Aufgabe 3.2: G–Matrix eines Faltungscodierers

Aus LNTwww
Version vom 4. Juni 2019, 16:13 Uhr von Guenter (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu:Navigation, Suche

Vorgegebener Faltungscodierer

Wir betrachten wie in  Aufgabe 3.1  den nebenstehend gezeichneten Faltungscodierer der Rate  $3/4$. Dieser wird durch den folgenden Gleichungssatz charakterisiert:

$$x_i^{(1)} \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(1)} \hspace{0.05cm},$$
$$x_i^{(2)} \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(1)} + u_{i}^{(2)} + u_{i-1}^{(2)} + u_{i-1}^{(3)} \hspace{0.05cm},$$
$$x_i^{(3)} \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(2)} + u_{i}^{(3)}+ u_{i-1}^{(2)} + u_{i-2}^{(3)} \hspace{0.05cm},$$
$$x_i^{(4)} \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(1)} + u_{i}^{(2)} + u_{i}^{(3)}+ u_{i-2}^{(3)}\hspace{0.05cm}.$$

Bezieht man sich auf die bei  $i = 1$  beginnenden und sich zeitlich bis ins Unendliche erstreckenden Sequenzen

$$\underline{\it u} \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm} \left ( \underline{\it u}_1, \underline{\it u}_2, \text{...} \hspace{0.1cm}, \underline{\it u}_i ,\text{...} \hspace{0.1cm} \right )\hspace{0.05cm},$$
$$\underline{\it x} \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm} \left ( \underline{\it x}_1, \underline{\it x}_2, \text{...} \hspace{0.1cm}, \underline{\it x}_i , \text{...} \hspace{0.1cm} \right )$$

mit  $\underline{u}_i = (u_i^{(1)}, u_i^{(2)}, \ \text{...} \ , u_i^{(k)})$  bzw.  $\underline{x}_i = (x_i^{(1)}, x_i^{(2)}, \ \text{...} \ , x_i^{(n)})$, so kann der Zusammenhang zwischen der Informationssequenz  $\underline{u}$  und der Codesequenz  $\underline{x}$  durch die Generatormatrix  $\mathbf{G}$  in folgender Form ausgedrückt werden:

$$\underline{x} = \underline{u} \cdot { \boldsymbol{\rm G}} \hspace{0.05cm}.$$

Für die Generatormatrix eines Faltungscoders mit dem Gedächtnis  $m$  ist dabei zu setzen:

$${ \boldsymbol{\rm G}}=\begin{pmatrix} { \boldsymbol{\rm G}}_0 & { \boldsymbol{\rm G}}_1 & { \boldsymbol{\rm G}}_2 & \cdots & { \boldsymbol{\rm G}}_m & & & \\ & { \boldsymbol{\rm G}}_0 & { \boldsymbol{\rm G}}_1 & { \boldsymbol{\rm G}}_2 & \cdots & { \boldsymbol{\rm G}}_m & &\\ & & { \boldsymbol{\rm G}}_0 & { \boldsymbol{\rm G}}_1 & { \boldsymbol{\rm G}}_2 & \cdots & { \boldsymbol{\rm G}}_m &\\ & & & \ddots & \ddots & & & \ddots \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.$$
  • Hierbei bezeichnen  $\mathbf{G}_0, \ \mathbf{G}_1, \ \mathbf{G}_2, \ \text{...}$  Teilmatrizen mit jeweils  $k$  Zeilen und  $n$  Spalten sowie binären Matrixelementen  $(0$  oder  $1)$.
  • Ist das Matrixelement  $\mathbf{G}_l(\kappa, j) = 1$, so bedeutet dies, dass das Codebit  $x_i^{(j)}$  durch das Informationsbit  $u_{i-l}^{(\kappa)}$  beeinflusst wird.
  • Andernfalls ist dieses Matrixelement gleich  $0$.


Ziel dieser Aufgabe ist es, die zur Informationssequenz

$$\underline{u} = (\hspace{0.05cm}0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1 \hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm} ,\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm})$$

gehörige Codesequenz  $\underline{x}$  entsprechend den obigen Vorgaben zu berechnen. Das Ergebnis müsste mit dem Ergebnis von  Aufgabe 3.1  übereinstimmen, das allerdings auf anderem Wege erzielt wurde.





Hinweis:



Fragebogen

1

Aus wie vielen Teilmatrizen  $\mathbf{G}_l$  setzt sich die Matrix  $\mathbf{G}$  zusammen?

${\rm Anzahl \ der \ Teilmatrizen} \ = \ $

2

Welche Aussagen treffen für die Teilmatrix  $\mathbf{G}_0$  zu?

Insgesamt beinhaltet  $\mathbf{G}_0$  acht Einsen.
Die erste Zeile von  $\mathbf{G}_0$  lautet  $1 \ 1 \ 0 \ 1$.
Die erste Zeile von  $\mathbf{G}_0$  lautet  $1 \ 0 \ 0$.

3

Welche Aussagen treffen für die Teilmatrix  $\mathbf{G}_1$  zu?

Die erste Zeile lautet  $0 \ 0 \ 0 \ 0$.
Die zweite Zeile lautet  $0 \ 1 \ 1 \ 0$.
Die dritte Zeile lautet  $0 \ 1 \ 0 \ 0$.

4

Ermitteln Sie die ersten neun Zeilen und zwölf Spalten der Generatormatrix  $\mathbf{G}$. Welche Aussagen treffen zu?

Es gibt mindestens eine Zeile mit lauter Nullen.
Es gibt mindestens eine Zeile mit lauter Einsen.
In den Spalten  $1, 5, 9$  steht jeweils nur eine einzige Eins.

5

Welche Codesequenz  $\underline {x}$  ergibt sich für  $\underline {u} = (0, 1, 1, 1, 1, 0, 1, 0, 1)$?

Es gilt:  $\underline{x} = (1, 0, 1, 1, 0, 1, 1, 0, 1, 1, 0, 1, \ \text{...})$.
Es gilt:  $\underline{x} = (0, 1, 0, 0, 1, 0, 0, 0, 1, 0, 1, 1, \ \text{...})$.
Es gilt:  $\underline{x} = (0, 1, 0, 0, 1, 1, 1, 0, 0, 1, 1, 1, \ \text{...})$.


Musterlösung

(1)  Das Gedächtnis des betrachteten Faltungscodierers ist $m = 2$.

  • Damit setzt sich die Generatormatrix $\mathbf{G}$ aus den $m + 1 \ \underline {= 3}$ Teilmatrizen $\mathbf{G}_0, \mathbf{G}_1$ und $\mathbf{G}_2$ zusammen.


(2)  Richtig sind die Aussage 1 und 2:

  • Aus den angegebenen Gleichungen
$$x_i^{(1)} \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(1)} \hspace{0.05cm},$$
$$x_i^{(2)} \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(1)} + u_{i}^{(2)} + u_{i-1}^{(2)} + u_{i-1}^{(3)} \hspace{0.05cm},$$
$$x_i^{(3)} \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(2)} + u_{i}^{(3)}+ u_{i-1}^{(2)} + u_{i-2}^{(3)} \hspace{0.05cm},$$
$$x_i^{(4)} \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(1)} + u_{i}^{(2)} + u_{i}^{(3)}+ u_{i-2}^{(3)}$$

erkennt man, dass im gesamten Gleichungssatz genau achtmal ein Eingangswert $u_i^{(j)}$ mit $j ∈ \{1, 2, 3\}$ vorkommt   ⇒   Aussage 1 trifft zu.

  • Der Eingangswert $u_i^{(1)}$ beeinflusst die Ausgänge $x_i^{(1)}$, $x_i^{(2)}$ und $x_i^{(4)}$. Damit lautet die erste Zeile von $\mathbf{G}_0 \text{:} \, 1 \ 1 \ 0 \ 1$   ⇒   auch Aussage 2 trifft zu.
  • Dagegen ist die Aussage 3 falsch: Nicht die erste Zeile von $\mathbf{G}_0$ lautet $1 \ 0 \ 0$, sondern die erste Spalte. Dies besagt, dass $x_i^{(1)}$ nur von $u_i^{(1)}$ abhängt, aber nicht von $u_i^{(2)}$ oder von $u_i^{(3)}$. Es handelt sich um einen systematischen Code.


(3)  Alle Aussagen sind zutreffend:

  • Im Gleichungssatz kommt dreimal ein Eingangswert $u_{i–1}^{(j)}$ mit $j ∈ \{1, 2, 3\}$ vor. Somit beinhaltet $\mathbf{G}_1$ insgesamt drei Einsen.
  • Der Eingangswert $u_{i-1}^{(2)}$ beeinflusst die Ausgänge $x_i^{(2)}$ und $x_i^{(3)}$, während $u_{i-1}^{(3)}$ nur für die Berechnung von $x_i^{(2)}$ herangezogen wird.


(4)  Richtig ist nur die Aussage 3:

  • Die folgende Grafik zeigt den linken oberen Beginn (die Zeilen 1 bis 9 sowie die Spalten 1 bis 12) der Generatormatrix $\mathbf{G}$.
  • Daraus ist ersichtlich, dass die beiden ersten Aussagen falsch sind .
  • Dieses Ergebnis gilt für jeden systematischen Code mit den Parametern $k = 3$ und $n = 4$.


Generatormatrix eines Faltungscodes mit  $k = 4, \ n = 4, \ m = 2$

(5)  Richtig ist die Aussage 2:

  • Allgemein gilt $\underline{x} = \underline{u} \cdot \mathbf{G}$, wobei $\underline{u}$ und $\underline{x}$ Sequenzen sind, das heißt, dass sie sich bis ins Unendliche fortsetzen. Entsprechend ist die Generatormatrix $\mathbf{G}$ weder nach unten noch nach rechts begrenzt.
  • Bei begrenzter Informationssequenz $\underline{u}$ (hier auf $9$ Bit) ist auch die Codesequenz $\underline{x}$ begrenzt.
  • Interessiert man sich nur für die ersten Bits, so genügt es, nur den linken oberen Ausschnitt der Generatormatrix wie in der Musterlösung zur Teilaufgabe (4) zu betrachten.
  • Anhand dieser Grafik kann auch das Ergebnis der Matrizengleichung $\underline{x} = \underline{u} \cdot \mathbf{G}$ abgelesen werden.
  • Richtig ist $\underline{x} = (0, 1, 0, 0, 1, 0, 0, 0, 1, 0, 1, 1, \ ...)$ und damit Antwort 2.


Das gleiche Ergebnis haben wir in der Teilaufgabe (4) von Aufgabe 3.1 erhalten.

  • Dargestellt sind hier nur $9$ Informationsbits und $9 \cdot n/k = 12$ Codebits. Aufgrund der Teilmatrizen $\mathbf{G}_1$ und $\mathbf{G}_2$ würden sich hier aber auch für die Codebits 13 bis 20 noch (teilweise) Einsen ergeben.
  • Die Codesequenz $\underline{x}$ setzt sich aus den vier Teilsequenzen $\underline{x}^{(1)}, \ \text{...} \ , \ \underline{x}^{(4)}$ zusammen, die in der Grafik aufgrund unterschiedlicher Farbgebung abgelesen werden können.