Binomial- und Poissonverteilung (Applet)
Inhaltsverzeichnis
Programmbeschreibung
Dieses Applet ermöglicht die Berechnung und graphische Darstellung von Wahrscheinlichkeiten von
- Binomialverteilungen:
pμ=Pr(z=μ)=(Iμ)⋅pμ⋅(1−p)I−μ,
wobei I die Anzahl der binären und statisch voneinander unabhängigen Zufallsgrößen bi und
p=Pr(bi=1) die Erfolgswahrscheinlichkeit darstellt, und
- Poissonverteilungen:
pμ=Pr(z=μ)=λμμ!⋅e−λ,
wobei die Rateλ aus λ=I⋅p berechnet werden kann.
Da gleichzeitig bis zu zwei Verteilungsfunktionen eingestellt werden können, können Binomial- und Poissonverteilungen einfach miteinander verglichen werden.
Theoretischer Hintergrund
Wahrscheinlichkeiten der Binomialverteilung
Die Binomialverteilung gehört zu den wichtigsten diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilungen und beschreibt die Erfolgswahrscheinlichkeiten von I binären und statistisch voneinander unabhängigen Zufallsgrößen. Zur Berechnung einer solchen Verteilung wird die Formel
pμ=Pr(z=μ)=(Iμ)⋅pμ⋅(1−p)I−μ
verwendet, wobei
- I die Menge aller gleichartigen, binären und statistisch voneinander unabhängigen Zufallsgrößen bi,
- z=μ=0,...,I die Menge aller "erfolgreichen" Zufallsgrößen bi=1,
- p=Pr(bi=1) die Erfolgswahrscheinlichkeit und
- (Iμ)=I!μ!⋅(I−μ)! ("I über μ") die Anzahl der möglichen Kombinationen bezeichnet.
Es seien I=4 und p=0.4.
Für die Wahrscheinlichkeit von μ=0 Erfolgen berechnent wir Pr(z=0)=(40)⋅0.40⋅(1−0.4)4−0.
Da in diesem Fall für alle Zufallsgrößen bi=0 gilt, gibt es auch nur eine Kombinationsmöglichkeit ((40)=1). Als Ergebnis bekommen wir also Pr(z=0)=0.64=0.1296.
Für μ=1 haben wir (41)=4 Kombinationsmöglichkeiten, da die erfolgreiche Zufallsgröße bi=1 an jeder Position i=1,2,3,4 auftreten kann. Wir rechnen also Pr(z=1)=4⋅0.41⋅0.63=0.3456.
Führen wir die Berechnung mit dem gleichen Verfahren fort, so ergeben sich für die restlichen Wahrscheinlichkeiten Pr(z=2)=0.3456, Pr(z=3)=0.1536, Pr(z=4)=0.0256.
Wahrscheinlichkeiten der Poissonverteilung
Die Poissonverteilung ist ein Sonderfall der Binomialverteilung, für den die Grenzübergänge
I→∞ und p→0
gelten. Setzt man diese in die Gleichung für die Wahrscheinlichkeiten der Binomialverteilung ein, so erhält man die Auftrittswahrscheinlichkeiten der poissonverteilten Zufallsgröße z:
- pμ=Pr(z=μ)=limI→∞⋅I!μ!⋅(I−μ)!⋅(λI)μ⋅(1−λI)I−μ,
was sich umformen lässt zu:
- pμ=λμμ!⋅e−λ.
Die Rate λ gibt die mittlere Anzahl der "Erfolge" an und wird aus dem Produkt λ=I⋅p berechnet, wobei ein endlicher Wert für λ vorrausgesetzt wird.
Momente und Varianz
Momente mk sind Kenngrößen von Verteilungsfunktionen, die unter anderem der Ermittlung von Erwartungswert und Varianz . Das Moment k−ter Ordnung kann über zwei Möglichkeiten berechnet werden:
- die Scharmittelung bzw. Erwartungswertbildung (Mittelung über alle möglichen Werte):
- mk=E[zk]=M∑μ=1pμ⋅zkμmitE[...]:Erwartungswert,
- die Zeitmittelung über die Zufallsfolge ⟨zν⟩ mit der Laufvariablen ν=1, ... ,N:
- mk=¯zkν=limN→∞1NN∑ν=1zkνmit¨uberstreichenderLinie:Zeitmittelwert.
Relevant sind für dieses Programm die Momente
- m1 zur Berechnung des linearen Mittelwerts:
- m1=M∑μ=1pμ⋅zμ=limN→∞1NN∑ν=1zν
- und m2 zur Berechnung des quadratischen Mittelwerts:
- m2=M∑μ=1pμ⋅z2μ=limN→∞1NN∑ν=1z2ν,
aus denen sich dann die Kenngrößen der
- Varianz σ2 (Satz von Steiner):
- σ2=m2−m21
- und Streuung σ, auch Standardabweichung genannt:
- σ=√m2−m21
ermitteln lassen.
Aus dem Moment k-ter Ordnung einer binomialverteilten Zufallsgröße
- mk=E[zk]=I∑μ=0μk⋅(Iμ)⋅pμ⋅(1−p)I−μ
lassen sich durch Umformungen
- der lineare und quadratische Mittelwert:
- m1=I⋅p,m2=(I2−I)⋅p2+I⋅p,
- die Varianz und die Streuung:
- σ2=m2−m21=I⋅p⋅(1−p)⇒σ=√I⋅p⋅(1−p)
berechnen.
Bei der Poissonverteilung ergeben sich Mittelwert und Streuung direkt aus den entsprechenden Gleichungen der Binomialverteilung durch zweifache Grenzwertbildung:
- m1=limI→∞p→0I⋅p=λ,
- σ=limI→∞p→0√I⋅p⋅(1−p)=√λ.
Versuchsdurchführung
In der folgenden Beschreibung bedeutet
- Blau: Verteilungsfunktion 1 (im Applet blau markiert)
- Rot: Verteilungsfunktion 2 (im Applet rot markiert)
(1) Setzen Sie Blau: Binomialverteilung (I=5,p=0.4) und Rot: Binomialverteilung (I=10,p=0.2).
- Wie lauten die Wahrscheinlichkeiten rmPr(z=0) und Pr(z=1)?
⇒Blau: Pr(z=0)=0.65=7.78%,Pr(z=1)=0.4⋅0.64=25.92%
Rot: Pr(z=0)=0.810=10.74%,Pr(z=1)=0.2⋅0.89=26.84%
(2) Es gelten die Einstellungen von (1). Wie groß sind die Wahrscheinlichkeiten Pr(3≤z≤5)?
⇒Es gilt Pr(3≤z≤5)=Pr(z=3)+Pr(z=4)+Pr(z=5), oder
Pr(3≤z≤5)=Pr(z≤5)−Pr(z≤2)
Blau: Pr(3≤z≤5)=1−0.6826=0.3174
Rot: Pr(3≤z≤5)=0.9936−0.6778=0.3158
(3) Es gelten die Einstellungen von (1). Wie unterscheiden sich Mittelwert m1 und Streuung σ?
⇒Mittelwert: m1=I⋅p⇒m1=1 für beide Verteilungen.
Streuung: σ=m21−m2⇒σBlau=1.1≤σRot=1.26
(3) Setzen Sie Blau: Binomialverteilung (I=15,p=0.3) und Rot: Poissonverteilung (λ=4.5).
- Welche Unterschiede ergeben sich in Mittelwert m1 und Streuung σ zwischen beiden Verteilungen?
⇒Poisson: m1=λ,σ=√λ
Blau: m1=4.5,σ=1.77
Rot: m1=4.5,σ=2.12
(5) Es gelten die Einstellungen von (4). Wie groß sind die Wahrscheinlichkeiten Pr(z>10) und Pr(z>15)
⇒Binomial: Pr(z>10)=1−Pr(z≤10)=1−0.9993=0.0007;Pr(z>15)=0.
Poisson: Pr(z>10)=1−0.9933=0.0067;Pr(z>15)>0Näherung: Pr(z>15)≤Pr(z=16)=λ16/16!