Digitalsignalübertragung/Lineare Nyquistentzerrung: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:P ID1425 Dig T 3 5 S2b version1.png|rechts|Eingangs- und Ausgangsimpuls des optimalen Nyquistentzerrers]]<br>
 
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Daraus erhält man die optimalen Filterkoeffizienten <nobr><i>k</i><sub>0</sub> = 1.116</nobr> und <i>k</i><sub>1</sub> = 0.239. Das mittlere Diagramm zeigt, dass damit der erste Vorläufer und der erste Nachläufer kompensiert werden können und zugleich <i>g<sub>d</sub></i>(0) = 1 gilt (gelbe Hinterlegung). Die weiteren Detektionsgrundimpulswerte (blaue Kreise) sind aber von 0 verschieden und bewirken Impulsinterferenzen.<br><br>
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Daraus erhält man die optimalen Filterkoeffizienten <i>k</i><sub>0</sub> = 1.116 und <i>k</i><sub>1</sub> = 0.239. Das mittlere Diagramm zeigt, dass damit der erste Vorläufer und der erste Nachläufer kompensiert werden können und zugleich <i>g<sub>d</sub></i>(0) = 1 gilt (gelbe Hinterlegung). Die weiteren Detektionsgrundimpulswerte (blaue Kreise) sind aber von 0 verschieden und bewirken Impulsinterferenzen.<br><br>
  
 
Das untere Diagramm zeigt, dass mit einem Filter zweiter Ordnung (<i>N</i> = 2) Nulldurchgänge bei &plusmn;<i>T</i> und bei &plusmn;2<i>T</i> erzwungen werden, wenn die Koeffizienten <i>k</i><sub>0</sub> = 1.127, <i>k</i><sub>1</sub> = 0.219 und <i>k</i><sub>2</sub> = 0.075 geeignet gewählt sind. Das Gleichungssystem zur Bestimmung der optimalen Koeffizienten lautet dabei:
 
Das untere Diagramm zeigt, dass mit einem Filter zweiter Ordnung (<i>N</i> = 2) Nulldurchgänge bei &plusmn;<i>T</i> und bei &plusmn;2<i>T</i> erzwungen werden, wenn die Koeffizienten <i>k</i><sub>0</sub> = 1.127, <i>k</i><sub>1</sub> = 0.219 und <i>k</i><sub>2</sub> = 0.075 geeignet gewählt sind. Das Gleichungssystem zur Bestimmung der optimalen Koeffizienten lautet dabei:
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*Im Grenzübergang <i>N</i> &#8594; &#8734; (in der Praxis heißt das: ein Filter mit sehr vielen Koeffizienten) ist eine vollständige Nyquistentzerrung und damit eine impulsinterferenzfreie Übertragung möglich.<br>
 
*Im Grenzübergang <i>N</i> &#8594; &#8734; (in der Praxis heißt das: ein Filter mit sehr vielen Koeffizienten) ist eine vollständige Nyquistentzerrung und damit eine impulsinterferenzfreie Übertragung möglich.<br>
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== Beschreibung im Frequenzbereich (1) ==
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Die Tatsache, dass sich der optimale Nyquistentzerrer multiplikativ aus
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*dem Matched&ndash;Filter <i>H</i><sub>MF</sub>(<i>f</i>) = <i>H</i><sub>S</sub><sup>&#8727;</sup>(<i>f</i>) &middot; <i>H</i><sub>K</sub><sup>&#8727;</sup>(<i>f</i>) &ndash; also angepasst an den Empfangsgrundimpuls &ndash;<br>
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*und einem Transversalfilter <i>H</i><sub>TF</sub>(<i>f</i>) mit unendlich vielen Filterkoeffizienten<br><br>
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zusammensetzt, folgt aus dem ersten Nyquistkriterium. Durch Anwendung der <i>Variationsrechnung</i> erhält man den Frequenzgang des Transversalfilters (siehe Söder, G.; Tröndle, K.: ''Digitale Übertragungssysteme - Theorie, Optimierung & Dimensionierung der Basisbandsysteme.'' Berlin – Heidelberg: Springer, 1985.):
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:<math>H_{\rm TF}(f) = \frac{1}{\sum\limits_{\kappa = -\infty}^{+\infty}  |H_{\rm SK}(f -
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|^2} \hspace{0.3cm}{\rm{mit}}\hspace{0.3cm}H_{\rm SK}(f) = H_{\rm S}(f)\cdot H_{\rm K}(f)
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Die Grafik zeigt diesen Verlauf in logarithmierter Form für rechteckförmige NRZ&ndash;Sendeimpulse und ein Koaxialkabel mit der charakteristischen Kabeldämpfung
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*<i>a</i><sub>&#8727;</sub> = 0 dB &nbsp;&#8658;&nbsp; grüne Null&ndash;Linie,<br>
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*<i>a</i><sub>&#8727;</sub> = 40 dB &nbsp;&#8658;&nbsp; blauer Funktionsverlauf,<br>
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*<i>a</i><sub>&#8727;</sub> = 80 dB &nbsp;&#8658;&nbsp; roter Funktionsverlauf.<br><br>
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Man erkennt aus obiger Gleichung und dieser Skizze:
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*<i>H</i><sub>TF</sub>(<i>f</i>) ist reell, woraus sich die symmetrische Struktur des Transversalfilters ergibt: <i>k</i><sub>&ndash;&lambda;</sub> = <i>k</i><sub>&lambda;</sub>.<br>
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*<i>H</i><sub>TF</sub>(<i>f</i>) ist eine mit der Frequenz 1/<i>T</i> periodische Funktion.<br>
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*Die Koeffizienten ergeben sich somit aus der Fourierreihe (angewandt auf die Spektralfunktion):
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::<math>k_\lambda =T \cdot \int_{-1/(2T)}^{+1/(2T)}\frac{\cos(2 \pi f \lambda T)}  {\sum\limits_{\kappa = -\infty}^{+\infty}  |H_{\rm SK}(f -
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{\kappa}/{T})
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|^2} \hspace{0.2cm} {\rm d} f \hspace{0.25cm}\Rightarrow \hspace{0.25cm}H_{\rm TF}(f) =
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\sum\limits_{\lambda = -\infty}^{+\infty} k_\lambda \cdot {\rm
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e}^{-{\rm  j}2 \pi f \lambda T}\hspace{0.05cm}.</math>
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Version vom 27. Dezember 2016, 00:41 Uhr

Struktur des optimalen Nyquistentzerrers


In diesem Abschnitt gehen wir von folgendem Blockschaltbild eines Binärsystems aus.

Blockschaltbild des optimalen Nyquistentzerrers

Hierzu ist anzumerken:

  • Die Diracquelle liefert die zu übertragende Nachricht (Amplitudenkoeffizienten aν) in binärer bipolarer Form. Sie wird als redundanzfrei vorausgesetzt.
  • Die Sendeimpulsform gs(t) wird durch den Senderfrequenzgang HS(f) berücksichtigt. Bei allen Beispielen ist HS(f) = si(π f T) zugrunde gelegt.
  • Bei manchen Herleitungen werden Sender und Kanal – hierfür wird meist ein Koaxialkabel angenommen – durch den gemeinsamen Frequenzgang HSK(f) = HS(f) · HK(f) zusammengefasst.
  • Das Empfangsfilter HE(f) setzt sich multiplikativ aus dem Matched–Filter HMF(f) = HSK(f) und dem Transversalfilter HTF(f) zusammen, zumindest kann es gedanklich so aufgespalten werden.
  • Der Gesamtfrequenzgang zwischen der Diracquelle und dem Schwellenwertentscheider soll die erste Nyquistbedingung erfüllen. Es muss also gelten:
HS(f)HK(f)HMF(f)HTF(f)=HNyq(f).
  • Mit dieser Bedingung ergibt sich die maximale Augenöffnung (keine Impulsinterferenzen). Deshalb gelten für das Detektions–SNR und den Systemwirkungsgrad bei binärer Signalisierung:
ρd=2s20Tσ2d=2s20TN01σ2d,normη=ρdρd,max=ρd2s20T/N0=1σ2d,norm.
  • Die Optimierungsaufgabe beschränkt sich also darauf, das Empfangsfilter HE(f) so zu bestimmen, dass die normierte Rauschleistung vor dem Entscheider den kleinstmöglichen Wert annimmt:
σ2d,norm=σ2dN0/T=T+|HE(f)|2df!=Minimum.
  • Wir bezeichnen die Konfiguration als Optimale Nyquistentzerrung (ONE). Obwohl diese auch – und besonders effektiv – bei Mehrstufensystemen anwendbar ist, setzen wir zunächst M = 2.

Wirkungsweise des Transversalfilters (1)


Verdeutlichen wir uns zunächst die Aufgabe des symmetrischen Transversalfilters

HTF(f)hTF(t)=+Nλ=Nkλδ(tλT).

N gibt die Ordnung des Filters an. Für die Filterkoeffizienten gilt k–λ = kλ. Dieses Filter ist somit durch die Koeffizienten k0, ... , kN vollständig bestimmt. Die Grafik zeigt ein Filter zweiter Ordnung (N = 2).

Transversalfilter als Teil des optimalen Nyquistentzerrers

Für den Eingangsimpuls gm(t) setzen wir ohne Einschränkung der Allgemeingültigkeit voraus, dass dieser

  • symmetrisch um t = 0 ist (Ausgang des Matched–Filters),
  • zu den Zeiten νT und –νT den Wert gm(ν) besitzt.

Damit sind die Eingangsimpulswerte:

...,gm(3),gm(2),gm(1),gm(0),gm(1),gm(2),gm(3),....

Für den Detektionsgrundimpuls gd(t) am Filterausgang ergeben sich demzufolge zu den Zeitpunkten νT mit den Abkürzungen g0 = gd(t = 0), g1 = gd(t = ±T), g2 = gd(t = ±2T) folgende Werte:

t=0:g0=k0gm(0)+k12gm(1)+k22gm(2),

t=±T:g1=k0gm(1)+k1[gm(0)+gm(2)]+k2[gm(1)+gm(3)],
t=±2T:g2=k0gm(2)+k1[gm(1)+gm(3)]+k2[gm(2)+gm(4)].

Aus diesem System mit drei linear unabhängigen Gleichungen kann man nun die Filterkoeffizienten k0, k1 und k2 so bestimmen, dass der Detektionsgrundimpuls gd(t) durch die normierten Stützstellen

...,g3,g2=0,g1=0,g0=1,g1=0,g2=0,g3,...

vollständig gegeben ist. Auf der nächsten Seite wird die Optimierung der Filterkoeffizienten an einem einfachen Beispiel verdeutlicht.

Wirkungsweise des Transversalfilters (2)


: Wir gehen von dem symmetrischen Eingangssignal entsprechend dem oberen Diagramm aus. Mit der Abkürzung gm(ν) = gmν · T) gibt es folgende Abtastwerte im Abstand der Symboldauer T:

gm(t)=exp(2|t|/T)

gm(0)=1,gm(1)=0.243,gm(2)=0.135,gm(3)=0.086,gm(4)=0.059.

Für den Ausgangsimpuls soll gd(0) = 1 und gdT) = 0 gelten. Hierzu eignet sich ein Laufzeitfilter erster Ordnung mit den Koeffizienten k0 und k1, die folgende Bedingungen erfüllen müssen:

t=±T:g1=k00.243+k1[1.000+0.135]=0k1=0.214k0,

t=0:g0=k01.000+k120.243=10.896k0=1.

Eingangs- und Ausgangsimpuls des optimalen Nyquistentzerrers

Daraus erhält man die optimalen Filterkoeffizienten k0 = 1.116 und k1 = 0.239. Das mittlere Diagramm zeigt, dass damit der erste Vorläufer und der erste Nachläufer kompensiert werden können und zugleich gd(0) = 1 gilt (gelbe Hinterlegung). Die weiteren Detektionsgrundimpulswerte (blaue Kreise) sind aber von 0 verschieden und bewirken Impulsinterferenzen.

Das untere Diagramm zeigt, dass mit einem Filter zweiter Ordnung (N = 2) Nulldurchgänge bei ±T und bei ±2T erzwungen werden, wenn die Koeffizienten k0 = 1.127, k1 = 0.219 und k2 = 0.075 geeignet gewählt sind. Das Gleichungssystem zur Bestimmung der optimalen Koeffizienten lautet dabei:

t=0:g0=k01.000+k120.243+k220.135=1,t=±T:g1=k00.243+k1[1.000+0.135]+k2[0.243+0.086]=0,t=±2T:g2=k00.135+k1[0.243+0.086]+k2[1.000+0.059]=0.


Die Ergebnisse können wie folgt verallgemeinert werden:

  • Mit einem Laufzeitfilter N–ter Ordnung können der Hauptwert gd(0) zu 1 (normiert) sowie die ersten N Nachläufer und die ersten N Vorläufer zu Null gemacht werden.
  • Weitere Vor– und Nachläufer (|ν| > N) lassen sich so nicht kompensieren. Es ist auch möglich, dass diese außerhalb des Kompensationsbereichs vergrößert werden oder sogar neu entstehen.
  • Im Grenzübergang N → ∞ (in der Praxis heißt das: ein Filter mit sehr vielen Koeffizienten) ist eine vollständige Nyquistentzerrung und damit eine impulsinterferenzfreie Übertragung möglich.

Beschreibung im Frequenzbereich (1)


Die Tatsache, dass sich der optimale Nyquistentzerrer multiplikativ aus

  • dem Matched–Filter HMF(f) = HS(f) · HK(f) – also angepasst an den Empfangsgrundimpuls –
  • und einem Transversalfilter HTF(f) mit unendlich vielen Filterkoeffizienten

zusammensetzt, folgt aus dem ersten Nyquistkriterium. Durch Anwendung der Variationsrechnung erhält man den Frequenzgang des Transversalfilters (siehe Söder, G.; Tröndle, K.: Digitale Übertragungssysteme - Theorie, Optimierung & Dimensionierung der Basisbandsysteme. Berlin – Heidelberg: Springer, 1985.):

HTF(f)=1+κ=|HSK(fκT)|2mitHSK(f)=HS(f)HK(f).

Die Grafik zeigt diesen Verlauf in logarithmierter Form für rechteckförmige NRZ–Sendeimpulse und ein Koaxialkabel mit der charakteristischen Kabeldämpfung

  • a = 0 dB  ⇒  grüne Null–Linie,
  • a = 40 dB  ⇒  blauer Funktionsverlauf,
  • a = 80 dB  ⇒  roter Funktionsverlauf.

Logarithmierter Frequenzgang des Transversalfilters

Man erkennt aus obiger Gleichung und dieser Skizze:

  • HTF(f) ist reell, woraus sich die symmetrische Struktur des Transversalfilters ergibt: k–λ = kλ.
  • HTF(f) ist eine mit der Frequenz 1/T periodische Funktion.
  • Die Koeffizienten ergeben sich somit aus der Fourierreihe (angewandt auf die Spektralfunktion):
kλ=T+1/(2T)1/(2T)cos(2πfλT)+κ=|HSK(fκ/T)|2dfHTF(f)=+λ=kλej2πfλT.

Die Bildbeschreibung wird auf der nächsten Seite fortgesetzt.