Aufgaben:Aufgabe 4.1: WDF, VTF und Wahrscheinlichkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:P_ID2862__Inf_A_4_1_neu.png|right|VTF (oben) und WDF (unten)]]
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Zur Wiederholung einiger wichtiger Grundlagen aus dem Buch „Stochastische Signaltheorie”
 
Zur Wiederholung einiger wichtiger Grundlagen aus dem Buch „Stochastische Signaltheorie”
 
beschäftigen wir uns mit
 
beschäftigen wir uns mit
* der [[Stochastische_Signaltheorie/Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion|Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion]] (WDF),
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* der  [[Stochastische_Signaltheorie/Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion|Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion]] (WDF),
* der [[Stochastische_Signaltheorie/Verteilungsfunktion|Verteilungsfunktion]] (VTF).
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* der  [[Stochastische_Signaltheorie/Verteilungsfunktion|Verteilungsfunktion]] (VTF).
  
  
Die obere Darstellung zeigt die Verteilungsfunktion $F_X(x)$ einer wertdiskreten Zufallsgröße  $X$. Die zugehörige WDF $f_X(x)$ ist in der Teilaufgabe (1) zu bestimmen. Die Gleichung
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Die obere Darstellung zeigt die Verteilungsfunktion  $F_X(x)$  einer wertdiskreten Zufallsgröße  $X$.  Die zugehörige WDF  $f_X(x)$  ist in der Teilaufgabe  '''(1)'''  zu bestimmen.  
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Die Gleichung
 
:$$ {\rm Pr}(A < X \le B) = F_X(B) - F_X(A) =  \lim_{\varepsilon \hspace{0.05cm}\rightarrow \hspace{0.05cm}0} \int_{A+\varepsilon}^{B+\varepsilon} \hspace{-0.15cm}  f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x $$
 
:$$ {\rm Pr}(A < X \le B) = F_X(B) - F_X(A) =  \lim_{\varepsilon \hspace{0.05cm}\rightarrow \hspace{0.05cm}0} \int_{A+\varepsilon}^{B+\varepsilon} \hspace{-0.15cm}  f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x $$
  
stellt zwei Möglichkeiten dar, um die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis „Die Zufallsgröße $X$ liegt in einem Intervall” aus der VTF bzw. der WDF zu berechnen.
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stellt zwei Möglichkeiten dar, um aus der VTF bzw. der WDF die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis&nbsp; „Die Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; liegt in einem vorgegebenem Intervall”&nbsp;  zu berechnen.
  
 
Die untere Grafik zeigt die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion
 
Die untere Grafik zeigt die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion
 
:$$ f_Y(y) = \left\{ \begin{array}{c} \hspace{0.1cm}1/2 \cdot \cos^2(\pi/4 \cdot y) \\ \hspace{0.1cm} 0 \\  \end{array} \right.\quad \begin{array}{*{20}c}  {\rm{f\ddot{u}r}}  \\    {\rm{f\ddot{u}r}}  \\ \end{array}\begin{array}{*{20}l}  | y| \le 2, \\   
 
:$$ f_Y(y) = \left\{ \begin{array}{c} \hspace{0.1cm}1/2 \cdot \cos^2(\pi/4 \cdot y) \\ \hspace{0.1cm} 0 \\  \end{array} \right.\quad \begin{array}{*{20}c}  {\rm{f\ddot{u}r}}  \\    {\rm{f\ddot{u}r}}  \\ \end{array}\begin{array}{*{20}l}  | y| \le 2, \\   
 
y < -2 \hspace{0.1cm}{\rm und}\hspace{0.1cm}y > +2 \\ \end{array}$$
 
y < -2 \hspace{0.1cm}{\rm und}\hspace{0.1cm}y > +2 \\ \end{array}$$
einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße $Y$, die auf den Bereich $|Y| \le 2$ begrenzt ist.
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einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße&nbsp; $Y$,&nbsp; die auf den Bereich&nbsp; $|Y| \le 2$&nbsp; begrenzt ist.
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Prinzipiell besteht bei der kontinuierlichen Zufallsgröße&nbsp; $Y$&nbsp; der gleiche Zusammenhang zwischen WDF, VTF und den Wahrscheinlichkeiten wie bei einer diskreten Zufallsgröße.&nbsp; Sie werden trotzdem einige Detailunterschiede feststellen.  
  
Prinzipiell besteht bei der kontinuierlichen Zufallsgröße $Y$ der gleiche Zusammenhang zwischen WDF, VTF und Wahrscheinlichkeiten wie bei einer diskreten Zufallsgröße. Sie werden trotzdem einige Detailunterschiede feststellen. Beispielsweise kann bei der kontinuierlichen Zufallsgröße $Y$ in obiger Gleichung auf den Grenzübergang verzichtet werden, und man erhält vereinfacht:
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Beispielsweise kann bei der kontinuierlichen Zufallsgröße&nbsp; $Y$&nbsp; in obiger Gleichung auf den Grenzübergang verzichtet werden, und man erhält vereinfacht:
 
:$${\rm Pr}(A \le Y \le B) = F_Y(B) - F_Y(A) =\int_{A}^{B} \hspace{-0.01cm}  f_Y(y)
 
:$${\rm Pr}(A \le Y \le B) = F_Y(B) - F_Y(A) =\int_{A}^{B} \hspace{-0.01cm}  f_Y(y)
\hspace{0.1cm}{\rm d}y\hspace{0.05cm}$$.
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\hspace{0.1cm}{\rm d}y\hspace{0.05cm}.$$
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''Hinweise:''  
 
''Hinweise:''  
*Die Aufgabe gehört zum  Kapitel [[Informationstheorie/Differentielle_Entropie|Differentielle Entropie]].
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*Die Aufgabe gehört zum  Kapitel&nbsp; [[Informationstheorie/Differentielle_Entropie|Differentielle Entropie]].
*Nützliche Hinweise zur Lösung dieser Aufgabe und weitere Informationen zu den wertkontinuierlichen Zufallsgrößen finden Sie im Kapitel &bdquo;Kontinuierliche Zufallsgrößen&rdquo; des Buches  [[Stochastische Signaltheorie]].
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*Nützliche Hinweise zur Lösung dieser Aufgabe und weitere Informationen zu den wertkontinuierlichen Zufallsgrößen finden Sie im dritten Kapitel &bdquo;Kontinuierliche Zufallsgrößen&rdquo; des Buches&nbsp; [[Stochastische Signaltheorie]].
*Sollte die Eingabe des Zahlenwertes &bdquo;0&rdquo; erforderlich sein, so geben Sie bitte &bdquo;0.&rdquo; ein.
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*Gegeben ist zudem das folgende unbstimmte Integral:
 
*Gegeben ist zudem das folgende unbstimmte Integral:
:$$\int \hspace{0.1cm} \cos^2(A \eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta =  \frac{\eta}{2} + \frac{1}{4A} \cdot \sin(2A  \eta)$$.
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:$$\int \hspace{0.1cm} \cos^2(A \eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta =  \frac{\eta}{2} + \frac{1}{4A} \cdot \sin(2A  \eta).$$
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===Fragebogen===
 
===Fragebogen===
  
 
<quiz display=simple>
 
<quiz display=simple>
{Bestimmen Sie die WDF <i>f<sub>X</sub></i>(<i>x</i>) der wertdiskreten Zufallsgröße <i>X</i>. Welche der folgenden Aussagen sind zutreffend?
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{Bestimmen Sie die WDF&nbsp; $f_X(x)$&nbsp; der wertdiskreten Zufallsgröße&nbsp; $X$.&nbsp; Welche der folgenden Aussagen sind zutreffend?
 
|type="[]"}
 
|type="[]"}
 
+ Die WDF setzt sich aus fünf Diracfunktionen zusammen.
 
+ Die WDF setzt sich aus fünf Diracfunktionen zusammen.
+ Es gilt Pr(<i>X</i> = 0) = 0.4 und Pr(<i>X</i> = 1) = 0.2.
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+ Es gilt &nbsp;${\rm Pr}(X= 0) = 0.4$ &nbsp;und&nbsp; ${\rm Pr}(X= 1) = 0.2$.
- Es gilt Pr(<i>X</i> = 2) = 0.4.
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- Es gilt &nbsp;${\rm Pr}(X= 2) = 0.4$.
  
  
 
{Berechnen Sie die folgenden Wahrscheinlichkeiten:
 
{Berechnen Sie die folgenden Wahrscheinlichkeiten:
 
|type="{}"}
 
|type="{}"}
$Pr(X > 0)$ = { 0.3 3% }
+
${\rm Pr}(X > 0) \ =  \ $ { 0.3 3% }
$Pr(|X| ≤ 1)$ = { 0.8 3% }
+
${\rm Pr}(|X| ≤ 1) \ =  \ $ { 0.8 3% }
  
{Welche Werte ergeben sich für die Verteilungsfunktion <i>F<sub>Y</sub></i>(<i>y</i>) = Pr(<i>Y</i> &#8804; <i>y</i>) der wertkontinuierlichen Zufallsgröße <i>Y</i>, insbesondere:
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{Welche Werte ergeben sich für die Verteilungsfunktion&nbsp; $F_Y(y) ={\rm Pr}(Y \le y)$&nbsp; der wertkontinuierlichen Zufallsgröße&nbsp; $Y$,&nbsp; insbesondere:
 
|type="{}"}
 
|type="{}"}
$F_Y(y = 0)$ = { 0.5 3% }
+
$F_Y(y = 0) \ =  \ $ { 0.5 3% }
$F_Y(y = 1)$ = { 1 3% }
+
$F_Y(y = 1) \ =  \ $ { 0.909 3% }
$F_Y(y = 2)$ = { 0.909 3% }
+
$F_Y(y = 2) \ =  \ $ { 1 3% }
  
{Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass <i>Y</i> = 0 ist?
+
{Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass &nbsp;$Y = 0$&nbsp; ist?
 
|type="{}"}
 
|type="{}"}
$Pr(Y = 0)$ = { 0 3% }
+
${\rm Pr}(Y = 0) \ =  \ $ { 0. }
  
 
{Welche der folgenden Aussagen sind richtig?
 
{Welche der folgenden Aussagen sind richtig?
 
|type="[]"}
 
|type="[]"}
- Das Ergebnis <i>Y</i> = 0 ist unmöglich.
+
- Das Ergebnis&nbsp; $Y = 0$&nbsp; ist unmöglich.
+ Das Ergebnis <i>Y</i> = 3 ist unmöglich.
+
+ Das Ergebnis&nbsp; $Y = 3$&nbsp; ist unmöglich.
  
 
{Wie groß sind die folgenden Wahrscheinlichkeiten?
 
{Wie groß sind die folgenden Wahrscheinlichkeiten?
 
|type="{}"}
 
|type="{}"}
$Pr(Y > 0)$ = { 0.5 3% }
+
${\rm Pr}(Y > 0) \ =  \ $ { 0.5 3% }
$Pr(|Y| ≤ 1)$ = { 0.818 3% }
+
${\rm Pr}(|Y| ≤ 1) \ =  \ $ { 0.818 3% }
  
 
</quiz>
 
</quiz>
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===Musterlösung===
 
===Musterlösung===
 
{{ML-Kopf}}
 
{{ML-Kopf}}
[[Datei:P_ID2857__Inf_A_4_1a_neu.png|right|]]
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[[Datei:P_ID2857__Inf_A_4_1a_neu.png|right|frame|WDF und VTF der <br>diskreten Zufallsgröße&nbsp; $X$]]
<b>a)</b>&nbsp;&nbsp;Die Verteilungsfunktion (VTF) <i>F<sub>X</sub></i>(<i>x</i>) ergibt sich aus der Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion <i>f<sub>X</sub></i>(<i>x</i>) durch Integration über die (umbenannte) Zufallsgröße im Bereich von &ndash;&#8734; bis <i>x</i>. Die Umkehrung lautet: Ist die VTF gegeben, so erhält man die WDF durch Differentiation.
+
'''(1)'''&nbsp; Richtig sind die <u>Lösungsvorschläge 1 und 2</u>:
Die vorgegebene VTF beinhaltet fünf Unstetigkeitsstellen, die nach der Differentiation zu fünf Diracfunktionen führen:
+
*Die Verteilungsfunktion (VTF)&nbsp; $F_X(x)$&nbsp; ergibt sich aus der Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion&nbsp; $f_X(x)$&nbsp; durch Integration über die (umbenannte) Zufallsgröße im Bereich von&nbsp; $- \infty$&nbsp; bis&nbsp; $x$.  
$$f_X(x) \hspace{-0.15cm}  = \hspace{-0.15cm} 0.1 \cdot {\rm \delta}( x+2)  
+
*Die Umkehrung lautet: &nbsp; Ist die VTF gegeben, so erhält man die WDF durch Differentiation.
+ 0.2 \cdot {\rm \delta}( x+1)  $$ $$\
+
*Die vorgegebene VTF beinhaltet fünf Unstetigkeitsstellen, die nach der Differentiation zu fünf Diracfunktionen führen:
  + \hspace{-0.15cm} 0.4 \cdot {\rm \delta}( x) + 0.2 \cdot {\rm \delta}( x-1) $$ $$\
+
:$$f_X(x) =  0.1 \cdot {\rm \delta}( x+2)  
   +\hspace{-0.15cm} 0.1 \cdot {\rm \delta}( x-2)\hspace{0.05cm}.$$
+
+ 0.2 \cdot {\rm \delta}( x+1)   
Die Diracgewichte geben die Auftrittswahrscheinlichkeiten der Zufallsgröße <i>X</i>&nbsp;=&nbsp;{&ndash;2,&nbsp;&ndash;1,&nbsp;0,&nbsp;+1,&nbsp;+2} an, zum Beispiel:
+
  + 0.4 \cdot {\rm \delta}( x) + 0.2 \cdot {\rm \delta}( x-1)  
$${\rm Pr}(X = 0) \hspace{-0.15cm}  = \hspace{-0.15cm} F_X(x \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{+}) - F_X(x \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{-})$$ $$=\
+
   + 0.1 \cdot {\rm \delta}( x-2)\hspace{0.05cm}.$$
\hspace{-0.15cm} 0.7 - 0.3 = 0.4\hspace{0.05cm}.$$
+
*Die Diracgewichte geben die Auftrittswahrscheinlichkeiten der Zufallsgröße&nbsp; $X = \{-2,\ -1,\ 0,\ +1,\ +2\}$ an, <br>zum Beispiel:
Dementsprechend lauten die weiteren Wahrscheinlichkeiten:
+
:$${\rm Pr}(X = 0) = F_X(x \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{+}) - F_X(x \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{-}) =
$${\rm Pr}(X = +1) = {\rm Pr}(X = -1) = 0.2\hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm}
+
  0.7 - 0.3 = 0.4\hspace{0.05cm}.$$
 +
*Dementsprechend lauten die weiteren Wahrscheinlichkeiten:
 +
:$${\rm Pr}(X = +1) = {\rm Pr}(X = -1) = 0.2\hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm}
 
{\rm Pr}(X = +2) = {\rm Pr}(X = -2) = 0.1\hspace{0.05cm}.$$
 
{\rm Pr}(X = +2) = {\rm Pr}(X = -2) = 0.1\hspace{0.05cm}.$$
Richtig sind somit die <u>Lösungsvorschläge 1 und 2</u>.
 
  
<b>b)</b>&nbsp;&nbsp;Aus der eben berechneten WDF erhält man:
+
 
$${\rm Pr}(X >0) \hspace{-0.15cm}  = \hspace{-0.15cm} {\rm Pr}(X = +1) + {\rm Pr}(X = +2)
+
 
\hspace{0.15cm}\underline {= 0.3}\hspace{0.05cm},$$ $$\
+
'''(2)'''&nbsp; Aus der eben berechneten WDF erhält man:
{\rm Pr}(|X| \le 1) \hspace{-0.15cm}  = \hspace{-0.15cm}
+
:$${\rm Pr}(X >0) = {\rm Pr}(X = +1) + {\rm Pr}(X = +2)
{\rm Pr}(X = -1) + {\rm Pr}(X = 0) + {\rm Pr}(X = +1) = 0.2 + 0.4 +0.2
+
\hspace{0.15cm}\underline {= 0.3}\hspace{0.05cm},$$
 +
:$${\rm Pr}(|X| \le 1) ={\rm Pr}(X = -1) + {\rm Pr}(X = 0) + {\rm Pr}(X = +1) = 0.2 + 0.4 +0.2
 
\hspace{0.15cm}\underline {= 0.8}\hspace{0.05cm}.$$
 
\hspace{0.15cm}\underline {= 0.8}\hspace{0.05cm}.$$
  
Zum gleichen Ergebnis kommt man über die Verteilungsfunktion. Hier lautet die allgemeine Gleichung, die für wertdiskrete und wertkontinuierliche Zufallsgrößen gleichermaßen gilt:
+
Zum gleichen Ergebnis kommt man über die Verteilungsfunktion.&nbsp; Hier lautet die allgemeine Gleichung, die für wertdiskrete und wertkontinuierliche Zufallsgrößen gleichermaßen gilt:
$${\rm Pr}(A < X \le B) =F_X(B) - F_X(A) \hspace{0.05cm}.$$  
+
:$${\rm Pr}(A < X \le B) =F_X(B) - F_X(A) \hspace{0.05cm}.$$  
 +
 
 +
* Mit&nbsp; $A= 0$&nbsp; und&nbsp; $B = +2$&nbsp; erhält man somit:
 +
:$${\rm Pr}(0 < X \le +2) = {\rm Pr}(X >0)= F_X(+2) - F_X(0) = 1 - 0.7 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.3} \hspace{0.05cm}.$$
 +
*Setzt man $A=-2$ und $B = +1$, so ergibt sich:
 +
:$${\rm Pr}(-2 < X \le +1) = {\rm Pr}(|X|  \le 1)= F_X(+1) - F_X(-2) = 0.9 - 0.1 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.8} \hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
 
 +
 
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[[Datei:P_ID2858__Inf_A_4_1c_neu.png|right|frame|WDF und VTF der kontinuierlichen Zufallsgröße&nbsp; $Y$]]
 +
'''(3)'''&nbsp; Die Verteilungsfunktion&nbsp; $F_Y(y)$&nbsp; ergibt sich aus der (umbenannten) WDF&nbsp; $f_Y(\eta)$&nbsp; durch Integration von&nbsp; $- \infty$&nbsp; bis&nbsp; $x$.&nbsp; Aufgrund der Symmetrie kann hierfür im Bereich&nbsp; $0 \le y \le +2$&nbsp; geschrieben werden:
 +
:$$F_Y(y) = \int_{-\infty}^{\hspace{0.05cm}y} \hspace{-0.1cm}f_Y(\eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta ={1}/{2}+\int_{0}^{\hspace{0.05cm}y} \hspace{-0.1cm}f_Y(\eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta$$
 +
:$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}F_Y(y) = \frac{1}{2}+\int_{0}^{\hspace{0.05cm}y} \hspace{0.1cm}\frac{1}{2} \cdot \cos^2({\pi}/{4} \cdot \eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta = \frac{1}{2}+\frac{y}{4} + \frac{1}{2\pi} \cdot \sin({\pi}/{2} \cdot y).$$
 +
Die Gleichung gilt im gesamten Bereich&nbsp; $0 \le y \le +2$.&nbsp; Die gesuchten VTF&ndash;Werte sind damit:
 +
*$F_Y(y=0)\hspace{0.15cm}\underline{= 0.5}$&nbsp; (Integral über die halbe WDF),
 +
*$F_Y(y=1)= 3/4 + 1/(2 \pi)\hspace{0.15cm}\underline{= 0.909}$&nbsp; (rot hinterlegte Fläche in der WDF),
 +
*$F_Y(y=2)\hspace{0.15cm}\underline{= 1}$&nbsp; (Integral über die gesamte WDF).
 +
 
 +
 
 +
 
 +
'''(4)'''&nbsp; Die Wahrscheinlichkeit, dass die wertkontinuierliche Zufallsgröße&nbsp; $Y$&nbsp; im Bereich von&nbsp; $-\varepsilon$&nbsp; bis&nbsp; $+\varepsilon$&nbsp; liegt, kann mit der angegebenen Gleichung wie folgt berechnet werden:
 +
:$${\rm Pr}(-\varepsilon \le Y \le +\varepsilon) = F_Y(+\varepsilon) - F_Y(-\varepsilon) \hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
*Berücksichtigt wurde, dass man bei der kontinuierlichen Zufallsgröße&nbsp; $Y$&nbsp; das &bdquo;<&rdquo;&ndash;Zeichen ohne Verfälschung durch das &bdquo;&#8804;&rdquo;&ndash;Zeichen ersetzen kann.
 +
*Mit dem Grenzübergang&nbsp; $\varepsilon \to 0$&nbsp;  ergibt sich die gesuchte Wahrscheinlichkeit:
 +
:$${\rm Pr}(Y = 0)  =\lim_{\varepsilon\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0}\hspace{0.1cm}{\rm Pr}(-\varepsilon \le Y \le +\varepsilon) =
 +
\lim_{\varepsilon\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0}\hspace{0.1cm} F_Y(+\varepsilon) - \lim_{\varepsilon\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0}\hspace{0.1cm} F_Y(-\varepsilon) =
 +
    F_Y(y \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{+}) - F_Y(y \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{-})\hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
*Da bei einer kontinuierlichen Zufallsgröße die beiden Grenzwerte gleich sind,&nbsp; gilt $\underline{{\rm Pr}(Y = 0) = 0}$.
  
:* Mit <i>A</i> = 0 und <i>B</i> = +2 erhält man somit:
 
$${\rm Pr}(0 < X \le +2) = {\rm Pr}(X >0)= F_X(+2) - F_X(0) = 1 - 0.7 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.3} \hspace{0.05cm}.$$
 
:*Setzt man A = –2 und B = +1, so ergibt sich:
 
$${\rm Pr}(-2 < X \le +1) = {\rm Pr}(|X|  \le 1)= F_X(+1) - F_X(-2) = 0.9 - 0.1 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.8} \hspace{0.05cm}.$$
 
  
<b>c)</b>&nbsp;&nbsp;Die Verteilungsfunktion <i>F<sub>Y</sub></i>(<i>y</i>) ergibt sich aus der (umbenannten) WDF <i>f<sub>Y</sub></i>(<i>&eta;</i>) durch Integration von <nobr>&ndash;&#8734; bis <i>y</i></nobr>. Aufgrund der Symmetrie kann hierfür im Bereich 0 &#8804; <i>y</i> &#8804; 2 geschrieben werden:
+
'''Allgemein gilt''': &nbsp; Die Wahrscheinlichkeit&nbsp; ${\rm Pr}(Y = y_0)$,&nbsp; dass eine wertkontinuierliche Zufallsgröße&nbsp; $Y$&nbsp; einen festen Wert&nbsp; $y_0$&nbsp; annimmt, ist stets Null.
$$F_Y(y) = \int_{-\infty}^{\hspace{0.05cm}y} \hspace{-0.1cm}f_Y(\eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta =\frac{1}{2}+\int_{0}^{\hspace{0.05cm}y} \hspace{-0.1cm}f_Y(\eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta.$$
 
$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}F_Y(y) = \frac{1}{2}+\int_{0}^{\hspace{0.05cm}y} \hspace{0.1cm}\frac{1}{2} \cdot \cos^2(\frac{\pi}{4} \cdot \eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta =  \frac{1}{2}+\frac{y}{4} + \frac{1}{2\pi} \cdot \sin(\frac{\pi}{2} \cdot y).$$
 
[[Datei:P_ID2858__Inf_A_4_1c_neu.png|right|]]
 
Die Gleichung gilt im gesamten Bereich &ndash;2 &#8804; <i>y</i> &#8804; +2. Die gesuchten VTF&ndash;Werte sind damit:
 
:*<i>F<sub>Y</sub></i>(<i>y</i> = 0)<u> = 0.5</u> (Integral über die halbe WDF)
 
:*<i>F<sub>Y</sub></i>(<i>y</i> = 2)<u> = 1</u> (Integral über die gesamte WDF)
 
:*<i>F<sub>Y</sub></i>(<i>y</i><u> = 1)</u> = 3/4 + 1/(2 <i>&pi;</i>) <u>&asymp; 0.909</u> (rot hinterlegte Fläche in der WDF)
 
  
<br><b>d)</b>&nbsp;&nbsp;Die Wahrscheinlichkeit, dass die wertkontinuierliche Zufallsgröße <i>Y</i> im Bereich von &ndash;<i>&epsilon;</i> bis +<i>&epsilon;</i> liegt, kann mit der angegebenen Gleichung wie folgt berechnet werden:
 
$${\rm Pr}(-\varepsilon \le Y \le +\varepsilon) = F_Y(+\varepsilon) - F_Y(-\varepsilon) \hspace{0.05cm}.$$
 
  
Berücksichtigt wurde, dass man bei der kontinuierlichen Zufallsgröße <i>Y</i> das &bdquo;<&rdquo;&ndash;Zeichen ohne Verfälschung durch das &bdquo;&#8804;&rdquo;&ndash;Zeichen ersetzen kann. Mit dem Grenzübergang <i>&epsilon;</i> &#8594; 0  ergibt sich die gesuchte Wahrscheinlichkeit:
 
$${\rm Pr}(Y = 0)  \hspace{-0.15cm}  =  \hspace{-0.15cm} \ lim_{\varepsilon\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0}\hspace{0.1cm}{\rm Pr}(-\varepsilon \le Y \le +\varepsilon) =
 
\lim_{\varepsilon\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0}\hspace{0.1cm} F_Y(+\varepsilon) - \lim_{\varepsilon\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0}\hspace{0.1cm} F_Y(-\varepsilon)$$ $$=\
 
    \hspace{-0.15cm} F_Y(y \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{+}) - F_Y(y \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{-})\hspace{0.05cm}.$$
 
  
Da bei einer kontinuierlichen Zufallsgröße die beiden Grenzwerte gleich sind, gilt <u>Pr(<i>Y</i> = 0) = 0</u>.
+
'''(5)'''&nbsp; Richtig ist der <u>Lösungsvorschlag 2</u>:
 +
*Aufgrund der vorliegenden WDF kann das Ergebnis&nbsp; $Y=3$&nbsp; ausgeschlossen werden.
 +
*Das Ergebnis&nbsp; $Y=0$&nbsp; ist dagegen durchaus möglich, obwohl&nbsp; ${\rm Pr}(Y = 0) = 0$&nbsp; ist.
 +
*Führt man zum Beispiel ein Zufallsexperiment&nbsp; $N \to \infty$&nbsp; mal durch und erhält dabei&nbsp; $N_0$&nbsp; mal das Ergebnis&nbsp; $Y= 0$, so gilt bei endlichem&nbsp; $N_0$&nbsp; nach der klassischen Definition der Wahrscheinlichkeit:
 +
:$${\rm Pr}(Y = 0) = \lim_{N\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}\infty}\hspace{0.1cm}{N_0}/{N} = 0\hspace{0.05cm}.$$
  
<u>Allgemein gilt:</u> Die Wahrscheinlichkeit Pr(<i>Y</i> = <i>y</i><sub>0</sub>), dass eine wertkontinuierliche Zufallsgröße <i>Y</i> einen festen Wert <i>y</i><sub>0</sub> annimmt, ist stets 0.
 
  
<b>e)</b>&nbsp;&nbsp;Richtig ist der <u>Lösungsvorschlag 2</u>: Aufgrund der vorliegenden WDF kann das Ergebnis <i>Y</i> = 3 ausgeschlossen werden. Das Ergebnis <i>Y</i> = 0 ist dagegen durchaus möglich, obwohl Pr(<i>Y</i> = 0) = 0 ist. Führt man zum Beispiel ein Zufallsexperiment <i>N</i> &#8594; &#8734; mal durch und erhält dabei <i>N</i><sub>0</sub> mal das Ergebnis <i>Y</i> = 0, so gilt bei endlichem <i>N</i><sub>0</sub> nach der klassischen Definition:
 
$${\rm Pr}(Y = 0) = \lim_{N\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}\infty}\hspace{0.1cm}{N_0}/{N} = 0\hspace{0.05cm}.$$
 
  
<b>f)</b>&nbsp;&nbsp;Wir gehen wieder von der Gleichung Pr(<i>A</i> &#8804; <i>Y</i> &#8804; <i>B</i>) = <i>F<sub>Y</sub></i>(<i>B</i>) &ndash; <i>F<sub>Y</Sub></i>(<i>A</i>) aus. Mit <i>A</i> = 0 und <i>B</i> &#8594; &#8734; (bzw. <i>B</i> = 2) erhält man:
+
'''(6)'''&nbsp; Wir gehen wieder von der von der für die kontinuierliche Zufallsgröße&nbsp; $Y$&nbsp; gültigen Gleichung &nbsp; $ {\rm Pr}(A \le Y \le B) = F_Y(B) - F_Y(A)$&nbsp;  aus:
$${\rm Pr}( Y > 0) = {\rm Pr}(0 \le Y \le \infty)  
+
*Mit&nbsp; $A = 0$&nbsp; und&nbsp; $B \to \infty$&nbsp; $($bzw.&nbsp; $B = 2)$&nbsp; erhält man:
 +
:$${\rm Pr}( Y > 0) = {\rm Pr}(0 \le Y \le \infty)  
 
= {\rm Pr}(0 \le Y \le 2) = F_Y(2) - F_Y(0)  
 
= {\rm Pr}(0 \le Y \le 2) = F_Y(2) - F_Y(0)  
 
\hspace{0.15cm}\underline {= 0.5}\hspace{0.05cm}.$$
 
\hspace{0.15cm}\underline {= 0.5}\hspace{0.05cm}.$$
 
+
*Bei der symmetrischen kontinuierlichen Zufallsgröße&nbsp; $Y$&nbsp; ist also tatsächlich erwartungsgemäß &nbsp;${\rm Pr}( Y > 0) = 1/2$.  
Bei der symmetrischen kontinuierlichen Zufallsgröße <i>Y</i> ist erwartungsgemäß Pr(<i>Y</i> > 0) = 1/2. Obwohl auch die wertdiskrete Zufallsgröße <i>X</i> symmetrisch um <i>x</i> = 0 ist, wurde dagegen oben Pr(<i>X</i> > 0) = 0.3 ermittelt. Weiter erhält man mit <i>A</i> = &ndash;1 und <i>B</i> = +1 wegen <i>F<sub>Y</Sub></i>(&ndash;1) = 1 &ndash;
+
*Obwohl auch die wertdiskrete Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; symmetrisch um &nbsp;$x= 0$&nbsp; ist, wurde in der Teilaufgabe&nbsp; '''(3)'''&nbsp; dagegen &nbsp;${\rm Pr}( X > 0) = 0.3$&nbsp; ermittelt.  
<i>F<sub>Y</sub></i>(+1):
+
*Weiter erhält man mit &nbsp;$A = -1$&nbsp; und &nbsp;$B = +1$&nbsp; wegen &nbsp;$F_Y(-1) = 1- F_Y(+1)$:
 
+
:$${\rm Pr}( |Y| \le 1)  =  {\rm Pr}(-1 \le Y \le +1)  
$${\rm Pr}( |Y| \le 1)  =  {\rm Pr}(-1 \le Y \le +1)  
+
=  F_Y(+1) - F_Y(-1)  =  2 \cdot F_Y(+1) -1 = 2 \cdot 0.909 -1 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.818}. $$
=  F_Y(+1) - F_Y(-1) $$ $$\
 
   =  2 \cdot F_Y(+1) -1 = 2 \cdot 0.909 -1 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.818}. $$
 
  
  

Aktuelle Version vom 24. September 2021, 14:40 Uhr

VTF (oben) und WDF (unten)

Zur Wiederholung einiger wichtiger Grundlagen aus dem Buch „Stochastische Signaltheorie” beschäftigen wir uns mit


Die obere Darstellung zeigt die Verteilungsfunktion  $F_X(x)$  einer wertdiskreten Zufallsgröße  $X$.  Die zugehörige WDF  $f_X(x)$  ist in der Teilaufgabe  (1)  zu bestimmen.

Die Gleichung

$$ {\rm Pr}(A < X \le B) = F_X(B) - F_X(A) = \lim_{\varepsilon \hspace{0.05cm}\rightarrow \hspace{0.05cm}0} \int_{A+\varepsilon}^{B+\varepsilon} \hspace{-0.15cm} f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x $$

stellt zwei Möglichkeiten dar, um aus der VTF bzw. der WDF die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis  „Die Zufallsgröße  $X$  liegt in einem vorgegebenem Intervall”  zu berechnen.

Die untere Grafik zeigt die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion

$$ f_Y(y) = \left\{ \begin{array}{c} \hspace{0.1cm}1/2 \cdot \cos^2(\pi/4 \cdot y) \\ \hspace{0.1cm} 0 \\ \end{array} \right.\quad \begin{array}{*{20}c} {\rm{f\ddot{u}r}} \\ {\rm{f\ddot{u}r}} \\ \end{array}\begin{array}{*{20}l} | y| \le 2, \\ y < -2 \hspace{0.1cm}{\rm und}\hspace{0.1cm}y > +2 \\ \end{array}$$

einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße  $Y$,  die auf den Bereich  $|Y| \le 2$  begrenzt ist.

Prinzipiell besteht bei der kontinuierlichen Zufallsgröße  $Y$  der gleiche Zusammenhang zwischen WDF, VTF und den Wahrscheinlichkeiten wie bei einer diskreten Zufallsgröße.  Sie werden trotzdem einige Detailunterschiede feststellen.

Beispielsweise kann bei der kontinuierlichen Zufallsgröße  $Y$  in obiger Gleichung auf den Grenzübergang verzichtet werden, und man erhält vereinfacht:

$${\rm Pr}(A \le Y \le B) = F_Y(B) - F_Y(A) =\int_{A}^{B} \hspace{-0.01cm} f_Y(y) \hspace{0.1cm}{\rm d}y\hspace{0.05cm}.$$





Hinweise:

  • Die Aufgabe gehört zum Kapitel  Differentielle Entropie.
  • Nützliche Hinweise zur Lösung dieser Aufgabe und weitere Informationen zu den wertkontinuierlichen Zufallsgrößen finden Sie im dritten Kapitel „Kontinuierliche Zufallsgrößen” des Buches  Stochastische Signaltheorie.
  • Gegeben ist zudem das folgende unbstimmte Integral:
$$\int \hspace{0.1cm} \cos^2(A \eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta = \frac{\eta}{2} + \frac{1}{4A} \cdot \sin(2A \eta).$$


Fragebogen

1

Bestimmen Sie die WDF  $f_X(x)$  der wertdiskreten Zufallsgröße  $X$.  Welche der folgenden Aussagen sind zutreffend?

Die WDF setzt sich aus fünf Diracfunktionen zusammen.
Es gilt  ${\rm Pr}(X= 0) = 0.4$  und  ${\rm Pr}(X= 1) = 0.2$.
Es gilt  ${\rm Pr}(X= 2) = 0.4$.

2

Berechnen Sie die folgenden Wahrscheinlichkeiten:

${\rm Pr}(X > 0) \ = \ $

${\rm Pr}(|X| ≤ 1) \ = \ $

3

Welche Werte ergeben sich für die Verteilungsfunktion  $F_Y(y) ={\rm Pr}(Y \le y)$  der wertkontinuierlichen Zufallsgröße  $Y$,  insbesondere:

$F_Y(y = 0) \ = \ $

$F_Y(y = 1) \ = \ $

$F_Y(y = 2) \ = \ $

4

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass  $Y = 0$  ist?

${\rm Pr}(Y = 0) \ = \ $

5

Welche der folgenden Aussagen sind richtig?

Das Ergebnis  $Y = 0$  ist unmöglich.
Das Ergebnis  $Y = 3$  ist unmöglich.

6

Wie groß sind die folgenden Wahrscheinlichkeiten?

${\rm Pr}(Y > 0) \ = \ $

${\rm Pr}(|Y| ≤ 1) \ = \ $


Musterlösung

WDF und VTF der
diskreten Zufallsgröße  $X$

(1)  Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 und 2:

  • Die Verteilungsfunktion (VTF)  $F_X(x)$  ergibt sich aus der Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  $f_X(x)$  durch Integration über die (umbenannte) Zufallsgröße im Bereich von  $- \infty$  bis  $x$.
  • Die Umkehrung lautet:   Ist die VTF gegeben, so erhält man die WDF durch Differentiation.
  • Die vorgegebene VTF beinhaltet fünf Unstetigkeitsstellen, die nach der Differentiation zu fünf Diracfunktionen führen:
$$f_X(x) = 0.1 \cdot {\rm \delta}( x+2) + 0.2 \cdot {\rm \delta}( x+1) + 0.4 \cdot {\rm \delta}( x) + 0.2 \cdot {\rm \delta}( x-1) + 0.1 \cdot {\rm \delta}( x-2)\hspace{0.05cm}.$$
  • Die Diracgewichte geben die Auftrittswahrscheinlichkeiten der Zufallsgröße  $X = \{-2,\ -1,\ 0,\ +1,\ +2\}$ an,
    zum Beispiel:
$${\rm Pr}(X = 0) = F_X(x \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{+}) - F_X(x \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{-}) = 0.7 - 0.3 = 0.4\hspace{0.05cm}.$$
  • Dementsprechend lauten die weiteren Wahrscheinlichkeiten:
$${\rm Pr}(X = +1) = {\rm Pr}(X = -1) = 0.2\hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} {\rm Pr}(X = +2) = {\rm Pr}(X = -2) = 0.1\hspace{0.05cm}.$$


(2)  Aus der eben berechneten WDF erhält man:

$${\rm Pr}(X >0) = {\rm Pr}(X = +1) + {\rm Pr}(X = +2) \hspace{0.15cm}\underline {= 0.3}\hspace{0.05cm},$$
$${\rm Pr}(|X| \le 1) ={\rm Pr}(X = -1) + {\rm Pr}(X = 0) + {\rm Pr}(X = +1) = 0.2 + 0.4 +0.2 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.8}\hspace{0.05cm}.$$

Zum gleichen Ergebnis kommt man über die Verteilungsfunktion.  Hier lautet die allgemeine Gleichung, die für wertdiskrete und wertkontinuierliche Zufallsgrößen gleichermaßen gilt:

$${\rm Pr}(A < X \le B) =F_X(B) - F_X(A) \hspace{0.05cm}.$$
  • Mit  $A= 0$  und  $B = +2$  erhält man somit:
$${\rm Pr}(0 < X \le +2) = {\rm Pr}(X >0)= F_X(+2) - F_X(0) = 1 - 0.7 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.3} \hspace{0.05cm}.$$
  • Setzt man $A=-2$ und $B = +1$, so ergibt sich:
$${\rm Pr}(-2 < X \le +1) = {\rm Pr}(|X| \le 1)= F_X(+1) - F_X(-2) = 0.9 - 0.1 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.8} \hspace{0.05cm}.$$


WDF und VTF der kontinuierlichen Zufallsgröße  $Y$

(3)  Die Verteilungsfunktion  $F_Y(y)$  ergibt sich aus der (umbenannten) WDF  $f_Y(\eta)$  durch Integration von  $- \infty$  bis  $x$.  Aufgrund der Symmetrie kann hierfür im Bereich  $0 \le y \le +2$  geschrieben werden:

$$F_Y(y) = \int_{-\infty}^{\hspace{0.05cm}y} \hspace{-0.1cm}f_Y(\eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta ={1}/{2}+\int_{0}^{\hspace{0.05cm}y} \hspace{-0.1cm}f_Y(\eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta$$
$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}F_Y(y) = \frac{1}{2}+\int_{0}^{\hspace{0.05cm}y} \hspace{0.1cm}\frac{1}{2} \cdot \cos^2({\pi}/{4} \cdot \eta) \hspace{0.1cm}{\rm d}\eta = \frac{1}{2}+\frac{y}{4} + \frac{1}{2\pi} \cdot \sin({\pi}/{2} \cdot y).$$

Die Gleichung gilt im gesamten Bereich  $0 \le y \le +2$.  Die gesuchten VTF–Werte sind damit:

  • $F_Y(y=0)\hspace{0.15cm}\underline{= 0.5}$  (Integral über die halbe WDF),
  • $F_Y(y=1)= 3/4 + 1/(2 \pi)\hspace{0.15cm}\underline{= 0.909}$  (rot hinterlegte Fläche in der WDF),
  • $F_Y(y=2)\hspace{0.15cm}\underline{= 1}$  (Integral über die gesamte WDF).


(4)  Die Wahrscheinlichkeit, dass die wertkontinuierliche Zufallsgröße  $Y$  im Bereich von  $-\varepsilon$  bis  $+\varepsilon$  liegt, kann mit der angegebenen Gleichung wie folgt berechnet werden:

$${\rm Pr}(-\varepsilon \le Y \le +\varepsilon) = F_Y(+\varepsilon) - F_Y(-\varepsilon) \hspace{0.05cm}.$$
  • Berücksichtigt wurde, dass man bei der kontinuierlichen Zufallsgröße  $Y$  das „<”–Zeichen ohne Verfälschung durch das „≤”–Zeichen ersetzen kann.
  • Mit dem Grenzübergang  $\varepsilon \to 0$  ergibt sich die gesuchte Wahrscheinlichkeit:
$${\rm Pr}(Y = 0) =\lim_{\varepsilon\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0}\hspace{0.1cm}{\rm Pr}(-\varepsilon \le Y \le +\varepsilon) = \lim_{\varepsilon\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0}\hspace{0.1cm} F_Y(+\varepsilon) - \lim_{\varepsilon\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0}\hspace{0.1cm} F_Y(-\varepsilon) = F_Y(y \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{+}) - F_Y(y \hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}0^{-})\hspace{0.05cm}.$$
  • Da bei einer kontinuierlichen Zufallsgröße die beiden Grenzwerte gleich sind,  gilt $\underline{{\rm Pr}(Y = 0) = 0}$.


Allgemein gilt:   Die Wahrscheinlichkeit  ${\rm Pr}(Y = y_0)$,  dass eine wertkontinuierliche Zufallsgröße  $Y$  einen festen Wert  $y_0$  annimmt, ist stets Null.


(5)  Richtig ist der Lösungsvorschlag 2:

  • Aufgrund der vorliegenden WDF kann das Ergebnis  $Y=3$  ausgeschlossen werden.
  • Das Ergebnis  $Y=0$  ist dagegen durchaus möglich, obwohl  ${\rm Pr}(Y = 0) = 0$  ist.
  • Führt man zum Beispiel ein Zufallsexperiment  $N \to \infty$  mal durch und erhält dabei  $N_0$  mal das Ergebnis  $Y= 0$, so gilt bei endlichem  $N_0$  nach der klassischen Definition der Wahrscheinlichkeit:
$${\rm Pr}(Y = 0) = \lim_{N\hspace{0.05cm}\rightarrow\hspace{0.05cm}\infty}\hspace{0.1cm}{N_0}/{N} = 0\hspace{0.05cm}.$$


(6)  Wir gehen wieder von der von der für die kontinuierliche Zufallsgröße  $Y$  gültigen Gleichung   $ {\rm Pr}(A \le Y \le B) = F_Y(B) - F_Y(A)$  aus:

  • Mit  $A = 0$  und  $B \to \infty$  $($bzw.  $B = 2)$  erhält man:
$${\rm Pr}( Y > 0) = {\rm Pr}(0 \le Y \le \infty) = {\rm Pr}(0 \le Y \le 2) = F_Y(2) - F_Y(0) \hspace{0.15cm}\underline {= 0.5}\hspace{0.05cm}.$$
  • Bei der symmetrischen kontinuierlichen Zufallsgröße  $Y$  ist also tatsächlich erwartungsgemäß  ${\rm Pr}( Y > 0) = 1/2$.
  • Obwohl auch die wertdiskrete Zufallsgröße  $X$  symmetrisch um  $x= 0$  ist, wurde in der Teilaufgabe  (3)  dagegen  ${\rm Pr}( X > 0) = 0.3$  ermittelt.
  • Weiter erhält man mit  $A = -1$  und  $B = +1$  wegen  $F_Y(-1) = 1- F_Y(+1)$:
$${\rm Pr}( |Y| \le 1) = {\rm Pr}(-1 \le Y \le +1) = F_Y(+1) - F_Y(-1) = 2 \cdot F_Y(+1) -1 = 2 \cdot 0.909 -1 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.818}. $$