Digitalsignalübertragung/Lineare Nyquistentzerrung: Unterschied zwischen den Versionen
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Das untere Diagramm zeigt, dass mit einem Filter zweiter Ordnung (<i>N</i> = 2) Nulldurchgänge bei ±<i>T</i> und bei ±2<i>T</i> erzwungen werden, wenn die Koeffizienten <i>k</i><sub>0</sub> = 1.127, <i>k</i><sub>1</sub> = 0.219 und <i>k</i><sub>2</sub> = 0.075 geeignet gewählt sind. Das Gleichungssystem zur Bestimmung der optimalen Koeffizienten lautet dabei: | Das untere Diagramm zeigt, dass mit einem Filter zweiter Ordnung (<i>N</i> = 2) Nulldurchgänge bei ±<i>T</i> und bei ±2<i>T</i> erzwungen werden, wenn die Koeffizienten <i>k</i><sub>0</sub> = 1.127, <i>k</i><sub>1</sub> = 0.219 und <i>k</i><sub>2</sub> = 0.075 geeignet gewählt sind. Das Gleichungssystem zur Bestimmung der optimalen Koeffizienten lautet dabei: | ||
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+ | *<i>H</i><sub>TF</sub>(<i>f</i>) ist reell, woraus sich die symmetrische Struktur des Transversalfilters ergibt: <i>k</i><sub>–λ</sub> = <i>k</i><sub>λ</sub>.<br> | ||
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+ | ::<math>k_\lambda =T \cdot \int_{-1/(2T)}^{+1/(2T)}\frac{\cos(2 \pi f \lambda T)} {\sum\limits_{\kappa = -\infty}^{+\infty} |H_{\rm SK}(f - | ||
+ | {\kappa}/{T}) | ||
+ | |^2} \hspace{0.2cm} {\rm d} f \hspace{0.25cm}\Rightarrow \hspace{0.25cm}H_{\rm TF}(f) = | ||
+ | \sum\limits_{\lambda = -\infty}^{+\infty} k_\lambda \cdot {\rm | ||
+ | e}^{-{\rm j}2 \pi f \lambda T}\hspace{0.05cm}.</math> | ||
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Version vom 27. Dezember 2016, 00:41 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Struktur des optimalen Nyquistentzerrers
In diesem Abschnitt gehen wir von folgendem Blockschaltbild eines Binärsystems aus.
Hierzu ist anzumerken:
- Die Diracquelle liefert die zu übertragende Nachricht (Amplitudenkoeffizienten aν) in binärer bipolarer Form. Sie wird als redundanzfrei vorausgesetzt.
- Die Sendeimpulsform gs(t) wird durch den Senderfrequenzgang HS(f) berücksichtigt. Bei allen Beispielen ist HS(f) = si(π f T) zugrunde gelegt.
- Bei manchen Herleitungen werden Sender und Kanal – hierfür wird meist ein Koaxialkabel angenommen – durch den gemeinsamen Frequenzgang HSK(f) = HS(f) · HK(f) zusammengefasst.
- Das Empfangsfilter HE(f) setzt sich multiplikativ aus dem Matched–Filter HMF(f) = HSK∗(f) und dem Transversalfilter HTF(f) zusammen, zumindest kann es gedanklich so aufgespalten werden.
- Der Gesamtfrequenzgang zwischen der Diracquelle und dem Schwellenwertentscheider soll die erste Nyquistbedingung erfüllen. Es muss also gelten:
- HS(f)⋅HK(f)⋅HMF(f)⋅HTF(f)=HNyq(f).
- Mit dieser Bedingung ergibt sich die maximale Augenöffnung (keine Impulsinterferenzen). Deshalb gelten für das Detektions–SNR und den Systemwirkungsgrad bei binärer Signalisierung:
- ρd=2⋅s20⋅Tσ2d=2⋅s20⋅TN0⋅1σ2d,norm⇒η=ρdρd,max=ρd2⋅s20⋅T/N0=1σ2d,norm.
- Die Optimierungsaufgabe beschränkt sich also darauf, das Empfangsfilter HE(f) so zu bestimmen, dass die normierte Rauschleistung vor dem Entscheider den kleinstmöglichen Wert annimmt:
- σ2d,norm=σ2dN0/T=T⋅∫+∞−∞|HE(f)|2df!=Minimum.
- Wir bezeichnen die Konfiguration als Optimale Nyquistentzerrung (ONE). Obwohl diese auch – und besonders effektiv – bei Mehrstufensystemen anwendbar ist, setzen wir zunächst M = 2.
Wirkungsweise des Transversalfilters (1)
Verdeutlichen wir uns zunächst die Aufgabe des symmetrischen Transversalfilters
HTF(f)∙−−−∘hTF(t)=+N∑λ=−Nkλ⋅δ(t−λ⋅T).
N gibt die Ordnung des Filters an. Für die Filterkoeffizienten gilt k–λ = kλ. Dieses Filter ist somit durch die Koeffizienten k0, ... , kN vollständig bestimmt. Die Grafik zeigt ein Filter zweiter Ordnung (N = 2).
Für den Eingangsimpuls gm(t) setzen wir ohne Einschränkung der Allgemeingültigkeit voraus, dass dieser
- symmetrisch um t = 0 ist (Ausgang des Matched–Filters),
- zu den Zeiten νT und –νT den Wert gm(ν) besitzt.
Damit sind die Eingangsimpulswerte:
...,gm(3),gm(2),gm(1),gm(0),gm(1),gm(2),gm(3),....
Für den Detektionsgrundimpuls gd(t) am Filterausgang ergeben sich demzufolge zu den Zeitpunkten νT mit den Abkürzungen g0 = gd(t = 0), g1 = gd(t = ±T), g2 = gd(t = ±2T) folgende Werte:
t=0:g0=k0⋅gm(0)+k1⋅2⋅gm(1)+k2⋅2⋅gm(2),
Aus diesem System mit drei linear unabhängigen Gleichungen kann man nun die Filterkoeffizienten k0, k1 und k2 so bestimmen, dass der Detektionsgrundimpuls gd(t) durch die normierten Stützstellen
...,g3,g2=0,g1=0,g0=1,g1=0,g2=0,g3,...
vollständig gegeben ist. Auf der nächsten Seite wird die Optimierung der Filterkoeffizienten an einem einfachen Beispiel verdeutlicht.
Wirkungsweise des Transversalfilters (2)
gm(t)=exp(−√2⋅|t|/T)
⇒gm(0)=1,gm(1)=0.243,gm(2)=0.135,gm(3)=0.086,gm(4)=0.059.
Für den Ausgangsimpuls soll gd(0) = 1 und gd(±T) = 0 gelten. Hierzu eignet sich ein Laufzeitfilter erster Ordnung mit den Koeffizienten k0 und k1, die folgende Bedingungen erfüllen müssen:
t=±T:g1=k0⋅0.243+k1⋅[1.000+0.135]=0⇒k1=−0.214⋅k0,
Daraus erhält man die optimalen Filterkoeffizienten k0 = 1.116 und k1 = 0.239. Das mittlere Diagramm zeigt, dass damit der erste Vorläufer und der erste Nachläufer kompensiert werden können und zugleich gd(0) = 1 gilt (gelbe Hinterlegung). Die weiteren Detektionsgrundimpulswerte (blaue Kreise) sind aber von 0 verschieden und bewirken Impulsinterferenzen.
Das untere Diagramm zeigt, dass mit einem Filter zweiter Ordnung (N = 2) Nulldurchgänge bei ±T und bei ±2T erzwungen werden, wenn die Koeffizienten k0 = 1.127, k1 = 0.219 und k2 = 0.075 geeignet gewählt sind. Das Gleichungssystem zur Bestimmung der optimalen Koeffizienten lautet dabei:
t=0:g0=k0⋅1.000+k1⋅2⋅0.243+k2⋅2⋅0.135=1,t=±T:g1=k0⋅0.243+k1⋅[1.000+0.135]+k2⋅[0.243+0.086]=0,t=±2T:g2=k0⋅0.135+k1⋅[0.243+0.086]+k2⋅[1.000+0.059]=0.
Die Ergebnisse können wie folgt verallgemeinert werden:
- Mit einem Laufzeitfilter N–ter Ordnung können der Hauptwert gd(0) zu 1 (normiert) sowie die ersten N Nachläufer und die ersten N Vorläufer zu Null gemacht werden.
- Weitere Vor– und Nachläufer (|ν| > N) lassen sich so nicht kompensieren. Es ist auch möglich, dass diese außerhalb des Kompensationsbereichs vergrößert werden oder sogar neu entstehen.
- Im Grenzübergang N → ∞ (in der Praxis heißt das: ein Filter mit sehr vielen Koeffizienten) ist eine vollständige Nyquistentzerrung und damit eine impulsinterferenzfreie Übertragung möglich.
Beschreibung im Frequenzbereich (1)
Die Tatsache, dass sich der optimale Nyquistentzerrer multiplikativ aus
- dem Matched–Filter HMF(f) = HS∗(f) · HK∗(f) – also angepasst an den Empfangsgrundimpuls –
- und einem Transversalfilter HTF(f) mit unendlich vielen Filterkoeffizienten
zusammensetzt, folgt aus dem ersten Nyquistkriterium. Durch Anwendung der Variationsrechnung erhält man den Frequenzgang des Transversalfilters (siehe Söder, G.; Tröndle, K.: Digitale Übertragungssysteme - Theorie, Optimierung & Dimensionierung der Basisbandsysteme. Berlin – Heidelberg: Springer, 1985.):
HTF(f)=1+∞∑κ=−∞|HSK(f−κT)|2mitHSK(f)=HS(f)⋅HK(f).
Die Grafik zeigt diesen Verlauf in logarithmierter Form für rechteckförmige NRZ–Sendeimpulse und ein Koaxialkabel mit der charakteristischen Kabeldämpfung
- a∗ = 0 dB ⇒ grüne Null–Linie,
- a∗ = 40 dB ⇒ blauer Funktionsverlauf,
- a∗ = 80 dB ⇒ roter Funktionsverlauf.
Man erkennt aus obiger Gleichung und dieser Skizze:
- HTF(f) ist reell, woraus sich die symmetrische Struktur des Transversalfilters ergibt: k–λ = kλ.
- HTF(f) ist eine mit der Frequenz 1/T periodische Funktion.
- Die Koeffizienten ergeben sich somit aus der Fourierreihe (angewandt auf die Spektralfunktion):
- kλ=T⋅∫+1/(2T)−1/(2T)cos(2πfλT)+∞∑κ=−∞|HSK(f−κ/T)|2df⇒HTF(f)=+∞∑λ=−∞kλ⋅e−j2πfλT.
Die Bildbeschreibung wird auf der nächsten Seite fortgesetzt.