Aufgaben:Aufgabe 3.6Z: Prüfungskorrektur: Unterschied zwischen den Versionen

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:<b>1.</b>&nbsp;&nbsp;Nach dem zentralen Grenzwertsatz erh&auml;lt man f&uuml;r die Summe vieler unabh&auml;ngiger Gr&ouml;&szlig;en eine Gau&szlig;verteilung. Im Umkehrschluss ergibt sich bei nur wenigen und dazu noch abh&auml;ngigen Aufgaben keine Gaußverteilung. Eine einzige Ja/Nein-Frage f&uuml;hrt zu einer Zweipunktverteilung (0 Punkte oder Maximalpunktzahl). Auch bei Einhaltung dieser Gebote wird man bei sehr wenigen Teilnehmern nicht mit einer Normalverteilung rechnen k&ouml;nnen. Richtig sind demnach <u>die Lösungsvorschläge 1 und 3</u>.
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'''(1)'''&nbsp;  Richtig sind <u>die Lösungsvorschläge 1 und 3</u>:
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*Nach dem zentralen Grenzwertsatz erh&auml;lt man f&uuml;r die Summe vieler unabh&auml;ngiger Gr&ouml;&szlig;en eine Gau&szlig;verteilung.
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*Im Umkehrschluss ergibt sich bei nur wenigen und dazu noch abh&auml;ngigen Aufgaben keine Gaußverteilung.  
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*Eine einzige Ja/Nein-Frage f&uuml;hrt zu einer Zweipunktverteilung (0 Punkte oder Maximalpunktzahl).  
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*Auch bei Einhaltung dieser Gebote wird man bei sehr wenigen Teilnehmern nicht mit einer &bdquo;Normalverteilung&bdquo; rechnen k&ouml;nnen.
  
:<b>2.</b>&nbsp;&nbsp;Man bekommt 1.0 mit 82 Punkten oder mehr. Deshalb gilt mit Mittelwert 60 und Streuung 10:
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:$$\rm Pr(\it z\ge \rm 82)=\rm Q\Bigg(\frac{\rm 82-60}{\rm 10}\Bigg)=\rm Q(\rm 2.2)
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'''(2)'''&nbsp; Man bekommt eine &bdquo;1.0&rdquo; mit $82$ Punkten oder mehr. Deshalb gilt mit Mittelwert $m_z = 60$ und Streuung $\sigma_z = 10$:
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$$\rm Pr(\it z\ge \rm 82)=\rm Q\Bigg(\frac{\rm 82-60}{\rm 10}\Bigg)=\rm Q(\rm 2.2)
 
\hspace{0.15cm}{=\rm 0.0139}.$$
 
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Bei 1000 Teilnehmern folgt daraus <i>N</i><sub>1.0</sub> <u>= 14</u>.
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'''(3)'''&nbsp; Mit weniger als $46$ Punkten hat man die Pr&uuml;fung nicht bestanden:
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$$\rm Pr(\it z<\rm 46)=\rm Pr(\it z \le \rm 46)=\rm \phi\Bigg(\frac{\rm 46-60}{\rm 10}\Bigg)=\rm \phi(\rm -1.4)=\rm Q(\rm 1.4)=\rm 0.0807.$$
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Also m&uuml;ssen wohl <u>81 Studenten nochmals antreten</u>.
  
:Bei 1000 Teilnehmern folgt daraus <i>N</i><sub>1.0</sub> <u>= 14</u>.
 
  
:<b>3.</b>&nbsp;&nbsp;Mit weniger als 46 Punkten hat man die Pr&uuml;fung nicht bestanden:
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'''(4)'''&nbsp; Die Punktedifferenz $82 - 46 = 36$ muss auf neun Notenstufen (1.3, ... , 4.0) aufgeteilt werden. Jedes Intervall umfasst somit $4$ Punkte. Beispielsweise erh&auml;lt man die Note &bdquo;, wenn man $58$ bis $62$ Punkte erreicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Punktzahl in diesem Bereich liegt, ergibt sich zu
:$$\rm Pr(\it z<\rm 46)=\rm Pr(\it z \le \rm 46)=\rm \phi\Bigg(\frac{\rm 46-60}{\rm 10}\Bigg)=\rm \phi(\rm -1.4)=\rm Q(\rm 1.4)=\rm 0.0807.$$
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$$\rm Pr(\rm 58 <\it z<\rm 62)=\rm \phi\Bigg(\frac{\rm 62-60}{\rm 10}\Bigg)-\rm \phi\Bigg(\frac{\rm 58-60}{\rm 10}\Bigg).$$
  
:Also m&uuml;ssen wohl <u>81 Studenten nochmals antreten</u>.
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Unter Ausnutzung der Symmetrie erh&auml;lt man:
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$$\rm Pr(\rm 58 <\it z<\rm 62) = \rm \phi(\rm 0.2)-\rm \phi(\rm -0.2) = \rm 0.5792-\rm 0.4207=0.1587\hspace{0.2cm}\hspace{0.15cm}\underline{(159 \hspace{0.1cm}\rm Teilnehmer)}.$$
  
:<b>4.</b>&nbsp;&nbsp;Die Differenz 82 - 46 = 36 muss auf neun Notenstufen (1.3, ... , 4.0) aufgeteilt werden. Jedes Intervall umfasst somit 4 Punkte. Beispielsweise erh&auml;lt man die Note 3.0, wenn man 58 bis 62 Punkte erreicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Punktzahl in diesem Bereich liegt, ergibt sich zu
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$z$ ist als kontinuierliche Zufallsgröße aufzufassen. Deshalb ist die Punktzahl $62$ gleichzeitig die obere Grenze für den &bdquo;3.0&rdquo;&ndash;Bereich als auch die untere Grenze für die Note &bdquo;2.7&rdquo; ist. Wäre $z$ nur ganzzahlig, so müsste $62$ je nach Stimmung des Korrektors  entweder der Note &bdquo;2.7&rdquo; oder der Note &bdquo;3.0&rdquo; zugeordnet werden.
:$$\rm Pr(\rm 58 <\it z<\rm 62)=\rm \phi\Bigg(\frac{\rm 62-60}{\rm 10}\Bigg)-\rm \phi\Bigg(\frac{\rm 58-60}{\rm 10}\Bigg).$$
 
  
:Unter Ausnutzung der Symmetrie erh&auml;lt man:
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'''(5)'''&nbsp; Analog zur Musterl&ouml;sung der Teilaufgabe (4) gilt f&uuml;r die Note &bdquo;2.7&rdquo;:
:$$\rm Pr(\rm 58 <\it z<\rm 62) = \rm \phi(\rm 0.2)-\rm \phi(\rm -0.2)\\ = \rm 0.5792-\rm 0.4207=0.1587\hspace{0.2cm}\hspace{0.15cm}\underline{(159 \hspace{0.1cm}\rm Teilnehmer)}.$$
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$$\rm Pr(\rm 62 <\it z<\rm 66)=\rm \phi(\rm 0.6)-\rm \phi(\rm 0.2)=\rm 0.7257-\rm 0.5792=0.1465.$$
  
:<i>z</i> ist als kontinuierliche Zufallsgröße aufzufassen. Deshalb ist die Punktzahl 62 gleichzeitig die obere Grenze für den 3.0-Bereich als auch die untere Grenze für die Note 2.7 ist. Wäre <i>z</i> nur ganzzahlig, so müsste &bdquo;62&rdquo; entweder der Note 3.0 oder der Note 2.7 zugeordnet werden.
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Aus Symmetriegr&uuml;nden erh&auml;lt man f&uuml;r die Note &bdquo;3.3&rdquo; den gleichen Wert:
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$$\rm Pr(\rm 54 <\it z<\rm 58)=\rm \phi(-\rm 0.2)-\rm \phi(-\rm 0.6)= \rm Q(\rm 0.2)-\rm Q(\rm 0.6)=\rm 0.1465.$$
  
:<b>5.</b>&nbsp;&nbsp;Analog zur Musterl&ouml;sung von 4. gilt f&uuml;r die Note 2.7:
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Also erhalten <u>je 146 Teilnehmer die Note &bdquo;2.7&rdquo; bzw. &bdquo;3.3&rdquo;</u>.
:$$\rm Pr(\rm 62 <\it z<\rm 66)=\rm \phi(\rm 0.6)-\rm \phi(\rm 0.2)=\rm 0.7257-\rm 0.5792=0.1465.$$
 
  
:Aus Symmetriegr&uuml;nden erh&auml;lt man f&uuml;r die Note 3.3 den gleichen Wert:
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'''(6)'''&nbsp; Mit der hier getroffenen Punkte-/Notenzuordnung sind nicht nur die Punkte um $m_z = 60$ symmetrisch verteilt, sondern auch die Noten um „3.0“. Es gibt
:$$\rm Pr(\rm 54 <\it z<\rm 58)=\rm \phi(-\rm 0.2)-\rm \phi(-\rm 0.6)= \rm Q(\rm 0.2)-\rm Q(\rm 0.6)=\rm 0.1465.$$
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*genau so viele „2.7“ wie „3.3“ (um ±0.3 von 3.0 entfernt),
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*genau so viele „2.3“ wie „3.7“ (3.0 ±0.7), und
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*genau so viele „1.0“ wie „5.0“.  
  
:Also erhalten <u>je 146 Teilnehmer die Note 2.7 bzw. 3.3</u>.
 
  
:<b>6.</b>&nbsp;&nbsp;Mit der hier getroffenen Punkte-/Notenzuordnung sind nicht nur die Punkte um <i>m<sub>x</sub></i> = 60 symmetrisch verteilt, sondern auch die Noten um „3.0“. Es gibt genau so viele „2.7“ wie „3.3“ (um ±0.3 von 3.0 entfernt), genau so viele „2.3“ wie „3.7“ (3.0 ±0.7) und genau so viele „1.0“ wie „5.0“.. Deshalb ergibt sich die <u>Mittelnote exakt zu 3.0</u>.
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Deshalb ergibt sich die <u>Mittelnote exakt zu 3.0</u>.
  
 
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Version vom 13. März 2017, 16:16 Uhr

Gaußsche Fehlerintegrale Φ(x) und Q(x)

An einer Prüfung an der TU München haben $1000$ Studentinnen und Studenten teilgenommen. Ab der Note 4.0 gilt die Prüfung als bestanden. Die Prüfungsordnung sieht folgende Noten vor:

$$1.0, 1.3, 1.7, 2.0, 2.3, 2.7, 3.0, 3.3, 3.7, 4.0, 4.3, 4.7, 5.0.$$

Weiter ist bei der Aufgabe zu berücksichtigen:

  • Die maximal erreichbare Punktzahl betrug 100. Der beste Student erreichte aber nur 88 Punkte.
  • Aufgrund der relativ großen Teilnehmerzahl ergibt sich für die erreichte Punktzahl – dies sei die Zufallsgröße $z$ – mit guter Näherung eine Gaußverteilung mit Mittelwert $m_z = 60$ und Streuung (Standardabweichung) $\sigma_z = 10$.
  • Bei der Korrektur wurden nicht nur ganze Punktezahlen vergeben, sondern auch (beliebige) Zwischenwerte, so dass man die Zufallsgröße $z$ mit guter Näherung als „kontinuierlich” auffassen kann.


Für die Bewertung werden als Richtlinien vorgegeben:

  • Auch mit 6 Punkten weniger als der Beste (also ab 82 Punkten) soll man „1.0” bekommen.
  • Hat man 46% der Gesamtpunktzahl erreicht, so hat man die Prüfung bestanden.
  • Die Punkte/Noten-Zuordnung soll linear erfolgen.


Hinweise:

  • Die Aufgabe gehört zum Kapitel Gaußverteilte Zufallsgröße.
  • Sollte die Eingabe des Zahlenwertes „0” erforderlich sein, so geben Sie bitte „0.” ein.
  • Gerade im Schulbereich wird die „Gaußverteilung” oft als „Normalverteilung” bezeichnet. Dies ist nicht ganz korrekt: Eine normalverteilte Zufallsgröße $z$ hat zwar eine Gaußsche WDF und VTF, jedoch mit Mittelwert $m_z = 0$ und Streuung $\sigma_z = 1$.


Fragebogen

1

Welche Kriterien sind bei der Aufgabenerstellung unbedingt zu beachten, damit die Punktezahl etwa eine „Normalverteilung” ergeben wird?

Es gibt viele Prüfungsteilnehmer.
Die Teilaufgaben hängen in starkem Maße voneinander ab.
Es gibt viele unabhängige Aufgaben.
Die Prüfung besteht aus einer einzigen Frage mit Ja/Nein-Antwort.

2

Wieviele Teilnehmer werden voraussichtlich mit „1.0“ abschließen?

$N_\text{1.0} \ = $

3

Wieviele Teilnehmer werden die Prüfung wohl nicht bestehen? Berücksichtigen Sie, dass man $z$ als kontinuierliche Zufallsgröße auffassen kann.

$N_\text{4.3 ... 5.0} \ = $

4

Legen Sie die Punkte/Noten–Zuordnung fest. Ab wann bekommt man eine „3.0“? Wieviele Prüfungsteilnehmer werden diese Note erhalten?

$N_\text{3.0} \ = $

5

Wieviele Teilnehmer erhalten voraussichtlich die Note „2.7“? Begründen Sie, warum genau so viele Prüflinge die Note „3.3“ bekommen werden.

$N_\text{2.7} \ = $

6

Welche Mittelnote wird sich bei dieser Prüfung ergeben? Berücksichtigen Sie zur Lösung dieser Teilaufgabe das Ergebnis von (5).

$\rm Mittelnote \ = $


Musterlösung

(1)  Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 und 3:

  • Nach dem zentralen Grenzwertsatz erhält man für die Summe vieler unabhängiger Größen eine Gaußverteilung.
  • Im Umkehrschluss ergibt sich bei nur wenigen und dazu noch abhängigen Aufgaben keine Gaußverteilung.
  • Eine einzige Ja/Nein-Frage führt zu einer Zweipunktverteilung (0 Punkte oder Maximalpunktzahl).
  • Auch bei Einhaltung dieser Gebote wird man bei sehr wenigen Teilnehmern nicht mit einer „Normalverteilung„ rechnen können.


(2)  Man bekommt eine „1.0” mit $82$ Punkten oder mehr. Deshalb gilt mit Mittelwert $m_z = 60$ und Streuung $\sigma_z = 10$: $$\rm Pr(\it z\ge \rm 82)=\rm Q\Bigg(\frac{\rm 82-60}{\rm 10}\Bigg)=\rm Q(\rm 2.2) \hspace{0.15cm}{=\rm 0.0139}.$$ Bei 1000 Teilnehmern folgt daraus N1.0 = 14.

(3)  Mit weniger als $46$ Punkten hat man die Prüfung nicht bestanden: $$\rm Pr(\it z<\rm 46)=\rm Pr(\it z \le \rm 46)=\rm \phi\Bigg(\frac{\rm 46-60}{\rm 10}\Bigg)=\rm \phi(\rm -1.4)=\rm Q(\rm 1.4)=\rm 0.0807.$$ Also müssen wohl 81 Studenten nochmals antreten.


(4)  Die Punktedifferenz $82 - 46 = 36$ muss auf neun Notenstufen (1.3, ... , 4.0) aufgeteilt werden. Jedes Intervall umfasst somit $4$ Punkte. Beispielsweise erhält man die Note „, wenn man $58$ bis $62$ Punkte erreicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Punktzahl in diesem Bereich liegt, ergibt sich zu $$\rm Pr(\rm 58 <\it z<\rm 62)=\rm \phi\Bigg(\frac{\rm 62-60}{\rm 10}\Bigg)-\rm \phi\Bigg(\frac{\rm 58-60}{\rm 10}\Bigg).$$

Unter Ausnutzung der Symmetrie erhält man: $$\rm Pr(\rm 58 <\it z<\rm 62) = \rm \phi(\rm 0.2)-\rm \phi(\rm -0.2) = \rm 0.5792-\rm 0.4207=0.1587\hspace{0.2cm}\hspace{0.15cm}\underline{(159 \hspace{0.1cm}\rm Teilnehmer)}.$$

$z$ ist als kontinuierliche Zufallsgröße aufzufassen. Deshalb ist die Punktzahl $62$ gleichzeitig die obere Grenze für den „3.0”–Bereich als auch die untere Grenze für die Note „2.7” ist. Wäre $z$ nur ganzzahlig, so müsste $62$ je nach Stimmung des Korrektors entweder der Note „2.7” oder der Note „3.0” zugeordnet werden.

(5)  Analog zur Musterlösung der Teilaufgabe (4) gilt für die Note „2.7”: $$\rm Pr(\rm 62 <\it z<\rm 66)=\rm \phi(\rm 0.6)-\rm \phi(\rm 0.2)=\rm 0.7257-\rm 0.5792=0.1465.$$

Aus Symmetriegründen erhält man für die Note „3.3” den gleichen Wert: $$\rm Pr(\rm 54 <\it z<\rm 58)=\rm \phi(-\rm 0.2)-\rm \phi(-\rm 0.6)= \rm Q(\rm 0.2)-\rm Q(\rm 0.6)=\rm 0.1465.$$

Also erhalten je 146 Teilnehmer die Note „2.7” bzw. „3.3”.

(6)  Mit der hier getroffenen Punkte-/Notenzuordnung sind nicht nur die Punkte um $m_z = 60$ symmetrisch verteilt, sondern auch die Noten um „3.0“. Es gibt

  • genau so viele „2.7“ wie „3.3“ (um ±0.3 von 3.0 entfernt),
  • genau so viele „2.3“ wie „3.7“ (3.0 ±0.7), und
  • genau so viele „1.0“ wie „5.0“.


Deshalb ergibt sich die Mittelnote exakt zu 3.0.