Zweidimensionale Zufallsgrößen

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Eigenschaften und Beispiele

Als Überleitung zu den Korrelationsfunktionen betrachten wir nun zwei Zufallsgrößen $x$ und $y$, zwischen denen statistische Abhängigkeiten bestehen. Jede der beiden Zufallsgrößen kann für sich alleine mit den in Kapitel 2 bzw. Kapitel 3 eingeführten Kenngrößen beschrieben werden, je nachdem, ob es sich um eine diskrete oder um eine kontinuierliche Zufallsgröße handelt.

Zur Beschreibung der Wechselbeziehungen zwischen zwei Größen $x$ und $y$ ist es zweckmäßig, die beiden Komponenten zu einer zweidimensionalen Zufallsgröße $(x, y)$ zusammenzufassen. Die Einzelkomponenten können Signale sein wie der Real- und Imaginärteil eines phasenmodulierten Signals. Aber es gibt auch in anderen Bereichen eine Vielzahl von 2D-Zufallsgrößen.


Das folgende linke Diagramm stammt von dem Zufallsexperiment Werfen mit zwei Würfeln. Nach rechts aufgetragen ist die Augenzahl des ersten Würfels $(W_1)$, nach oben die Summe $S$ beider Würfel. Die beiden Komponenten sind hier jeweils diskrete Zufallsgrößen, zwischen denen statistische Bindungen bestehen. Ist $W_1 =$ 1, so kann $S$ nur Werte zwischen 2 und 7 annehmen und zwar mit jeweils gleicher Warscheinlichkeit, bei $W_1 =$ 6 dagegen die Werte zwischen 7 und 12.

Beispiele korrelierter Zufallsgrößen

Rechts sind die Maximaltemperaturen der 31 Tage im Mai 2002 von München (nach oben) und der Zugspitze (nach rechts) gegenübergestellt. Beide Zufallsgrößen sind wertkontinuierlich. Obwohl die Messpunkte etwa 100 km auseinander liegen und es auf der Zugspitze aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen (knapp 3000 gegenüber 520 Meter) im Mittel um etwa 20 Grad kälter ist als in München, erkennt man doch eine gewisse statistische Abhängigkeit zwischen den beiden Größen $Θ_{\rm M}$ und $Θ_{\rm Z}$: Ist es in München warm, dann sind auch auf der Zugspitze eher angenehme Temperaturen zu erwarten. Der Zusammenhang ist aber nicht deterministisch: Der kälteste Tag im Mai 2002 war in München ein anderer als der kälteste Tag auf der Zugspitze.

Verbundwahrscheinlichkeitsdichtefunktion

Wir beschränken uns hier meist auf kontinuierliche Zufallsgrößen. Manchmal wird jedoch auch auf die Besonderheiten zweidimensionaler diskreter Zufallsgrößen genauer eingegangen.

Die meisten der bisherigen, für eindimensionale Zufallsgrößen definierten Kenngrößen können problemlos auf zweidimensionale Größen erweitert werden:

  • Die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion der zweidimensionalen Zufallsgröße an der Stelle $(x_\mu, y_\mu)$, die man auch als Verbundwahrscheinlichkeitsdichtefunktion bezeichnet, ist eine Erweiterung der eindimensionalen WDF $(∩$ kennzeichnet die logische UND-Verknüpfung):

$$f_{\rm xy}(x_\mu, \hspace{0.1cm}y_\mu) = \hspace{12.0cm}\\ ...\hspace{0.1cm}= \lim_{\left.{\Delta x\rightarrow 0 \atop {\Delta y\rightarrow 0}}\right.} \frac{{\rm Pr}[(x_\mu-{\rm \Delta} x/{\rm 2 \le} x {\rm \le} x_\mu +{\rm \Delta} x/{\rm 2}) \cap (y_\mu-{\rm \Delta} y/{\rm 2} \le y \le y_\mu +{\rm \Delta}y/{\rm 2})]}{{\rm \Delta} \ x\cdot{\rm \Delta} y}.$$

Bei diskreten Zufallsgrößen ist die Definition geringfügig zu modifizieren: Bei den jeweils unteren Bereichsgrenzen ist gemäß Kapitel 3.2 das „≤”–Zeichen durch das „<”–Zeichen zu ersetzen.
  • Anhand dieser (Verbund)–WDF $f_{\rm xy}(x, y)$ werden auch statistische Abhängigkeiten innerhalb der zweidimensionalen Zufallsgröße $(x, y)$ vollständig erfasst im Gegensatz zu den beiden eindimensionalen Dichtefunktionen ⇒ Randwahrscheinlichkeitsdichtefunktionen:

$$f_{\rm x}(x) = \int _{-\infty}^{+\infty} f_{\rm xy}(x,y) \,\,{\rm d}y ,$$ $$f_{\rm y}(y) = \int_{-\infty}^{+\infty} f_{\rm xy}(x,y) \,\,{\rm d}x .$$

Die beiden Randdichtefunktionen $f_x(x)$ und $f_y(y)$ liefern lediglich statistische Aussagen über die Einzelkomponenten $x$ bzw. $y$, nicht jedoch über die Bindungen zwischen diesen.

Zweidimensionale Verteilungsfunktion

Auch die 2D-Verteilungsfunktion ist lediglich eine sinnvolle Erweiterung der eindimensionalen Verteilungsfunktion (VTF): $$F_{\rm xy}(r_{\rm x},r_{\rm y}) = {\rm Pr}\left [(x \le r_{\rm x}) \cap (y \le r_{\rm y}) \right ] .$$ Der Funktionalzusammenhang zwischen zweidimensionaler WDF und zweidimensionaler VTF ist wie im eindimensionalen Fall durch die Integration gegeben, aber nun in zwei Dimensionen. Bei kontinuierlichen Zufallsgrößen gilt: $$F_{\rm xy}(r_{\rm x},r_{\rm y})=\int_{-\infty}^{r_{\rm y}} \int_{-\infty}^{r_{\rm x}} f_{\rm xy}(x,y) \,\,{\rm d}x \,\, {\rm d}y .$$ Umgekehrt kann auch die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion aus der Verteilungsfunktion durch partielle Differentiation nach $r_{\rm x}$ und $r_{\rm y}$ berechnet werden: $$f_{\rm xy}(x,y)=\frac{{\rm d}^{\rm 2} F_{\rm xy}(r_{\rm x},r_{\rm y})}{{\rm d} r_{\rm x} \,\, {\rm d} r_{\rm y}}\Bigg|_{\left.{r_{\rm x}=x \atop {r_{\rm y}=y}}\right.}.$$ Bezüglich der Verteilungsfunktion $F_{\rm xy}(r_{\rm x}, r_{\rm y})$ gelten folgende Grenzwerte: $$F_{\rm xy}(-\infty,-\infty) = 0,$$ $$F_{\rm xy}(r_{\rm x},\infty)=F_{\rm x}(r_{\rm x} ),$$ $$F_{\rm xy}(\infty,r_{\rm y})=F_{\rm y}(r_{\rm y} ) ,$$ $$F_{\rm xy}(\infty,\infty) = 1.$$ Im Grenzfall (unendlich große $r_{\rm x}$ und $r_{\rm y}$) ergibt sich demnach für die 2D-VTF der Wert 1. Daraus erhält man die Normierungsbedingung für die 2D-Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion: $$\int_{-\infty}^{+\infty} \int_{-\infty}^{+\infty} f_{\rm xy}(x,y) \,\,{\rm d}x \,\,{\rm d}y=1 . $$

Beachten Sie den Unterschied zwischen eindimensionalen und zweidimensionalen Zufallsgrößen:

  • Bei eindimensionalen Zufallsgrößen ergibt die Fläche unter der WDF stets den Wert 1.
  • Bei zweidimensionalen Zufallsgrößen ist das WDF-Volumen immer gleich 1.