_1_S2_neu.png | Zur AKF- und LDS-Berechnung eines Zufallssignals]]
 
*Zwischen dem Leistungsdichtespektrum ${\it Φ}_x(f)$ des unendlich ausgedehnten Zufallssignals $x(t)$ und dem Amplitudenspektrum $X_{\rm T}(f)$ des begrenzten Zeitausschnittes $x_{\rm T}(t)$ besteht dabei der folgende Zusammenhang:
 
$${{\it \Phi}_x(f)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
 
\frac{1}{ T_{\rm M}}\cdot |X_{\rm T}(f)|^2.$$
 
  
 +
*Kapitel 10: &nbsp; Filterung stochastischer Signale (Programm fil)
 +
*Kapitel 11: &nbsp; Optimale Filter (Programm ofi)
  
Die Herleitung dieser wichtigen Beziehung folgt im nächsten Abschnitt. Sollten Sie sich für diesen mathematischen Beweis nicht interessieren, so können Sie gerne zum nachfolgenden Abschnitt Leistungsdichtespektrum des Filterausgangssignals springen.
 
  
==Amplituden- und Leistungsdichtespektrum (2)==
+
des Praktikums „Simulationsmethoden in der Nachrichtentechnik”.&nbsp; Diese (ehemalige) LNT-Lehrveranstaltung an der TU München basiert auf
Es folgt der Beweis der auf der letzten Seite angegebenen Beziehung
 
$${{\it \Phi}_x(f)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
 
\frac{1}{ T_{\rm M}}\cdot |X_{\rm T}(f)|^2.$$
 
  
 +
*dem Lehrsoftwarepaket&nbsp; [http://www.lntwww.de/downloads/Sonstiges/Programme/LNTsim.zip LNTsim] &nbsp;  &rArr; &nbsp; Link verweist auf die ZIP-Version des Programms, und
 +
*der&nbsp;  [http://www.lntwww.de/downloads/Sonstiges/Texte/Praktikum_LNTsim_Teil_B.pdf Praktikumsanleitung - Teil B]  &nbsp; &rArr; &nbsp; Link verweist auf die PDF-Version mit Kapitel 10:&nbsp; Seite 229-248 und Kapitel 11:&nbsp; Seite 249-270.
  
{{Box}}
+
 
'''Beweis:'''
+
==Systemmodell und Problemstellung==
In Kapitel 4.4 wurde die Autokorrelationsfunktion (AKF) eines ergodischen Prozesses mit der Musterfunktion $x(t)$ angegeben:  
+
<br>
$${{\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
+
Wir betrachten wie im Buch&nbsp; [[Lineare zeitinvariante Systeme]]&nbsp; die rechts skizzierte Anordnung,&nbsp; wobei das System
\frac{1}{ T_{\rm M}}\cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm
+
*sowohl durch die Impulsantwort&nbsp; $h(t)$
 +
*als auch durch seinen Frequenzgang&nbsp; $H(f)$
 +
 
 +
 
 +
eindeutig beschrieben ist.&nbsp; Der Zusammenhang zwischen diesen Beschreibungsgrößen im Zeit&ndash; und Frequenzbereich ist durch die&nbsp; [[Signaldarstellung/Fouriertransformation_und_-rücktransformation#Eigenschaften_aperiodischer_Signale|Fouriertransformation]]&nbsp; gegeben.
 +
[[Datei:Sto_T_5_1_S1_version2.png |right| 300px|frame|Filtereinfluss auf Spektrum und Leistungsdichtespektrum (LDS)]]
 +
<br>Legt man an den Eingang das Signal&nbsp; $x(t)$&nbsp; an und bezeichnet das Ausgangssignal mit&nbsp; $y(t)$,&nbsp; so liefert die klassische Systemtheorie folgende Aussagen:
 +
*Das Ausgangssignal&nbsp; $y(t)$&nbsp; ergibt sich aus der&nbsp; [[Signaldarstellung/Faltungssatz_und_Faltungsoperation|Faltung]]&nbsp; zwischen dem Eingangssignal&nbsp; $x(t)$&nbsp; und der Impulsantwort&nbsp; $h(t)$.&nbsp; Die folgende Gleichung gilt für deterministische und stochastische Signale gleichermaßen:
 +
:$$y(t) = x(t) \ast h(t) = \int_{-\infty}^{+\infty} x(\tau)\cdot h ( t - \tau) \,\,{\rm d}\tau.$$
 +
 
 +
*Bei deterministischen Signalen geht man meist den Umweg über die Spektralfunktionen.&nbsp; Das Spektrum&nbsp; $X(f)$&nbsp; ist die Fouriertransformierte von&nbsp; $x(t)$.&nbsp; Die Multiplikation mit dem Frequenzgang&nbsp; $H(f)$&nbsp; führt zum Ausgangsspektrum&nbsp; $Y(f)$.&nbsp; Daraus lässt sich das Signal&nbsp; $y(t)$&nbsp;  durch Fourierrücktransformation gewinnen.
 +
*Bei stochastischen Signalen versagt diese Vorgehensweise, da dann die Zeitfunktionen&nbsp; $x(t)$&nbsp; und&nbsp; $y(t)$&nbsp; nicht für alle Zeiten&nbsp; von ­$–∞$&nbsp; bis&nbsp; $+∞$&nbsp; vorhersagbar sind und die dazugehörigen Amplitudenspektren&nbsp; $X(f)$&nbsp; und&nbsp; $Y(f)$&nbsp; gar nicht existieren.&nbsp; In diesem Fall muss auf die&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Leistungsdichtespektrum_(LDS)|Leistungsdichtespektren]]&nbsp; übergegangen werden.
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 +
==Amplituden- und Leistungsdichtespektrum==
 +
<br>
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Wir betrachten einen ergodischen Zufallsprozess&nbsp;  $\{x(t)\}$,&nbsp; dessen Autokorrelationsfunktion&nbsp; $φ_x(τ)$&nbsp; als bekannt vorausgesetzt wird.&nbsp; Das Leistungsdichtespektrum&nbsp; ${\it Φ}_x(f)$&nbsp; ist dann über die Fouriertransformation ebenfalls eindeutig bestimmt und es gelten die  folgenden Aussagen:
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:[[Datei:P_ID467__Sto_T_5_1_S2_neu.png|right| |frame| Zur AKF&ndash; und LDS&ndash;Berechnung eines Zufallssignals]]
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<br>
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#Das&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Leistungsdichtespektrum_(LDS)|Leistungsdichtespektren]]&nbsp; ${\it Φ}_x(f)$&nbsp; kann&nbsp; – ebenso wie die Autokorrelationsfunktion&nbsp; $φ_x(τ)$ –&nbsp; für jede einzelne Musterfunktion des stationären und ergodischen Zufallsprozesses&nbsp; $\{x(t)\}$&nbsp; angegeben werden,&nbsp; auch wenn der spezifische Verlauf von&nbsp; $x(t)$&nbsp; explizit nicht bekannt ist.<br><br>
 +
#Das&nbsp; [[Signaldarstellung/Fouriertransformation_und_-rücktransformation#Das_erste_Fourierintegral|Amplitudenspektrum]]&nbsp; $X(f)$&nbsp; ist dagegen undefiniert,&nbsp; da bei Kenntnis der Spektralfunktion&nbsp; $X(f)$&nbsp; auch die gesamte Zeitfunktion&nbsp; $x(t)$&nbsp; von&nbsp; $–∞$&nbsp; bis&nbsp; $+∞$&nbsp; über die Fourierrücktransformation bekannt sein müsste,&nbsp; was bei einem stochastischen Signal eindeutig nicht der Fall sein kann.<br><br>
 +
#Ist entsprechend der nebenstehenden Skizze ein Zeitausschnitt der endlichen Zeitdauer&nbsp; $T_{\rm M}$&nbsp; bekannt,&nbsp; so kann für diesen natürlich wieder die Fouriertransformation angewendet werden.
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<br clear=all>
 +
{{BlaueBox|TEXT= 
 +
$\text{Satz:}$&nbsp; Zwischen dem Leistungsdichtespektrum&nbsp; ${\it Φ}_x(f)$&nbsp; des zeitlich unendlich ausgedehnten Zufallssignals&nbsp; $x(t)$&nbsp; und dem Amplitudenspektrum&nbsp; $X_{\rm T}(f)$&nbsp; des begrenzten Zeitausschnittes&nbsp; $x_{\rm T}(t)$&nbsp; besteht der folgende Zusammenhang:
 +
:$${ {\it \Phi}_x(f)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
 +
\frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot \vert X_{\rm T}(f)\vert ^2.$$}}
 +
 
 +
 
 +
{{BlaueBox|TEXT= 
 +
$\text{Beweis:}$&nbsp; Vorne wurde die&nbsp;
 +
[[Stochastische_Signaltheorie/Autokorrelationsfunktion_(AKF)#Autokorrelationsfunktion_bei_ergodischen_Prozessen|Autokorrelationsfunktion]]&nbsp; eines ergodischen Prozesses mit der Musterfunktion&nbsp; $x(t)$&nbsp; wie folgt angegeben:  
 +
:$${ {\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
 +
\frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm
 
M}/2}x(t)\cdot x(t + \tau)\hspace{0.1cm} \rm d \it t.$$
 
M}/2}x(t)\cdot x(t + \tau)\hspace{0.1cm} \rm d \it t.$$
Es ist hier zulässig, die zeitlich unbegrenzte Funktion $x(t)$ durch die auf den Zeitbereich $–T_{\rm M}/2$ bis $+T_{\rm M}/2$ begrenzte Funktion $x_{\rm T}(t)$ zu ersetzen. $x_{\rm T}(t)$ korrespondiert mit der Spektralfunktion $X_{\rm T}(f)$, und man erhält durch Anwendung des Fourierintegrals und des Verschiebungssatzes:  
+
*Es ist zulässig, die zeitlich unbegrenzte Funktion&nbsp; $x(t)$&nbsp; durch die auf den Zeitbereich&nbsp; $-T_{\rm M}/2$&nbsp; bis&nbsp; $+T_{\rm M}/2$&nbsp; begrenzte Funktion&nbsp; $x_{\rm T}(t)$&nbsp; zu ersetzen.&nbsp; $x_{\rm T}(t)$&nbsp; korrespondiert mit dem Spektrum&nbsp; $X_{\rm T}(f)$,&nbsp; und man erhält durch Anwendung des&nbsp; [[Signaldarstellung/Fouriertransformation_und_-rücktransformation#Das_erste_Fourierintegral|ersten Fourierintegrals]]&nbsp; und des&nbsp; [[Signaldarstellung/Gesetzmäßigkeiten_der_Fouriertransformation#Verschiebungssatz|Verschiebungssatzes]]:  
$${{\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
+
:$${ {\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
\frac{1}{ T_{\rm M}}\cdot \int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm
+
\frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot \int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm
 
M}/2}x_{\rm T}(t)\cdot \int^{+\infty}_{-\infty}X_{\rm
 
M}/2}x_{\rm T}(t)\cdot \int^{+\infty}_{-\infty}X_{\rm
T}(f)\cdot {\rm e}^{{\rm j}2 \pi f ( t + \tau) } \hspace{0.1cm}
+
T}(f)\cdot {\rm e}^{ {\rm j}2 \pi f ( t + \tau) } \hspace{0.1cm}
 
\rm d \it f \hspace{0.1cm} \rm d \it t.$$
 
\rm d \it f \hspace{0.1cm} \rm d \it t.$$
Nach Aufspalten des Exponenten und Vertauschen von Zeit- und Frequenzintegral ergibt sich:
+
*Nach Aufspalten des Exponenten und Vertauschen von Zeit- und Frequenzintegral ergibt sich:
$${{\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
+
:$${ {\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
\frac{1}{ T_{\rm M}}\cdot  \int^{+\infty}_{-\infty}X_{\rm
+
\frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot  \int^{+\infty}_{-\infty}X_{\rm
 
T}(f)\cdot \left[ \int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x_{\rm
 
T}(f)\cdot \left[ \int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x_{\rm
T}(t)\cdot  {\rm e}^{{\rm j}2 \pi f  t  } \hspace{0.1cm} \rm d \it
+
T}(t)\cdot  {\rm e}^{ {\rm j}2 \pi f  t  } \hspace{0.1cm} \rm d \it
t \right] \cdot {\rm e}^{{\rm j}2 \pi f  \tau} \hspace{0.1cm} \rm d \it f.$$
+
t \right] \cdot {\rm e}^{ {\rm j}2 \pi f  \tau} \hspace{0.1cm} \rm d \it f.$$
Das innere Integral beschreibt das konjugiert–komplexe Spektrum $X_{\rm T}^{\star}(f)$. Daraus folgt weiter:  
+
*Das innere Integral beschreibt das konjugiert–komplexe Spektrum&nbsp; $X_{\rm T}^{\star}(f)$.&nbsp; Daraus folgt weiter:  
$${{\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
+
:$${ {\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
\frac{1}{ T_{\rm M}}\cdot  \int^{+\infty}_{-\infty}|X_{\rm
+
\frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot  \int^{+\infty}_{-\infty}\vert X_{\rm
T}(f)|^2 \cdot {\rm e}^{{\rm j}2 \pi f \tau} \hspace{0.1cm} \rm d
+
T}(f)\vert^2 \cdot {\rm e}^{ {\rm j}2 \pi f \tau} \hspace{0.1cm} \rm d
 
\it f.$$
 
\it f.$$
Ein Vergleich mit dem bei Ergodizität stets gültigen Theorem von Wiener und Chintchine,  
+
*Ein Vergleich mit dem bei Ergodizität stets gültigen Theorem von&nbsp; [https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Wiener Wiener]&nbsp; und&nbsp; [https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Jakowlewitsch_Chintschin Chintchin],  
$${{\it \varphi}_x(\tau)} = \int^{+\infty}_{-\infty}{\it \Phi}_x(f)
+
:$${ {\it \varphi}_x(\tau)} = \int^{+\infty}_{-\infty}{\it \Phi}_x(f)
\cdot {\rm e}^{{\rm j}2 \pi f \tau} \hspace{0.1cm} \rm d \it f ,$$
+
\cdot {\rm e}^{ {\rm j}2 \pi f \tau} \hspace{0.1cm} \rm d \it f ,$$
zeigt die Gültigkeit der Beziehung:  
+
:zeigt die Gültigkeit der oben genannten Beziehung:  
$${{\it \Phi}_x(f)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
+
:$${ {\it \Phi}_x(f)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
\frac{1}{ T_{\rm M}}\cdot |X_{\rm T}(f)|^2.$$
+
\frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot \vert X_{\rm T}(f)\vert^2.$$
 
+
<div align="right">'''q.e.d.'''</div>}}
q.e.d.
 
{{end}}
 
  
 
==Leistungsdichtespektrum des Filterausgangssignals==
 
==Leistungsdichtespektrum des Filterausgangssignals==
 +
<br>
 
Kombiniert man die in den beiden letzten Abschnitten gemachten Aussagen, so kommt man zu folgendem wichtigen Ergebnis:  
 
Kombiniert man die in den beiden letzten Abschnitten gemachten Aussagen, so kommt man zu folgendem wichtigen Ergebnis:  
$${{\it \Phi}_y(f)} = {{\it \Phi}_x(f)} \cdot |H(f)|^2.$$
 
  
 +
{{BlaueBox|TEXT= 
 +
$\text{Satz:}$&nbsp; Das Leistungsdichtespektrum (LDS) am Ausgang eines linearen zeitinvarianten Systems mit dem Frequenzgang&nbsp; $H(f)$&nbsp; ergibt sich als das Produkt
 +
*aus dem Eingangs–LDS&nbsp; ${\it Φ}_x(f)$&nbsp; und
 +
*der &bdquo;Leistungsübertragungsfunktion&rdquo;&nbsp; $\vert H(f)\vert ^2$:
 +
:$${ {\it \Phi}_y(f)} = { {\it \Phi}_x(f)} \cdot \vert H(f)\vert ^2.$$}}
  
{{Box}}
 
'''Beweis:''' Ausgegangen wird von den drei bereits vorher hergeleiteten Beziehungen:
 
$${{\it \Phi}_x(f)} =\hspace{-0.1cm} \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.01cm}
 
\frac{1}{ T_{\rm M}}\hspace{-0.05cm}\cdot\hspace{-0.05cm} |X_{\rm T}(f)|^2, \hspace{0.15cm}
 
{{\it \Phi}_y(f)} =\hspace{-0.1cm} \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.01cm}
 
\frac{1}{ T_{\rm M}}\hspace{-0.05cm}\cdot\hspace{-0.05cm} |Y_{\rm T}(f)|^2, \hspace{0.15cm}
 
Y_{\rm T}(f) = X_{\rm T}(f) \hspace{-0.05cm}\cdot\hspace{-0.05cm} H(f).$$
 
Setzt man diese Gleichungen ineinander ein, so erhält man die obige Gleichung.
 
{{end}}
 
  
 +
{{BlaueBox|TEXT= 
 +
$\text{Beweis:}$&nbsp;  Ausgegangen wird von den drei bereits vorher hergeleiteten Beziehungen:
 +
:$${ {\it \Phi}_x(f)} =\hspace{-0.1cm} \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.01cm}
 +
\frac{1}{ T_{\rm M} }\hspace{-0.05cm}\cdot\hspace{-0.05cm} \vert X_{\rm T}(f)\vert^2,$$
 +
:$$ { {\it \Phi}_y(f)} =\hspace{-0.1cm} \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.01cm}
 +
\frac{1}{ T_{\rm M} }\hspace{-0.05cm}\cdot\hspace{-0.05cm}\vert Y_{\rm T}(f)\vert^2, $$
 +
:$$Y_{\rm T}(f) = X_{\rm T}(f) \hspace{-0.05cm}\cdot\hspace{-0.05cm} H(f).$$
 +
Setzt man diese Gleichungen ineinander ein,&nbsp; so erhält man das obige Ergebnis.
 +
<div align="right">'''q.e.d.'''</div>}}
  
In Worten: Das Leistungsdichtespektrum (LDS) am Ausgang eines linearen zeitinvarianten Systems mit dem Frequenzgang $H(f)$ ergibt sich als das Produkt
 
*von dem Eingangs–LDS ${\it Φ}_x(f)$
 
*und der Leistungsübertragungsfunktion $|H(f)|^2$.
 
  
 +
Das folgende Beispiel verdeutlicht den Zusammenhang bei Weißem Rauschen.
  
 
+
{{GraueBox|TEXT= 
{{Beispiel}}
+
$\text{Beispiel 1:}$&nbsp;
 
Am Eingang eines Gauß-Tiefpasses mit dem Frequenzgang  
 
Am Eingang eines Gauß-Tiefpasses mit dem Frequenzgang  
$$H(f) = {\rm e}^{- \pi \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}(f/\Delta f)^2}$$
+
:$$H(f) = {\rm e}^{- \pi \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}(f/\Delta f)^2}$$
liegt weißes Rauschen $x(t)$ mit der (zweiseitigen) Rauschleistungsdichte $N_0/2$ an. Dann gilt für das LDS des Ausgangssignals:  
+
[[Datei:P_ID468__Sto_T_5_1_S3_neu.png |right|frame| Filtereinfluss im Frequenzbereich]]
$${{\it \Phi}_y(f)} = \frac {N_0}{2} \cdot {\rm e}^{- 2 \pi \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}(f/\Delta
+
liegt weißes Rauschen&nbsp; $x(t)$&nbsp; mit der Rauschleistungsdichte&nbsp; ${ {\it \Phi}_x(f)} =N_0/2$&nbsp; an &nbsp; &rArr; &nbsp; zweiseitige Darstellung.&nbsp; Dann gilt für das Leistungsdichtespektrum des Ausgangssignals:  
 +
:$${ {\it \Phi}_y(f)} = \frac {N_0}{2} \cdot {\rm e}^{- 2 \pi \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}(f/\Delta
 
f)^2}.$$
 
f)^2}.$$
Die Grafik zeigt die Signale und Leistungsdichtespektren am Ein- und Ausgang des Filters.  
+
Die Grafik zeigt die Signale und Leistungsdichtespektren am Filtereingang und &ndash;ausgang.  
  
 +
Anmerkungen:
 +
#Das Signal&nbsp; $x(t)$&nbsp; kann – streng genommen – nicht gezeichnet werden, da es eine unendlich große Leistung besitzt &nbsp; &rArr; &nbsp; Integral über&nbsp; ${\it Φ}_x(f)$&nbsp; von&nbsp; $-\infty$&nbsp; bis&nbsp; $+\infty$.
 +
#Das Ausgangssignal&nbsp; $y(t)$&nbsp; ist niederfrequenter als&nbsp; $x(t)$&nbsp; und besitzt eine endliche Leistung entsprechend dem Integral über&nbsp; ${\it Φ}_y(f)$.
 +
#Bei einseitiger Darstellung würde&nbsp; (nur)&nbsp; für&nbsp; $f>0$ gelten:&nbsp; ${ {\it \Phi}_x(f)} =N_0$.&nbsp; Die Aussagen&nbsp; (1)&nbsp; und&nbsp; (2)&nbsp; würden auch hier in gleicher Weise gelten.}}
  
[[Datei:P_ID468__Sto_T_5_1_S3_neu.png | Filtereinfluss im Frequenzbereich]]
+
==Autokorrelationsfunktion des Filterausgangssignals==
 
+
<br>
 +
Das berechnete Leistungsdichtespektrum&nbsp; $\rm (LDS)$&nbsp; kann auch wie folgt geschrieben werden:  
 +
:$${{\it \Phi}_y(f)} = {{\it \Phi}_x(f)} \cdot H(f) \cdot H^{\star}(f)$$
  
Das Eingangssignal $x(t)$ kann – streng genommen – gar nicht gezeichnet werden, da es eine unendlich große Leistung besitzt; siehe hierzu das Lernvideo AWGN-Kanal – Teil 2. Das Ausgangssignal $y(t)$ ist niederfrequenter als $x(t)$ und besitzt eine endliche Leistung entsprechend dem Integral über ${\it Φ}_y(f)$.
+
{{BlaueBox|TEXT= 
{{end}}  
+
$\text{Satz:}$&nbsp;  Für die Autokorrelationsfunktion&nbsp; $\rm (AKF)$&nbsp; erhält man nach den&nbsp; [[Signaldarstellung/Gesetzmäßigkeiten_der_Fouriertransformation|Gesetzmäßigkeiten der Fouriertransformation]]&nbsp; und durch Anwendung des&nbsp; [[Signaldarstellung/Faltungssatz_und_Faltungsoperation#Faltung_im_Zeitbereich|Faltungssatzes]]:
 +
:$${ {\it \varphi}_y(\tau)} = { {\it \varphi}_x(\tau)} \ast h(\tau)\ast h(-
 +
\tau).$$}}
  
==Autokorrelationsfunktion des Filterausgangssignals==
+
Das berechnete Leistungsdichtespektrum (LDS) kann auch wie folgt geschrieben werden:
+
Beim Übergang vom Spektral– in den Zeitbereich ist zu beachten:
$${{\it \Phi}_y(f)} = {{\it \Phi}_x(f)} \cdot H(f) \cdot H^{\star}(f)$$
+
* Einzusetzen sind jeweils die Fourierrücktransformierten,&nbsp; nämlich  
Für die zugehörige Autokorrelationsfunktion (AKF) erhält man dann entsprechend den Gesetzen der Fouriertransformation und durch Anwendung des Faltungssatzes:
+
:$${{\it \varphi}_y(\tau)} \circ\hspace{0.05cm}\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\bullet\,{{\it \Phi}_y(f)}, \hspace{0.5cm}{{\it \varphi}_x(\tau)} \circ\hspace{0.05cm}\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!\bullet\,{{\it \Phi}_x(f)}, \hspace{0.5cm}{h(\tau)} \circ\hspace{0.05cm}\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\bullet\,{H(f)}, \hspace{0.5cm}{h(-\tau)} \circ\hspace{0.05cm}\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!\bullet\,{H^{\star}(f)}$$
$${{\it \varphi}_y(\tau)} = {{\it \varphi}_x(\tau)} \ast h(\tau)\ast h(-
+
*Zudem wird aus jeder Multiplikation eine Faltungsoperation.  
\tau).$$
 
Beim Übergang vom Spektral– in den Zeitbereich sind jeweils die Fourierrücktransformierten, nämlich  
 
$${{\it \varphi}_y(\tau)} \circ\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\bullet\,{{\it \Phi}_y(f)}, \hspace{0.2cm}{{\it \varphi}_x(\tau)} \circ\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!\bullet\,{{\it \Phi}_x(f)}, \hspace{0.2cm}{h(\tau)} \circ\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\bullet\,{H(f)}, \hspace{0.2cm}{h(-\tau)} \circ\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!\bullet\,{H^{\star}(f)}$$
 
einzusetzen. Zudem wird aus jeder Multiplikation eine Faltungsoperation.  
 
  
  
{{Beispiel}}
 
Wir betrachten nochmals das Beispiel des letzten Abschnitts, aber diesmal im Zeitbereich.
 
  
 +
{{GraueBox|TEXT= 
 +
$\text{Beispiel 2:}$&nbsp;
 +
Wir betrachten nochmals das gleiche Szenario wie&nbsp; im&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Stochastische_Systemtheorie#Leistungsdichtespektrum_des_Filterausgangssignals|$\text{Beispiel 1}$]],&nbsp; aber diesmal im Zeitbereich.&nbsp; Es gilt auch hier:
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[[Datei:P_ID591__Sto_T_5_1_S4_neu.png |right|frame| Filtereinfluss im Zeitbereich]]
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*Zweiseitiges weißes Rauschen&nbsp; ${ {\it \Phi}_x(f)} =N_0/2$,
  
[[Datei:P_ID591__Sto_T_5_1_S4_neu.png | Filtereinfluss im Zeitbereich]]
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*gaußförmiges Filter: &nbsp; $H(f) = {\rm e}^{- \pi \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}(f/\Delta f)^2}\hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm}
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h(t) = \Delta f \cdot {\rm e}^{- \pi \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}(\Delta f \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}t)^2}.$
  
  
 
Man erkennt aus dieser Darstellung:  
 
Man erkennt aus dieser Darstellung:  
*Die AKF des Eingangssignals ist nun eine Diracfunktion mit dem Gewicht $N_0/2$.  
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#Die AKF des Eingangssignals ist nun eine Diracfunktion mit dem Gewicht&nbsp; $N_0/2$.  
*Durch zweimalige Faltung mit der (hier ebenfalls gaußförmigen) Impulsantwort $h(t)$ bzw. $h(–t)$ erhält man die AKF $φ_y(τ)$ des Ausgangssignals. Diese ist wiederum gaußförmig.  
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#Durch zweimalige Faltung mit der&nbsp; (hier ebenfalls gaußförmigen)&nbsp; Impulsantwort&nbsp; $h(t)$&nbsp; bzw.&nbsp; $h(–t)$&nbsp; erhält man die AKF&nbsp; $φ_y(τ)$&nbsp; des Ausgangssignals.  
*Der AKF–Wert bei $τ =$ 0 ist identisch mit der Fläche des Leistungsdichtespektrums ${\it Φ}_y(f)$ und kennzeichnet die Signalleistung (Varianz) $σ_y^2$.  
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#Auch die AKF&nbsp; $φ_y(τ)$&nbsp; des Ausgangssignals ist also gaußförmig.  
*Dagegen ergibt die Fläche unter $φ_y(τ)$ den LDS-Wert ${\it Φ}_y(f = \rm 0)$, also $N_0/2$.  
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#Der AKF–Wert bei&nbsp; $τ = 0$&nbsp; ist gleich der Fläche des Leistungsdichtespektrums&nbsp; ${\it Φ}_y(f)$&nbsp; und kennzeichnet die Signalleistung&nbsp; (Varianz)&nbsp; $σ_y^2$.  
 
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#Dagegen ergibt die Fläche unter&nbsp; $φ_y(τ)$&nbsp; den LDS-Wert&nbsp; ${\it Φ}_y(f = \rm 0)$,&nbsp; also&nbsp; $N_0/2$. }}
 
 
{{end}}
 
  
 
==Kreuzkorrelationsfunktion zwischen Eingangs- und Ausgangssignal==
 
==Kreuzkorrelationsfunktion zwischen Eingangs- und Ausgangssignal==
[[Datei:P_ID469__Sto_T_5_1_S5_Ganz_neu.png | Zur KKF-Berechnung | rechts]]
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Wir betrachten wieder ein Filter mit der Impulsantwort $h(t)$ sowie die stochastischen Signale $x(t)$ und $y(t)$ an seinem Eingang bzw. seinem Ausgang.  
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[[Datei:P_ID469__Sto_T_5_1_S5_Ganz_neu.png |frame| Zur Berechnung der Kreuzkorrelationsfunktion |right]]
 
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Wir betrachten wieder ein Filter mit dem Frequenzgang&nbsp; $H(f)$&nbsp; und der Impulsantwort&nbsp; $h(t)$.&nbsp; Weiter gilt:
Dann gilt für die Kreuzkorrelationsfunktion (KKF) zwischen dem Eingangs– und dem Ausgangssignal:
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$${{\it \varphi}_{xy}(\tau)} = h(\tau)\ast {{\it \varphi}_x(\tau)}  .$$  
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#Das stochastische Eingangssignal&nbsp; $x(t)$&nbsp; ist eine Musterfunktion des ergodischen Zufallsprozesses&nbsp;  $\{x(t)\}$.<br><br>
Hierbei bezeichnet $h(τ)$ die Impulsantwort des Filters (mit der Zeitvariablen $τ$ anstelle von $t$) und $φ_x(τ)$ die AKF am Filtereingang.  
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#Die zugehörige Autokorrelationsfunktion&nbsp; $\rm (AKF)$&nbsp; am Filtereingang ist somit&nbsp; $φ_x(τ)$, während das Leistungsdichtespektrum&nbsp; $\rm (LDS)$&nbsp; mit&nbsp;  ${\it Φ}_x(f)$&nbsp; bezeichnet wird.<br><br>
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#Die entsprechenden Beschreibungsgrößen des ergodischen Zufallsprozesses&nbsp;  $\{y(t)\}$&nbsp; am Filterausgang sind
 +
::*die Musterfunktion&nbsp; $y(t)$,
 +
::*die Autokorrelationsfunktion&nbsp; $φ_y(τ)$&nbsp; sowie
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::*das Leitsungsdichtespektrum&nbsp;  ${\it Φ}_y(f)$.
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<br clear=all>
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{{BlaueBox|TEXT= 
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$\text{Satz:}$&nbsp;  Für die&nbsp; '''Kreuzkorrelationsfunktion'''&nbsp; $\rm (KKF)$&nbsp; zwischen dem Eingangs– und dem Ausgangssignal gilt:
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:$${ {\it \varphi}_{xy}(\tau)} = h(\tau)\ast { {\it \varphi}_x(\tau)}  .$$  
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Hierbei bezeichnet&nbsp;  $h(τ)$&nbsp; die Impulsantwort des Filters&nbsp; $($mit der Zeitvariablen&nbsp; $τ$&nbsp; anstelle von&nbsp; $t)$&nbsp; und&nbsp; ${ {\it \varphi}_{x}(\tau)}$&nbsp; die AKF des Eingangssignals.}}
  
  
{{Box}}
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{{BlaueBox|TEXT= 
'''Beweis:''' Allgemein gilt für die Kreuzkorrelationsfunktion zwischen zwei Signalen $x(t)$ und $y(t)$:
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$\text{Beweis:}$&nbsp;  Allgemein gilt für die Kreuzkorrelationsfunktion zwischen zwei Signalen&nbsp; $x(t)$&nbsp; und&nbsp; $y(t)$:
$${{\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}\frac{1}{ T_{\rm M}}\cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x(t)\cdot y(t + \tau)\hspace{0.1cm} \rm d \it t.$$
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:$${ {\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}\frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x(t)\cdot y(t + \tau)\hspace{0.1cm} \rm d \it t.$$
Mit der allgemeingültigen Beziehung $y(t) = h(t) \ast x(t)$ und der formalen Integrationsvariablen $θ$ lässt sich hierfür auch schreiben:  
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*Mit der allgemeingültigen Beziehung&nbsp; $y(t) = h(t) \ast x(t)$&nbsp; und der formalen Integrationsvariablen&nbsp; $θ$&nbsp; lässt sich hierfür auch schreiben:
$${{\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}\frac{1}{ T_{\rm M}}\cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x(t)\cdot \int^{+\infty}_{-\infty} h(\theta) \cdot x(t + \tau - \theta)\hspace{0.1cm}{\rm d}\theta\hspace{0.1cm}{\rm d} \it t.$$
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:$${ {\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}\frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x(t)\cdot \int^{+\infty}_{-\infty} h(\theta) \cdot x(t + \tau - \theta)\hspace{0.1cm}{\rm d}\theta\hspace{0.1cm}{\rm d} \it t.$$
Durch Vertauschen der beiden Integrale und Hereinziehen der Grenzwertbildung erhält man:  
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*Durch Vertauschen der beiden Integrale und Hereinziehen der Grenzwertbildung in das Integral erhält man:  
$${{\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \int^{+\infty}_{-\infty}
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:$${ {\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \int^{+\infty}_{-\infty}
 
h(\theta) \cdot \left[ \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
 
h(\theta) \cdot \left[ \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}
\frac{1}{ T_{\rm M}} \cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm
+
\frac{1}{ T_{\rm M} } \cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm
 
M}/2}x(t)\cdot x(t + \tau - \theta)\hspace{0.1cm}
 
M}/2}x(t)\cdot x(t + \tau - \theta)\hspace{0.1cm}
 
\hspace{0.1cm} {\rm d} t \right]{\rm d}\theta.$$
 
\hspace{0.1cm} {\rm d} t \right]{\rm d}\theta.$$
Der Ausdruck in den eckigen Klammern ergibt den AKF-Wert am Eingang zum Zeitpunkt $τ θ$:
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*Der Ausdruck in den eckigen Klammern ergibt den AKF-Wert am Eingang zum Zeitpunkt&nbsp; - θ$:
$${{\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \int^{+\infty}_{-\infty}h(\theta) \cdot  \varphi_x(\tau - \theta)\hspace{0.1cm}\hspace{0.1cm}  {\rm d}\theta = h(\tau)\ast {{\it \varphi}_x(\tau)}  .$$  
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:$${ {\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \int^{+\infty}_{-\infty}h(\theta) \cdot  \varphi_x(\tau - \theta)\hspace{0.1cm}\hspace{0.1cm}  {\rm d}\theta = h(\tau)\ast { {\it \varphi}_x(\tau)}  .$$  
Das verbleibende Integral beschreibt aber die Faltungsoperation in ausführlicher Schreibweise.  
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*Das verbleibende Integral beschreibt aber die Faltungsoperation in ausführlicher Schreibweise.  
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<div align="right">'''q.e.d.'''</div>}}
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$\text{Fazit:}$&nbsp;  Im Frequenzbereich lautet die entsprechende Gleichung:
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:$${ {\it \Phi}_{xy}(f)} =  H(f)\cdot{ {\it \Phi}_x(f)} \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} H(f) = \frac{ {\it \Phi}_{xy}(f)}{ {\it \Phi}_{x}(f)}.$$
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Diese Gleichung zeigt,&nbsp; dass der Filterfrequenzgang&nbsp; $H(f)$&nbsp; aus einer Messung mit stochastischer Anregung vollständig&nbsp; – also sowohl der Betrag als auch die Phase –&nbsp; berechnet werden kann,&nbsp; wenn folgende Beschreibungsgrößen ermittelt werden:
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*die statistischen Kenngrößen am Eingang, entweder die AKF&nbsp; $φ_x(τ)$&nbsp; oder das&nbsp; LDS ${\it Φ}_x(f)$,
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*sowie die Kreuzkorrelationsfunktion&nbsp; $φ_{xy}(τ)$&nbsp; bzw. deren Fouriertransformierte&nbsp; ${\it Φ}_{xy}(f)$. }}
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==Aufgaben zum Kapitel==
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[[Aufgaben:5.1 Gaußsche AKF und Gaußtiefpass|Aufgabe 5.1: Gaußsche AKF und Gaußtiefpass]]
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[[Aufgaben:Aufgabe_5.1Z:_cos²_-Rauschbegrenzung|Aufgabe 5.1Z: $\cos^2$-Rauschbegrenzung]]
  
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[[Aufgaben:Aufgabe_5.2:_Bestimmung_des_Frequenzgangs|Aufgabe 5.2: Bestimmung des Frequenzgangs]]
  
Im Frequenzbereich lautet die entsprechende Gleichung:  
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[[Aufgaben:5.2Z Zweiwegekanal|Aufgabe 5.2Z: Zweiwegekanal]]
$${{\it \Phi}_{xy}(f)} =  H(f)\cdot{{\it \Phi}_x(f)} .$$
 
  
Die beiden Gleichungen zeigen, dass der Filterfrequenzgang $H(f)$ aus einer Messung mit stochastischer Anregung vollständig – also sowohl der Betrag als auch die Phase – berechnet werden kann, wenn folgende Beschreibungsgrößen ermittelt werden:
 
*die statistischen Kenngrößen am Eingang, entweder die AKF $φ_x(τ)$ oder das LDS ${\it Φ}_x(f)$,
 
*sowie die Kreuzkorrelationsfunktion $φ_{xy}(τ)$ bzw. deren Fouriertransformierte ${\it Φ}_{xy}(f)$.
 
  
  
 
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Aktuelle Version vom 26. Januar 2022, 17:06 Uhr

# ÜBERBLICK ZUM FÜNFTEN HAUPTKAPITEL #


Dieses Kapitel beschreibt den Einfluss eines Filters auf die  »Autokorrelationsfunktion«  $\rm (AKF)$  und das  »Leistungsdichtespektrum«  $\rm (LDS)$  stochastischer Signale.

Im Einzelnen werden behandelt:

  • die  »Berechnung von AKF und LDS«  am Filterausgang  ("Stochastische Systemtheorie"),
  • die Struktur und die Darstellung  »Digitaler Filter«  (nichrekursiv und rekursiv),
  • die  »Dimensionierung der Filterkoeffizienten«  für eine vorgegebene AKF,
  • die Bedeutung des  »Matched-Filters«  für die SNR-Maximierung von Nachrichtensystemen,
  • die Eigenschaften des  »Wiener-Kolmogorow-Filters«  zur Signalrekonstruktion.


Weitere Informationen zum Thema „Filterung stochastischer Signale” sowie Aufgaben, Simulationen und Programmierübungen finden Sie im

  • Kapitel 10:   Filterung stochastischer Signale (Programm fil)
  • Kapitel 11:   Optimale Filter (Programm ofi)


des Praktikums „Simulationsmethoden in der Nachrichtentechnik”.  Diese (ehemalige) LNT-Lehrveranstaltung an der TU München basiert auf

  • dem Lehrsoftwarepaket  LNTsim   ⇒   Link verweist auf die ZIP-Version des Programms, und
  • der  Praktikumsanleitung - Teil B   ⇒   Link verweist auf die PDF-Version mit Kapitel 10:  Seite 229-248 und Kapitel 11:  Seite 249-270.


Systemmodell und Problemstellung


Wir betrachten wie im Buch  Lineare zeitinvariante Systeme  die rechts skizzierte Anordnung,  wobei das System

  • sowohl durch die Impulsantwort  $h(t)$
  • als auch durch seinen Frequenzgang  $H(f)$


eindeutig beschrieben ist.  Der Zusammenhang zwischen diesen Beschreibungsgrößen im Zeit– und Frequenzbereich ist durch die  Fouriertransformation  gegeben.

Filtereinfluss auf Spektrum und Leistungsdichtespektrum (LDS)


Legt man an den Eingang das Signal  $x(t)$  an und bezeichnet das Ausgangssignal mit  $y(t)$,  so liefert die klassische Systemtheorie folgende Aussagen:

  • Das Ausgangssignal  $y(t)$  ergibt sich aus der  Faltung  zwischen dem Eingangssignal  $x(t)$  und der Impulsantwort  $h(t)$.  Die folgende Gleichung gilt für deterministische und stochastische Signale gleichermaßen:
$$y(t) = x(t) \ast h(t) = \int_{-\infty}^{+\infty} x(\tau)\cdot h ( t - \tau) \,\,{\rm d}\tau.$$
  • Bei deterministischen Signalen geht man meist den Umweg über die Spektralfunktionen.  Das Spektrum  $X(f)$  ist die Fouriertransformierte von  $x(t)$.  Die Multiplikation mit dem Frequenzgang  $H(f)$  führt zum Ausgangsspektrum  $Y(f)$.  Daraus lässt sich das Signal  $y(t)$  durch Fourierrücktransformation gewinnen.
  • Bei stochastischen Signalen versagt diese Vorgehensweise, da dann die Zeitfunktionen  $x(t)$  und  $y(t)$  nicht für alle Zeiten  von ­$–∞$  bis  $+∞$  vorhersagbar sind und die dazugehörigen Amplitudenspektren  $X(f)$  und  $Y(f)$  gar nicht existieren.  In diesem Fall muss auf die  Leistungsdichtespektren  übergegangen werden.

Amplituden- und Leistungsdichtespektrum


Wir betrachten einen ergodischen Zufallsprozess  $\{x(t)\}$,  dessen Autokorrelationsfunktion  $φ_x(τ)$  als bekannt vorausgesetzt wird.  Das Leistungsdichtespektrum  ${\it Φ}_x(f)$  ist dann über die Fouriertransformation ebenfalls eindeutig bestimmt und es gelten die folgenden Aussagen:

Zur AKF– und LDS–Berechnung eines Zufallssignals


  1. Das  Leistungsdichtespektren  ${\it Φ}_x(f)$  kann  – ebenso wie die Autokorrelationsfunktion  $φ_x(τ)$ –  für jede einzelne Musterfunktion des stationären und ergodischen Zufallsprozesses  $\{x(t)\}$  angegeben werden,  auch wenn der spezifische Verlauf von  $x(t)$  explizit nicht bekannt ist.

  2. Das  Amplitudenspektrum  $X(f)$  ist dagegen undefiniert,  da bei Kenntnis der Spektralfunktion  $X(f)$  auch die gesamte Zeitfunktion  $x(t)$  von  $–∞$  bis  $+∞$  über die Fourierrücktransformation bekannt sein müsste,  was bei einem stochastischen Signal eindeutig nicht der Fall sein kann.

  3. Ist entsprechend der nebenstehenden Skizze ein Zeitausschnitt der endlichen Zeitdauer  $T_{\rm M}$  bekannt,  so kann für diesen natürlich wieder die Fouriertransformation angewendet werden.


$\text{Satz:}$  Zwischen dem Leistungsdichtespektrum  ${\it Φ}_x(f)$  des zeitlich unendlich ausgedehnten Zufallssignals  $x(t)$  und dem Amplitudenspektrum  $X_{\rm T}(f)$  des begrenzten Zeitausschnittes  $x_{\rm T}(t)$  besteht der folgende Zusammenhang:

$${ {\it \Phi}_x(f)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm} \frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot \vert X_{\rm T}(f)\vert ^2.$$


$\text{Beweis:}$  Vorne wurde die  Autokorrelationsfunktion  eines ergodischen Prozesses mit der Musterfunktion  $x(t)$  wie folgt angegeben:

$${ {\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm} \frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x(t)\cdot x(t + \tau)\hspace{0.1cm} \rm d \it t.$$
  • Es ist zulässig, die zeitlich unbegrenzte Funktion  $x(t)$  durch die auf den Zeitbereich  $-T_{\rm M}/2$  bis  $+T_{\rm M}/2$  begrenzte Funktion  $x_{\rm T}(t)$  zu ersetzen.  $x_{\rm T}(t)$  korrespondiert mit dem Spektrum  $X_{\rm T}(f)$,  und man erhält durch Anwendung des  ersten Fourierintegrals  und des  Verschiebungssatzes:
$${ {\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm} \frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot \int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x_{\rm T}(t)\cdot \int^{+\infty}_{-\infty}X_{\rm T}(f)\cdot {\rm e}^{ {\rm j}2 \pi f ( t + \tau) } \hspace{0.1cm} \rm d \it f \hspace{0.1cm} \rm d \it t.$$
  • Nach Aufspalten des Exponenten und Vertauschen von Zeit- und Frequenzintegral ergibt sich:
$${ {\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm} \frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot \int^{+\infty}_{-\infty}X_{\rm T}(f)\cdot \left[ \int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x_{\rm T}(t)\cdot {\rm e}^{ {\rm j}2 \pi f t } \hspace{0.1cm} \rm d \it t \right] \cdot {\rm e}^{ {\rm j}2 \pi f \tau} \hspace{0.1cm} \rm d \it f.$$
  • Das innere Integral beschreibt das konjugiert–komplexe Spektrum  $X_{\rm T}^{\star}(f)$.  Daraus folgt weiter:
$${ {\it \varphi}_x(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm} \frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot \int^{+\infty}_{-\infty}\vert X_{\rm T}(f)\vert^2 \cdot {\rm e}^{ {\rm j}2 \pi f \tau} \hspace{0.1cm} \rm d \it f.$$
  • Ein Vergleich mit dem bei Ergodizität stets gültigen Theorem von  Wiener  und  Chintchin,
$${ {\it \varphi}_x(\tau)} = \int^{+\infty}_{-\infty}{\it \Phi}_x(f) \cdot {\rm e}^{ {\rm j}2 \pi f \tau} \hspace{0.1cm} \rm d \it f ,$$
zeigt die Gültigkeit der oben genannten Beziehung:
$${ {\it \Phi}_x(f)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm} \frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot \vert X_{\rm T}(f)\vert^2.$$
q.e.d.

Leistungsdichtespektrum des Filterausgangssignals


Kombiniert man die in den beiden letzten Abschnitten gemachten Aussagen, so kommt man zu folgendem wichtigen Ergebnis:

$\text{Satz:}$  Das Leistungsdichtespektrum (LDS) am Ausgang eines linearen zeitinvarianten Systems mit dem Frequenzgang  $H(f)$  ergibt sich als das Produkt

  • aus dem Eingangs–LDS  ${\it Φ}_x(f)$  und
  • der „Leistungsübertragungsfunktion”  $\vert H(f)\vert ^2$:
$${ {\it \Phi}_y(f)} = { {\it \Phi}_x(f)} \cdot \vert H(f)\vert ^2.$$


$\text{Beweis:}$  Ausgegangen wird von den drei bereits vorher hergeleiteten Beziehungen:

$${ {\it \Phi}_x(f)} =\hspace{-0.1cm} \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.01cm} \frac{1}{ T_{\rm M} }\hspace{-0.05cm}\cdot\hspace{-0.05cm} \vert X_{\rm T}(f)\vert^2,$$
$$ { {\it \Phi}_y(f)} =\hspace{-0.1cm} \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.01cm} \frac{1}{ T_{\rm M} }\hspace{-0.05cm}\cdot\hspace{-0.05cm}\vert Y_{\rm T}(f)\vert^2, $$
$$Y_{\rm T}(f) = X_{\rm T}(f) \hspace{-0.05cm}\cdot\hspace{-0.05cm} H(f).$$

Setzt man diese Gleichungen ineinander ein,  so erhält man das obige Ergebnis.

q.e.d.


Das folgende Beispiel verdeutlicht den Zusammenhang bei Weißem Rauschen.

$\text{Beispiel 1:}$  Am Eingang eines Gauß-Tiefpasses mit dem Frequenzgang

$$H(f) = {\rm e}^{- \pi \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}(f/\Delta f)^2}$$
Filtereinfluss im Frequenzbereich

liegt weißes Rauschen  $x(t)$  mit der Rauschleistungsdichte  ${ {\it \Phi}_x(f)} =N_0/2$  an   ⇒   zweiseitige Darstellung.  Dann gilt für das Leistungsdichtespektrum des Ausgangssignals:

$${ {\it \Phi}_y(f)} = \frac {N_0}{2} \cdot {\rm e}^{- 2 \pi \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}(f/\Delta f)^2}.$$

Die Grafik zeigt die Signale und Leistungsdichtespektren am Filtereingang und –ausgang.

Anmerkungen:

  1. Das Signal  $x(t)$  kann – streng genommen – nicht gezeichnet werden, da es eine unendlich große Leistung besitzt   ⇒   Integral über  ${\it Φ}_x(f)$  von  $-\infty$  bis  $+\infty$.
  2. Das Ausgangssignal  $y(t)$  ist niederfrequenter als  $x(t)$  und besitzt eine endliche Leistung entsprechend dem Integral über  ${\it Φ}_y(f)$.
  3. Bei einseitiger Darstellung würde  (nur)  für  $f>0$ gelten:  ${ {\it \Phi}_x(f)} =N_0$.  Die Aussagen  (1)  und  (2)  würden auch hier in gleicher Weise gelten.

Autokorrelationsfunktion des Filterausgangssignals


Das berechnete Leistungsdichtespektrum  $\rm (LDS)$  kann auch wie folgt geschrieben werden:

$${{\it \Phi}_y(f)} = {{\it \Phi}_x(f)} \cdot H(f) \cdot H^{\star}(f)$$

$\text{Satz:}$  Für die Autokorrelationsfunktion  $\rm (AKF)$  erhält man nach den  Gesetzmäßigkeiten der Fouriertransformation  und durch Anwendung des  Faltungssatzes:

$${ {\it \varphi}_y(\tau)} = { {\it \varphi}_x(\tau)} \ast h(\tau)\ast h(- \tau).$$


Beim Übergang vom Spektral– in den Zeitbereich ist zu beachten:

  • Einzusetzen sind jeweils die Fourierrücktransformierten,  nämlich
$${{\it \varphi}_y(\tau)} \circ\hspace{0.05cm}\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\bullet\,{{\it \Phi}_y(f)}, \hspace{0.5cm}{{\it \varphi}_x(\tau)} \circ\hspace{0.05cm}\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!\bullet\,{{\it \Phi}_x(f)}, \hspace{0.5cm}{h(\tau)} \circ\hspace{0.05cm}\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\bullet\,{H(f)}, \hspace{0.5cm}{h(-\tau)} \circ\hspace{0.05cm}\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\!\bullet\,{H^{\star}(f)}$$
  • Zudem wird aus jeder Multiplikation eine Faltungsoperation.


$\text{Beispiel 2:}$  Wir betrachten nochmals das gleiche Szenario wie  im  $\text{Beispiel 1}$,  aber diesmal im Zeitbereich.  Es gilt auch hier:

Filtereinfluss im Zeitbereich
  • Zweiseitiges weißes Rauschen  ${ {\it \Phi}_x(f)} =N_0/2$,
  • gaußförmiges Filter:   $H(f) = {\rm e}^{- \pi \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}(f/\Delta f)^2}\hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} h(t) = \Delta f \cdot {\rm e}^{- \pi \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}(\Delta f \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm}t)^2}.$


Man erkennt aus dieser Darstellung:

  1. Die AKF des Eingangssignals ist nun eine Diracfunktion mit dem Gewicht  $N_0/2$.
  2. Durch zweimalige Faltung mit der  (hier ebenfalls gaußförmigen)  Impulsantwort  $h(t)$  bzw.  $h(–t)$  erhält man die AKF  $φ_y(τ)$  des Ausgangssignals.
  3. Auch die AKF  $φ_y(τ)$  des Ausgangssignals ist also gaußförmig.
  4. Der AKF–Wert bei  $τ = 0$  ist gleich der Fläche des Leistungsdichtespektrums  ${\it Φ}_y(f)$  und kennzeichnet die Signalleistung  (Varianz)  $σ_y^2$.
  5. Dagegen ergibt die Fläche unter  $φ_y(τ)$  den LDS-Wert  ${\it Φ}_y(f = \rm 0)$,  also  $N_0/2$.

Kreuzkorrelationsfunktion zwischen Eingangs- und Ausgangssignal


Zur Berechnung der Kreuzkorrelationsfunktion

Wir betrachten wieder ein Filter mit dem Frequenzgang  $H(f)$  und der Impulsantwort  $h(t)$.  Weiter gilt:

  1. Das stochastische Eingangssignal  $x(t)$  ist eine Musterfunktion des ergodischen Zufallsprozesses  $\{x(t)\}$.

  2. Die zugehörige Autokorrelationsfunktion  $\rm (AKF)$  am Filtereingang ist somit  $φ_x(τ)$, während das Leistungsdichtespektrum  $\rm (LDS)$  mit  ${\it Φ}_x(f)$  bezeichnet wird.

  3. Die entsprechenden Beschreibungsgrößen des ergodischen Zufallsprozesses  $\{y(t)\}$  am Filterausgang sind
  • die Musterfunktion  $y(t)$,
  • die Autokorrelationsfunktion  $φ_y(τ)$  sowie
  • das Leitsungsdichtespektrum  ${\it Φ}_y(f)$.


$\text{Satz:}$  Für die  Kreuzkorrelationsfunktion  $\rm (KKF)$  zwischen dem Eingangs– und dem Ausgangssignal gilt:

$${ {\it \varphi}_{xy}(\tau)} = h(\tau)\ast { {\it \varphi}_x(\tau)} .$$

Hierbei bezeichnet  $h(τ)$  die Impulsantwort des Filters  $($mit der Zeitvariablen  $τ$  anstelle von  $t)$  und  ${ {\it \varphi}_{x}(\tau)}$  die AKF des Eingangssignals.


$\text{Beweis:}$  Allgemein gilt für die Kreuzkorrelationsfunktion zwischen zwei Signalen  $x(t)$  und  $y(t)$:

$${ {\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}\frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x(t)\cdot y(t + \tau)\hspace{0.1cm} \rm d \it t.$$
  • Mit der allgemeingültigen Beziehung  $y(t) = h(t) \ast x(t)$  und der formalen Integrationsvariablen  $θ$  lässt sich hierfür auch schreiben:
$${ {\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm}\frac{1}{ T_{\rm M} }\cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x(t)\cdot \int^{+\infty}_{-\infty} h(\theta) \cdot x(t + \tau - \theta)\hspace{0.1cm}{\rm d}\theta\hspace{0.1cm}{\rm d} \it t.$$
  • Durch Vertauschen der beiden Integrale und Hereinziehen der Grenzwertbildung in das Integral erhält man:
$${ {\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \int^{+\infty}_{-\infty} h(\theta) \cdot \left[ \lim_{T_{\rm M}\to\infty}\hspace{0.2cm} \frac{1}{ T_{\rm M} } \cdot\int^{+T_{\rm M}/2}_{-T_{\rm M}/2}x(t)\cdot x(t + \tau - \theta)\hspace{0.1cm} \hspace{0.1cm} {\rm d} t \right]{\rm d}\theta.$$
  • Der Ausdruck in den eckigen Klammern ergibt den AKF-Wert am Eingang zum Zeitpunkt  $τ - θ$:
$${ {\it \varphi}_{xy}(\tau)} = \int^{+\infty}_{-\infty}h(\theta) \cdot \varphi_x(\tau - \theta)\hspace{0.1cm}\hspace{0.1cm} {\rm d}\theta = h(\tau)\ast { {\it \varphi}_x(\tau)} .$$
  • Das verbleibende Integral beschreibt aber die Faltungsoperation in ausführlicher Schreibweise.
q.e.d.


$\text{Fazit:}$  Im Frequenzbereich lautet die entsprechende Gleichung:

$${ {\it \Phi}_{xy}(f)} = H(f)\cdot{ {\it \Phi}_x(f)} \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} H(f) = \frac{ {\it \Phi}_{xy}(f)}{ {\it \Phi}_{x}(f)}.$$

Diese Gleichung zeigt,  dass der Filterfrequenzgang  $H(f)$  aus einer Messung mit stochastischer Anregung vollständig  – also sowohl der Betrag als auch die Phase –  berechnet werden kann,  wenn folgende Beschreibungsgrößen ermittelt werden:

  • die statistischen Kenngrößen am Eingang, entweder die AKF  $φ_x(τ)$  oder das  LDS ${\it Φ}_x(f)$,
  • sowie die Kreuzkorrelationsfunktion  $φ_{xy}(τ)$  bzw. deren Fouriertransformierte  ${\it Φ}_{xy}(f)$.

Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 5.1: Gaußsche AKF und Gaußtiefpass

Aufgabe 5.1Z: $\cos^2$-Rauschbegrenzung

Aufgabe 5.2: Bestimmung des Frequenzgangs

Aufgabe 5.2Z: Zweiwegekanal