Stochastische Signaltheorie/Digitale Filter: Unterschied zwischen den Versionen

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==Allgemeines Blockschaltbild==
 
==Allgemeines Blockschaltbild==
Jedes Signal $x(t)$ kann an einem Rechner nur durch die Folge $〈x_ν〉$ seiner Abtastwerte dargestellt werden, wobei $x_ν$ für $x(ν · T_{\rm A})$ steht. Der zeitliche Abstand $T_{\rm A}$ zwischen zwei Abtastwerten ist dabei durch das [[Signaldarstellung/Zeitdiskrete_Signaldarstellung#Das_Abtasttheorem|Abtasttheorem]]  nach oben begrenzt.   
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Jedes Signal&nbsp; $x(t)$&nbsp; kann an einem Rechner nur durch die Folge&nbsp; $〈x_ν〉$&nbsp; seiner Abtastwerte dargestellt werden,&nbsp; wobei&nbsp; $x_ν$&nbsp; für&nbsp; $x(ν · T_{\rm A})$&nbsp; steht.  
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[[Datei:P_ID552__Sto_T_5_2_S1_neu.png |right|frame| Blockschaltbild eines digitalen Filters]]
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*Der zeitliche Abstand&nbsp; $T_{\rm A}$&nbsp; zwischen zwei Abtastwerten ist dabei durch das&nbsp; [[Signaldarstellung/Zeitdiskrete_Signaldarstellung#Das_Abtasttheorem|Abtasttheorem]]&nbsp; nach oben begrenzt.   
  
Um den Einfluss eines linearen Filters mit dem Frequenzgang $H(f)$ auf das zeitdiskrete Signal $〈x_ν〉$ zu erfassen, bietet es sich an, auch das Filter zeitdiskret zu beschreiben. Nachfolgend sehen Sie das entsprechende Blockschaltbild.  
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*Um den Einfluss eines linearen Filters mit Frequenzgang&nbsp; $H(f)$&nbsp; auf das zeitdiskrete Signal&nbsp; $〈x_ν〉$&nbsp; zu erfassen,&nbsp; bietet es sich an,&nbsp; auch das Filter zeitdiskret zu beschreiben.  
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*Rechts sehen Sie das entsprechende Blockschaltbild.  
  
[[Datei:P_ID552__Sto_T_5_2_S1_neu.png |frame| Blockschaltbild eines digitalen Filters]]
 
  
 
Für die Abtastwerte des Ausgangssignals gilt somit:  
 
Für die Abtastwerte des Ausgangssignals gilt somit:  
$$y_\nu  = \sum\limits_{\mu  = 0}^M {a_\mu  }  \cdot x_{\nu  - \mu }  + \sum\limits_{\mu  = 1}^M {b_\mu  }  \cdot y_{\nu  - \mu } .$$
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:$$y_\nu  = \sum\limits_{\mu  = 0}^M {a_\mu  }  \cdot x_{\nu  - \mu }  + \sum\limits_{\mu  = 1}^M {b_\mu  }  \cdot y_{\nu  - \mu } .$$
  
Hierzu ist folgendes zu bemerken:  
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Das Applet&nbsp; [[Applets:Zur_Verdeutlichung_digitaler_Filter|"Digitale Filter"]] verdeutlicht den Themenkomplex dieses Kapitels.
*Die erste Summe beschreibt die Abhängigkeit des aktuellen Wertes $y_ν$ am Filterausgang vom aktuellen Eingangswert $x_ν$ und von den $M$ vorherigen Eingangswerten $x_{ν–1}$, ... , $x_{ν–M}.$  
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*Die zweite Summe kennzeichnet die Beeinflussung von $y_ν$ durch die vorherigen Werte $y_{ν–1}$, ... , $y_{ν–M}$ am Filterausgang. Sie gibt somit den rekursiven Teil des Filters an.  
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Hierzu ist Folgendes zu bemerken:  
*Man bezeichnet den ganzzahligen Parameter $M$ als die Ordnung des digitalen Filters.  
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*Die erste Summe beschreibt die Abhängigkeit des aktuellen Ausgangs&nbsp; $y_ν$&nbsp; vom aktuellen Eingang&nbsp; $x_ν$&nbsp; und von den&nbsp; $M$&nbsp; vorherigen Eingangswerten&nbsp; $x_{ν–1}$, ... , $x_{ν–M}.$  
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*Die zweite Summe kennzeichnet die Beeinflussung von&nbsp; $y_ν$&nbsp; durch die vorherigen Werte&nbsp; $y_{ν–1}$, ... , $y_{ν–M}$&nbsp; am Filterausgang.&nbsp; Sie gibt somit den rekursiven Teil des Filters an.  
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*Man bezeichnet den ganzzahligen Parameter&nbsp; $M$&nbsp; als die&nbsp; "Ordnung"&nbsp; des digitalen Filters.  
  
 
==Nichtrekursives Filter==
 
==Nichtrekursives Filter==
Sind alle Rückführungskoeffizienten $b_{\mu} = 0$, so spricht von einem nichtrekursiven Filter.  
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{{BlaueBox|TEXT= 
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$\text{Definition:}$&nbsp; Sind alle Rückführungskoeffizienten&nbsp; $b_{\mu} = 0$,&nbsp; so spricht von einem&nbsp; '''nichtrekursiven Filter'''.&nbsp; Ansonsten spricht man von einem&nbsp; "rekursiven Filter".}}
  
[[Datei:P_ID553__Sto_T_5_2_S2_neu.png |frame| Nichtrekursives digitales Filter]]
 
  
Ein solches nichtrekursives Filter $M$&ndash;ter Ordnung besitzt folgende Eigenschaften:  
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Ein solches nichtrekursives Filter&nbsp; $M$&ndash;ter Ordnung besitzt folgende Eigenschaften:  
*Der Ausgangswert $y_ν$ hängt nur vom aktuellen und den $M$ vorherigen Eingangswerten ab:  
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[[Datei:P_ID553__Sto_T_5_2_S2_neu.png|right |frame| Nichtrekursives digitales Filter]]
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*Der Ausgangswert&nbsp; $y_ν$&nbsp; hängt nur vom aktuellen und den&nbsp; $M$&nbsp; vorherigen Eingangswerten ab:  
 
:$$y_\nu  = \sum\limits_{\mu  = 0}^M {a_\mu  \cdot x_{\mu  - \nu } } .$$
 
:$$y_\nu  = \sum\limits_{\mu  = 0}^M {a_\mu  \cdot x_{\mu  - \nu } } .$$
*Die Filterimpulsantwort erhält man daraus mit $x(t) = δ(t)$. In diskreter Schreibweise lautet das entsprechende Eingangssignal: $x_ν ≡0$ mit Ausnahme von $x_0 =1$:
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*Die Filterimpulsantwort erhält man daraus mit&nbsp; $x(t) = δ(t)$:
 
:$$h(t) = \sum\limits_{\mu  = 0}^M {a_\mu  \cdot \delta ( {t - \mu  \cdot T_{\rm A} } )} .$$
 
:$$h(t) = \sum\limits_{\mu  = 0}^M {a_\mu  \cdot \delta ( {t - \mu  \cdot T_{\rm A} } )} .$$
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:Entsprechendes Eingangssignal in zeitdiskreter Schreibweise: &nbsp;  <br> &nbsp; &nbsp; &nbsp; $x_ν ≡0$&nbsp; mit Ausnahme von&nbsp; $x_0 =1$.
 
*Durch Anwendung des Verschiebungssatzes folgt daraus für den Filterfrequenzgang:  
 
*Durch Anwendung des Verschiebungssatzes folgt daraus für den Filterfrequenzgang:  
:$$H(f) = \sum\limits_{\mu  = 0}^M {a_\mu  \cdot {\rm{e}}^{ - {\rm{j}}2{\rm{\pi }}f\mu T_{\rm A} } } .$$
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:$$H(f) = \sum\limits_{\mu  = 0}^M {a_\mu  \cdot {\rm{e}}^{ - {\rm{j}}\hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm}2{\rm{\pi }}\hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm}f \hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm} \mu \hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm} T_{\rm A} } } .$$
  
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{{GraueBox|TEXT= 
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$\text{Beispiel 1:}$&nbsp; Ein Zweiwegekanal,&nbsp; bei dem
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*das Signal auf dem Hauptpfad gegenüber dem Eingangssignal ungedämpft,&nbsp; aber um &nbsp; $2\ \rm &micro; s$ &nbsp; verzögert ankommt,&nbsp; und
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*in&nbsp; $4\ \rm &micro;  s$&nbsp; Abstand – also absolut zur Zeit &nbsp; $t = 6\ \rm &micro; s$ &nbsp; – ein Echo mit halber Amplitude nachfolgt,
  
  
{{Beispiel}}''':'''&nbsp; Ein Zweiwegekanal, bei dem
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kann durch ein nichtrekursives Filter entsprechend obiger Skizze nachgebildet werden,&nbsp; wobei folgende Parameterwerte einzustellen sind:
*das Signal auf dem Hauptpfad gegenüber dem Eingangssignal ungedämpft, aber um $2\ \rm μs$ verzögert ankommt, und
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:$$M = 3,\quad T_{\rm A}  = 2\;{\rm{&micro;  s} },\quad a_{\rm 0}    = 0,\quad a_{\rm 1}  = 1, \quad a_{\rm 2}  = 0, \quad a_{\rm 3}  = 0.5.$$}}
*in $4\ \rm μs$ Abstand – also absolut zur Zeit $t = 6\ \rm μs$ – ein Echo mit halber Amplitude nachfolgt,
 
  
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==Rekursives Filter==
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{{BlaueBox|TEXT= 
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$\text{Definition:}$&nbsp; Sind alle Vorwärtskoeffizienten&nbsp; $a_\nu \equiv 0$&nbsp; mit Ausnahme von&nbsp; $a_0$, &nbsp; so liegt ein&nbsp; '''(rein) rekursives Filter'''&nbsp; vor.}}
  
kann durch ein nichtrekursives Filter entsprechend obiger Skizze nachgebildet werden, wobei folgende Parameterwerte einzustellen sind:
 
:$$M = 3,\quad T_{\rm A}  = 2\;{\rm{\mu s}},\quad a_{\rm 0}    = 0,\quad a_{\rm 1}  = 1, \quad a_{\rm 2}  = 0, \quad a_{\rm 3}  = 0.5.$$
 
{{end}}
 
  
==Rekursives Filter==
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[[Datei:P_ID554__Sto_T_5_2_S3_neu.png|right|frame| Rekursives digitales Filter erster Ordnung]]
Sind alle Vorwärtskoeffizienten mit Ausnahme von $a_0$ identisch $a_\nu = 0$, so liegt ein (rein) rekursives Filter vor. Im Folgenden beschränken wir uns auf den Sonderfall $M = 1$ . Dann gilt folgendes Blockschaltbild:
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Im Folgenden beschränken wir uns auf den Sonderfall&nbsp; $M = 1$&nbsp; $($Blockschaltbild entsprechend der Grafik$)$.&nbsp; Dieses Filter weist folgende Eigenschaften auf:
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*Der Ausgangswert&nbsp; $y_ν$&nbsp; hängt&nbsp; (indirekt)&nbsp; von unendlich vielen Eingangswerten ab:
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:$$y_\nu = \sum\limits_{\mu  = 0}^\infty  {a_0 \cdot {b_1} ^\mu  \cdot x_{\nu  - \mu } .}$$
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*Dies zeigt die folgende Rechung:
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:$$y_\nu  = a_0  \cdot x_\nu  + b_1  \cdot y_{\nu - 1}  = a_0  \cdot x_\nu  + a_0  \cdot b_1  \cdot x_{\nu  - 1}  + {b_1} ^2  \cdot y_{\nu  - 2}.  $$
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{{BlaueBox|TEXT= 
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$\text{Definition:}$&nbsp;
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*Die&nbsp; '''zeitdiskrete Impulsantwort'''&nbsp; $〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉$&nbsp; ist definitionsgemäß gleich der Ausgangsfolge,&nbsp; wenn am Eingang eine einzelne „Eins” bei&nbsp; $t =0$&nbsp;  anliegt.
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*Bei einem rekursiven Filter reicht die zeitdiskrete Impulsantwort schon  mit&nbsp; $M = 1$&nbsp;  bis ins Unendliche:
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:$$h(t)= \sum\limits_{\mu  = 0}^\infty  {a_0  \cdot {b_1} ^\mu  \cdot \delta ( {t - \mu  \cdot T_{\rm A} } )}\hspace{0.3cm}
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\Rightarrow \hspace{0.3cm}〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉= 〈\hspace{0.05cm}a_0,  \ a_0\cdot {b_1},  \ a_0\cdot {b_1}^2,  \ a_0\cdot {b_1}^3, \ \text{...}  \hspace{0.05cm}〉.$$}}
  
[[Datei:P_ID554__Sto_T_5_2_S3_neu.png |frame| Rekursives digitales Filter erster Ordnung]]
 
  
Dieses Modell weist folgende Eigenschaften auf:
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Weiter ist anzumerken:
*Der Ausgangswert $y_ν$ hängt (indirekt) von unendlich vielen Eingangswerten ab, wie die folgende Rechung zeigt:
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*Aus Stabilitätsgründen muss&nbsp; $b_1 < 1$&nbsp; gelten.  
:$$y_\nu  = a_0  \cdot x_\nu  + b_1  \cdot y_{\nu  - 1}  = a_0  \cdot x_\nu  + a_0  \cdot b_1  \cdot x_{\nu  - 1}  + {b_1} ^2  \cdot y_{\nu  - 2}  = \sum\limits_{\mu  = 0}^\infty  {a_0  \cdot {b_1} ^\mu  \cdot x_{\nu  - \mu } .}$$
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*Bei&nbsp; $b_1 = 1$&nbsp; würde sich die Impulsantwort&nbsp; $h(t)$&nbsp; bis ins Unendliche erstrecken und bei&nbsp; $b_1 > 1$&nbsp; würde&nbsp; $h(t)$&nbsp; sogar bis ins Unendliche anklingen.  
*Die zeitdiskrete Impulsantwort eines rekursiven Filters reicht bis ins Unendliche. Darunter versteht man die Ausgangsfolge, wenn bei $t =$ 0 am Eingang eine einzelne „Eins” anliegt.
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*Bei einem solchen rekursiven Filter erster Ordnung ist jede einzelne Diraclinie genau um den Faktor&nbsp; $b_1$&nbsp; kleiner als die vorherige Diraclinie:  
*Für $M =$ 1 lautet die zeitdiskrete Impulsantwort des rekursiven Filters:
 
:$$h(t) = \sum\limits_{\mu  = 0}^\infty  {a_0  \cdot {b_1} ^\mu  \cdot \delta ( {t - \mu  \cdot T_{\rm A} } ).}$$
 
*Aus Stabilitätsgründen muss $b_1 < 1$ gelten. Bei $b_1 = 1$ würde sich die Impulsantwort $h(t)$ bis ins Unendliche erstrecken und bei $b_1 > 1$ würde $h(t)$ sogar bis ins Unendliche anklingen.  
 
*Bei einem solchen rekursiven Filter erster Ordnung ist jede einzelne Diraclinie genau um den Faktor $b_1$ kleiner als die vorherige Diraclinie:  
 
 
:$$h_{\mu} = h(\mu  \cdot T_{\rm A}) =  {b_1} \cdot h_{\mu -1}.$$
 
:$$h_{\mu} = h(\mu  \cdot T_{\rm A}) =  {b_1} \cdot h_{\mu -1}.$$
  
[[Datei:Sto_T_5_2_S3_version2.png |frame| Zeitdiskrete Impulsantwort eines rekursiven Filters | rechts]]
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[[Datei:Sto_T_5_2_S3_version2.png |frame| Zeitdiskrete Impulsantwort eines rekursiven Digitalfilters | rechts]]
Die nebenstehende Grafik zeigt die zeitdiskrete Impulsantwort $〈h_\mu〉$ eines rekursiven Filters erster Ordnung mit den Parametern $a_0 = 1$ und $b_1 = 0.6$.  
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{{GraueBox|TEXT= 
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$\text{Beispiel 2:}$&nbsp; Die nebenstehende Grafik zeigt die zeitdiskrete Impulsantwort&nbsp; $〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉$&nbsp; eines rekursiven Filters erster Ordnung mit den Parametern&nbsp; $a_0 = 1$&nbsp; und&nbsp; $b_1 = 0.6$.  
 
*Der Verlauf ist exponentiell abfallend und erstreckt sich bis ins Unendliche.  
 
*Der Verlauf ist exponentiell abfallend und erstreckt sich bis ins Unendliche.  
*Das Verhältnis der Gewichte zweier aufeinander folgender Diracs ist jeweils $b_1 = 0.6$.  
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*Das Verhältnis der Gewichte zweier aufeinander folgender Diracs ist jeweils&nbsp; $b_1 = 0.6$.}}
  
  
 
==Aufgaben zum Kapitel==
 
==Aufgaben zum Kapitel==
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[[Aufgaben:5.3 Digitales Filter 1. Ordnung|Aufgabe 5.3: Digitales Filter 1. Ordnung]]
  
[[Aufgaben:5.3 Digitales Filter 1. Ordnung|Aufgabe 5.3: &nbsp; Digitales Filter 1. Ordnung]]
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[[Aufgaben:5.3Z Nichtrekursives Filter|Aufgabe 5.3Z: Nichtrekursives Filter]]
 
 
[[Aufgaben:5.3Z Nichtrekursives Filter|Aufgabe 5.3Z: &nbsp; Nichtrekursives Filter]]
 
  
[[Aufgaben:5.4 Sinusgenerator|Aufgabe 5.4: &nbsp; Sinusgenerator]]
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[[Aufgaben:5.4 Sinusgenerator|Aufgabe 5.4: Sinusgenerator]]
  
  
 
{{Display}}
 
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Aktuelle Version vom 10. Februar 2022, 18:29 Uhr

Allgemeines Blockschaltbild


Jedes Signal  $x(t)$  kann an einem Rechner nur durch die Folge  $〈x_ν〉$  seiner Abtastwerte dargestellt werden,  wobei  $x_ν$  für  $x(ν · T_{\rm A})$  steht.

Blockschaltbild eines digitalen Filters
  • Der zeitliche Abstand  $T_{\rm A}$  zwischen zwei Abtastwerten ist dabei durch das  Abtasttheorem  nach oben begrenzt.
  • Um den Einfluss eines linearen Filters mit Frequenzgang  $H(f)$  auf das zeitdiskrete Signal  $〈x_ν〉$  zu erfassen,  bietet es sich an,  auch das Filter zeitdiskret zu beschreiben.
  • Rechts sehen Sie das entsprechende Blockschaltbild.


Für die Abtastwerte des Ausgangssignals gilt somit:

$$y_\nu = \sum\limits_{\mu = 0}^M {a_\mu } \cdot x_{\nu - \mu } + \sum\limits_{\mu = 1}^M {b_\mu } \cdot y_{\nu - \mu } .$$

Das Applet  "Digitale Filter" verdeutlicht den Themenkomplex dieses Kapitels.
Hierzu ist Folgendes zu bemerken:

  • Die erste Summe beschreibt die Abhängigkeit des aktuellen Ausgangs  $y_ν$  vom aktuellen Eingang  $x_ν$  und von den  $M$  vorherigen Eingangswerten  $x_{ν–1}$, ... , $x_{ν–M}.$
  • Die zweite Summe kennzeichnet die Beeinflussung von  $y_ν$  durch die vorherigen Werte  $y_{ν–1}$, ... , $y_{ν–M}$  am Filterausgang.  Sie gibt somit den rekursiven Teil des Filters an.
  • Man bezeichnet den ganzzahligen Parameter  $M$  als die  "Ordnung"  des digitalen Filters.

Nichtrekursives Filter


$\text{Definition:}$  Sind alle Rückführungskoeffizienten  $b_{\mu} = 0$,  so spricht von einem  nichtrekursiven Filter.  Ansonsten spricht man von einem  "rekursiven Filter".


Ein solches nichtrekursives Filter  $M$–ter Ordnung besitzt folgende Eigenschaften:

Nichtrekursives digitales Filter
  • Der Ausgangswert  $y_ν$  hängt nur vom aktuellen und den  $M$  vorherigen Eingangswerten ab:
$$y_\nu = \sum\limits_{\mu = 0}^M {a_\mu \cdot x_{\mu - \nu } } .$$
  • Die Filterimpulsantwort erhält man daraus mit  $x(t) = δ(t)$:
$$h(t) = \sum\limits_{\mu = 0}^M {a_\mu \cdot \delta ( {t - \mu \cdot T_{\rm A} } )} .$$
Entsprechendes Eingangssignal in zeitdiskreter Schreibweise:  
      $x_ν ≡0$  mit Ausnahme von  $x_0 =1$.
  • Durch Anwendung des Verschiebungssatzes folgt daraus für den Filterfrequenzgang:
$$H(f) = \sum\limits_{\mu = 0}^M {a_\mu \cdot {\rm{e}}^{ - {\rm{j}}\hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm}2{\rm{\pi }}\hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm}f \hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm} \mu \hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm} T_{\rm A} } } .$$

$\text{Beispiel 1:}$  Ein Zweiwegekanal,  bei dem

  • das Signal auf dem Hauptpfad gegenüber dem Eingangssignal ungedämpft,  aber um   $2\ \rm µ s$   verzögert ankommt,  und
  • in  $4\ \rm µ s$  Abstand – also absolut zur Zeit   $t = 6\ \rm µ s$   – ein Echo mit halber Amplitude nachfolgt,


kann durch ein nichtrekursives Filter entsprechend obiger Skizze nachgebildet werden,  wobei folgende Parameterwerte einzustellen sind:

$$M = 3,\quad T_{\rm A} = 2\;{\rm{µ s} },\quad a_{\rm 0} = 0,\quad a_{\rm 1} = 1, \quad a_{\rm 2} = 0, \quad a_{\rm 3} = 0.5.$$

Rekursives Filter


$\text{Definition:}$  Sind alle Vorwärtskoeffizienten  $a_\nu \equiv 0$  mit Ausnahme von  $a_0$,   so liegt ein  (rein) rekursives Filter  vor.


Rekursives digitales Filter erster Ordnung

Im Folgenden beschränken wir uns auf den Sonderfall  $M = 1$  $($Blockschaltbild entsprechend der Grafik$)$.  Dieses Filter weist folgende Eigenschaften auf:

  • Der Ausgangswert  $y_ν$  hängt  (indirekt)  von unendlich vielen Eingangswerten ab:
$$y_\nu = \sum\limits_{\mu = 0}^\infty {a_0 \cdot {b_1} ^\mu \cdot x_{\nu - \mu } .}$$
  • Dies zeigt die folgende Rechung:
$$y_\nu = a_0 \cdot x_\nu + b_1 \cdot y_{\nu - 1} = a_0 \cdot x_\nu + a_0 \cdot b_1 \cdot x_{\nu - 1} + {b_1} ^2 \cdot y_{\nu - 2}. $$


$\text{Definition:}$ 

  • Die  zeitdiskrete Impulsantwort  $〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉$  ist definitionsgemäß gleich der Ausgangsfolge,  wenn am Eingang eine einzelne „Eins” bei  $t =0$  anliegt.
  • Bei einem rekursiven Filter reicht die zeitdiskrete Impulsantwort schon mit  $M = 1$  bis ins Unendliche:
$$h(t)= \sum\limits_{\mu = 0}^\infty {a_0 \cdot {b_1} ^\mu \cdot \delta ( {t - \mu \cdot T_{\rm A} } )}\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm}〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉= 〈\hspace{0.05cm}a_0, \ a_0\cdot {b_1}, \ a_0\cdot {b_1}^2, \ a_0\cdot {b_1}^3, \ \text{...} \hspace{0.05cm}〉.$$


Weiter ist anzumerken:

  • Aus Stabilitätsgründen muss  $b_1 < 1$  gelten.
  • Bei  $b_1 = 1$  würde sich die Impulsantwort  $h(t)$  bis ins Unendliche erstrecken und bei  $b_1 > 1$  würde  $h(t)$  sogar bis ins Unendliche anklingen.
  • Bei einem solchen rekursiven Filter erster Ordnung ist jede einzelne Diraclinie genau um den Faktor  $b_1$  kleiner als die vorherige Diraclinie:
$$h_{\mu} = h(\mu \cdot T_{\rm A}) = {b_1} \cdot h_{\mu -1}.$$
Zeitdiskrete Impulsantwort eines rekursiven Digitalfilters

$\text{Beispiel 2:}$  Die nebenstehende Grafik zeigt die zeitdiskrete Impulsantwort  $〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉$  eines rekursiven Filters erster Ordnung mit den Parametern  $a_0 = 1$  und  $b_1 = 0.6$.

  • Der Verlauf ist exponentiell abfallend und erstreckt sich bis ins Unendliche.
  • Das Verhältnis der Gewichte zweier aufeinander folgender Diracs ist jeweils  $b_1 = 0.6$.


Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 5.3: Digitales Filter 1. Ordnung

Aufgabe 5.3Z: Nichtrekursives Filter

Aufgabe 5.4: Sinusgenerator