Aufgaben:Aufgabe 3.7Z: Partialbruchzerlegung: Unterschied zwischen den Versionen
| (Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt) | |||
| Zeile 5: | Zeile 5: | ||
[[Datei:P_ID1789__LZI_Z_3_7.png|right|frame|Pol–Nullstellen–Diagramme]]  | [[Datei:P_ID1789__LZI_Z_3_7.png|right|frame|Pol–Nullstellen–Diagramme]]  | ||
In der Grafik sind vier Vierpole durch ihre Pol–Nullstellen–Diagramme  HL(p)  gegeben.  | In der Grafik sind vier Vierpole durch ihre Pol–Nullstellen–Diagramme  HL(p)  gegeben.  | ||
| − | * Sie alle haben gemein, dass die Anzahl  Z  der Nullstellen gleich der Anzahl  N  der Polstellen ist.    | + | * Sie alle haben gemein,  dass die Anzahl  Z  der Nullstellen gleich der Anzahl  N  der Polstellen ist.    | 
*Der konstante Faktor ist jeweils  K=1.  | *Der konstante Faktor ist jeweils  K=1.  | ||
| Zeile 11: | Zeile 11: | ||
Im Sonderfall  Z=N  kann zur Berechnung der Impulsantwort  h(t)  der Residuensatz nicht direkt angewendet werden.    | Im Sonderfall  Z=N  kann zur Berechnung der Impulsantwort  h(t)  der Residuensatz nicht direkt angewendet werden.    | ||
| − | Vielmehr muss vorher eine Partialbruchzerlegung entsprechend  | + | Vielmehr muss vorher eine  '''Partialbruchzerlegung'''  entsprechend  | 
:$$H_{\rm L}(p)  =1- H_{\rm L}\hspace{0.05cm}'(p)  | :$$H_{\rm L}(p)  =1- H_{\rm L}\hspace{0.05cm}'(p)  | ||
  \hspace{0.05cm}$$  |   \hspace{0.05cm}$$  | ||
| − | vorgenommen werden. Für die Impulsantwort gilt dann  | + | vorgenommen werden.  Für die Impulsantwort gilt dann  | 
:$$h(t)  = \delta(t)- h\hspace{0.03cm}'(t)  | :$$h(t)  = \delta(t)- h\hspace{0.03cm}'(t)  | ||
  \hspace{0.05cm}.$$  |   \hspace{0.05cm}.$$  | ||
| − | + | h′(t)  ist die Laplace–Rücktransformierte von  HL′(p),  bei der die Bedingung  Z′<N′   erfüllt ist.  | |
| − | Bei zwei der vier angegebenen Konfigurationen handelt es sich um so genannte ''Allpässe''.    | + | Bei zwei der vier angegebenen Konfigurationen handelt es sich um so genannte  '''Allpässe'''.    | 
| − | *Darunter versteht man Vierpole, bei denen die Fourier–Spektralfunktion die Bedingung  |H(f)|=1   ⇒   a(f)=0  erfüllt.    | + | *Darunter versteht man Vierpole,  bei denen die Fourier–Spektralfunktion die Bedingung  |H(f)|=1   ⇒   a(f)=0  erfüllt.    | 
| − | *In [[Aufgaben:3.4Z_Verschiedene_Allpässe|Aufgabe 3.4Z]] ist angegeben, wie die Pole und Nullstelle eines solchen Allpasses liegen müssen.  | + | *In [[Aufgaben:3.4Z_Verschiedene_Allpässe|Aufgabe 3.4Z]]  ist angegeben,  wie die Pole und Nullstelle eines solchen Allpasses liegen müssen.  | 
| Zeile 27: | Zeile 27: | ||
:$$H_{\rm L}^{(5)}(p) =\frac{p/A}{\left (\sqrt{p/A}+\sqrt{A/p} \right )^2}  | :$$H_{\rm L}^{(5)}(p) =\frac{p/A}{\left (\sqrt{p/A}+\sqrt{A/p} \right )^2}  | ||
  \hspace{0.05cm}$$  |   \hspace{0.05cm}$$  | ||
| − | ⇒   „Konfiguration (5)” näher untersucht werden, die bei richtiger Wahl des Parameters  A  durch eines der vier in der Grafik vorgegebenen Pol–Nullstellen–Diagramme dargestellt werden kann.  | + | ⇒   „Konfiguration (5)” näher untersucht werden,  die bei richtiger Wahl des Parameters  A  durch eines der vier in der Grafik vorgegebenen Pol–Nullstellen–Diagramme dargestellt werden kann.  | 
| Zeile 33: | Zeile 33: | ||
| − | + | Hinweise:    | |
*Die Aufgabe gehört zum Kapitel    [[Lineare_zeitinvariante_Systeme/Laplace–Rücktransformation|Laplace–Rücktransformation]].  | *Die Aufgabe gehört zum Kapitel    [[Lineare_zeitinvariante_Systeme/Laplace–Rücktransformation|Laplace–Rücktransformation]].  | ||
*Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite  [[Lineare_zeitinvariante_Systeme/Laplace–Rücktransformation#Partialbruchzerlegung|Partialbruchzerlegung]].  | *Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite  [[Lineare_zeitinvariante_Systeme/Laplace–Rücktransformation#Partialbruchzerlegung|Partialbruchzerlegung]].  | ||
| Zeile 90: | Zeile 90: | ||
===Musterlösung===  | ===Musterlösung===  | ||
{{ML-Kopf}}  | {{ML-Kopf}}  | ||
| − | '''(1)'''  Richtig sind die <u> Lösungsvorschläge 1 und 2</u>:  | + | '''(1)'''  Richtig sind die  <u> Lösungsvorschläge 1 und 2</u>:  | 
| − | *Nach den in der Aufgabe 3.4Z angegebenen Kriterien liegt immer dann ein Allpass vor, wenn es zu jeder Polstelle  px=−A+j⋅B   in der linken p–Halbebene eine entsprechende Nullstelle  po=+A+j⋅B  in der rechten Halbebene gibt.    | + | *Nach den in der Aufgabe 3.4Z angegebenen Kriterien liegt immer dann ein Allpass vor,  wenn es zu jeder Polstelle  px=−A+j⋅B   in der linken p–Halbebene eine entsprechende Nullstelle  po=+A+j⋅B  in der rechten Halbebene gibt.    | 
*Mit  K=1  ist dann die Dämpfungsfunktion  a(f)=0 Np   ⇒   |H(f)|=1.    | *Mit  K=1  ist dann die Dämpfungsfunktion  a(f)=0 Np   ⇒   |H(f)|=1.    | ||
*Aus der Grafik auf der Angabenseite erkennt man:   Die Konfigurationen  (1) und  (2) erfüllen genau diese Symmetrieeigenschaften.  | *Aus der Grafik auf der Angabenseite erkennt man:   Die Konfigurationen  (1) und  (2) erfüllen genau diese Symmetrieeigenschaften.  | ||
| Zeile 97: | Zeile 97: | ||
| − | '''(2)'''  Richtig ist der <u> Lösungsvorschlag 4</u>:  | + | '''(2)'''  Richtig ist der  <u> Lösungsvorschlag 4</u>:  | 
| − | *Die Übertragungsfunktion  H(5)L(p)  wird ebenso durch die Konfiguration  (4)  beschrieben, wie die nachfolgende Rechnung zeigt:  | + | *Die Übertragungsfunktion  H(5)L(p)  wird ebenso durch die Konfiguration  (4)  beschrieben,  wie die nachfolgende Rechnung zeigt:  | 
:$$H_{\rm L}^{(5)}(p) \hspace{0.25cm} =  \hspace{0.2cm} \frac{p/A}{(\sqrt{p/A}+\sqrt{A/p})^2}  | :$$H_{\rm L}^{(5)}(p) \hspace{0.25cm} =  \hspace{0.2cm} \frac{p/A}{(\sqrt{p/A}+\sqrt{A/p})^2}  | ||
  =\frac{p/A}{{p/A}+2+ {A/p}}  |   =\frac{p/A}{{p/A}+2+ {A/p}}  | ||
| Zeile 104: | Zeile 104: | ||
  }= H_{\rm L}^{(4)}(p)  |   }= H_{\rm L}^{(4)}(p)  | ||
  \hspace{0.05cm}.$$  |   \hspace{0.05cm}.$$  | ||
| − | *Die doppelte Nullstelle liegt bei  po=0, der doppelte Pol bei  px=−A=−2.  | + | *Die doppelte Nullstelle liegt bei  po=0,  der doppelte Pol bei  px=−A=−2.  | 
| Zeile 126: | Zeile 126: | ||
  \hspace{0.05cm}.$$  |   \hspace{0.05cm}.$$  | ||
| − | Richtig sind also die <u> Lösungsvorschläge 2 und 3</u> im Gegensatz zur Aussage 1:  | + | Richtig sind also die  <u> Lösungsvorschläge 2 und 3</u>  im Gegensatz zur Aussage 1:  | 
* Während  HL(p)  zwei konjugiert–komplexe Nullstellen aufweist,    | * Während  HL(p)  zwei konjugiert–komplexe Nullstellen aufweist,    | ||
*besitzt  HL′(p)  nur eine einzige Nullstelle bei  po′=0.  | *besitzt  HL′(p)  nur eine einzige Nullstelle bei  po′=0.  | ||
| Zeile 141: | Zeile 141: | ||
  \hspace{0.05cm}.$$  |   \hspace{0.05cm}.$$  | ||
*Die Nullstelle von  HL′(p)  liegt nun bei  po′=−2.  | *Die Nullstelle von  HL′(p)  liegt nun bei  po′=−2.  | ||
| − | *Die Konstante ist  K′=4   ⇒   richtig ist hier nur der <u> Lösungsvorschlag 2</u>.  | + | *Die Konstante ist  K′=4   ⇒   richtig ist hier nur der  <u> Lösungsvorschlag 2</u>.  | 
| Zeile 151: | Zeile 151: | ||
  \cdot \frac{p+1}{(p+2)^2}  |   \cdot \frac{p+1}{(p+2)^2}  | ||
  \hspace{0.05cm}.$$  |   \hspace{0.05cm}.$$  | ||
| − | Richtig ist auch hier <u>der Lösungsvorschlag 2</u>. Allgemein lässt sich sagen:    | + | Richtig ist auch hier  <u>der Lösungsvorschlag 2</u>.  Allgemein lässt sich sagen:    | 
*Durch die Partialbruchzerlegung wird die Anzahl und die Lage der Nullstellen verändert.    | *Durch die Partialbruchzerlegung wird die Anzahl und die Lage der Nullstellen verändert.    | ||
| − | *Die Pole von HL′(p) sind dagegen stets identisch mit denen von HL(p).  | + | *Die Pole von  HL′(p)  sind dagegen stets identisch mit denen von  HL(p).  | 
{{ML-Fuß}}  | {{ML-Fuß}}  | ||
Aktuelle Version vom 25. Januar 2022, 15:07 Uhr
In der Grafik sind vier Vierpole durch ihre Pol–Nullstellen–Diagramme HL(p) gegeben.
- Sie alle haben gemein, dass die Anzahl Z der Nullstellen gleich der Anzahl N der Polstellen ist.
 - Der konstante Faktor ist jeweils K=1.
 
Im Sonderfall  Z=N  kann zur Berechnung der Impulsantwort  h(t)  der Residuensatz nicht direkt angewendet werden. 
Vielmehr muss vorher eine Partialbruchzerlegung entsprechend
- HL(p)=1−HL′(p)
 
vorgenommen werden. Für die Impulsantwort gilt dann
- h(t)=δ(t)−h′(t).
 
h′(t) ist die Laplace–Rücktransformierte von HL′(p), bei der die Bedingung Z′<N′ erfüllt ist.
Bei zwei der vier angegebenen Konfigurationen handelt es sich um so genannte Allpässe.
- Darunter versteht man Vierpole, bei denen die Fourier–Spektralfunktion die Bedingung |H(f)|=1 ⇒ a(f)=0 erfüllt.
 - In Aufgabe 3.4Z ist angegeben, wie die Pole und Nullstelle eines solchen Allpasses liegen müssen.
 
Weiterhin soll in dieser Aufgabe die  p–Übertragungsfunktion
- H(5)L(p)=p/A(√p/A+√A/p)2
 
⇒ „Konfiguration (5)” näher untersucht werden, die bei richtiger Wahl des Parameters A durch eines der vier in der Grafik vorgegebenen Pol–Nullstellen–Diagramme dargestellt werden kann.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Laplace–Rücktransformation.
 - Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite Partialbruchzerlegung.
 
Fragebogen
Musterlösung
- Nach den in der Aufgabe 3.4Z angegebenen Kriterien liegt immer dann ein Allpass vor, wenn es zu jeder Polstelle px=−A+j⋅B in der linken p–Halbebene eine entsprechende Nullstelle po=+A+j⋅B in der rechten Halbebene gibt.
 - Mit K=1 ist dann die Dämpfungsfunktion a(f)=0 Np ⇒ |H(f)|=1.
 - Aus der Grafik auf der Angabenseite erkennt man: Die Konfigurationen (1) und (2) erfüllen genau diese Symmetrieeigenschaften.
 
(2) Richtig ist der Lösungsvorschlag 4:
- Die Übertragungsfunktion H(5)L(p) wird ebenso durch die Konfiguration (4) beschrieben, wie die nachfolgende Rechnung zeigt:
 
- H(5)L(p)=p/A(√p/A+√A/p)2=p/Ap/A+2+A/p=p2p2+2A⋅p+A2=p2(p+A)2=H(4)L(p).
 
- Die doppelte Nullstelle liegt bei po=0, der doppelte Pol bei px=−A=−2.
 
(3) Für die Konfiguration (1) gilt:
- HL(p)=p−2p+2=p+2−4p+2=1−4p+2=1−HL′(p)⇒HL′(p)=4p+2⇒HL′(p=0)=2_.
 
(4) In gleicher Weise ergibt sich für die Konfiguration (2):
- HL(p)=(p−2−j⋅2)(p−2+j⋅2)(p+2−j⋅2)(p+2+j⋅2)=p2−4⋅p+8p2+4⋅p+8=p2+4⋅p+8−8⋅pp2+4⋅p+8=1−8⋅pp2+4⋅p+8=1−HL′(p)
 - ⇒HL′(p)=8⋅p(p+2−j⋅2)(p+2+j⋅2).
 
Richtig sind also die Lösungsvorschläge 2 und 3 im Gegensatz zur Aussage 1:
- Während HL(p) zwei konjugiert–komplexe Nullstellen aufweist,
 - besitzt HL′(p) nur eine einzige Nullstelle bei po′=0.
 
(5)  Für die Konfiguration  (3)  gilt:
- HL(p)=p2p2+4⋅p+8=p2+4⋅p+8−4⋅p−8p2+4⋅p+8=1−HL′(p)
 - ⇒HL′(p)=4⋅p+2(p+2−j⋅2)(p+2+j⋅2).
 
- Die Nullstelle von HL′(p) liegt nun bei po′=−2.
 - Die Konstante ist K′=4 ⇒ richtig ist hier nur der Lösungsvorschlag 2.
 
(6) Schließlich gilt für die Konfiguration (4):
- HL(p)=p2(p+2)2=p2+4⋅p+4−4⋅p−4p2+4⋅p+4=1−4⋅p+4p2+4⋅p+4⇒HL′(p)=4⋅p+1(p+2)2.
 
Richtig ist auch hier der Lösungsvorschlag 2. Allgemein lässt sich sagen:
- Durch die Partialbruchzerlegung wird die Anzahl und die Lage der Nullstellen verändert.
 - Die Pole von HL′(p) sind dagegen stets identisch mit denen von HL(p).
 
