Stochastische Signaltheorie/Linearkombinationen von Zufallsgrößen: Unterschied zwischen den Versionen

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==Voraussetzungen und Mittelwerte==
 
==Voraussetzungen und Mittelwerte==
In diesem Kapitel 4.3 gehen wir von den folgenden Annahmen aus:  
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*Die Zufallsgrößen $u$ und $υ$ seien jeweils mittelwertfrei  ⇒  $m_u = m_υ =$ 0 und zudem statistisch unabhängig voneinander  ⇒  $ρ_{} =$ 0.  
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Im gesamten Kapitel &bdquo;Linearkombinationen von Zufallsgrößen&rdquo;  gehen wir von folgenden Annahmen aus:  
*Die beiden Zufallsgrößen $u$ und $υ$ besitzen jeweils gleiche Streuung $σ$. Über die Art der Verteilung wird keine Aussage getroffen.  
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*Die Zufallsgrößen&nbsp; $u$&nbsp; und&nbsp; $v$&nbsp; seien jeweils mittelwertfrei &nbsp; ⇒  &nbsp; $m_u = m_v = 0$&nbsp; und zudem statistisch unabhängig voneinander  &nbsp; ⇒  &nbsp; $ρ_{uv} = 0$.  
*Die beiden Zufallsgrößen $x$ und $y$ seien Linearkombinationen von $u$ und $υ$, wobei gilt:  
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*Die beiden Zufallsgrößen&nbsp; $u$&nbsp; und&nbsp; $v$&nbsp; besitzen jeweils gleiche Streuung&nbsp; $σ$.&nbsp; Über die Art der Verteilung wird keine Aussage getroffen.  
$$x=A \cdot u + B \cdot v + C,$$
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*Die beiden Zufallsgrößen&nbsp; $x$&nbsp; und&nbsp; $y$&nbsp; seien Linearkombinationen von&nbsp; $u$&nbsp; und&nbsp; $v$,&nbsp; wobei gilt:  
$$y=D \cdot u + E \cdot v + F.$$
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:$$x=A \cdot u + B \cdot v + C,$$
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:$$y=D \cdot u + E \cdot v + F.$$
  
Für die (linearen) Mittelwerte der neuen Zufallsgrößen $x$ und $y$ erhält man nach den allgemeinen Rechenregeln für Erwartungswerte:  
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Für die&nbsp; (linearen)&nbsp; Mittelwerte der neuen Zufallsgrößen&nbsp; $x$&nbsp; und&nbsp; $y$&nbsp; erhält man somit nach den allgemeinen Rechenregeln für Erwartungswerte:  
$$m_x =A \cdot m_u + B \cdot m_v + C =C,$$
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:$$m_x =A \cdot m_u + B \cdot m_v + C =C,$$
$$m_y =D \cdot m_u + E \cdot m_v + F =F.$$
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:$$m_y =D \cdot m_u + E \cdot m_v + F =F.$$
Die Koeffizienten $C$ und $F$ geben somit lediglich die Mittelwerte von $x$ und $y$ an. Beide werden auf den folgenden Seiten stets zu 0 gesetzt.  
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Die Koeffizienten&nbsp; $C$&nbsp; und&nbsp; $F$&nbsp; geben somit lediglich die Mittelwerte von&nbsp; $x$&nbsp; und&nbsp; $y$&nbsp; an.&nbsp; Beide werden auf den folgenden Seiten stets zu Null gesetzt.  
  
 
==Resultierender Korrelationskoeffizient==
 
==Resultierender Korrelationskoeffizient==
Betrachten wir nun die Varianzen nach den Linearkombinationen. Für die Zufallsgröße $x$ gilt unabhängig vom Parameter $C$:
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$$\sigma _x ^2 = {\rm E}[x ^{\rm 2}] = A^{\rm 2} \cdot {\rm E}[u^{\rm 2}]  + B^{\rm 2} \cdot {\rm E}[v^{\rm 2}] + {\rm 2} \cdot A \cdot B \cdot {\rm E}[u \cdot v].$$
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Betrachten wir nun die&nbsp; '''Varianzen'''&nbsp; der Zufallsgrößen nach den Linearkombinationen.  
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*Für die Zufallsgröße&nbsp; $x$&nbsp; gilt unabhängig vom Parameter&nbsp; $C$:
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:$$\sigma _x ^2 = {\rm E}\big[x ^{\rm 2}\big] = A^{\rm 2} \cdot {\rm E}\big[u^{\rm 2}\big]  + B^{\rm 2} \cdot {\rm E}\big[v^{\rm 2}\big] + {\rm 2} \cdot A \cdot B \cdot {\rm E}\big[u \cdot v\big].$$
  
Die Erwartungswerte von $u^2$ und $υ^2$ sind definitionsgemäß jeweils gleich $σ^2$. Da $u$ und $υ$ als statistisch unabhängig vorausgesetzt werden, kann man für den Erwartungswert des Produktes auch schreiben:  
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*Die Erwartungswerte von&nbsp; $u^2$&nbsp; und&nbsp; $v^2$&nbsp; sind definitionsgemäß jeweils gleich&nbsp; $σ^2$,&nbsp; weil&nbsp; $u$&nbsp; und&nbsp; $v$&nbsp; mittelwertfrei sind.  
$${\rm E}[u \cdot v] = {\rm E}[u] \cdot {\rm E}[v] = m_u \cdot m_v = \rm 0.$$
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*Da&nbsp; $u$&nbsp; und&nbsp; $v$&nbsp; zudem als statistisch unabhängig vorausgesetzt werden,&nbsp; kann man für den Erwartungswert des Produktes auch schreiben:  
Damit erhält man für die Varianzen der durch Linearkombinationen gebildeten Zufallsgrößen:
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:$${\rm E}\big[u \cdot v\big] = {\rm E}\big[u\big] \cdot {\rm E}\big[v\big] = m_u \cdot m_v = \rm 0.$$
$$\sigma _x ^2 =(A^2 + B^2) \cdot \sigma ^2,$$
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*Damit erhält man für die Varianzen der durch Linearkombinationen gebildeten Zufallsgrößen:
$$\sigma _y ^2 =(D^2 + E^2) \cdot \sigma ^2.$$
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:$$\sigma _x ^2 =(A^2 + B^2) \cdot \sigma ^2,$$
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:$$\sigma _y ^2 =(D^2 + E^2) \cdot \sigma ^2.$$
  
Die Kovarianz $μ_{xy}$ ist bei mittelwertfreien Zufallsgrößen $x$ und $y$  $C = F =$ 0 identisch mit dem gemeinsamen Moment $m_{xy}$:
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Die&nbsp; '''Kovarianz'''&nbsp; $μ_{xy}$&nbsp; ist bei mittelwertfreien Zufallsgrößen&nbsp; $x$&nbsp; und&nbsp; $y$   &nbsp; ⇒ &nbsp; $C = F = 0$&nbsp; identisch mit dem gemeinsamen Moment&nbsp; $m_{xy}$:
$$\mu_{xy } = m_{xy } = {\rm E}[x \cdot y] = {\rm E}[(A \cdot u + B \cdot v)(D \cdot u + E \cdot v)].$$  
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:$$\mu_{xy } = m_{xy } = {\rm E}\big[x \cdot y\big] = {\rm E}\big[(A \cdot u + B \cdot v)\cdot (D \cdot u + E \cdot v)\big].$$  
Beachten Sie hierbei, dass E[ ] einen Erwartungswert bezeichnet, während $E$ eine Variable beschreibt. Nach Auswertung dieser Gleichung in analoger Weise zu oben folgt daraus:
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Beachten Sie hierbei, dass&nbsp; ${\rm E}\big[ \text{...} \big]$&nbsp; einen Erwartungswert bezeichnet, während&nbsp; $E$&nbsp; eine Variable beschreibt.
$$\mu_{xy } =  (A \cdot D + B \cdot E) \cdot  \sigma^{\rm 2 }$$
 
$$\Rightarrow\hspace{0.3cm}
 
\rho_{xy } = \frac{\rho_{xy }}{\sigma_x \cdot \sigma_y} =  \frac {A \cdot D + B \cdot E}{\sqrt{(A^{\rm 2}+B^{\rm 2})(D^{\rm 2}+E^{\rm 2})}}. $$
 
  
Schließen wir die Sonderfälle $A = B =$ 0 (d. h. $x ≡$ 0) sowie $D = E =$ 0 (d. h. $y ≡$ 0) aus, so liefert die Gleichung stets eindeutige Werte für den Korrelationskoeffizienten im Bereich –1 ≤ $ρ_{xy}$ ≤ +1.
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{{BlaueBox|TEXT=
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$\text{Fazit:}$&nbsp;Nach Auswertung dieser Gleichung in analoger Weise zu oben folgt daraus:
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:$$\mu_{xy } =  (A \cdot D + B \cdot E) \cdot  \sigma^{\rm 2 }
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\hspace{0.3cm}\Rightarrow\hspace{0.3cm}
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\rho_{xy } = \frac{\rho_{xy } }{\sigma_x \cdot \sigma_y} =  \frac {A \cdot D + B \cdot E}{\sqrt{(A^{\rm 2}+B^{\rm 2})(D^{\rm 2}+E^{\rm 2} ) } }. $$}}
  
  
{{Beispiel}}
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Wir schließen nun zwei Sonderfälle aus:
Setzen wir zum Beispiel $A = E =$ 0, so ergibt sich der Korrelationskoeffizient $ρ_{xy} =$ 0. Dieses Ergebnis ist einsichtig: Nun hängt $x$ nur noch von $υ$ und $y$ ausschließlich von $u$ ab. Da aber $u$ und $υ$ als statistisch unabhängig angenommen wurden, bestehen keine Beziehungen zwischen $x$ und $y$.  –  Ebenso ergibt sich $ρ_{xy} =$ 0 für $B = D =$ 0.  
+
*$A = B = 0$&nbsp;  &rArr; &nbsp; $x ≡ 0$,
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*$D = E = 0$&nbsp;  &rArr; &nbsp; $y 0$.  
  
Die Konstellation $B = E =$ 0 führt dazu, dass sowohl $x$ als auch $y$ nur noch von $u$ abhängen. In diesem Fall ergibt sich für den Korrelationskoeffizienten $ρ_{xy} =$ ±1:  
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$$\rho_{xy } =  \frac {A \cdot D }{\sqrt{A^{\rm 2}\cdot D^{\rm 2}}} = \frac {A \cdot D }{|A| \cdot |D| } =\pm 1. $$
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Dann liefert die obige Gleichung stets eindeutige Werte für den Korrelationskoeffizienten im Bereich &nbsp;$–1 ≤ ρ_{xy} ≤ +1$.
Besitzen $A$ und $D$ gleiches Vorzeichen, so ist $ρ_{xy} =$ +1. Bei unterschiedlichen Vorzeichen ergibt sich der Korrelationskoeffizient –1. –  Auch für $A = D =$ 0 ergibt sich der Koeffizient $ρ_{xy} =$ ±1.  
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{{end}}
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{{GraueBox|TEXT= 
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$\text{Beispiel 1:}$&nbsp;
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Setzen wir&nbsp;  $A = E = 0$,&nbsp; so ergibt sich der Korrelationskoeffizient&nbsp; $ρ_{xy} = 0$.&nbsp; Dieses Ergebnis ist einsichtig:
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*Nun hängt&nbsp; $x$&nbsp; nur noch von&nbsp; $v$&nbsp; und&nbsp; $y$&nbsp; ausschließlich von&nbsp; $u$&nbsp; ab.
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*Da aber&nbsp; $u$&nbsp; und&nbsp; $v$&nbsp; als statistisch unabhängig angenommen wurden,&nbsp; bestehen auch keine Beziehungen zwischen&nbsp; $x$&nbsp; und&nbsp; $y$. 
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*Ebenso ergibt sich &nbsp;$ρ_{xy} = 0$&nbsp;  für die Kombination&nbsp; $B = D = 0$.}}
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{{GraueBox|TEXT= 
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$\text{Beispiel 2:}$&nbsp; Die Konstellation &nbsp;$B = E = 0$&nbsp; führt dazu,&nbsp; dass sowohl&nbsp; $x$&nbsp; als auch&nbsp; $y$&nbsp; nur noch von&nbsp; $u$&nbsp; abhängen.&nbsp; Dann ergibt sich für den Korrelationskoeffizienten:  
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:$$\rho_{xy } =  \frac {A \cdot D }{\sqrt{A^{\rm 2}\cdot D^{\rm 2} } } = \frac {A \cdot D }{\vert A\vert \cdot \vert D\vert } =\pm 1. $$
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*Besitzen&nbsp; $A$&nbsp; und&nbsp; $D$&nbsp; gleiches Vorzeichen,&nbsp; so ist&nbsp; $ρ_{xy} = +1$.  
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*Bei unterschiedlichen Vorzeichen ergibt sich der Korrelationskoeffizient&nbsp; $-1$.  
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*Auch für &nbsp;$A = D = 0$&nbsp; ergibt sich der Koeffizient&nbsp; $ρ_{xy} = ±1$,&nbsp; wenn&nbsp; $B \ne 0$&nbsp; und&nbsp; $E \ne 0$&nbsp; gilt. }}
  
 
==Erzeugung korrelierter Zufallsgrößen==
 
==Erzeugung korrelierter Zufallsgrößen==
Die Gleichungen der letzten Seite können zur Erzeugung einer zweidimensionalen Zufallsgröße $(x, y)$ mit vorgegebenen Kenngrößen $σ_x, σ_y$ und $ρ_{xy}$ genutzt werden. Wenn außer diesen drei Sollwerten keine weiteren Voraussetzungen getroffen werden, ist einer der vier Koeffizienten $A, B, D$ und $E$ frei wählbar. Im Folgenden wird stets willkürlich $E =$ 0 gesetzt.  
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Die&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Linearkombinationen_von_Zufallsgrößen#Resultierender_Korrelationskoeffizient|Gleichungen der letzten Seite]]&nbsp; können zur Erzeugung einer zweidimensionalen Zufallsgröße&nbsp; $(x, y)$&nbsp; mit vorgegebenen Kenngrößen&nbsp; $σ_x$,&nbsp; $σ_y$&nbsp; und&nbsp; $ρ_{xy}$&nbsp; genutzt werden.  
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*Werden außer diesen drei Sollwerten keine weiteren Voraussetzungen getroffen,&nbsp; so ist einer der vier Koeffizienten&nbsp; $A, \ B, \ D$&nbsp; und&nbsp; $E$&nbsp; frei wählbar.  
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*Im Folgenden wird stets willkürlich&nbsp; $E = 0$&nbsp; gesetzt.
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*Mit der weiteren Festlegung,&nbsp; dass die statistisch unabhängigen Zufallsgrößen&nbsp; $u$&nbsp; und&nbsp; $v$&nbsp; jeweils die Streuung&nbsp; $σ =1$&nbsp;  aufweisen,&nbsp; erhält man:
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:$$D = \sigma_y, \hspace{0.5cm} A = \sigma_x \cdot \rho_{xy}, \hspace{0.5cm} B = \sigma_x \cdot \sqrt {1-\rho_{xy}^2}.$$
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*Bei&nbsp; $σ ≠ 1$&nbsp; sind diese Werte jeweils noch durch&nbsp; $σ$&nbsp; zu dividieren.
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{{GraueBox|TEXT= 
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$\text{Beispiel 3:}$&nbsp;
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Wir gehen stets von mittelwertfreien Gaußschen Zufallsgrößen&nbsp; $u$&nbsp; und&nbsp; $v$&nbsp; aus.&nbsp; Beide besitzen die Varianz&nbsp; $σ^2 = 1$.
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$(1)$ &nbsp; Zur Erzeugung einer 2D–Zufallsgröße mit den gewünschten Kennwerten&nbsp; $σ_x =1$,&nbsp; $σ_y = 1.55$&nbsp; und&nbsp; $ρ_{xy} = -0.8$&nbsp; eignet sich zum Beispiel der Parametersatz
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[[Datei:P_ID419__Sto_T_4_3_S3_neu.png|right |frame| Per Linearkombination erzeugte 2D-Zufallsgrößen  '''Korrekturen''': KG, EA]]
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:$$A =  -0.8, \; B = 0.6, \; D = 1.55, \; E = 0.$$
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*Dieser Parametersatz liegt der linken Grafik zugrunde. 
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*Die Korrelationsgerade&nbsp; $\rm (KG)$&nbsp; ist rot dargestellt.
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*Sie verläuft unter einem Winkel von etwa&nbsp; $-50^\circ$.
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*Violett eingezeichnet ist die Ellipsenhauptachse&nbsp; $\rm (EA)$, die etwas oberhalb der Korrelationsgeraden liegt.
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Mit der weiteren Festlegung, dass die statistisch voneinander unabhängigen Zufallsgrößen $u$ und $υ$ jeweils die gleiche Streuung $σ =$ 1 aufweisen, erhält man:  
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$(2)$ &nbsp; Der Parametersatz für die rechte Grafik lautet:  
$$D = \sigma_y, \hspace{2cm} A = \sigma_x \cdot \rho_{xy}, \hspace{2cm} B = \sigma_x \cdot \sqrt {1-\rho_{xy}^2}.$$
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:$$A = -0.625,\; B = 0.781,\; D = 1.501,\; E = -0.390.$$
Bei $σ ≠$ 1 sind diese Werte jeweils noch durch $σ$ zu dividieren.  
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*Im statistischen Sinne erhält man das gleiche Resultat,&nbsp; auch wenn sich die beiden Punktwolken im Detail unterscheiden.
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*Insbesondere ergibt sich bezüglich Korrelationsgerade&nbsp; $\rm (KG)$&nbsp;und Ellipsenhauptachse&nbsp; $\rm (EA)$&nbsp;kein Unterschied zum Parametersatz&nbsp; $(1)$. }}
  
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==Aufgaben zum Kapitel==
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[[Aufgaben:4.7 Gewichtete Summe und Differenz|Aufgabe 4.7: Gewichtete Summe und Differenz]]
  
{{Beispiel}}
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[[Aufgaben:4.7Z Erzeugung einer 2D–WDF|Aufgabe 4.7Z: Erzeugung einer 2D–WDF]]
Zur Erzeugung einer 2D–Zufallsgröße mit den gewünschten Kennwerten $σ_x =$ 1, $σ_y =$ 1.55 und $ρ_{xy} =$ –0.8 eignet sich z. B. der Parametersatz $A =$ –0.8, $B =$ 0.6, $D =$ 1.55, $E =$ 0, der dem linken Bild zugrundeliegt.
 
*Die Zufallsgrößen $u$ und $υ$ sind dabei gaußförmig und besitzen jeweils die Streuung $σ =$ 1.
 
*Die Korrelationsgerade $y = K · x$ (rot dargestellt) verläuft unter einem Winkel von etwa –50 Grad. Violett eingezeichnet ist die Ellipsenhauptachse.  
 
  
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[[Aufgaben:4.8 Rautenförmige 2D-WDF|Aufgabe 4.8: Rautenförmige 2D-WDF]]
  
[[Datei:P_ID419__Sto_T_4_3_S3_neu.png | Per Linearkombination erzeugte 2D-Zufallsgrößen]]
+
[[Aufgaben:4.8Z AWGN-Kanal|Aufgabe 4.8Z: AWGN-Kanal]]
  
Mit den Parameterwerten $A =$ –0.625, $B =$ 0.781, $D =$ 1.501 und $E =$ –0.390 entsprechend der rechten Grafik erhält man – im statistischen Sinne – das gleiche Resultat, auch wenn sich die beiden Punktwolken im Detail unterscheiden.
 
{{end}}
 
  
 
{{Display}}
 
{{Display}}

Aktuelle Version vom 25. Februar 2022, 15:03 Uhr

Voraussetzungen und Mittelwerte


Im gesamten Kapitel „Linearkombinationen von Zufallsgrößen” gehen wir von folgenden Annahmen aus:

  • Die Zufallsgrößen  $u$  und  $v$  seien jeweils mittelwertfrei   ⇒   $m_u = m_v = 0$  und zudem statistisch unabhängig voneinander   ⇒   $ρ_{uv} = 0$.
  • Die beiden Zufallsgrößen  $u$  und  $v$  besitzen jeweils gleiche Streuung  $σ$.  Über die Art der Verteilung wird keine Aussage getroffen.
  • Die beiden Zufallsgrößen  $x$  und  $y$  seien Linearkombinationen von  $u$  und  $v$,  wobei gilt:
$$x=A \cdot u + B \cdot v + C,$$
$$y=D \cdot u + E \cdot v + F.$$

Für die  (linearen)  Mittelwerte der neuen Zufallsgrößen  $x$  und  $y$  erhält man somit nach den allgemeinen Rechenregeln für Erwartungswerte:

$$m_x =A \cdot m_u + B \cdot m_v + C =C,$$
$$m_y =D \cdot m_u + E \cdot m_v + F =F.$$

Die Koeffizienten  $C$  und  $F$  geben somit lediglich die Mittelwerte von  $x$  und  $y$  an.  Beide werden auf den folgenden Seiten stets zu Null gesetzt.

Resultierender Korrelationskoeffizient


Betrachten wir nun die  Varianzen  der Zufallsgrößen nach den Linearkombinationen.

  • Für die Zufallsgröße  $x$  gilt unabhängig vom Parameter  $C$:
$$\sigma _x ^2 = {\rm E}\big[x ^{\rm 2}\big] = A^{\rm 2} \cdot {\rm E}\big[u^{\rm 2}\big] + B^{\rm 2} \cdot {\rm E}\big[v^{\rm 2}\big] + {\rm 2} \cdot A \cdot B \cdot {\rm E}\big[u \cdot v\big].$$
  • Die Erwartungswerte von  $u^2$  und  $v^2$  sind definitionsgemäß jeweils gleich  $σ^2$,  weil  $u$  und  $v$  mittelwertfrei sind.
  • Da  $u$  und  $v$  zudem als statistisch unabhängig vorausgesetzt werden,  kann man für den Erwartungswert des Produktes auch schreiben:
$${\rm E}\big[u \cdot v\big] = {\rm E}\big[u\big] \cdot {\rm E}\big[v\big] = m_u \cdot m_v = \rm 0.$$
  • Damit erhält man für die Varianzen der durch Linearkombinationen gebildeten Zufallsgrößen:
$$\sigma _x ^2 =(A^2 + B^2) \cdot \sigma ^2,$$
$$\sigma _y ^2 =(D^2 + E^2) \cdot \sigma ^2.$$

Die  Kovarianz  $μ_{xy}$  ist bei mittelwertfreien Zufallsgrößen  $x$  und  $y$   ⇒   $C = F = 0$  identisch mit dem gemeinsamen Moment  $m_{xy}$:

$$\mu_{xy } = m_{xy } = {\rm E}\big[x \cdot y\big] = {\rm E}\big[(A \cdot u + B \cdot v)\cdot (D \cdot u + E \cdot v)\big].$$

Beachten Sie hierbei, dass  ${\rm E}\big[ \text{...} \big]$  einen Erwartungswert bezeichnet, während  $E$  eine Variable beschreibt.

$\text{Fazit:}$ Nach Auswertung dieser Gleichung in analoger Weise zu oben folgt daraus:

$$\mu_{xy } = (A \cdot D + B \cdot E) \cdot \sigma^{\rm 2 } \hspace{0.3cm}\Rightarrow\hspace{0.3cm} \rho_{xy } = \frac{\rho_{xy } }{\sigma_x \cdot \sigma_y} = \frac {A \cdot D + B \cdot E}{\sqrt{(A^{\rm 2}+B^{\rm 2})(D^{\rm 2}+E^{\rm 2} ) } }. $$


Wir schließen nun zwei Sonderfälle aus:

  • $A = B = 0$  ⇒   $x ≡ 0$,
  • $D = E = 0$  ⇒   $y ≡ 0$.


Dann liefert die obige Gleichung stets eindeutige Werte für den Korrelationskoeffizienten im Bereich  $–1 ≤ ρ_{xy} ≤ +1$.

$\text{Beispiel 1:}$  Setzen wir  $A = E = 0$,  so ergibt sich der Korrelationskoeffizient  $ρ_{xy} = 0$.  Dieses Ergebnis ist einsichtig:

  • Nun hängt  $x$  nur noch von  $v$  und  $y$  ausschließlich von  $u$  ab.
  • Da aber  $u$  und  $v$  als statistisch unabhängig angenommen wurden,  bestehen auch keine Beziehungen zwischen  $x$  und  $y$.
  • Ebenso ergibt sich  $ρ_{xy} = 0$  für die Kombination  $B = D = 0$.


$\text{Beispiel 2:}$  Die Konstellation  $B = E = 0$  führt dazu,  dass sowohl  $x$  als auch  $y$  nur noch von  $u$  abhängen.  Dann ergibt sich für den Korrelationskoeffizienten:

$$\rho_{xy } = \frac {A \cdot D }{\sqrt{A^{\rm 2}\cdot D^{\rm 2} } } = \frac {A \cdot D }{\vert A\vert \cdot \vert D\vert } =\pm 1. $$
  • Besitzen  $A$  und  $D$  gleiches Vorzeichen,  so ist  $ρ_{xy} = +1$.
  • Bei unterschiedlichen Vorzeichen ergibt sich der Korrelationskoeffizient  $-1$.
  • Auch für  $A = D = 0$  ergibt sich der Koeffizient  $ρ_{xy} = ±1$,  wenn  $B \ne 0$  und  $E \ne 0$  gilt.

Erzeugung korrelierter Zufallsgrößen


Die  Gleichungen der letzten Seite  können zur Erzeugung einer zweidimensionalen Zufallsgröße  $(x, y)$  mit vorgegebenen Kenngrößen  $σ_x$,  $σ_y$  und  $ρ_{xy}$  genutzt werden.

  • Werden außer diesen drei Sollwerten keine weiteren Voraussetzungen getroffen,  so ist einer der vier Koeffizienten  $A, \ B, \ D$  und  $E$  frei wählbar.
  • Im Folgenden wird stets willkürlich  $E = 0$  gesetzt.
  • Mit der weiteren Festlegung,  dass die statistisch unabhängigen Zufallsgrößen  $u$  und  $v$  jeweils die Streuung  $σ =1$  aufweisen,  erhält man:
$$D = \sigma_y, \hspace{0.5cm} A = \sigma_x \cdot \rho_{xy}, \hspace{0.5cm} B = \sigma_x \cdot \sqrt {1-\rho_{xy}^2}.$$
  • Bei  $σ ≠ 1$  sind diese Werte jeweils noch durch  $σ$  zu dividieren.


$\text{Beispiel 3:}$  Wir gehen stets von mittelwertfreien Gaußschen Zufallsgrößen  $u$  und  $v$  aus.  Beide besitzen die Varianz  $σ^2 = 1$.

$(1)$   Zur Erzeugung einer 2D–Zufallsgröße mit den gewünschten Kennwerten  $σ_x =1$,  $σ_y = 1.55$  und  $ρ_{xy} = -0.8$  eignet sich zum Beispiel der Parametersatz

Per Linearkombination erzeugte 2D-Zufallsgrößen Korrekturen: KG, EA
$$A = -0.8, \; B = 0.6, \; D = 1.55, \; E = 0.$$
  • Dieser Parametersatz liegt der linken Grafik zugrunde.
  • Die Korrelationsgerade  $\rm (KG)$  ist rot dargestellt.
  • Sie verläuft unter einem Winkel von etwa  $-50^\circ$.
  • Violett eingezeichnet ist die Ellipsenhauptachse  $\rm (EA)$, die etwas oberhalb der Korrelationsgeraden liegt.


$(2)$   Der Parametersatz für die rechte Grafik lautet:

$$A = -0.625,\; B = 0.781,\; D = 1.501,\; E = -0.390.$$
  • Im statistischen Sinne erhält man das gleiche Resultat,  auch wenn sich die beiden Punktwolken im Detail unterscheiden.
  • Insbesondere ergibt sich bezüglich Korrelationsgerade  $\rm (KG)$ und Ellipsenhauptachse  $\rm (EA)$ kein Unterschied zum Parametersatz  $(1)$.

Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 4.7: Gewichtete Summe und Differenz

Aufgabe 4.7Z: Erzeugung einer 2D–WDF

Aufgabe 4.8: Rautenförmige 2D-WDF

Aufgabe 4.8Z: AWGN-Kanal