Aufgabe 3.9: GSM/UMTS–Weiterentwicklungen

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Einige GSM/UMTS–Weiterentwicklungen

Bei GSM und UMTS gab es schon kurz nach Herausgabe der ersten „Release” Bestrebungen, die Übertragungsgeschwindigkeit bei der Datenübertragung signifkant zu erhöhen. Es entstanden die folgenden standardisierten Systemvarianten:

  • HSCSD: High–Speed Circuit–Switched Data,
  • GPRS: General Packet Radio Service,
  • EDGE: Enhanced Data Rates for GSM Evolution,
  • HSUPA: High Speed Uplink Packet Access,
  • HSDPA: High Speed Downlink Packet Access.


HSUPA und HSDPA werden auch zu High Speed Packet Access   ⇒   HSPA zusammengefasst. In obiger Grafik sind die Datenübertragungsraten dieser fortentwickelten Mobilfunkstandards angegeben, wobei wir für HSCSD, GPRS und EDGE sogenannte „Peak Data Rates” angeben, die unter realen Bedingungen nur schwer zu erreichen sind.

Die angegebenen Raten für HSUPA und HSDPA sind inzwischen durchaus realistisch.

  • Der Standard wurde mehrfach modifiziert. 2012 wurden für HSUPA als „Peak Data Rates” $6 \ \rm Mbit/s$ und für HSDPA $28.8 \ \rm Mbit/s$ genannt.
  • Zu berücksichtigen ist allerdings, dass man bei HSCSD/GPRS/EDGE unter „besten Bedingungen” einen einzigen Nutzer in der Bandbreite $400 \ \rm kHz$ versteht und bei HSUPA/HSDPA einen Nutzer in der Bandbreite $5 \ \rm MHz$ (also noch bessere Bedingungen).


Hinweise:


Fragebogen

1

Welche der folgenden Standards basieren auf der UMTS–Technologie?

HSCSD,
GPRS,
EDGE,
HSPA.

2

Welche der folgenden Standards zählt man zur 3. Mobilfunkgeneration?

HSCSD,
GPRS,
EDGE,
HSPA.

3

Wie erreicht man die Datenrate $57.6 \ \rm kbit/s$ bei HSCSD?

Durch die paketorientierte Systemarchitektur.
Durch eine höhere Coderate (Punktierung des Faltungscodes).
Durch Kombination mehrerer Zeitschlitze.

4

Welche der nachfolgenden Eigenschaften kennzeichnen GPRS?

Es ist paketorientiert statt leitungsorientiert.
Es verwendet auch eine 8–PSK–Modulation.
Es können mehrere Zeitschlitze kombiniert werden.

5

Welche der nachfolgenden Eigenschaften kennzeichnen EDGE?

Es ist paketorientiert statt leitungsorientiert.
Es verwendet auch eine 8–PSK–Modulation.
Es können mehrere Zeitschlitze kombiniert werden.

6

Welche der nachfolgenden Eigenschaften kennzeichnen HSPA?

HSDPA/HSUPA nutzen Hybrid–ARQ und Node–Scheduling.
Modulation, Codierung und Übertragungsrate sind adaptiv.
Die Adaption erfolgt hinsichtlich der größten Zellenkapazität.


Musterlösung

(1)  Richtig ist nur die letzte Antwort: Nur HSDPA und HSUPA sind Weiterentwicklungen von UMTS. Dagegen werden HSCSD, GPRS und EDGE der GSM–Phase $2+$ zugerechnet.

(2)  Zutreffend sind hier die beiden letzten Lösungsvorschläge. EDGE zählt man tatsächlich auch zu den 3G–Mobilfunksystemen, obwohl es in der GSM–Phase $2+$ entstanden ist.

(3)  Richtig sind die Lösungsvorschläge 2 und 3. Bei HSCSD wird die in einem Zeitschlitz übertragbare Datenrate durch Punktierung des Faltungscodes von $9.6 \ \rm kbit/s$ (beim herkömmlichen GSM) um $50 \ \%$ auf $14.4 \ \rm kbit/s$ gesteigert. Durch die Bündelung von vier Zeitschlitzen erreicht man schließlich bei dieser leitungsorientierten GSM–Weiterentwicklung die maximale Übertragungsrate von $57.6 \ \rm kbit/s$. Hierfür sind beste Bedingungen vorausgesetzt. In der Realität wird dieser theoretische Wert eher nicht erreicht.

(4)  Richtig sind die Aussagen 1 und 3. Durch die paketorientierte Übertragung und einige andere Maßnahmen, die zu kürzeren Zugriffszeiten führen, ergibt sich eine Datenübertragungsrate von bis zu $21.4 \ \rm kbit/s$. Durch die Bündelung von acht Zeitschlitzen (Multislot Capability) erreicht man maximal $171.2 \ \rm kbit/s$ (dies ist ebenfalls ein theoretischer Wert). Als Modulationsverfahren wird wie beim herkömmlichen GSM ausschließlich Gaussian Minimum Shift Keying (GMSK) verwendet.

(5)  EDGE ist ebenfalls paketorientiert und stellt insgesamt neun verschiedene Modulation and Coding Schemes (MCS) zur Verfügung, die je nach Kanalbedingungen ausgewählt werden. In den höheren Modi (ab MCS–5) wird anstelle von GMSK das kompaktere Modulationsverfahren 8–PSK verwendet, bei dem mit jedem Eingangssymbol drei Bit übertragen werden und dadurch die Datenrate (theoretisch) verdreifacht wird. Mit MCS–8 (laut Angabe $54.5 \ \rm kbit/s$) und sieben Zeitschlitzen erreicht man immerhin schon $380.8 \ \rm kbit/s$ und damit die Größenordnung von UMTS. Richtig sind also alle Lösungsvorschläge.

(6)  Richtig sind hier alle Lösungsvorschläge. Man nutzt bei HSPA das Hybrid–ARQ–Verfahren sowie Node–B–Scheduling und gestaltet Modulation, Codierung und Übertragungsrate adaptiv. Die Optimierungsgröße ist dabei nicht die Datenrate einzelner Nutzer, sondern eine möglichst große Zellenkapazität bezogen auf alle Mobilfunkteilnehmer.