Modulationsverfahren/Einseitenbandmodulation: Unterschied zwischen den Versionen

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==Beschreibung im Frequenzbereich==
 
==Beschreibung im Frequenzbereich==
Die ZSB–AM – sowohl mit als auch ohne Träger – hat folgende Eigenschaften:  
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*Das modulierte Signal $s(t)$ benötigt die doppelte Bandbreite wie das Quellensignal $q(t)$.  
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Die&nbsp; Zweiseitenband–Amplitudenmodulation&nbsp; $\rm (ZSB–AM)$ &nbsp; – sowohl mit als auch ohne Träger –&nbsp; besitzt folgende Eigenschaften:  
*Die vollständige Information über $q(t)$ steckt sowohl im oberen als auch im unteren Seitenband.  
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*Das modulierte Signal &nbsp;$s(t)$&nbsp; benötigt die doppelte Bandbreite wie das Quellensignal &nbsp;$q(t)$.  
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*Die vollständige Information über &nbsp;$q(t)$&nbsp; steckt sowohl im oberen Seitenband&nbsp; $\rm (OSB)$&nbsp; als auch im unteren Seitenband&nbsp; $\rm (USB)$.  
  
  
Die so genannte Einseitenband–Amplitudenmodulation (ESB–AM) macht sich diese Eigenschaft dadurch zunutze, dass nur eines dieser Seitenbänder übertragen wird, entweder das obere Seitenband (OSB) oder das untere Seitenband (USB).  
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Die so genannte&nbsp; '''Einseitenband–Amplitudenmodulation'''&nbsp; $\rm (ESB–AM)$&nbsp; macht sich diese Eigenschaft dadurch zunutze,&nbsp; dass nur eines dieser Seitenbänder übertragen wird,&nbsp; entweder das obere Seitenband (OSB) oder das untere Seitenband (USB).&nbsp; Dadurch reduziert sich die erforderliche Bandbreite gegenüber der ZSB–AM auf die Hälfte.
  
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Die Grafik verdeutlicht die Einseitenband–Amplitudenmodulation im Frequenzbereich und gibt gleichzeitig eine Realisierungsform des ESB–Modulators an.&nbsp;
  
[[Datei:P_ID1041__Mod_T_2_4_S1_neu.png | Spektren bei Einseitenbandmodulation]]
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[[Datei:P_ID1041__Mod_T_2_4_S1_neu.png |right|frame| Spektren bei Zweiseitenband&ndash; und Einseitenbandmodulation]]
  
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Man erkennt aus dieser Darstellung:
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*Das ESB–Spektrum ergibt sich aus dem ZSB–Spektrum durch Filterung mit einem Bandpass,&nbsp; der bezüglich der Trägerfrequenz &nbsp;$f_{\rm T}$&nbsp; ein unsymmetrisches Verhalten zeigt.
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*Bei OSB–Modulation wird die untere Grenzfrequenz &nbsp;$f_{\rm U} = f_{\rm T} - f_ε$&nbsp; und die obere Grenzfrequenz zu &nbsp;$f_{\rm O} ≥ f_{\rm T} + B_{\rm NF}$&nbsp; gewählt.&nbsp; Hierbei bezeichnet &nbsp;$f_ε$&nbsp; eine beliebig kleine positive Frequenz.
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*Das OSB–Spektrum beinhaltet somit nur das obere Seitenband und&nbsp; (nicht notwendigerweise)&nbsp; den Träger.
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*Zur Erzeugung einer USB–Modulation müssen dagegen die untere bzw. obere Grenzfrequenz des Bandpasses wie folgt festgelegt werden:
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:$$f_{\rm U} ≤ f_{\rm T} \ - \ B_{\rm NF}, \hspace{0.5cm}f_{\rm O} = f_{\rm T} + f_ε.$$
  
Die Grafik verdeutlicht die ESB–AM im Frequenzbereich und gibt gleichzeitig eine Realisierungsform des ESB–Modulators an. Man erkennt aus dieser Darstellung:
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{{GraueBox|TEXT=
*Das ESB–Spektrum ergibt sich aus dem ZSB–Spektrum durch Filterung mit einem Bandpass, der bezüglich der Trägerfrequenz $f_{\rm T}$ ein unsymmetrisches Verhalten zeigt.
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$\text{Beispiel 1:}$&nbsp; Bei &nbsp;$f_{\rm T} = 100 \ \rm kHz$&nbsp; und &nbsp;$B_{\rm NF} = 3 \ \rm kHz$&nbsp; erhält man aus dem ZSB–Signal ein&nbsp; "OSB–Signal mit Träger",&nbsp; wenn das Filter alle Frequenzen unterhalb von &nbsp;$99.999\text{...} \ \rm kHz$&nbsp; abschneidet.  
*Bei OSB–Modulation wird die untere Grenzfrequenz $f_{\rm U} = f_{\rm T} – f_ε$ und die obere Grenzfrequenz zu $f_{\rm O} ≥ f_{\rm T} + B_{\rm NF}$ gewählt $(f_ε$ ist eine beliebig kleine positive Frequenz). Das OSB–Spektrum beinhaltet somit nur das obere Seitenband und (nicht notwendigerweise) den Träger.  
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*Ist die untere Grenzfrequenz &nbsp;$f_{\rm U}$&nbsp; um ein (beliebig kleines) „epsilon” größer als &nbsp;$f_{\rm T}$,&nbsp; so ergibt sich eine „OSB–AM ohne Träger”.
*Zur Erzeugung einer USB–Modulation müssen dagegen die untere bzw. obere Grenzfrequenz des Bandpasses wie folgt festgelegt werden: $f_{\rm U} f_{\rm T} \ \ B_{\rm NF}, f_{\rm O} = f_{\rm T} + f_ε.$
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*Eine „USB mit/ohne Träger” kann entsprechend mit &nbsp;$f_{\rm O} =100 \ \rm kHz$&nbsp; bzw. &nbsp;$f_{\rm O} = 99.999\text{...} \ \rm kHz$ realisiert werden. }}
  
  
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{{GraueBox|TEXT=
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$\text{Beispiel 2:}$&nbsp; Um Bandbreite zu sparen, wurde die Einseitenband-Technik schon in den 1960er–Jahren bei der analogen Übertragung von Telefongesprächen eingesetzt.
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*Entsprechend eines hierarchischen Aufbaus wurden zunächst drei Fernsprechkanäle – jeweils auf den Bereich &nbsp;$300\ \rm Hz$&nbsp; bis &nbsp;$3.4 \ \rm kHz$&nbsp; bandbegrenzt – zu einer Vorgruppe mit der Bandbreite &nbsp;$12 \ \rm  kHz$&nbsp; zusammengefasst.
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*Um drei Kanäle in &nbsp;$12 \ \rm  kHz$&nbsp; mit einem gewissen Sicherheitsabstand unterbringen zu können, wurde von jedem  Fernsprechkanal nur ein Seitenband&nbsp; (das untere oder das obere)&nbsp; berücksichtichtigt.
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*Durch weiteres Zusammenfassen wurde so das Weitverkehrssystem&nbsp; '''V10800'''&nbsp; mit bis zu 10800 Sprachkanälen und einer Gesamtbandbreite von &nbsp;$60 \ \rm  MHz$&nbsp; realisiert. }}
  
{{Beispiel}}
 
Bei $f_{\rm T} =$ 100 kHz und $B_{\rm NF} =$ 3 kHz erhält man aus dem ZSB–Signal ein OSB–Signal mit Träger, wenn das Filter alle Frequenzen unterhalb von 99.999... kHz abschneidet.
 
*Ist die untere Grenzfrequenz um ein (beliebig kleines) „epsilon” größer als $f_{\rm T}$, so ergibt sich eine „OSB–AM ohne Träger”.
 
*Eine „USB mit/ohne Träger” kann entsprechend mit $f_{\rm O} =$ 100 kHz bzw. $f_{\rm O} =$ 99.999... kHz realisiert werden.
 
  
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{{BlaueBox|TEXT=
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$\text{Fazit:}$&nbsp;
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*Der große Vorteil einer ESB–AM liegt in der nur&nbsp; '''halben Bandbreite'''&nbsp; gegenüber der ZSB–AM.
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*Mit welchen Nachteilen dieser Vorteil erkauft werden muss, wird auf den nächsten Seiten erläutert.}}
  
Der große Vorteil einer ESB–AM liegt in der nur halben Bandbreite gegenüber der ZSB–AM. Mit welchen Nachteilen dieser Vorteil erkauft werden muss, wird in den nachfolgenden Abschnitten erläutert.
 
{{end}}
 
  
 
==Synchrondemodulation eines ESB–Signals==
 
==Synchrondemodulation eines ESB–Signals==
Wir betrachten nun ein ESB–moduliertes Signal und beim Empfänger den in Kapitel 2.2 beschriebenen Synchrondemodulator, wobei perfekte Frequenz– und Phasensynchronisation vorausgesetzt wird. Ohne Einfluss auf die Allgemeingültigkeit ist im weiteren Verlauf dieses Abschnitts stets ${\mathbf ϕ}_{\rm T} =$ 0 gesetzt.  
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Wir betrachten nun ein ESB–moduliertes Signal und beim Empfänger den&nbsp; [[Modulationsverfahren/Synchrondemodulation|Synchrondemodulator]].  
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*Vorausgesetzt wird zunächst eine perfekte Frequenz– und Phasensynchronisation.  
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*Ohne Einfluss auf die Allgemeingültigkeit ist im weiteren Verlauf dieses Abschnitts stets &nbsp;${ ϕ}_{\rm T} = 0$&nbsp; gesetzt &nbsp; &rArr; &nbsp; Cosinus&ndash;Träger.  
  
  
[[Datei:P_ID1042__Mod_T_2_4_S2_neu.png | Synchrondemodulation eines ESB–Signals]]
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[[Datei:P_ID1042__Mod_T_2_4_S2_neu.png |right|frame| Synchrondemodulation eines ESB–Signals]]  
  
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Ein Vergleich mit den Eigenschaften des Synchrondemodulators bei ZSB–AM im vorletzten Kapitel zeigt folgende Gemeinsamkeiten und Unterschiede:
  
Ein Vergleich mit den Eigenschaften des Synchrondemodulators bei ZSB–AM in Kapitel 2.2 zeigt folgende Gemeinsamkeiten und Unterschiede:
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*Das Spektrum &nbsp;$V(f)$&nbsp; des Sinkensignals ergibt sich in beiden Fällen aus der Faltung der Spektren &nbsp;$R(f)$&nbsp; und &nbsp;$Z_{\rm E}(f)$, wobei Letzteres sich aus zwei Diracfunktionen bei &nbsp;$±f_{\rm T}$&nbsp; zusammensetzt.
*Das Spektrum $V(f)$ des Sinkensignals ergibt sich in beiden Fällen aus der Faltung der Spektren $R(f)$ und $Z_{\rm E}(f)$, wobei Letzteres sich aus zwei Diracfunktionen bei $±f_{\rm T}$ zusammensetzt.
 
*Bei ZSB–AM überlagern sich für jede Frequenz die Faltungsprodukte mit der rechten und der linken Diracfunktion. In der Grafik zu Kapitel 2.2 sind diese Anteile mit „+” bzw. „–” markiert.
 
*Dagegen liefert bei OSB–Modulation nur die Faltung mit der Diraclinie bei $\ –f_{\rm T}$ den $V(f)$–Anteil bei positiven Frequenzen und bei USB–Modulation die Faltung mit der Diracfunktion $δ(f – f_{\rm T})$.
 
*Bei ZSB–AM wird mit dem empfangsseitigen Trägersignal $z_{\rm E}(t) =  2 · \cos(ω_{\rm T} · t)$ erreicht, dass $υ(t) = q(t)$ gilt. Dagegen muss bei ESB–AM die Trägeramplitude auf  4  erhöht werden.  
 
  
==Einfluss eines Frequenz– und Phasenversatzes==
+
Besteht ein Frequenzversatz zwischen den Trägersignalen $z(t)$ und $z_{\rm E}(t)$, so kommt es stets zu starken nichtlinearen Verzerrungen, also unabhängig davon, ob ZSB–AM oder ESB–AM vorliegt. Bei der Realisierung eines Synchrondemodulators ist deshalb eine perfekte Frequenzsynchronisation unerlässlich.  
+
*Bei ZSB–AM überlagern sich für jede Frequenz die Faltungsprodukte mit der rechten und der linken Diracfunktion. In der [[Modulationsverfahren/Synchrondemodulation#Beschreibung_im_Frequenzbereich|entsprechenden ZSB&ndash;Grafik]] sind diese Anteile mit „+” bzw. „–” markiert.
  
Betrachten wir nun den Einfluss eines Phasenversatzes $Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}$ zwischen sende– und empfangsseitigem Trägersignal, und zwar am Beispiel des Quellensignals
 
$$q(t) = A_1 \cdot \cos(\omega_1  \cdot t ) + A_2 \cdot \cos(\omega_2 \cdot  t)\hspace{0.05cm}.$$
 
Bei ZSB–AM führt ein solcher Phasenversatz lediglich zu einer frequenzunabhängigen Dämpfung, aber nicht zu Verzerrungen:
 
$$v(t) = \cos (\Delta \phi_{\rm T}) \cdot q(t) = \cos (\Delta \phi_{\rm T}) \cdot A_1 \cdot \cos(\omega_1  \cdot t ) + \cos (\Delta \phi_{\rm T}) \cdot A_2 \cdot \cos(\omega_2  \cdot t ) \hspace{0.05cm}.$$
 
Dagegen erhält man bei der OSB–AM:
 
$$\begin{align*}v(t)  & = A_1 \cdot \cos(\omega_1  \cdot t - \Delta \phi_{\rm T}) + A_2
 
\cdot \cos(\omega_2 \cdot  t - \Delta \phi_{\rm T})=\\
 
& = A_1 \cdot \cos(\omega_1 \cdot  (t - \tau_1)) + A_2 \cdot
 
\cos(\omega_2  \cdot (t - \tau_2))\hspace{0.05cm}.\end{align*}$$
 
  
Man erkennt aus dieser Gleichung:
+
*Dagegen liefert bei OSB–Modulation nur die Faltung mit der Diraclinie bei &nbsp;$ -f_{\rm T}$&nbsp; den &nbsp;$V(f)$–Anteil bei positiven Frequenzen und bei USB–Modulation die Faltung mit der Diracfunktion &nbsp;$δ(f - f_{\rm T})$.
*Die beiden Laufzeiten $τ_1 = Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}/ω_1$ und $τ_2 = Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}/ω_2$ sind unterschiedlich. Das bedeutet, dass ein Phasenversatz bei ESB–AM (OSB–AM oder USB–AM) zu Phasenverzerrungen führt.
 
*Ein positiver Wert von $Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}$ bewirkt bei OSB positive Werte von $τ_1$ und $τ_2$ (also gegenüber dem Cosinus nachlaufende Signale) und bei USB negative $τ_1$– bzw. $τ_2$–Werte (vorlaufende Signale).  
 
  
 +
 +
*Bei ZSB–AM wird&nbsp; $v(t) = q(t)$&nbsp; mit dem empfangsseitigen Trägersignal &nbsp;$z_{\rm E}(t) =  2 · \cos(ω_{\rm T} · t)$&nbsp; erreicht.&nbsp; Dagegen muss bei ESB–AM die Trägeramplitude auf  &nbsp;$A_{\rm T} = 4$ &nbsp; erhöht werden.
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<br clear=all>
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{{BlaueBox|TEXT=
 +
$\text{Fazit:}$&nbsp; Besteht ein Frequenzversatz zwischen den Trägersignalen &nbsp;$z(t)$&nbsp; und &nbsp;$z_{\rm E}(t)$,&nbsp; so kommt es stets zu starken nichtlinearen Verzerrungen,&nbsp; also unabhängig davon,&nbsp; ob ZSB–AM oder ESB–AM vorliegt.&nbsp; Bei der&nbsp; '''Realisierung eines Synchrondemodulators'''&nbsp; ist deshalb eine&nbsp; '''perfekte Frequenzsynchronisation'''&nbsp; unerlässlich. }}
  
Die Auswirkungen von Phasenverzerrungen auf ein aus zwei Cosinusschwingungen zusammengesetztes Nachrichtensignal können Sie sich mit folgendem Interaktionsmodul verdeutlichen:
 
  
Lineare Verzerrungen periodischer Signale
 
  
==Seitenband–zu–Träger–Verhältnis (1)==
+
==Einfluss eines Phasenversatzes bei ESB-AM==
[[Datei:P_ID1043__Mod_T_2_4_S4a_neu.png | Spektren bei ZSB- und ESB-AM | rechts]]
+
<br>
Ein wichtiger Parameter der ZSB–AM ist der Modulationsgrad $m = q_{\rm max}/A_{\rm T}$. Im Sonderfall einer harmonischen Schwingung gilt $m = A_{\rm N}/A_{\rm T}$ und man erhält das Spektrum $S_+(f)$ des analytischen Signals entsprechend der oberen Grafik. Beachten Sie bitte die Normierung auf $A_{\rm T}$.
+
Betrachten wir nun den Einfluss eines Phasenversatzes &nbsp;$Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}$&nbsp; zwischen sende– und empfangsseitigem Trägersignal, und zwar am Beispiel des Quellensignals
 +
:$$q(t) = A_1 \cdot \cos(\omega_1  \cdot t ) + A_2 \cdot \cos(\omega_2 \cdot  t)\hspace{0.05cm}.$$
 +
*Bei ZSB–AM führt ein solcher Phasenversatz lediglich zu einer frequenzunabhängigen Dämpfung, aber nicht zu Verzerrungen:
 +
:$$v(t) = \cos (\Delta \phi_{\rm T}) \cdot q(t) = \cos (\Delta \phi_{\rm T}) \cdot A_1 \cdot \cos(\omega_1  \cdot t ) + \cos (\Delta \phi_{\rm T}) \cdot A_2 \cdot \cos(\omega_2  \cdot t ) \hspace{0.05cm}.$$
 +
*Dagegen erhält man bei der OSB–AM:
 +
:$$v(t)  = A_1 \cdot \cos(\omega_1  \cdot t - \Delta \phi_{\rm T}) + A_2
 +
\cdot \cos(\omega_2 \cdot  t - \Delta \phi_{\rm T})= A_1 \cdot \cos(\omega_1 \cdot  (t - \tau_1)) + A_2 \cdot
 +
\cos(\omega_2  \cdot (t - \tau_2))\hspace{0.05cm}.$$
  
Bei der ESB–AM ist die Anwendung des Parameters $m$ zwar prinzipiell möglich, aber nicht zweckmäßig. Beispielsweise gilt für die Zeitbereichsdarstellung der OSB–AM mit dem Spektrum $S_+(f)$ entsprechend der unteren Grafik:
+
{{BlaueBox|TEXT=
$$s_+(t) = A_{\rm T} \cdot {\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm} \omega_{\rm T} \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm}t }  + \frac{A_{\rm N}}{2} \cdot {\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm} (\omega_{\rm T} + \omega_{\rm N}) \hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}t }\hspace{0.05cm}.$$
+
$\text{Man erkennt aus dieser Gleichung:}$
Hierfür kann in gleicher Weise
+
*Die beiden Laufzeiten &nbsp;$τ_1 = Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}/ω_1$&nbsp; und &nbsp;$τ_2 = Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}/ω_2$&nbsp; sind unterschiedlich.  
$$s_+(t) = A_{\rm T} \cdot \left({\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm} \omega_{\rm T} \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm}t }  + \mu \cdot {\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm} (\omega_{\rm T} + \omega_{\rm N}) \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm}t }\right)$$
+
*Das bedeutet, dass ein Phasenversatz bei ESB–AM (OSB–AM oder USB–AM) zu&nbsp; '''Phasenverzerrungen'''&nbsp; (also zu linearen Verzerrungen) führt.  
geschrieben werden, wobei nun das Seitenband–zu–Träger–Verhältnis verwendet ist:
+
*Ein positiver Wert von &nbsp;$Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}$&nbsp; bewirkt
$$\mu = \frac{A_{\rm N}}{2 \cdot A_{\rm T}} \hspace{0.05cm}.$$
+
**bei OSB positive Werte von &nbsp;$τ_1$&nbsp; und &nbsp;$τ_2$&nbsp; (also gegenüber dem Cosinus nachlaufende Signale)&nbsp; und  
Ist das Quellensignal keine harmonische Schwingung, so ist die Angabe dieser Größe schwierig. Hier kann man folgende Näherung benutzen:
+
**bei USB negative &nbsp;$τ_1$–&nbsp; bzw. &nbsp;$τ_2$–Werte&nbsp; (vorlaufende Signale).}}
$$\mu = \frac{q_{\rm max}}{2 \cdot A_{\rm T}} \hspace{0.3cm}{\rm mit}\hspace{0.3cm} q_{\rm max} = \max_{t} \hspace{0.05cm} |q(t)|  \hspace{0.05cm}.$$
+
 
Mit dieser Näherung ist $\mu = m/2.$ Ein Vergleich zwischen einer ZSB– und einer ESB–AM sollte jedoch stets für den gleichen Zahlenwert von $m$ bzw. $\mu$ erfolgen.  
+
 
 +
Die Auswirkungen von Phasenverzerrungen auf ein aus zwei Cosinusschwingungen zusammengesetztes Nachrichtensignal können Sie sich mit dem HTML5/JavaScript&ndash;Applet&nbsp; [[Applets:Lineare_Verzerrungen_periodischer_Signale|"Lineare Verzerrungen periodischer Signale"]]&nbsp; verdeutlichen.
 +
 
 +
  
==Seitenband–zu–Träger–Verhältnis (2)==
+
==Seitenband–zu–Träger–Verhältnis==
{{Beispiel}}
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<br>
Die obere Grafik zeigt das ZSB–AM–Signal für den Modulationsgrad $m = q_{\rm max}/A_{\rm T} =$ 1. Dies ist der Grenzfall für die Anwendung der Hüllkurvendemodulation, da so das Nachrichtensignal $q(t)$ in der Hüllkurve $a(t)$ gerade noch verzerrungsfrei enthalten ist.  
+
Ein wichtiger Parameter der ZSB–AM ist der&nbsp; [[Modulationsverfahren/Zweiseitenband-Amplitudenmodulation#ZSB-Amplitudenmodulation_mit_Tr.C3.A4ger|Modulationsgrad]] &nbsp;$m = q_{\rm max}/A_{\rm T}$.  
  
 +
Im Sonderfall einer harmonischen Schwingung gilt &nbsp;$m = A_{\rm N}/A_{\rm T}$&nbsp; und man erhält das Spektrum &nbsp;$S_+(f)$&nbsp; des analytischen Signals entsprechend der oberen Grafik.&nbsp; Beachten Sie bitte die Normierung auf &nbsp;$A_{\rm T}$.
 +
[[Datei:P_ID1043__Mod_T_2_4_S4a_neu.png|right|frame|Spektren bei ZSB- und ESB-AM]]
  
[[Datei:P_ID1044__Mod_T_2_4_S4b_neu.png | Signalverläufe bei Einseitenbandmodulation]]
+
Bei der ESB–AM ist die Anwendung des Parameters &nbsp;$m$&nbsp; zwar prinzipiell möglich, aber nicht zweckmäßig.&nbsp; Beispielsweise gilt für die Zeitbereichsdarstellung der OSB–AM mit dem Spektrum &nbsp;$S_+(f)$&nbsp; entsprechend der unteren Grafik:
 +
:$$s_+(t) = A_{\rm T} \cdot {\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm} \omega_{\rm T} \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm}t }  + {A_{\rm N}}/{2} \cdot {\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm} (\omega_{\rm T} + \omega_{\rm N}) \hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}t }\hspace{0.05cm}.$$
 +
Hierfür kann in gleicher Weise
 +
:$$s_+(t) = A_{\rm T} \cdot \left({\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm} \omega_{\rm T} \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm}t }  + \mu \cdot {\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm} (\omega_{\rm T} + \omega_{\rm N}) \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm}t }\right)$$
 +
geschrieben werden, wobei nun das&nbsp; '''Seitenband–zu–Träger–Verhältnis'''&nbsp; verwendet ist:
 +
:$$\mu = \frac{A_{\rm N}}{2 \cdot A_{\rm T}} \hspace{0.05cm}.$$
 +
Ist das Quellensignal keine harmonische Schwingung, so ist die Angabe dieser Größe schwierig.
 +
*Hier kann man folgende Näherung benutzen:
 +
:$$\mu \approx \frac{q_{\rm max}}{2 \cdot A_{\rm T}} \hspace{0.3cm}{\rm mit}\hspace{0.3cm} q_{\rm max} = \max_{t} \hspace{0.05cm} |q(t)|  \hspace{0.05cm}.$$
 +
*Somit ist &nbsp;$\mu \approx m/2.$&nbsp; Ein Vergleich zwischen ZSB–AM und ESB-AM sollte jedoch stets für den gleichen Zahlenwert von &nbsp;$m$&nbsp; bzw. &nbsp;$\mu$&nbsp; erfolgen.
  
  
Die mittlere Grafik zeigt das OSB–Signal, wobei ebenfalls $A_{\rm T} = q_{\rm max}$ gewählt ist. Nach den beiden obigen Definitionen entspricht dies den Zahlenwerten $m =$ 1 bzw. $\mu =$ 0.5. Aufgrund des fehlenden USB-Beitrags unterscheidet sich hier die Hüllkurve $a(t)$ deutlich von $q(t) + A_{\rm T}.$
+
{{GraueBox|TEXT=
 +
[[Datei:P_ID1044__Mod_T_2_4_S4b_neu.png |right|frame| Signalverläufe bei ZSB-AM und OSB-AM]]
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$\text{Beispiel 3:}$&nbsp;
 +
*Die obere Grafik zeigt das ZSB–AM–Signal für den Modulationsgrad &nbsp;$m = q_{\rm max}/A_{\rm T} = 1$ &nbsp; &rArr; &nbsp; Grenzfall für die Anwendung der Hüllkurvendemodulation bei ZSB-AM &nbsp; &rArr; &nbsp; Das Nachrichtensignal &nbsp;$q(t)$&nbsp; ist dann  in der Hüllkurve &nbsp;$a(t)$&nbsp; noch verzerrungsfrei enthalten.
 +
*Für das OSB–Signal in der mittleren Grafik zeigt wurde ebenfalls &nbsp;$A_{\rm T} = q_{\rm max}$&nbsp; gewählt, was  den Zahlenwerten &nbsp;$m = 1$&nbsp; bzw. &nbsp;$\mu = 0.5$&nbsp; entspricht &nbsp; &rArr; &nbsp; Da der USB-Beitrag fehlt, unterscheidet sich hier die Hüllkurve &nbsp;$a(t)$&nbsp; deutlich von &nbsp;$q(t) + A_{\rm T}.$
 +
*Dagegen wurde für den unteren Signalverlauf &nbsp;$q_{\rm max} = 2 · A_{\rm T}$&nbsp; gewählt. &nbsp;&rArr; &nbsp; Das Seitenband–zu–Träger–Verhältnis hat hier den Zahlenwert &nbsp;$\mu =1$.
  
Dagegen wurde für den unten dargestellten Signalverlauf $q_{\rm max} = 2 · A_{\rm T}$ gewählt, so dass sich für das Seitenband–zu–Träger–Verhältnis der Zahlenwert $\mu =$ 1 ergibt.
 
  
 
Diese Grafik macht Folgendes deutlich:  
 
Diese Grafik macht Folgendes deutlich:  
*Es sind mehr Ähnlichkeiten zwischen dem oberen und dem unteren Signal festzustellen als zwischen den ersten beiden. Der Vergleich zwischen einer ZSB–AM und einer ESB–AM sollte möglichst bei gleichem Zahlenwert für $m$ bzw. $\mu$ erfolgen.  
+
#Es sind mehr Ähnlichkeiten zwischen dem oberen und dem unteren Signal festzustellen als zwischen den ersten beiden.
*Die Hüllkurvendemodulation führt bei einer Einseitenband–Amplitudenmodulation grundsätzlich – das heißt für jeden Zahlenwert des Seitenband–zu–Träger–Verhältnisses $\mu$ zu gravierenden Verzerrungen. Diese sind von nichtlinearer Art und somit irreversibel.  
+
# Der Vergleich zwischen einer ZSB–AM und einer ESB–AM sollte möglichst bei gleichem Zahlenwert für &nbsp;$m$&nbsp; bzw. &nbsp;$\mu$&nbsp; erfolgen.  
 +
#Die Hüllkurvendemodulation führt bei einer Einseitenband–AM  für jeden Zahlenwert von&nbsp;  $\mu$&nbsp; zu gravierenden Verzerrungen.&nbsp;
 +
#Diese sind von nichtlinearer Art und somit irreversibel. }}
  
 +
==Zusammenfassende Bewertung der ESB–AM==
 +
<br>
 +
Der entscheidende Vorteil der ESB–AM gegenüber der ZSB–AM ist der um den Faktor &nbsp;$2$&nbsp; geringere Bandbreitenbedarf.&nbsp; Für die halbe Bandbreite der ESB–AM müssen aber auch Nachteile in Kauf genommen werden,&nbsp; die in den Aufgaben zu diesem Abschnitt untersucht werden sollen:
 +
*Die Information über das Quellensignal &nbsp;$q(t)$&nbsp; steckt nun im Gegensatz zur ZSB–AM nicht mehr ausschließlich in der Amplitude,&nbsp; sondern gleichermaßen auch in der Phase <br>(siehe[[Aufgaben:Aufgabe_2.11:_Hüllkurvendemodulation_eines_ESB-Signals| Aufgabe 2.11]]).
 +
*Die Anwendung der Hüllkurvendemodulation bei OSB–AM oder USB–AM führt deshalb stets zu starken nichtlinearen Verzerrungen&nbsp; (siehe [[Aufgaben:Aufgabe_2.11Z:_Nochmals_ESB-AM_und_Hüllkurvendemodulator|Aufgabe 2.11Z]]).
 +
*Synchrondemodulation eines ESB–AM–Signals führt zu Phasenverzerrungen,&nbsp; wenn zwischen den Trägersignalen bei Sender und Empfänger ein Phasenversatz besteht.
  
{{end}}
 
  
==Zusammenfassende Bewertung der ESB–AM==
+
Ebenso wie bei einer ZSB–AM mit Synchrondemodulation gelten auch hier folgende Aussagen:
Der entscheidende Vorteil der ESB–AM gegenüber der ZSB–AM ist der um den Faktor 2 geringere Bandbreitenbedarf. Eingesetzt wurde diese Technik schon in den 1960er–Jahren bei der analogen Übertragung von Telefongesprächen. Entsprechend eines hierarchischen Aufbaus werden zunächst drei Fernsprechkanäle – jeweils auf den Bereich 0.3 bis 3.4 kHz bandbegrenzt – zu einer Vorgruppe mit der Bandbreite 12 kHz zusammengefasst. Durch weiteres Zusammenfassen wurde so das Weitverkehrs- system „V 10800” mit bis zu 10800 Sprachkanälen und einer Gesamtbandbreite von 60 MHz realisiert.
+
*Dämpfungsverzerrungen des Kanals führen ebenfalls nur zu&nbsp; (linearen)&nbsp; Dämpfungsverzerrungen bezüglich des Sinkensignals.&nbsp; Es entstehen keine nichtlinearen Verzerrungen&nbsp; (siehe&nbsp; [[Aufgaben:Aufgabe_2.10:_ESB-AM_mit_Kanalverzerrungen|Aufgabe 2.10]]).
 +
*Die ESB–AM ohne Träger zeigt genau gleiches Rauschverhalten wie die ZSB–AM ohne Träger.&nbsp; Der Vorteil der kleineren HF–Bandbreite wird durch die notwendige Pegelanpassung aufgehoben.
 +
*Eine ESB–AM mit Seitenband–zu–Träger–Verhältnis &nbsp;$\mu$&nbsp; zeigt ähnliches Rauschverhalten wie eine ZSB–AM mit Modulationsgrad &nbsp;$m = \sqrt{2} · \mu$&nbsp; (siehe&nbsp; [[Aufgaben:Aufgabe_2.10Z:_Rauschen_bei_ZSB-AM_und_ESB-AM|Aufgabe 2.10Z]]).  
 +
*Allerdings ist zu beachten,&nbsp; dass die ESB–AM mit Träger aufgrund der nichtlinearen Verzerrungen bei Hüllkurvendemodulation  wenig sinnvoll ist.
 +
 
 +
 
 +
==Aufgaben zum Kapitel==
 +
<br>
 +
[[Aufgaben:Aufgabe_2.10:_ESB-AM_mit_Kanalverzerrungen|Aufgabe 2.10: ESB-AM mit Kanalverzerrungen]]
  
Für die halbe Bandbreite der ESB–AM müssen aber auch Nachteile in Kauf genommen werden, die in den Aufgaben zu diesem Abschnitt 2.4 untersucht werden sollen:  
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[[Aufgaben:Aufgabe_2.10Z:_Rauschen_bei_ZSB-AM_und_ESB-AM|Aufgabe 2.10Z: Rauschen bei ZSB-AM und ESB-AM]]
*Die Information über das Quellensignal $q(t)$ steckt nun im Gegensatz zur ZSB–AM nicht mehr ausschließlich in der Amplitude, sondern gleichermaßen auch in der Phase (siehe Aufgabe A2.10).
 
*Die Anwendung der Hüllkurvendemodulation bei OSB– oder USB–AM führt deshalb stets zu starken nichtlinearen Verzerrungen (siehe Aufgabe Z2.10).
 
*Die Synchrondemodulation eines ESB–AM–Signals führt zu Phasenverzerrungen, wenn zwischen den Trägersignalen bei Sender und Empfänger ein Phasenversatz besteht.
 
  
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[[Aufgaben:Aufgabe_2.11:_Hüllkurvendemodulation_eines_ESB-Signals|Aufgabe 2.11: Hüllkurvendemodulation eines ESB-Signals]]
  
Ebenso wie bei einer ZSB–AM mit Synchrondemodulation gelten auch hier folgende Aussagen:  
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[[Aufgaben:Aufgabe_2.11Z:_Nochmals_ESB-AM_und_Hüllkurvendemodulator|Aufgabe 2.11Z: Nochmals ESB-AM und Hüllkurvendemodulator]]
*Dämpfungsverzerrungen des Kanals führen nur zu (linearen) Dämpfungsverzerrungen bezüglich des Sinkensignals. Es entstehen keine nichtlinearen Verzerrungen (siehe Aufgabe A2.9).
 
*Die ESB–AM ohne Träger zeigt genau gleiches Rauschverhalten wie die ZSB–AM ohne Träger. Der Vorteil der kleineren HF–Bandbreite wird durch die notwendige Pegelanpassung aufgehoben.
 
*Eine ESB–AM mit dem Seitenband–zu–Träger–Verhältnis $\mu$ zeigt ähnliches Rauschverhalten wie eine ZSB–AM mit dem Modulationsgrad $m = 2^{0.5} · \mu$ (siehe Aufgabe Z2.9).
 
*Allerdings ist zu beachten, dass die ESB–AM mit Träger aufgrund der nichtlinearen Verzerrungen bei Hüllkurvendemodulation – nur wegen dieser wird ja der Träger zugeführt – wenig sinnvoll ist.  
 
  
  
 
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Aktuelle Version vom 18. Januar 2022, 14:20 Uhr

Beschreibung im Frequenzbereich


Die  Zweiseitenband–Amplitudenmodulation  $\rm (ZSB–AM)$   – sowohl mit als auch ohne Träger –  besitzt folgende Eigenschaften:

  • Das modulierte Signal  $s(t)$  benötigt die doppelte Bandbreite wie das Quellensignal  $q(t)$.
  • Die vollständige Information über  $q(t)$  steckt sowohl im oberen Seitenband  $\rm (OSB)$  als auch im unteren Seitenband  $\rm (USB)$.


Die so genannte  Einseitenband–Amplitudenmodulation  $\rm (ESB–AM)$  macht sich diese Eigenschaft dadurch zunutze,  dass nur eines dieser Seitenbänder übertragen wird,  entweder das obere Seitenband (OSB) oder das untere Seitenband (USB).  Dadurch reduziert sich die erforderliche Bandbreite gegenüber der ZSB–AM auf die Hälfte.

Die Grafik verdeutlicht die Einseitenband–Amplitudenmodulation im Frequenzbereich und gibt gleichzeitig eine Realisierungsform des ESB–Modulators an. 

Spektren bei Zweiseitenband– und Einseitenbandmodulation

Man erkennt aus dieser Darstellung:

  • Das ESB–Spektrum ergibt sich aus dem ZSB–Spektrum durch Filterung mit einem Bandpass,  der bezüglich der Trägerfrequenz  $f_{\rm T}$  ein unsymmetrisches Verhalten zeigt.
  • Bei OSB–Modulation wird die untere Grenzfrequenz  $f_{\rm U} = f_{\rm T} - f_ε$  und die obere Grenzfrequenz zu  $f_{\rm O} ≥ f_{\rm T} + B_{\rm NF}$  gewählt.  Hierbei bezeichnet  $f_ε$  eine beliebig kleine positive Frequenz.
  • Das OSB–Spektrum beinhaltet somit nur das obere Seitenband und  (nicht notwendigerweise)  den Träger.
  • Zur Erzeugung einer USB–Modulation müssen dagegen die untere bzw. obere Grenzfrequenz des Bandpasses wie folgt festgelegt werden:
$$f_{\rm U} ≤ f_{\rm T} \ - \ B_{\rm NF}, \hspace{0.5cm}f_{\rm O} = f_{\rm T} + f_ε.$$

$\text{Beispiel 1:}$  Bei  $f_{\rm T} = 100 \ \rm kHz$  und  $B_{\rm NF} = 3 \ \rm kHz$  erhält man aus dem ZSB–Signal ein  "OSB–Signal mit Träger",  wenn das Filter alle Frequenzen unterhalb von  $99.999\text{...} \ \rm kHz$  abschneidet.

  • Ist die untere Grenzfrequenz  $f_{\rm U}$  um ein (beliebig kleines) „epsilon” größer als  $f_{\rm T}$,  so ergibt sich eine „OSB–AM ohne Träger”.
  • Eine „USB mit/ohne Träger” kann entsprechend mit  $f_{\rm O} =100 \ \rm kHz$  bzw.  $f_{\rm O} = 99.999\text{...} \ \rm kHz$ realisiert werden.


$\text{Beispiel 2:}$  Um Bandbreite zu sparen, wurde die Einseitenband-Technik schon in den 1960er–Jahren bei der analogen Übertragung von Telefongesprächen eingesetzt.

  • Entsprechend eines hierarchischen Aufbaus wurden zunächst drei Fernsprechkanäle – jeweils auf den Bereich  $300\ \rm Hz$  bis  $3.4 \ \rm kHz$  bandbegrenzt – zu einer Vorgruppe mit der Bandbreite  $12 \ \rm kHz$  zusammengefasst.
  • Um drei Kanäle in  $12 \ \rm kHz$  mit einem gewissen Sicherheitsabstand unterbringen zu können, wurde von jedem Fernsprechkanal nur ein Seitenband  (das untere oder das obere)  berücksichtichtigt.
  • Durch weiteres Zusammenfassen wurde so das Weitverkehrssystem  V10800  mit bis zu 10800 Sprachkanälen und einer Gesamtbandbreite von  $60 \ \rm MHz$  realisiert.


$\text{Fazit:}$ 

  • Der große Vorteil einer ESB–AM liegt in der nur  halben Bandbreite  gegenüber der ZSB–AM.
  • Mit welchen Nachteilen dieser Vorteil erkauft werden muss, wird auf den nächsten Seiten erläutert.


Synchrondemodulation eines ESB–Signals


Wir betrachten nun ein ESB–moduliertes Signal und beim Empfänger den  Synchrondemodulator.

  • Vorausgesetzt wird zunächst eine perfekte Frequenz– und Phasensynchronisation.
  • Ohne Einfluss auf die Allgemeingültigkeit ist im weiteren Verlauf dieses Abschnitts stets  ${ ϕ}_{\rm T} = 0$  gesetzt   ⇒   Cosinus–Träger.


Synchrondemodulation eines ESB–Signals

Ein Vergleich mit den Eigenschaften des Synchrondemodulators bei ZSB–AM im vorletzten Kapitel zeigt folgende Gemeinsamkeiten und Unterschiede:

  • Das Spektrum  $V(f)$  des Sinkensignals ergibt sich in beiden Fällen aus der Faltung der Spektren  $R(f)$  und  $Z_{\rm E}(f)$, wobei Letzteres sich aus zwei Diracfunktionen bei  $±f_{\rm T}$  zusammensetzt.


  • Bei ZSB–AM überlagern sich für jede Frequenz die Faltungsprodukte mit der rechten und der linken Diracfunktion. In der entsprechenden ZSB–Grafik sind diese Anteile mit „+” bzw. „–” markiert.


  • Dagegen liefert bei OSB–Modulation nur die Faltung mit der Diraclinie bei  $ -f_{\rm T}$  den  $V(f)$–Anteil bei positiven Frequenzen und bei USB–Modulation die Faltung mit der Diracfunktion  $δ(f - f_{\rm T})$.


  • Bei ZSB–AM wird  $v(t) = q(t)$  mit dem empfangsseitigen Trägersignal  $z_{\rm E}(t) = 2 · \cos(ω_{\rm T} · t)$  erreicht.  Dagegen muss bei ESB–AM die Trägeramplitude auf  $A_{\rm T} = 4$   erhöht werden.


$\text{Fazit:}$  Besteht ein Frequenzversatz zwischen den Trägersignalen  $z(t)$  und  $z_{\rm E}(t)$,  so kommt es stets zu starken nichtlinearen Verzerrungen,  also unabhängig davon,  ob ZSB–AM oder ESB–AM vorliegt.  Bei der  Realisierung eines Synchrondemodulators  ist deshalb eine  perfekte Frequenzsynchronisation  unerlässlich.


Einfluss eines Phasenversatzes bei ESB-AM


Betrachten wir nun den Einfluss eines Phasenversatzes  $Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}$  zwischen sende– und empfangsseitigem Trägersignal, und zwar am Beispiel des Quellensignals

$$q(t) = A_1 \cdot \cos(\omega_1 \cdot t ) + A_2 \cdot \cos(\omega_2 \cdot t)\hspace{0.05cm}.$$
  • Bei ZSB–AM führt ein solcher Phasenversatz lediglich zu einer frequenzunabhängigen Dämpfung, aber nicht zu Verzerrungen:
$$v(t) = \cos (\Delta \phi_{\rm T}) \cdot q(t) = \cos (\Delta \phi_{\rm T}) \cdot A_1 \cdot \cos(\omega_1 \cdot t ) + \cos (\Delta \phi_{\rm T}) \cdot A_2 \cdot \cos(\omega_2 \cdot t ) \hspace{0.05cm}.$$
  • Dagegen erhält man bei der OSB–AM:
$$v(t) = A_1 \cdot \cos(\omega_1 \cdot t - \Delta \phi_{\rm T}) + A_2 \cdot \cos(\omega_2 \cdot t - \Delta \phi_{\rm T})= A_1 \cdot \cos(\omega_1 \cdot (t - \tau_1)) + A_2 \cdot \cos(\omega_2 \cdot (t - \tau_2))\hspace{0.05cm}.$$

$\text{Man erkennt aus dieser Gleichung:}$

  • Die beiden Laufzeiten  $τ_1 = Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}/ω_1$  und  $τ_2 = Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}/ω_2$  sind unterschiedlich.
  • Das bedeutet, dass ein Phasenversatz bei ESB–AM (OSB–AM oder USB–AM) zu  Phasenverzerrungen  (also zu linearen Verzerrungen) führt.
  • Ein positiver Wert von  $Δ{\mathbf ϕ}_{\rm T}$  bewirkt
    • bei OSB positive Werte von  $τ_1$  und  $τ_2$  (also gegenüber dem Cosinus nachlaufende Signale)  und
    • bei USB negative  $τ_1$–  bzw.  $τ_2$–Werte  (vorlaufende Signale).


Die Auswirkungen von Phasenverzerrungen auf ein aus zwei Cosinusschwingungen zusammengesetztes Nachrichtensignal können Sie sich mit dem HTML5/JavaScript–Applet  "Lineare Verzerrungen periodischer Signale"  verdeutlichen.


Seitenband–zu–Träger–Verhältnis


Ein wichtiger Parameter der ZSB–AM ist der  Modulationsgrad  $m = q_{\rm max}/A_{\rm T}$.

Im Sonderfall einer harmonischen Schwingung gilt  $m = A_{\rm N}/A_{\rm T}$  und man erhält das Spektrum  $S_+(f)$  des analytischen Signals entsprechend der oberen Grafik.  Beachten Sie bitte die Normierung auf  $A_{\rm T}$.

Spektren bei ZSB- und ESB-AM

Bei der ESB–AM ist die Anwendung des Parameters  $m$  zwar prinzipiell möglich, aber nicht zweckmäßig.  Beispielsweise gilt für die Zeitbereichsdarstellung der OSB–AM mit dem Spektrum  $S_+(f)$  entsprechend der unteren Grafik:

$$s_+(t) = A_{\rm T} \cdot {\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm} \omega_{\rm T} \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm}t } + {A_{\rm N}}/{2} \cdot {\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm} (\omega_{\rm T} + \omega_{\rm N}) \hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}t }\hspace{0.05cm}.$$

Hierfür kann in gleicher Weise

$$s_+(t) = A_{\rm T} \cdot \left({\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm} \omega_{\rm T} \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm}t } + \mu \cdot {\rm e}^{{\rm j}\hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.03cm} (\omega_{\rm T} + \omega_{\rm N}) \hspace{0.03cm}\cdot \hspace{0.05cm}t }\right)$$

geschrieben werden, wobei nun das  Seitenband–zu–Träger–Verhältnis  verwendet ist:

$$\mu = \frac{A_{\rm N}}{2 \cdot A_{\rm T}} \hspace{0.05cm}.$$

Ist das Quellensignal keine harmonische Schwingung, so ist die Angabe dieser Größe schwierig.

  • Hier kann man folgende Näherung benutzen:
$$\mu \approx \frac{q_{\rm max}}{2 \cdot A_{\rm T}} \hspace{0.3cm}{\rm mit}\hspace{0.3cm} q_{\rm max} = \max_{t} \hspace{0.05cm} |q(t)| \hspace{0.05cm}.$$
  • Somit ist  $\mu \approx m/2.$  Ein Vergleich zwischen ZSB–AM und ESB-AM sollte jedoch stets für den gleichen Zahlenwert von  $m$  bzw.  $\mu$  erfolgen.


Signalverläufe bei ZSB-AM und OSB-AM

$\text{Beispiel 3:}$ 

  • Die obere Grafik zeigt das ZSB–AM–Signal für den Modulationsgrad  $m = q_{\rm max}/A_{\rm T} = 1$   ⇒   Grenzfall für die Anwendung der Hüllkurvendemodulation bei ZSB-AM   ⇒   Das Nachrichtensignal  $q(t)$  ist dann in der Hüllkurve  $a(t)$  noch verzerrungsfrei enthalten.
  • Für das OSB–Signal in der mittleren Grafik zeigt wurde ebenfalls  $A_{\rm T} = q_{\rm max}$  gewählt, was den Zahlenwerten  $m = 1$  bzw.  $\mu = 0.5$  entspricht   ⇒   Da der USB-Beitrag fehlt, unterscheidet sich hier die Hüllkurve  $a(t)$  deutlich von  $q(t) + A_{\rm T}.$
  • Dagegen wurde für den unteren Signalverlauf  $q_{\rm max} = 2 · A_{\rm T}$  gewählt.  ⇒   Das Seitenband–zu–Träger–Verhältnis hat hier den Zahlenwert  $\mu =1$.


Diese Grafik macht Folgendes deutlich:

  1. Es sind mehr Ähnlichkeiten zwischen dem oberen und dem unteren Signal festzustellen als zwischen den ersten beiden.
  2. Der Vergleich zwischen einer ZSB–AM und einer ESB–AM sollte möglichst bei gleichem Zahlenwert für  $m$  bzw.  $\mu$  erfolgen.
  3. Die Hüllkurvendemodulation führt bei einer Einseitenband–AM für jeden Zahlenwert von  $\mu$  zu gravierenden Verzerrungen. 
  4. Diese sind von nichtlinearer Art und somit irreversibel.

Zusammenfassende Bewertung der ESB–AM


Der entscheidende Vorteil der ESB–AM gegenüber der ZSB–AM ist der um den Faktor  $2$  geringere Bandbreitenbedarf.  Für die halbe Bandbreite der ESB–AM müssen aber auch Nachteile in Kauf genommen werden,  die in den Aufgaben zu diesem Abschnitt untersucht werden sollen:

  • Die Information über das Quellensignal  $q(t)$  steckt nun im Gegensatz zur ZSB–AM nicht mehr ausschließlich in der Amplitude,  sondern gleichermaßen auch in der Phase
    (siehe Aufgabe 2.11).
  • Die Anwendung der Hüllkurvendemodulation bei OSB–AM oder USB–AM führt deshalb stets zu starken nichtlinearen Verzerrungen  (siehe Aufgabe 2.11Z).
  • Synchrondemodulation eines ESB–AM–Signals führt zu Phasenverzerrungen,  wenn zwischen den Trägersignalen bei Sender und Empfänger ein Phasenversatz besteht.


Ebenso wie bei einer ZSB–AM mit Synchrondemodulation gelten auch hier folgende Aussagen:

  • Dämpfungsverzerrungen des Kanals führen ebenfalls nur zu  (linearen)  Dämpfungsverzerrungen bezüglich des Sinkensignals.  Es entstehen keine nichtlinearen Verzerrungen  (siehe  Aufgabe 2.10).
  • Die ESB–AM ohne Träger zeigt genau gleiches Rauschverhalten wie die ZSB–AM ohne Träger.  Der Vorteil der kleineren HF–Bandbreite wird durch die notwendige Pegelanpassung aufgehoben.
  • Eine ESB–AM mit Seitenband–zu–Träger–Verhältnis  $\mu$  zeigt ähnliches Rauschverhalten wie eine ZSB–AM mit Modulationsgrad  $m = \sqrt{2} · \mu$  (siehe  Aufgabe 2.10Z).
  • Allerdings ist zu beachten,  dass die ESB–AM mit Träger aufgrund der nichtlinearen Verzerrungen bei Hüllkurvendemodulation wenig sinnvoll ist.


Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 2.10: ESB-AM mit Kanalverzerrungen

Aufgabe 2.10Z: Rauschen bei ZSB-AM und ESB-AM

Aufgabe 2.11: Hüllkurvendemodulation eines ESB-Signals

Aufgabe 2.11Z: Nochmals ESB-AM und Hüllkurvendemodulator