Phasenmodulation (PM)
Das dritte Kapitel beschreibt die Winkelmodulation (WM) – dieser Name steht als Oberbegriff für Phasenmodulation (PM) und Fequenzmodulation (FM) – sowie die zugehörigen Demodulatoren. Im Einzelnen werden behandelt:
- die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Phasen– und Frequenzmodulation,
- die Signalverläufe und Spektralfunktion winkelmodulierter Signale und Einfluss einer Bandbegrenzung,
- das gegenüber der AM günstigere Signal–zu–Rausch–Leistungsverhältnis der FM.
Weitere Informationen zum Thema sowie Aufgaben, Simulationen und Programmierübungen finden Sie im Versuch „Analoge Modulationsverfahren” des Praktikums „Simulation Digitaler Übertragungssysteme ”. Diese (ehemalige) LNT-Lehrveranstaltung an der TU München basiert auf
- dem Windows-Programm AMV ⇒ Link verweist auf die ZIP-Version des Programms; und
- der zugehörigen Praktikumsanleitung ⇒ Link verweist auf die PDF-Version.
Der erste Abschnitt „Phasenmodulation” ist wie folgt gegliedert:
Inhaltsverzeichnis
- 1 Gemeinsamkeiten zwischen Phasen– und Frequenzmodulation
- 2 Signalverläufe bei Phasenmodulation
- 3 Äquivalentes TP–Signal bei Phasenmodulation
- 4 Interpretation des Besselspektrums
- 5 Spektralfunktion eines phasenmodulierten Sinussignals
- 6 Phasenmodulation der Summe zweier Sinusschwingungen
- 7 Aufgaben zum Kapitel
- 8 Quellenverzeichnis
Gemeinsamkeiten zwischen Phasen– und Frequenzmodulation
Schon im Kapitel Allgemeines Modell der Modulation wurde darauf hingewiesen, dass es zwischen der Phasenmodulation (PM) und der Frequenzmodulation (FM) substanzielle Gemeinsamkeiten gibt. Man fasst deshalb diese beiden verwandten Modulationsverfahren unter dem Oberbegriff „Winkelmodulation” zusammen.
Definition: Eine Winkelmodulation – abgekürzt WM – liegt immer dann vor, wenn sich das modulierte Signal wie folgt darstellen lässt:
- s(t)=AT⋅cos(ψ(t))=AT⋅cos(ωT⋅t+ϕ(t)).
Hierbei bezeichnet AT wie bei der Amplitudenmodulation die Amplitude des Trägersignals z(t). Die gesamte Information über das Quellensignal q(t) steckt nun aber in der Winkelfunktion ψ(t).
Anhand der Darstellung des äquivalenten Tiefpass–Signals sTP(t) in der komplexen Ebene (wir bezeichnen eine solche Grafik als „Ortskurve”) sind folgende Charakteristika der Winkelmodulation zu erkennen:
- Die Ortskurve ist ein Kreisbogen mit dem Radius AT. Daraus folgt, dass die Hüllkurve eines winkelmodulierten Signals stets konstant ist:
- a(t)=|sTP(t)|=AT=const.
- Das äquivalente Tiefpass–Signal ist bei Winkelmodulation immer komplex und durch eine zeitabhängige Phasenfunktion ϕ(t) (in Radian) festgelegt, welche die Nulldurchgänge von s(t) bestimmt:
- sTP(t)=AT⋅ej⋅ϕ(t).
- Bei symmetrischem Quellensignal q(t) kann ϕ(t) alle Werte zwischen ±ϕmax annehmen, wobei ϕmax den Phasenhub angibt. Je größer der Phasenhub ist, desto intensiver ist die Modulation.
- Bei einer harmonischen Schwingung ist der Phasenhub ϕmax gleich dem Modulationsindex η. Die Verwendung von η zeigt im Folgenden also gleichzeitig an, dass q(t) nur eine einzige Frequenz beinhaltet.
- Der Zusammenhang zwischen Quellensignal q(t) und Winkelfunktion ψ(t)=cos[ωT·t+ϕ(t)] bzw. der daraus ableitbaren Phasenfunktion ϕ(t) unterscheidet sich bei der Phasen– und der Frequenzmodulation grundsätzlich, worauf im Kapitel Frequenzmodulation noch ausführlich eingegangen wird.
Beispiel 1: Die folgende Grafik zeigt jeweils rechts das Sendesignal s(t) ⇒ blaue Signalverläufe im Vergleich zum Trägersignal z(t) ⇒ rote Schwingungen sowie links das äquivalente Tiefpass–Signal sTP(t) in der komplexen Ebene. Diese Darstellung in der komplexen Ebene bezeichnen wir auch als die „Ortskurve” ⇒ grüne Kurvenverläufe.
Die obere Skizze gilt für die Winkelmodulation (WM). In diesem Fall beschreibt das äquivalente TP–Signal sTP(t)=AT·ej·ϕ(t) einen Kreisbogen, und es ergibt sich eine konstante Einhüllende a(t)=AT.
- Die Information über das Quellensignal q(t) steckt bei der Winkelmodulation ausschließlich in der Lage der Nulldurchgänge von s(t).
- Gilt momentan ϕ(t)<0, so treten die Nulldurchgänge von s(t) später als diejenigen von z(t) auf. Andernfalls – bei ϕ(t)>0 – sind die Nulldurchgänge von s(t) gegenüber z(t) vorlaufend.
Die untere Skizze gilt für die im zweiten Kapitel ausführlich behandelte Zweiseitenband–Amplitudenmodulation (ZSB-AM), gekennzeichnet durch
- die zeitabhängige Hüllkurve a(t) entsprechend dem Quellensignal q(t),
- äquidistante Nulldurchgänge von s(t) gemäß dem Trägersignal z(t), und
- eine horizontale Gerade als Ortskurve sTP(t).
Das vorliegende dritte Kapitel wurde nach folgenden Gesichtspunkten gegliedert:
- Ein jedes FM–System kann durch einfache Modifikationen in ein entsprechendes PM–System übergeführt werden und umgekehrt.
- Größere Bedeutung bei Analogsystemen hat die FM aufgrund des günstigeren Rauschverhaltens. Deshalb werden Realisierungsaspekte für Modulator/Demodulator erst im Kapitel Frequenzmodulation (FM) behandelt.
- Die Phasenmodulation (PM) ist gegenüber der FM leichter zu verstehen. Deshalb werden zunächst in diesem ersten Kapitel die grundlegenden Eigenschaften eines Winkelmodulationssystems am Beispiel der PM dargelegt.
Signalverläufe bei Phasenmodulation
Ohne Einschränkung der Allgemeingültigkeit wird im Folgenden stets vorausgesetzt:
- ein cosinusförmiges Trägersignal z(t)=AT·cos(ωT·t), das heißt die Trägerphase ϕT= 0,
- ein spitzenwertbegrenztes Quellensignal in den Grenzen –qmax≤q(t)≤+qmax.
Definition: Ist die Phasenfunktion ϕ(t) proportional dem anliegenden Quellensignal q(t), so spricht man von einer Phasenmodulation (PM), und es gilt:
- ϕ(t)=KPM⋅q(t)⇒ψ(t)=ωT⋅t+ϕ(t)⇒s(t)=AT⋅cos(ψ(t)).
Hierbei bezeichnet KPM die dimensionsbehaftete Modulatorkonstante. Beschreibt das Quellensignal q(t) einen Spannungsverlauf, so besitzt diese Konstante die Einheit 1/V.
Die Phasenmodulaton ist um so intensiver,
- je größer die Modulatorkonstante KPM, und
- je größer der Maximalwert qmax des Quellensignals ist.
Quantitativ erfasst wird dieser Sachverhalt durch den Phasenhub
- ϕmax=KPM⋅qmax.
Bei einer harmonischen Schwingung wird der Phasenhub auch als Modulationsindex bezeichnet und es gilt mit der Amplitude AN des Quellensignals: η=ηPM=KPM⋅AN.
Zu dieser Gleichung ist Folgendes anzumerken:
- Der Modulationsindex η ist vergleichbar mit dem Modulationsgrad m bei ZSB–AM mit Träger.
- In der Ortskurve beschreiben ϕmax bzw. η den halben Winkel des Kreisbogens in „Radian”.
- Bei anderem Quellensignal mit gleichem η – zum Beispiel bei anderer Nachrichtenphase ϕN – ändert sich die Ortskurve nicht, lediglich die zeitliche Bewegung auf der Ortskurve.
- Der Modulationsindex wird auch zur Beschreibung der Frequenzmodulation herangezogen, doch ist er dann etwas unterschiedlich zu berechnen. Wir unterscheiden deshalb zwischen ηPM und ηFM.
Beispiel 2: Die Grafik zeigt oben das sinusförmige Quellensignal q(t) mit der Frequenz fN=2 kHz und der Amplitude AN sowie zwei phasenmodulierte Signale. Diese unterscheiden sich durch den Parameter η=1 bzw. η=3:
- sη(t)=AT⋅cos(ωT⋅t+η⋅sin(ωN⋅t)).
Grau gepunktet ist jeweils das cosinusförmige Trägersignal z(t) eingezeichnet, wobei (fT=20 kHz zugrunde liegt.
Der Modulationsindex η=1 und damit das Sendesignal s1(t) ergibt sich zum Beispiel mit AN=1 Vund KPM=1/V, aber auch mit den Parameterwerten AN=2 V und KPM=0.5/V.
- Man erkennt, dass die Nulldurchgänge des Sendesignals s1(t) und des Trägersignals z(t) genau dann übereinstimmen, wenn q(t)≈ 0 ist.
- Bei q(t)=+AN kommen die Nulldurchgänge von s1(t) um 1/(2π)≈0.159 einer Trägerperiode T0 früher („vorlaufend”), bei q(t)= –AN um den gleichen Bruchteil später („nachlaufend”).
- Erhöht man den Modulationsindex – entweder durch Verdreifachung von AN oder von KPM – auf η=3, so ergibt sich qualitativ das gleiche Resultat, aber eine intensivere Phasenmodulation.
- Die Nulldurchgänge des Signals s3(t) sind gegenüber denen des Taktsignals nun um maximal ±3/(2π)≈±0.5 einer Trägerperiode verschoben, also bis zu ±T0/2.
Äquivalentes TP–Signal bei Phasenmodulation
Als Vorbereitung zur Herleitung des Spektrums S(f) eines phasenmodulierten Signals s(t) wird zunächst das äquivalente TP–Signal sTP(t) analysiert. Dabei gehen wir von folgenden Voraussetzungen aus:
- ein sinusförmiges Quellensignal mit Amplitude AN und Frequenz fN,
- ein cosinusförmiges Trägersignal mit Amplitude AT und Frequenz fT,
- eine Phasenmodulation mit dem Modulationsindex η=KPM·AN.
Damit lauten das phasenmodulierte Signal sowie das dazugehörige äquivalente Tiefpass–Signal:
- s(t)=AT⋅cos(ωT⋅t+η⋅sin(ωN⋅t)),sTP(t)=AT⋅ej⋅η⋅sin(ωN⋅t).
Dieses Signal ist periodisch und kann somit durch eine komplexe Fourierreihe dargestellt werden. Damit erhält man allgemein:
- sTP(t)=+∞∑n=−∞Dn⋅ej⋅n⋅ωN⋅t.
In dem hier betrachteten Sonderfall (sinusförmiges Quellensignal, cosinusförmiger Träger) sind die im Allgemeinen komplexen Fourierkoeffizienten Dn alle reell und mit den Besselfunktionen Jn(η) erster Art und n–ter Ordnung wie folgt gegeben:
- Dn=AT⋅Jn(η).
{{BlaueBox|TEXT= Wichtiges Zwischenergebnis: Nun soll mathematisch nachgewiesen werden, dass das äquivalente Tiefpass–Signal bei Phasenmodulation tatsächlich in die folgende Funktionsreihe umgewandelt werden kann:
- sTP(t)=AT⋅ej⋅η⋅sin(ωN⋅t)⇒sTP(t)=AT⋅+∞∑n=−∞Jn(η)⋅ej⋅n⋅ωN⋅t.
Beweis: Wir setzen vereinfachend AT=1. Damit lautet das gegebene äquivalente Tiefpass–Signal: sTP(t)=ej⋅η⋅sin(ωN⋅t).
1. Mit x=j·η·sin(γ) und γ=ωN·t lautet die Potenzreihenentwicklung dieser Gleichung:
- sTP(t)=ex=1+x+12!⋅x2+13!⋅x3+...=1+j⋅η⋅sin(γ)+12!⋅j2⋅η2⋅sin2(γ)+13!⋅j3⋅η3⋅sin3(γ)+...
2. Die einzelnen trigonometrischen Ausdrücke können wie folgt umgeformt werden:
- 12!⋅j2⋅η2⋅sin2(γ)=−η22⋅2!⋅[1−cos(2γ)],13!⋅j3⋅η3⋅sin3(γ)=−j⋅η34⋅3!⋅[3⋅sin(γ)−sin(3γ)],
- 14!⋅j4⋅η4⋅sin4(γ)=η48⋅4!⋅[3+4⋅cos(2γ)+cos(4γ)],...
3. Durch Umordnen erhält man mit Jn(η), den Besselfunktionen erster Art und n–ter Ordnung:
- sTP(t)=1⋅J0(η)+2⋅j⋅J1(η)⋅sin(γ)+2⋅J2(η)⋅cos(2γ)+2⋅j⋅J3(η)⋅sin(3γ)+2⋅J4(η)⋅cos(4γ)+...
4. Mit dem Satz von Euler kann hierfür auch geschrieben werden:
- sTP(t)=J0(η)+[ej⋅γ−e−j⋅γ]⋅J1(η)+[ej⋅2γ+e−j⋅2γ]⋅J2(η)+[ej⋅3γ−e−j⋅3γ]⋅J3(η)+[ej⋅4γ+e−j⋅4γ]⋅J4(η)+...
5. Die Besselfunktionen zeigen folgende Symmetrieeigenschaften:
- J−n(η)=(−1)n⋅Jn(η)⇒J−1(η)=−J1(η),J−2(η)=J2(η),J−3(η)=−J3(η),J−4(η)=J4(η).
6. Berücksichtigt man diesen Sachverhalt und den bisher weggelassenen Faktor AT, so erhält man das gewünschte Ergebnis:
- sTP(t)=AT⋅+∞∑n=−∞Jn(η)⋅ej⋅n⋅ωN⋅t.}}
Diese bereits 1844 von Friedrich Wilhelm Bessel eingeführten mathematischen Funktionen sind wie folgt definiert (erste Gleichung) und können gemäß der zweiten Gleichung durch eine Reihe angenähert werden:
- Jn(η)=12π⋅∫+π−πej⋅(η⋅sin(α)−n⋅α)dα=∞∑k=0(−1)k⋅(η/2)n+2⋅kk!⋅(n+k)!.
Die nebenstehende Grafik zeigt die jeweils ersten drei Summanden (k=0,1,2) der Reihen J0(η), ... , J3(η). Der rot umrandete Term – gültig für n=3 und k=2 – lautet beispielsweise in ausgeschriebener Form:
- (−1)2⋅(η/2)3+2⋅22!⋅(3+2)!=1240⋅(η2)7.
- Die Besselfunktionen Jn(η) findet man aber auch in Formelsammlungen oder mit Hilfe des von uns bereitgestellten Berechnungsmodul Werte der Besselfunktion erster Art und n–ter Ordnung.
- Sind die Funktionswerte für n=0 und n=1 bekannt, so können daraus die Besselfunktionen für n≥2 iterativ ermittelt werden:
- Jn(η)=2⋅(n−1)/η⋅Jn−1(η)−Jn−2(η).
Interpretation des Besselspektrums
Die Grafik zeigt die Besselfunktionen J0(η), ... , J7(η) abhängig vom Modulationsindex η (0≤η≤10).
Man findet diese auch in Formelsammlungen wie [BS01][1] in tabellarischer Form. Die erste Art wird durch das „J” ausgedrückt, die Ordnung durch den Index.
Anhand dieser Grafik können für das äquivalente Tiefpass-Signal
- sTP(t)=AT⋅+∞∑n=−∞Jn(η)⋅ej⋅n⋅ωN⋅t
folgende Eigenschaften abgeleitet werden:
- Das äquivalente TP–Signal setzt sich aus einem ruhenden Zeiger (n=0) sowie unendlich vielen im Uhrzeigersinn (n<0) bzw. entgegen dem Uhrzeigersinn (n>0) drehenden Zeigern zusammen.
- Die Zeigerlängen hängen über die Besselfunktionen Jn(η) vom Modulationsindex η ab. Je kleiner η ist, um so mehr Zeiger können allerdings für die Konstruktion von sTP(t) vernachlässigt werden.
- Für den Modulationsindex η= 1 gilt beispielsweise folgende Näherung:
sTP(t)=J0(1)+J1(1)⋅ejωNt+J2(1)⋅ej2ωNt+J3(1)⋅ej3ωNt−J1(1)⋅e−jωNt+J2(1)⋅e−j2ωNt−J3(1)⋅e−j3ωNt.
- Hierbei ist die Symmetriebeziehung J–n(η)=(–1)n·Jn(η) berücksichtigt. Es gilt also:
- J−1(η)=−J1(η),J−2(η)=J2(η),J−3(η)=−J3(η).
- Weiter erkennt man aus obiger Gleichung, dass sich sTP(t) mit η=3 aus deutlich mehr Zeigern (nämlich mit den Indizes J–6(η), ... , J+6(η) zusammensetzen würde.
{{GraueBox|TEXT=
Beispiel 3: Die Besselfunktionen liefern für den Modulationsindex η=1 folgende Zahlenwerte:
- J0=0.765,J1=−J−1=0.440,J2=J−2=0.115,J3=−J−3=0.020.
Die Grafik zeigt die Zusammensetzung der Ortskurve aus den sieben Zeigern (J3 und J−3 fehlen in der Skizze, aber nicht im Gesamtsignal).
Die Frequenz des sinusförmigen Quellensignals ist fN=2 kHz, woraus sich die Periodendauer TN=1/fN=500 μs ergibt. Vereinfachend wird AT=1 gesetzt.
Das linke Bild zeigt die Momentaufnahme zur Zeit t=0.
- Wegen J1= –J–1 und J3= –J–3 gilt hierfür:
- sTP(t=0)=J0+J2+J−2=0.765+2⋅0.115=0.995.
- Aus dem reellen Ergebnis folgt die Phase ϕ(t=0)=0 und der Betrag a(t=0)=1.
- Der geringfügig abweichende Wert 0.995 zeigt, dass J4=J–4 zwar sehr klein (≈0.002) ist, aber nicht identisch 0.
Das rechte Bild zeigt die Verhältnisse zur Zeit t=TN/4=125 μs:
- Die Zeiger mit den Längen J–1 und J1 haben sich im bzw. entgegen dem Uhrzeigersinn um 90∘ gedreht und zeigen nun beide in Richtung der imaginären Achse.
- Die Zeiger J2 und J–2 drehen doppelt so schnell wie J1 bzw. J–1 und zeigen nun beide in Richtung der negativen reellen Achse.
- J3 und J–3 drehen im Vergleich zu J1 und J–1 mit dreifacher Geschwindigkeit und zeigen jetzt beide nach unten.
Damit erhält man:
- sTP(t=125μs)=J0−2⋅J2+j⋅(2⋅J1−2⋅J3)=0.535+j⋅0.840
- ⇒a(t=125μs)=√0.5352+0.8402=0.996,
- ⇒ϕ(t=125μs)=arctan0.8400.535=57.5∘≈1rad.
Auch zu allen anderen Zeitpunkten ergibt die vektorielle Summe der sieben Zeiger jeweils einen Punkt auf dem Kreisbogen mit Winkel ϕ(t), wobei |ϕ(t)|≤η=1 rad gilt. }}
Spektralfunktion eines phasenmodulierten Sinussignals
Ausgehend vom eben berechneten äquivalenten Tiefpass–Signal erhält man für das analytische Signal:
- s+(t)=sTP(t)⋅ej⋅ωT⋅t=AT⋅+∞∑n=−∞Jn(η)⋅ej⋅(ωT+n⋅ωN)⋅t
Durch Fouriertransformation ergibt sich für das Spektrum des analytischen Signals:
- S+(f)=AT⋅+∞∑n=−∞Jn(η)⋅δ[f−(fT+n⋅fN)].
Das Spektrum des physikalischen Signals erhält man durch Ausweitung auf negative Frequenzen unter Berücksichtigung des Faktors 1/2:
- S(f)=AT2⋅+∞∑n=−∞Jn(η)⋅δ[f±(fT+n⋅fN)].
Anhand der Grafik sind folgende Aussagen möglich:
- Das Spektrum S+(f) eines phasenmodulierten Sinussignals besteht aus unendlich vielen diskreten Linien im Abstand der Nachrichtenfrequenz fN. Es ist somit prinzipiell unendlich weit ausgedehnt.
- Die Höhen (Gewichte) der Spektrallinien bei fT+n·fN (wobei n ganzzahlig ist) sind durch den Modulationsindex η über die Besselfunktionen Jn(η) festgelegt.
- Die Werte der Besselfunktionen Jn(η) zeigen, dass man in der Praxis durch Bandbegrenzung das Spektrum nur wenig verändert. Der daraus resultierende Fehler wächst aber mit steigendem η.
- Die Spektrallinien sind bei sinusförmigem Quellensignal und cosinusförmigem Träger reell und für gerades n symmetrisch um fT. Bei ungeradem n ist ein Vorzeichenwechsel zu berücksichtigen.
- Die Phasenmodulation einer Schwingung mit anderer Phase von Quellen– und/oder Trägersignal liefert das gleiche Betragsspektrum und unterscheidet sich nur bezüglich der Phasenfunktion.
- Setzt sich das Nachrichtensignal aus mehreren Schwingungen zusammen, so ist die Berechnung des Spektrums schwierig (Faltung der Einzelspektren, siehe nächster Abschnitt und Aufgabe 3.3).
Phasenmodulation der Summe zweier Sinusschwingungen
Setzt sich das Quellensignal aus der Summe zweier Sinusschwingungen zusammen, so lauten die Signale am Ausgang des Phasenmodulators:
- s(t)=AT⋅cos[ωT⋅t+η1⋅sin(ω1⋅t)+η2⋅sin(ω2⋅t)],
- sTP(t)=AT⋅ej⋅[η1⋅sin(ω1⋅t)+η2⋅sin(ω2⋅t)].
Zur einfacheren Darstellung setzten wir nun AT=1 und erhalten:
- sTP(t)=ej⋅η1⋅sin(ω1⋅t)⋅ej⋅η2⋅sin(ω2⋅t).
Die Spektralfunktionen der beiden Terme lauten:
- ej⋅η1⋅sin(2π⋅f1⋅t)∘−−−∙B1(f)=+∞∑n=−∞Jn(η1)⋅δ(f−n⋅f1),
- ej⋅η2⋅sin(2π⋅f2⋅t)∘−−−∙B2(f)=+∞∑n=−∞Jn(η2)⋅δ(f−n⋅f2).
Die beiden Besselfunktionen B1(f) und B2(f) beschreiben Linienspektren im Frequenzabstand f1 und f2, deren Impulsgewichte durch η1 und η2 bestimmt sind. Aufgrund der Multiplikation im Zeitbereich ergibt sich für die Spektralfunktion die Faltung:
- STP(f)=B1(f)⋆B2(f)=S+(f+fT).
Beispiel 4: Die linke Grafik zeigt die Besselfunktion B1(f) für η1=0.64 und f1=1 kHz; auf die Linien bei f=±2 kHz mit denGewichten 0.05 ist der Übersichtlichkeit halber verzichtet.
Die Funktion B2(f) gilt für den gleichen Modulationsindex η2=η1, aber für die Nachrichtenfrequenz f2=4 kHz.
- Das Tiefpass-Spektrum STP(f)=B1(f)⋆B2(f) besteht hier aus neun Diraclinien. Es ist im rechten Diagramm skizziert.
- Durch Frequenzverschiebung um die Trägerfrequenz fT nach rechts erhält man das Spektrum S+(f) des analytischen Signals s+(t).
Aufgaben zum Kapitel
Aufgabe 3.1: Ortskurve bei Phasenmodulation
Zusatzaufgabe 3.1Z: Einfluss der Nachrichtenphase bei PM
Aufgabe 3.2: Spektrum bei Winkelmodulation
Zusatzaufgabe 3.2Z: Besselspektrum
Aufgabe 3.3: Summe zweier Schwingungen
Zusatzaufgabe 3.3Z: Kenngrößenbestimmung
Aufgabe 3.4: Einfacher Phasenmodulator
Quellenverzeichnis
- ↑ Bronstein, I.N.; Semendjajew, K.A.: Taschenbuch der Mathematik. 5. Auflage. Frankfurt: Harry Deutsch, 2001.