Aufgaben:Aufgabe 4.13: Decodierung von LDPC–Codes: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Die Aufgabe behandelt die [[Kanalcodierung/Grundlegendes_zu_den_Low–density_Parity–check_Codes#Iterative_Decodierung_von_LDPC.E2.80.93Codes|Iterative Decodierung von LDPC–Codes]] gemäß dem ''Message–passing Algorithmus''. | ||
+ | Ausgangspunkt ist die dargestellte $9 × 12$–Prüfmatrix $\mathbf{H}$, die zu Beginn der Aufgabe als Tanner–Graph dargestellt werden soll. Dabei ist anzumerken: | ||
+ | * Die <i>Variable Nodes</i> (abgekürzt $\rm VNs$) $V_i$ bezeichnen die $n$ Codewortbits. | ||
+ | * Die <i>Check Nodes</i> (abgekürzt $\rm CNs$) $C_j$ stehen für die $m$ Prüfgleichungen. | ||
+ | * Eine Verbindung zwischen $V_i$ und $C_j$ zeigt an, dass das Matrixelement $h_{j,\hspace{0.05cm} i}$ der Prüfmatrix $\mathbf{H}$ $($in Zeile $j$, Spalte $i)$ gleich $1$ ist. Für $h_{j,\hspace{0.05cm}i} = 0$ gibt es keine Verbindung zwischen $V_i$ und $C_j$. | ||
+ | * Als die <i>Nachbarn</i> $N(V_i)$ von $V_i$ bezeichnet man die Menge aller <i>Check Nodes</i> $C_j$, die mit $V_i$ im Tanner–Graphen verbunden sind. Entsprechend gehören zu $N(C_j)$ alle <i>Variable Nodes</i> $V_i$ mit einer Verbindung zu $C_j$. | ||
+ | Die Decodierung erfolgt abwechselnd bezüglich | ||
+ | * den <i>Variable Nodes</i> ⇒ <i>Variable Nodes Decoder</i> (VND), und | ||
+ | * den <i>Check Nodes</i> ⇒ <i>Check Nodes Decoder</i> (CND). | ||
+ | Hierauf wird in den Teilaufgaben '''(5)''' und '''(6)''' Bezug genommen. | ||
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+ | * Die Aufgabe gehört zum Kapitel [[Kanalcodierung/Grundlegendes_zu_den_Low%E2%80%93density_Parity%E2%80%93check_Codes| Grundlegendes zu den Low–density Parity–check Codes]]. | ||
+ | *Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite [[Kanalcodierung/Grundlegendes_zu_den_Low–density_Parity–check_Codes#Iterative_Decodierung_von_LDPC.E2.80.93Codes|Iterative Decodierung von LDPC–Codes]]. | ||
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===Fragebogen=== | ===Fragebogen=== | ||
+ | <quiz display=simple> | ||
+ | {Wie viele <i>Variable Nodes</i> $(I_{\rm VN})$ und <i>Check Nodes</i> $(I_{\rm CN})$ sind zu berücksichtigen? | ||
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+ | $I_{\rm VN} \ = \ ${ 12 } | ||
+ | $I_{\rm CN} \ = \ ${ 9 } | ||
− | < | + | {Welche der folgenden <i>Check Nodes</i> und <i>Variable Nodes</i> sind verbunden? |
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|type="[]"} | |type="[]"} | ||
− | + | + $C_4$ und $V_6$. | |
− | + | + | + $C_5$ und $V_5$. |
− | + | - $C_6$ und $V_4$. | |
− | + | - $C_6$ und $V_i$ für $i > 9$. | |
− | { | + | + $C_j$ und $V_{j-1}$ für $j > 6$. |
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+ | {Welche Aussagen treffen bezüglich der Nachbarn $N(V_i)$ und $N(C_j)$ zu? | ||
+ | |type="[]"} | ||
+ | - $N(V_1) = \{C_1, \ C_2, \ C_3, \ C_4\}$, | ||
+ | + $N(C_1) = \{V_1, \ V_2, \ V_3, \ V_4\}$, | ||
+ | + $N(V_9) = \{C_3, \ C_5, \, C_7\}$, | ||
+ | - $N(C_9) = \{V_3, \ V_5, \ V_7\}$. | ||
+ | {Welche Aussagen treffen für den <i>Variable Node Decoder</i> (VND) zu? | ||
+ | |type="[]"} | ||
+ | + Zu Beginn (Iteration 0) werden die $L$–Werte der Knoten $V_1, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm}, \ V_n$ entsprechend den Kanaleingangswerten $y_i$ vorbelegt. | ||
+ | + Für den VND stellt $L(C_j → V_i)$ Apriori–Information dar. | ||
+ | - Es gibt Analogien zwischen dem <i>Variable Node Decoder</i> und der Decodierung eines <i>Single Parity–check Codes</i>. | ||
+ | {Welche Aussagen treffen für den <i>Check Node Decoder</i> (CND) zu? | ||
+ | |type="[]"} | ||
+ | - Der CND liefert am Ende die gewünschten Aposteriori–$L$–Werte. | ||
+ | - Für den CND stellt $L(C_j → V_i)$ Apriori–Information dar. | ||
+ | + Es gibt Analogien zwischen dem <i>Check Node Decoder</i> und der Decodierung eines <i>Single Parity–check Codes</i>. | ||
</quiz> | </quiz> | ||
===Musterlösung=== | ===Musterlösung=== | ||
{{ML-Kopf}} | {{ML-Kopf}} | ||
− | '''1 | + | '''(1)''' Der <i>Variable Node</i> $\rm (VN)$ $V_i$ steht für das $i$–te Codewortbit, so dass $I_{\rm VN}$ gleich der Codewortlänge $n$ ist. |
− | '''2 | + | *Aus der Spaltenzahl der $\mathbf{H}$–Matrix erkennt man $I_{\rm VN} = n \ \underline{= 12}$. |
− | + | *Für die Menge aller <i>Variable Nodes</i> kann man somit allgemein schreiben: ${\rm VN} = \{V_1, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} , V_i, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} , \ V_n\}$. | |
− | + | *Der <i>Check Node</i> ${\rm (CN)} \ C_j$ steht für die $j$–Prüfgleichung, und für die Menge aller <i>Check Nodes</i> gilt: ${\rm CN} = \{C_1, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} , \ C_j, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} , \ C_m\}$. | |
− | + | *Aus der Zeilenzahl der $\mathbf{H}$–Matrix ergibt sich $I_{\rm CN} \ \underline {= m = 9}$. | |
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+ | '''(2)''' Die Ergebnisse können aus dem nachfolgend skizzierten Tanner–Graphen abgelesen werden. | ||
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+ | [[Datei:P_ID3084__KC_A_4_13c_v1.png|right|frame|Tanner–Graph für das vorliegende Beispiel ]] | ||
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+ | Richtig sind <u>die Lösungsvorschläge 1, 2 und 5</u>: | ||
+ | * Das Matrixelement $h_{5,\hspace{0.05cm}5}$ (Spalte 5, Zeile 5) ist $1$ <br>⇒ rote Verbindung. | ||
+ | * Das Matrixelement $h_{4,\hspace{0.05cm} 6}$ (Spalte 4, Zeile 6) ist $1$ <br>⇒ blaue Verbindung. | ||
+ | * Das Matrixelement $h_{6, \hspace{0.05cm}4}$ (Spalte 6, Zeile 4) ist $0$ <br>⇒ keine Verbindung. | ||
+ | * Es gilt $h_{6,\hspace{0.05cm} 10} = h_{6,\hspace{0.05cm} 11} = 1$. Aber $h_{6,\hspace{0.05cm}12} = 0$ <br>⇒ es bestehen nicht alle drei Verbindungen. | ||
+ | * Es gilt $h_{7,\hspace{0.05cm}6} = h_{8,\hspace{0.05cm}7} = h_{9,\hspace{0.05cm}8} = 1$ ⇒ grüne Verbindungen. | ||
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+ | '''(3)''' Es handelt sich um einen regulären LDPC–Code mit | ||
+ | * $w_{\rm Z}(j) = 4 = w_{\rm Z}$ für $1 ≤ j ≤ 9$, | ||
+ | * $w_{\rm S}(i) = 3 = w_{\rm S}$ für $1 ≤ i ≤ 12$. | ||
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+ | Die <u>Antworten 2 und 3</u> sind richtig, wie aus der ersten Zeile bzw. der neunten Spalte der Prüfmatrix $\mathbf{H}$ hervorgeht. <br>Der Tanner–Graph bestätigt diese Ergebnisse: | ||
+ | * Von $C_1$ gibt es Verbindungen zu $V_1, \ V_2, \ V_3$, und $V_4$. | ||
+ | * Von $V_9$ gibt es Verbindungen zu $C_3, \ C_5$, und $C_7$. | ||
+ | Die Antworten 1 und 4 können schon allein deshalb nicht richtig sein, da | ||
+ | * die Nachbarschaft $N(V_i)$ eines jeden <i>Variable Nodes</i> $V_i$ genau $w_{\rm S} = 3$ Elemente beinhaltet, und | ||
+ | * die Nachbarschaft $N(C_j)$ eines jeden <i>Check Nodes</i> $C_j$ genau $w_{\rm Z} = 4$ Elemente. | ||
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+ | '''(4)''' Richtig sind die <u>Lösungsvorschläge 1 und 2</u>, wie aus der [[Kanalcodierung/Grundlegendes_zu_den_Low%E2%80%93density_Parity%E2%80%93check_Codes#Iterative_Decodierung_von_LDPC.E2.80.93Codes|entsprechenden Theorieseite]] hervorgeht: | ||
+ | * Zu Beginn der Decodierung $($sozusagen bei der Iteration $I=0)$ werden die $L$–Werte der <i>Variable Nodes</i> ⇒ $L(V_i)$ mit den Kanaleingangswerten vorbelegt. | ||
+ | * Später $($ab der Iteration $I = 1)$ wird im VND das vom CND übermittelte Log–Likelihood–Verhältnis $L(C_j → V_i)$ als Apriori–Information berücksichtigt. | ||
+ | * Die Antwort 3 ist falsch. Richtig wäre vielmehr: Es gibt Analogien zwischen dem VND–Algorithmus und der Decodierung eines <i>Repetition Codes</i> (Wiederholungscodes). | ||
+ | '''(5)''' Richtig ist <u>nur der Lösungsvorschlag 3</u>, weil | ||
+ | * die endgültigen Aposteriori–$L$–Werte vom VND abgeleitet werden, nicht vom CND, | ||
+ | * der $L$–Wert $L(C_j → V_i)$ für den CND extrinsische Information darstellt, und | ||
+ | * es tatsächlich Analogien zwischen dem CND–Algorithmus und der SPC–Decodierung gibt. | ||
+ | {{ML-Fuß}} | ||
− | ^]] | + | [[Category:Aufgaben zu Kanalcodierung|^4.4 Low–density Parity–check Codes^]] |
Aktuelle Version vom 10. Juli 2019, 15:08 Uhr
Die Aufgabe behandelt die Iterative Decodierung von LDPC–Codes gemäß dem Message–passing Algorithmus.
Ausgangspunkt ist die dargestellte $9 × 12$–Prüfmatrix $\mathbf{H}$, die zu Beginn der Aufgabe als Tanner–Graph dargestellt werden soll. Dabei ist anzumerken:
- Die Variable Nodes (abgekürzt $\rm VNs$) $V_i$ bezeichnen die $n$ Codewortbits.
- Die Check Nodes (abgekürzt $\rm CNs$) $C_j$ stehen für die $m$ Prüfgleichungen.
- Eine Verbindung zwischen $V_i$ und $C_j$ zeigt an, dass das Matrixelement $h_{j,\hspace{0.05cm} i}$ der Prüfmatrix $\mathbf{H}$ $($in Zeile $j$, Spalte $i)$ gleich $1$ ist. Für $h_{j,\hspace{0.05cm}i} = 0$ gibt es keine Verbindung zwischen $V_i$ und $C_j$.
- Als die Nachbarn $N(V_i)$ von $V_i$ bezeichnet man die Menge aller Check Nodes $C_j$, die mit $V_i$ im Tanner–Graphen verbunden sind. Entsprechend gehören zu $N(C_j)$ alle Variable Nodes $V_i$ mit einer Verbindung zu $C_j$.
Die Decodierung erfolgt abwechselnd bezüglich
- den Variable Nodes ⇒ Variable Nodes Decoder (VND), und
- den Check Nodes ⇒ Check Nodes Decoder (CND).
Hierauf wird in den Teilaufgaben (5) und (6) Bezug genommen.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Grundlegendes zu den Low–density Parity–check Codes.
- Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite Iterative Decodierung von LDPC–Codes.
Fragebogen
Musterlösung
- Aus der Spaltenzahl der $\mathbf{H}$–Matrix erkennt man $I_{\rm VN} = n \ \underline{= 12}$.
- Für die Menge aller Variable Nodes kann man somit allgemein schreiben: ${\rm VN} = \{V_1, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} , V_i, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} , \ V_n\}$.
- Der Check Node ${\rm (CN)} \ C_j$ steht für die $j$–Prüfgleichung, und für die Menge aller Check Nodes gilt: ${\rm CN} = \{C_1, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} , \ C_j, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} , \ C_m\}$.
- Aus der Zeilenzahl der $\mathbf{H}$–Matrix ergibt sich $I_{\rm CN} \ \underline {= m = 9}$.
(2) Die Ergebnisse können aus dem nachfolgend skizzierten Tanner–Graphen abgelesen werden.
Richtig sind die Lösungsvorschläge 1, 2 und 5:
- Das Matrixelement $h_{5,\hspace{0.05cm}5}$ (Spalte 5, Zeile 5) ist $1$
⇒ rote Verbindung. - Das Matrixelement $h_{4,\hspace{0.05cm} 6}$ (Spalte 4, Zeile 6) ist $1$
⇒ blaue Verbindung. - Das Matrixelement $h_{6, \hspace{0.05cm}4}$ (Spalte 6, Zeile 4) ist $0$
⇒ keine Verbindung. - Es gilt $h_{6,\hspace{0.05cm} 10} = h_{6,\hspace{0.05cm} 11} = 1$. Aber $h_{6,\hspace{0.05cm}12} = 0$
⇒ es bestehen nicht alle drei Verbindungen. - Es gilt $h_{7,\hspace{0.05cm}6} = h_{8,\hspace{0.05cm}7} = h_{9,\hspace{0.05cm}8} = 1$ ⇒ grüne Verbindungen.
(3) Es handelt sich um einen regulären LDPC–Code mit
- $w_{\rm Z}(j) = 4 = w_{\rm Z}$ für $1 ≤ j ≤ 9$,
- $w_{\rm S}(i) = 3 = w_{\rm S}$ für $1 ≤ i ≤ 12$.
Die Antworten 2 und 3 sind richtig, wie aus der ersten Zeile bzw. der neunten Spalte der Prüfmatrix $\mathbf{H}$ hervorgeht.
Der Tanner–Graph bestätigt diese Ergebnisse:
- Von $C_1$ gibt es Verbindungen zu $V_1, \ V_2, \ V_3$, und $V_4$.
- Von $V_9$ gibt es Verbindungen zu $C_3, \ C_5$, und $C_7$.
Die Antworten 1 und 4 können schon allein deshalb nicht richtig sein, da
- die Nachbarschaft $N(V_i)$ eines jeden Variable Nodes $V_i$ genau $w_{\rm S} = 3$ Elemente beinhaltet, und
- die Nachbarschaft $N(C_j)$ eines jeden Check Nodes $C_j$ genau $w_{\rm Z} = 4$ Elemente.
(4) Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 und 2, wie aus der entsprechenden Theorieseite hervorgeht:
- Zu Beginn der Decodierung $($sozusagen bei der Iteration $I=0)$ werden die $L$–Werte der Variable Nodes ⇒ $L(V_i)$ mit den Kanaleingangswerten vorbelegt.
- Später $($ab der Iteration $I = 1)$ wird im VND das vom CND übermittelte Log–Likelihood–Verhältnis $L(C_j → V_i)$ als Apriori–Information berücksichtigt.
- Die Antwort 3 ist falsch. Richtig wäre vielmehr: Es gibt Analogien zwischen dem VND–Algorithmus und der Decodierung eines Repetition Codes (Wiederholungscodes).
(5) Richtig ist nur der Lösungsvorschlag 3, weil
- die endgültigen Aposteriori–$L$–Werte vom VND abgeleitet werden, nicht vom CND,
- der $L$–Wert $L(C_j → V_i)$ für den CND extrinsische Information darstellt, und
- es tatsächlich Analogien zwischen dem CND–Algorithmus und der SPC–Decodierung gibt.