Erweiterungskörper

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GF(22) – Beispiel eines Erweiterungskörpers (1)


Im Kapitel 2.1 wurde bereits gezeigt, dass die endliche Zahlenmenge {0, 1, 2, 3}  ⇒  q = 4 nicht die Eigenschaften eines Galoisfeldes GF(4) erfüllt. Vielmehr ergeben sich für die Addition modulo 4 und die Multiplikation modulo 4 folgende Tabellen:

\[{\rm Operationen } \hspace{0.15cm}{\rm modulo}\hspace{0.15cm}{\it q} = 4 \hspace{0.25cm} \Rightarrow\hspace{0.25cm}\]

+ 0 1 2 3
0 0 1 2 3
1 1 2 3 0
2 2 3 0 1
3 3 0 1 2
. 0 1 2 3
0 0 0 0 0
1 0 1 2 3
2 0 2 0 2
3 0 3 2 1

Für zi = 2 gibt es keine multiplikative Inverse InvM(zi). Dies erkennt man daran, dass kein einziges Element zj ∈ {0, 1, 2, 3} die Bedingung 2 · zj = 1 erfüllt. Geht man dagegen vom binären Galoisfeld GF(2) = {0, 1} aus und erweitert dieses entsprechend der Gleichung

\[{\rm GF}(2^2)= \big\{k_0+k_1\cdot \alpha \ | \ k_0, k_1\in{\rm GF}(2) = \{ 0, 1\} \big \}\hspace{0.05cm}, \]

so ergibt sich die ebenfalls endliche Menge {0, 1, α, 1 + α}  ⇒  die Ordnung ist weiterhin q = 4. Führt man die Rechenoperationen modulo p(α) = α2 + α + 1 durch, so erhält man das folgende Ergebnis:

\[{\rm modulo} \hspace{0.15cm} {\it p} (\alpha) \hspace{0.25cm}\Rightarrow \]

+ 0 1 α 1+α
0 0 1 α 1+α
1 1 0 1+α α
α α 1+α 0 1
1+α 1+α α 1 0
. 0 1 α 1+α
0 0 0 0 0
1 0 1 α 1+α
α 0 α 1+α 1
1+α 0 1+α 1 α

Hierzu ist anzumerken:

  • Die neutralen Elemente der Addition bzw. Multiplikation sind weiterhin NA = 0 und NM = 1.
  • Da bei Modulo–Ausführung kein Unterschied zwischen Addition und Subtraktion besteht, ist α + α = α – α = 0. Für alle zi gilt somit: Die additive Inverse von zi ist das Element zi selbst.
  • Die Einträge in der Multiplikationstabelle ergeben sich nach folgenden Berechnungen:
\[\big [ \alpha \cdot (1+\alpha) \big ] \hspace{0.15cm}{\rm mod} \hspace{0.15cm} p(\alpha) \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (\alpha^2 + \alpha) \hspace{0.15cm}{\rm mod} \hspace{0.15cm} (\alpha^2 + \alpha + 1)= 1\hspace{0.05cm},\]
\[\big [ \alpha \cdot \alpha \big ] \hspace{0.15cm}{\rm mod} \hspace{0.15cm} p(\alpha) \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (\alpha^2 ) \hspace{0.15cm}{\rm mod} \hspace{0.15cm} (\alpha^2 + \alpha + 1)= 1+\alpha\hspace{0.05cm},\]
\[\big [ (1+\alpha) \cdot (1+\alpha) \big ] \hspace{0.15cm}{\rm mod} \hspace{0.15cm} p(\alpha) \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (\alpha^2 + 1) \hspace{0.15cm}{\rm mod} \hspace{0.15cm} (\alpha^2 + \alpha + 1)= \alpha\hspace{0.05cm}.\]
  • Damit existieren für alle Elemente mit Ausnahme des Nullelements die multiplikativen Inversen:
\[{\rm Inv_M}( 1) = 1 \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\rm Inv_M}(\alpha) = 1+\alpha \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\rm Inv_M}(1+\alpha) = \alpha \hspace{0.05cm}.\]

Daraus folgt: Die Menge {0, 1, α, 1 + α} stellt zusammen mit den zwei Rechenoperationen Addition und Multiplikation modulo p(α) = α2 + α + 1 ein Galoisfeld der Ordnung q = 4 dar. Dieses mit GF(22) = GF(4) bezeichnete Galoisfeld erfüllt alle in Kapitel 2.1 genannten Eigenschaften.

Im Gegensatz zum Zahlenkörper GF(3) = {0, 1, 2} mit der Eigenschaft, dass q = 3 eine Primzahl ist, nennt man GF(22) einen Erweiterungskörper (englisch: Extension Field).

GF(22) – Beispiel eines Erweiterungskörpers (2)


Das Polynom p(α) und damit die Bestimmungsgleichung p(α) = 0 darf nicht beliebig vorgegeben werden. Zum Beleg hierfür vergleichen wir die Verknüpfungstabellen für zwei verschiedene Polynome.

Polynom entsprechend der letzten Seite  ⇒  p(α) = α2 + α + 1:

+ 0 1 α 1+α
0 0 1 α 1+α
1 1 0 1+α α
α α 1+α 0 1
1+α 1+α α 1 0
. 0 1 α 1+α
0 0 0 0 0
1 0 1 α 1+α
α 0 α 1+α 1
1+α 0 1+α 1 α

Neuer (allerdings ungeeigneter) Ansatz  ⇒  p(α) = α2 + 1:

+ 0 1 α 1+α
0 0 1 α 1+α
1 1 0 1+α α
α α 1+α 0 1
1+α 1+α α 1 0
. 0 1 α 1+α
0 0 0 0 0
1 0 1 α 1+α
α 0 α 1 1+α
1+α 0 1+α 1+α 0

Die Additionstabelle ist in beiden Fällen identisch und auch die Multiplikationstabellen unterscheiden sich nur durch die vier Einträge in den beiden unteren Zeilen und den beiden hinteren Spalten:

  • Aus p(α) = 0 folgt nun für das Produkt α · α = 1 und das Produkt (1+α) · (1+α) ergibt das Element 0. Das gemischte Produkt α · (1+α) ist nun 1+α.
  • In der letzten Zeile der Multipliaktionstabelle und auch in der letzten Spalte steht nun keine „1” ⇒ Hinsichtlich der Bedingung p(α) = α2 + 1 = 0 existiert die multiplikative Inverse zu 1+α nicht.
  • Damit erfüllt aber die endliche Menge {0, 1, α, 1+α} zusammen mit Rechenoperationen modulo p(α) = α2 + 1 auch nicht die Voraussetzungen eines Erweiterungskörpers GF(22).

Fassen wir zusammen: Aus dem binären Galoisfeld GF(2) = {0, 1} lässt sich unter Zuhilfenahme eines Polynoms vom Grad m = 2 mit binären Koeffizienten,

\[p(x) = x^2 + k_1 \cdot x + k_0 \hspace{0.05cm}, \hspace{0.45cm}k_0\hspace{0.05cm},\hspace{0.1cm}k_1 \in \{0, 1\} \hspace{0.05cm},\]

ein Erweiterungskörper GF(22) formulieren. Im vorliegenden Fall gibt es nur ein geeignetes Polynom p1(x) = x2 + x + 1. Alle anderen möglichen Polynome vom Grad m = 2, nämlich

\[p_2(x) \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} x^2 + 1 \hspace{0.06cm} = (x+1) \cdot (x+1)\hspace{0.05cm},\] \[p_3(x) \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} x^2 \hspace{0.76cm} = x \cdot x \hspace{0.05cm},\] \[p_4(x) \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} x^2 + x = (x+1) \cdot x \]

lassen sich faktorisieren und ergeben keinen Erweiterungskörper. Man nennt die Polynome p2(x), p3(x) und p4(x) reduzibel.

Anmerkung: Die Umbenennung der Funktionsvariablen α in x hat nur formale Bedeutung im Hinblick auf die folgenden Seiten.

GF(22) – Beispiel eines Erweiterungskörpers (3)


Wir betrachten weiterhin den Körper GF(22) = {0, 1, α, 1+α} entsprechend den beiden folgenden Operationstabellen, basierend auf der Nebenbedingung  p(α) = α2 + α + 1 = 0 (irreduzibles Ploynom):

+ 0 1 α 1+α
0 0 1 α 1+α
1 1 0 1+α α
α α 1+α 0 1
1+α 1+α α 1 0
. 0 1 α 1+α
0 0 0 0 0
1 0 1 α 1+α
α 0 α 1+α 1
1+α 0 1+α 1 α

Welche Bedeutung hat aber nun das neue Element α?

  • Das Polynom p(α) = α2 + α + 1 hat keine Nullstelle in GF(2) = {0, 1}. Das bedeutet weiter, dass α weder 0 noch 1 sein kann.
  • Wäre α = 0 bzw. α = 1, so wären zudem zwei der vier Mengenelemente {0, 1, α, 1+α} jeweils identisch. Entweder „0” und „α” sowie „1” und „1+α” oder „1” und „α” sowie „0” und „1+α”.
  • Vielmehr erhält der eindimensionale Körper GF(2) durch die Einführung des Elementes α eine zweite Dimension. Er wird also zum Galoisfeld GF(22) erweitert, wie die folgende Grafik zeigt.
Übergang von GF(2) zu GF(22)
  • Das Element α hat ähnliche Bedeutung wie die imaginäre Einheit j, durch die man die Menge der reellen Zahlen unter der Nebenbedingung j2 + 1 = 0 zur Menge der komplexen Zahlen erweitert.
  • Aufgrund der Identität α2 = 1 + α, die aus der Nebenbedingung p(α) = 0 folgt, kann man in gleicher Weise GF(22) = {0, 1, αα2} schreiben, wobei nun folgende Operationstabellen gelten:

+ 0 1 α α2
0 0 1 α α2
1 1 0 α2 α
α α α2 0 1
α2 α2 α 1 0
. 0 1 α α2
0 0 0 0 0
1 0 1 α α2
α 0 α α2 1
α2 0 α2 1 α

Polynome über einem endlichen Körper (1)


Ein Polynom in einem endlichen Körper GF(P), wobei P eine Primzahl angibt, hat folgende Form:

\[a(x) = \sum_{i = 0}^{m} a_i \cdot x^{i} = a_0 + a_1 \cdot x + a_2 \cdot x^2 + \hspace{0.1cm}... \hspace{0.1cm} + a_m \cdot x^{m} \hspace{0.05cm}.\]


Anzumerken ist:

  • Alle Koeffizienten sind Elemente des Körpers: ai ∈ GF(P).
  • Ist der führende Koeffizient am ≠ 0, so gibt m den Grad des Polynoms an.

Betrachten wir ein dazu zweites Polynom mit Grad M,

\[b(x) = \sum_{i = 0}^{M} b_i \cdot x^{i} = b_0 + b_1 \cdot x + b_2 \cdot x^2 + \hspace{0.1cm}... \hspace{0.1cm} + b_M \cdot x^{M} \hspace{0.05cm},\]

so erhält man für die Summe (bzw. Differenz) und das Produkt jeweils in GF(P):

\[a(x) \pm b(x) \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} \sum_{i = 0}^{{\rm max}\hspace{0.05cm}(m, \hspace{0.05cm}M)} \hspace{0.15cm}(a_i \pm b_i) \cdot x^{i} \hspace{0.05cm},\] \[a(x) \cdot b(x) = \hspace{-0.15cm} \sum_{i = 0}^{m + M} \hspace{0.15cm}c_i \cdot x^{i}\hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} c_i = \sum_{j = 0}^{i}\hspace{0.15cm}a_j \cdot b_{i-j} \hspace{0.05cm}.\]

: Es gelte a(x) = x3 + x + 1 und b(x) = x2 + x + 1. Im binären Galoisfeld  ⇒  GF(2) ergibt sich nach den obigen Gleichungen für die Summe, die Differenz und das Produkt der beiden Polynome:

\[s(x) = a(x) + b(x) = x^3 + x^2 \hspace{0.05cm}, \hspace{0.5cm} d(x) = a(x) - b(x) = x^3 + x^2 = s(x)\hspace{0.05cm},\]

\[c(x) = a(x) \cdot b(x) =\sum_{i = 0}^{3 + 2} \hspace{0.15cm}c_i \cdot x^{i}\hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} c_i = \sum_{j = 0}^{i}\hspace{0.15cm}a_j \cdot b_{i-j} \hspace{0.05cm}.\]

Mit a0 = a1 = a3 = b0 = b1 = b2 = 1 und a2 = a4 = a5 = b3 = b4 = b5 = 0 erhält man:

\[c_0 \hspace{-0.25cm} = \hspace{-0.15cm} a_0 \cdot b_0 = 1 \cdot 1 = 1 \hspace{0.05cm},\] \[c_1 \hspace{-0.25cm} = \hspace{-0.15cm} a_0 \cdot b_1 + a_1 \cdot b_0 = 1 \cdot 1 + 1 \cdot 1 = 0 \hspace{0.05cm},\] \[c_2 \hspace{-0.25cm} = \hspace{-0.15cm} a_0 \cdot b_2 + a_1 \cdot b_1 + a_2 \cdot b_0 = 1 \cdot 1 + 1 \cdot 1 + 0 \cdot 1 = 0 \hspace{0.05cm},\] \[c_3 \hspace{-0.25cm} = \hspace{-0.15cm} a_0 \cdot b_3 + a_1 \cdot b_2 + a_2 \cdot b_1 + a_3 \cdot b_0 = 1 \cdot 0 + 1 \cdot 1 + 0 \cdot 1 + 1 \cdot 1 = 0 \hspace{0.05cm},\] \[c_4 \hspace{-0.25cm} = \hspace{-0.15cm} a_0 \cdot b_4 + a_1 \cdot b_3 + \hspace{0.05cm}...+ \hspace{0.05cm}a_4 \cdot b_0 =1 \cdot 0 + 1 \cdot 0 + 0 \cdot 1 + 1 \cdot 1 + 0 \cdot 1 = 1 \hspace{0.05cm},\] \[c_5 \hspace{-0.25cm} = \hspace{-0.15cm} a_0 \cdot b_5 + a_1 \cdot b_4 + \hspace{0.05cm}...+ \hspace{0.05cm} a_5 \cdot b_0 =1 \cdot 0 + 1 \cdot 0 + 0 \cdot 0 + 1 \cdot 1 + 0 \cdot 1 + 0 \cdot 1= 1 \]

\[\Rightarrow \hspace{0.3cm} c(x) = x^5 + x^4 +1 \hspace{0.05cm}.\]

Im Galoisfeld GF(3) erhält man aufgrund der Modulo–3–Operationen andere Ergebnisse:

\[s(x) \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (x^3 + x + 1) + (x^2 + x + 1) = x^3 + x^2 + 2x + 2\hspace{0.05cm},\] \[d(x) \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} x^3 + x + 1) - (x^2 + x + 1) = x^3 + 2x^2 \hspace{0.05cm},\]

\[c(x) \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} x^3 + x + 1) \cdot (x^2 + x + 1) = x^5 + x^4 + 2x^3 + 2x^2 + 2x +1\hspace{0.05cm}.\]


Polynome über einem endlichen Körper (2)


: Ein Polynom a(x) bezeichnet man als reduzibel (englisch: reducible), wenn es als Produkt zweier Polynome p(x) und q(x) mit jeweils niedrigerem Grad dargestellt werden kann:

\[a(x) = p(x) \cdot q(x) \hspace{0.05cm}.\]

Ist diese Faktorisierung nicht möglich, das heißt, wenn

\[a(x) = p(x) \cdot q(x) + r(x)\hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} r(x) \ne 0\]

gilt, so spricht man von einem irreduziblen (englisch: irreducible oder prime) Polynom.


: Es gelte b(x) = x3 + x + 1,  p1(x) = x2 + x + 1 und  p2(x) = x2 + 1. Die Grafik verdeutlicht links die Modulo–2–Multiplikation a(x) = b(x) · p1(x). Das Ergebnis ist a(x) = x5 + x4 + 1.

Beispiel für Polynom–Multiplikation und –Division

Im rechten Teil der obigen Grafik ist die Modulo–2–Division q(x) = a(x)/p2(x) mit dem Ergebnis q(x) = x3 + x2 + x + 1 dargestellt. Es verbleibt der Rest r(x) = x. Allein nach dieser Rechnung könnte a(x) = x5 + x4 + 1 durchaus ein irreduzibles Polynom sein.

Der Nachweis, dass das Polynom a(x) = x5 + x4 + 1 tatsächlich irreduzibel ist, wäre allerdings erst dann erbracht, wenn a(x)/p(x) für alle

\[p(x) = \sum_{i = 0}^{m} a_i \cdot x^{i} = a_m \cdot x^{m} + a_{m-1} \cdot x^{m-1} + \hspace{0.1cm}... \hspace{0.1cm}+ a_2 \cdot x^2 + a_1 \cdot x + a_0 \hspace{0.05cm}\]

einen Rest r(x) ≠ 0 liefert. Dies würde im vorliegenden Beispiel (nahezu) 25 = 32 Divisionen erfordern.

Aufgrund unserer linken Berechnung können wir hier sofort erkennen, dass a(x) mit Sicherheit kein irreduzibles Polynom ist, da zum Beispiel a(x) = x5 + x4 + 1 dividiert durch p1(x) = x2 + x + 1 das Polynom b(x) = x3 + x + 1 ohne Rest ergibt.


Verallgemeinerte Definition eines Erweiterungskörpers


Wir gehen von folgenden Voraussetzungen aus:

  • einem Galoisfeld GF(P), wobei P eine Primzahl angibt,
  • einem irreduziblen Polynom p(x) über GF(P) mit dem Grad m:

\[p(x) = a_m \cdot x^{m} + a_{m-1} \cdot x^{m-1} + \hspace{0.1cm}... \hspace{0.1cm}+ a_2 \cdot x^2 + a_1 \cdot x + a_0 \hspace{0.05cm}, \hspace{0.3cm} a_i \in {\rm G}(P)\hspace{0.05cm}, \hspace{0.15cm}a_m \ne 0\hspace{0.05cm}. \]

Mit den genannten Voraussetzungen gilt allgemein:

: Es sei P eine Primzahl, m ganzzahlig, p(x) ein irreduzibles Polynom vom Grad m und es gelte p(α) = 0. Ein Erweiterungskörper lässt sich dann wie folgt beschreiben.

\[{\rm GF}(P^m)= \Big\{ k_{m-1} \hspace{0.01cm}\cdot \hspace{0.02cm}\alpha^{m-1} \hspace{0.05cm}+ \hspace{0.05cm}... \hspace{0.05cm}+ \hspace{0.05cm}k_1 \hspace{0.01cm}\cdot \hspace{0.02cm} \alpha \hspace{0.05cm}+ \hspace{0.05cm} k_0\hspace{0.05cm} \Big{|}\hspace{0.02cm} \ k_i\in{\rm GF}(P) = \{ 0, 1, \hspace{0.05cm}... \hspace{0.05cm}, P-1\}\Big \}\]

Die Addition und Multiplikation in diesem Erweiterungskörper entspricht dann der Polynomaddition und Polynommultiplikation modulo p(α).


Ein Galoisfeld GF(q) mit q Elementen lässt sich also immer dann angeben, wenn die Elementenanzahl in der Form q = Pm geschrieben werden kann (P kennzeichnet eine Primzahl, m sei ganzzahlig).

Mögliche Galoisfelder GF(q), q ≤ 64

Die Grafik zeigt, für welche q–Werte sich jeweils ein Galoisfeld konstruieren lässt. Für die schraffiert eingezeichneten q–Werte ist kein endlicher Körper angebbar. Weiter ist anzumerken:

  • Die gelb hinterlegten Positionen q = P  ⇒  m = 1 markieren Zahlenmengen {0, 1, ... , q – 1} mit Galoiseigenschaften, siehe Kapitel 2.1.
  • Die anderen farblich hinterlegten Positionen markieren Erweiterungskörper mit q = Pm, m ≥ 2. Für q ≤ 64 basieren diese auf den Primzahlen 2, 3, 5 und 7.
  • Mit roter Schrift hervorgehoben sind binäre Körper  ⇒  q = 2m, m ≥ 1, die auf der nächsten Seite noch genauer betrachtet werden. Alle anderen Erweiterungskörper sind blau beschriftet.

Binäre Erweiterungskörper (1)


Im Folgenden betrachten wir binäre Erweiterungskörper mit

\[q = 2^m \hspace{0.15cm}(m \ge 2) \hspace{0.3cm} \Rightarrow\hspace{0.3cm} q = 4, 8, 16, 32, 64, ...\]

Elementen. In der Tabelle sind für 2 ≤ m ≤ 6 alle irreduziblen Polynome des Galoisfeldes GF(2) angegeben. Die Polynome in Spalte 2 und 3 sind nicht nur irreduzibel, sondern auch primitiv.

Irreduzible und primitive Polynome

Bevor wir uns der Definition eines primitiven Polynoms zuwenden, sollen zunächst die Besonderheiten primitiver Elemente am Beispiel von

\[{\rm GF}(q) = \{\hspace{0.05cm}z_0 = 0,\hspace{0.1cm} z_1 = 1,\hspace{0.1cm} ... , \hspace{0.05cm}z_{q-1}\}\]

genannt werden. Das Element zi = β wird dann als primitiv bezeichnet,

  • wenn die Potenz β i modulo q zum ersten Mal für i = q – 1 das Ergebnis „1” liefert,
  • so dass β i für 1 ≤ iq – 1 genau die Elemente z1, ... , zq–1 liefert, also alle Elemente von GF(q) mit Ausnahme des Nullelementes z0 = 0.

: Von der Zahlenmenge Z5 = {0, 1, 2, 3, 4} sind „2” und „3” wegen

\[2^1 \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} 2\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} 2^2 = 4\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} 2^3 = 8 \hspace{0.1cm}{\rm mod} \hspace{0.1cm} 5 = 3\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} 2^4 = 16 \hspace{0.1cm}{\rm mod} \hspace{0.1cm} 5 = 1\hspace{0.05cm},\] \[3^1 \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} 3\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} 3^2 = 9\hspace{0.1cm}{\rm mod} \hspace{0.1cm} 5 = 4\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} 3^3 = 27 \hspace{0.1cm}{\rm mod} \hspace{0.1cm} 5 = 2\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} 3^4 = 81 \hspace{0.1cm}{\rm mod} \hspace{0.1cm} 5 = 1\]

primitive Elemente. Dagegen ist „4” kein primitives Element, weil bereits 42 = 1 ist:

\[4^1 = 4\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} 4^2 = 16 \hspace{0.1cm}{\rm mod} \hspace{0.1cm} 5 = 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} 4^3 = 64 \hspace{0.1cm}{\rm mod} \hspace{0.1cm} 5 = 4\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} 4^4 = 256 \hspace{0.1cm}{\rm mod} \hspace{0.1cm} 5 = 1\hspace{0.05cm}.\]


Binäre Erweiterungskörper (2)


: Ein irreduzibles Polynom bezeichnet man gleichzeitig als ein primitives Polynom, wenn die Wurzel α bezüglich des Polynoms p(x) ein primitives Element von GF(q) ist. Dann gilt \[{\rm GF}(q) = \{\hspace{0.1cm}\alpha^{-\infty} = 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.1cm} \alpha^{0} = 1,\hspace{0.05cm}\hspace{0.1cm} \alpha\hspace{0.05cm},\hspace{0.1cm} \alpha^{2},\hspace{0.1cm} ... \hspace{0.1cm} , \hspace{0.1cm}\alpha^{q-2}\hspace{0.1cm}\}\hspace{0.05cm}. \]


Alle in Spalte 2 der obigen Tabelle angegebenen Polynome sind sowohl irreduzibel als auch primitiv. Ist p1(x) ein primitives Polynom, so ist auch das dazu reziproke Polynom

\[p_2 (x) = x^m \cdot p_1(x^{-1})\]

primitiv. Alle Polynome in Spalte 3 sind reziprok zum Polynom in Spalte 2. Beispielsweise gilt für m = 3:

\[p_1(x) = x^3 + x + 1 \hspace{0.3cm} \Rightarrow\hspace{0.3cm}p_2(x) = x^3 \cdot [x^{-3} + x^{-1} + 1 ]= x^3 + x^2 + 1 \hspace{0.05cm}.\]

Die irreduziblen Polynome der Spalte 4 sind dagegen nicht primitiv; sie spielen nur eine untergeordnete Rolle zur Beschreibung von Fehlerkorrekturverfahren.

Hinweis: Primitive Polynome liefern auch die Grundlage für Pseudo–Noise–Generatoren.

: Zur Verdeutlichung dieser Aussagen betrachten wir beispielhaft
  • das Galoisfeld GF(23) = GF(8), sowie
  • das Polynom p(x) = x3 + x + 1.

Aus der Bedingung p(α) = 0 erhält man in GF(23) weiter:

\[\alpha^3 + \alpha + 1 = 0 \hspace{0.3cm} \Rightarrow\hspace{0.3cm}\alpha^3 = \alpha + 1 \hspace{0.05cm},\]

und damit für die Potenzen αi der Wurzel für i ≥ 4:

\[\alpha^4 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} \alpha \cdot \alpha^3 = \alpha \cdot (\alpha + 1) = \alpha^2 + \alpha \hspace{0.05cm},\] \[\alpha^5 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} \alpha^2 \cdot \alpha^3 = \alpha^2 \cdot (\alpha + 1) = \alpha^3 + \alpha^2 = \alpha^2 + \alpha + 1 \hspace{0.05cm},\] \[\alpha^6 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} \alpha^3 \cdot \alpha^3 = (\alpha + 1) \cdot (\alpha + 1) = \alpha^2 + \alpha + \alpha + 1= \alpha^2 + 1 \hspace{0.05cm},\]

\[\alpha^7 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} \alpha^4 \cdot \alpha^3 = (\alpha^2 + \alpha) \cdot (\alpha + 1) = \alpha^3 + \alpha^2 + \alpha^2 + \alpha = \alpha + 1 + \alpha = 1 = \alpha^0 \hspace{0.05cm}.\]

Binäre Erweiterungskörper (3)


Elemente von GF(23) in drei verschiedenen Darstellungen

Die Elemente z0, z1, ... , z7 des Galoisfeldes GF(23) lassen sich entsprechend der nebenstehenden Tabelle wie folgt darstellen:

  • als Potenzen von α (Exponentendarstellung),
  • als Polynome der Form k2 · α2 + k1 · α + k0 mit binären Koeffizienten k2, k1, k0 (jeweils 0 oder 1) ,
  • als Vektoren der Koeffizienten (k2, k1, k0).

Für die Addition (oder Subtraktion) zweier Elemente eignen sich die Polynom– und die Vektordarstellung gleichermaßen, wobei die Komponenten modulo 2 zu addieren sind, zum Beispiel:

\[z_5 + z_7 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (\alpha^2 + \alpha) + (\alpha^2 + 1) = \alpha + 1 = \alpha^3 = z_4 \hspace{0.05cm},\] \[{\rm oder}\hspace{0.15cm} z_5 + z_7 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (110) + (101) = (011) = z_4 \hspace{0.05cm},\] \[\hspace{0.15cm} z_1 + z_2 + z_3 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (001) + (010) + (100)= (111) = z_6 \hspace{0.05cm}.\]

Für Multiplikationen ist die Exponentendarstellung besser geeignet, wie die folgenden Beispiele zeigen:

\[z_3 \cdot z_4 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} \alpha^2 \cdot \alpha^3 = \alpha^{2+3}= \alpha^{5} = z_6 \hspace{0.05cm},\] \[z_0 \cdot z_5 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} \alpha^{-\infty} \cdot \alpha^4 = \alpha^{-\infty} = z_0 \hspace{0.05cm},\] \[z_5 \cdot z_7 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} \alpha^4 \cdot \alpha^6 = \alpha^{10}= \alpha^{7} \cdot \alpha^{3} = 1 \cdot \alpha^{3}= z_4 \hspace{0.05cm}.\]

Man erkennt, dass sich hierbei die Exponenten modulo (q – 1) ergeben; im Beispiel modulo 7.

GF(23) in 3D–Darstellung

Die Grafik zeigt den endlichen Erweiterungskörper GF(23) in einer 3D–Darstellung, wobei die Achsen mit α0 = 1, α1 und α2 bezeichnet sind. Die 23 = 8 Punkte im dreidimensionalen Raum sind mit den Koeffizientenvektoren beschriftet, wobei die Zuordnung der einzelnen Koeffizienten k2, k1, k0 zu den Achsen farblich deutlich gemacht ist.




Aufgaben


A2.3 Reduzible und irreduzible Polynome

Zusatzaufgaben:2.3 Polynomdivision

A2.4 GF(2^2)–Darstellungsformen

Zusatzaufgaben:2.4 Endliche und unendliche Körper

A2.5 Drei Varianten von GF(2^4)

Zusatzaufgaben:2.5 Einige Berechnungen über GF(2^3)

A2.6 GF(P^m). Welches P, welches m?