Signaldarstellung/Fehlermöglichkeiten bei Anwendung der DFT: Unterschied zwischen den Versionen
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*Mit  fA⋅T=0.25  sowie  N=16  ergibt sich der (normierte) DFT–Parameter  fP⋅T=4.    | *Mit  fA⋅T=0.25  sowie  N=16  ergibt sich der (normierte) DFT–Parameter  fP⋅T=4.    | ||
*Die diskreten Spektrallinien der DFT liegen somit im Bereich  –2/T≤f<+2/T.  | *Die diskreten Spektrallinien der DFT liegen somit im Bereich  –2/T≤f<+2/T.  | ||
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:: fP⋅T=128,TA/T=1/128,TP/T=N⋅TA/T=8.  | :: fP⋅T=128,TA/T=1/128,TP/T=N⋅TA/T=8.  | ||
| − | :*Bei einem 32–Bit–Prozessor (das bedeutet:  kleinere Quantisierungsfehler des Rechners)  wäre  MQF  noch kleiner, aber niemals Null. }}  | + | :*Die angegebenen  MQF–Werte gelten für einen  16Bit–Prozessor.  Bei einem 32–Bit–Prozessor (das bedeutet:  kleinere Quantisierungsfehler des Rechners)  wäre  MQF  noch kleiner, aber niemals Null. }}  | 
Version vom 17. Mai 2021, 13:32 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Der mittlere quadratische Fehler als Qualitätskriterium
Im Folgenden werden einige Fehlermöglichkeiten bei Anwendung der DFT kurz diskutiert, wobei wir uns auf die Transformation vom Zeit– in den Frequenzbereich beschränken.  Auch in seinen Abtastwerten wird sich im Allgemeinen das über die DFT ermittelte Spektrum  D(μ)/fA  vom tatsächlichen Spektrum  X(μ⋅fA)  unterscheiden, was auf zwei Prozesse zurückzuführen ist:
- die Abtastung, also die Reduzierung der Information über x(t) auf N Zahlenwerte,
 - die Fensterung, die das Signal x(t) eventuell fälschlicherweise begrenzt.
 
Definition: Ein Gütekriterium, das beide Fehlerarten berücksichtigt, ist der mittlere quadratische Fehler:
- MQF=1N⋅N−1∑μ=0|X(μ⋅fA)−D(μ)fA|2.
 
Es ist stets MQF≠0, da sich bei endlichem N nicht gleichzeitig die Degradation durch die Abtastung und durch die Fensterung zu Null machen lassen.
Die Größe dieser Bewertungsgröße   MQF  hängt von folgenden Parametern ab:
- den Eigenschaften der vorliegenden Zeitfunktion x(t) bzw. des Spektrums X(f),
 - dem DFT–Parameter N; je größer N gewählt wird, umso kleiner wird MQF,
 - einem der vier weiteren DFT–Parameter, zum Beispiel fA.
 
Die weiteren DFT–Parameter sind bei gegebenem  N  über die Gleichungen  fP=N⋅fA,  TP=1/fA  und  TA=TP/N  festgelegt.
Wir weisen Sie bereits hier auf das Lernvideo Fehlermöglichkeiten bei Anwendung der DFT hin, das den Inhalt dieses Kapitels verdeutlicht.
Beispiel 1: Wir betrachten beispielhaft einen Gaußimpuls mit der äquivalenten Impulsdauer Δt=T, wobei T gleichzeitig als Normierungsparameter verwendet wird:
- x(t)=e−π(t/T)2.
 
Der Gaußimpuls eignet sich aufgrund des schnellen, exponentiellen Abklingens sowohl im Zeit– als auch im Frequenzbereich sehr gut für die Anwendung der DFT.
Die untere Grafik zeigt das DFT–Ergebnis
- für N=16 und
 - TA/T=0.25 ⇒ fA⋅T=0.25 ⇒ TP/T=4.
 
Zu dieser Darstellung ist Folgendes anzumerken:
- Die berücksichtigten Abtastwerte von x(t) liegen im Bereich |t/T|≤2. Da x(±2T) sehr klein ist, führt die Periodifizierung im Zeitbereich mit TP/T=N⋅TA/T=4 zu keinen gravierenden Fehlern.
 - Mit fA⋅T=0.25 sowie N=16 ergibt sich der (normierte) DFT–Parameter fP⋅T=4.
 - Die diskreten Spektrallinien der DFT liegen somit im Bereich –2/T≤f<+2/T.
 - Der mittlere quadratrische Fehler ist relativ klein (MQF≈10–12), was auf die günstige Wahl von fA⋅T=0.25 (bei gegebenem N=16) zurückzuführen ist.
 - Die DFT–Genauigkeit kann durch Vergrößerung von N verbessert werden:
 
- Für N=1024 erhält man den kleinstmöglichen Wert MQF≈8⋅10–17, wenn fA⋅T=0.125 gewählt wird. Für die weiteren DFT–Parameter gilt dann:
 
- fP⋅T=128,TA/T=1/128,TP/T=N⋅TA/T=8.
 
- Die angegebenen MQF–Werte gelten für einen 16Bit–Prozessor. Bei einem 32–Bit–Prozessor (das bedeutet: kleinere Quantisierungsfehler des Rechners) wäre MQF noch kleiner, aber niemals Null.
 
DFT-Verfälschung durch Fensterung – Abbruchfehler
Ein typischer Fehler bei Anwendung der DFT ist auf die  Fensterung  zurückzuführen.  Diese als  „Abbruchfehler”  bekannte Verfälschung lässt sich folgendermaßen erklären:
- Die im DFT–Algorithmus implizit enthaltene Fensterung entspricht der Multiplikation des Signals x(t) mit einem Rechteck der Höhe 1 und der Dauer TP=N⋅TA.
 - Ist das Zeitsignal x(t) nicht auf den Bereich TP begrenzt, so stimmt das DFT–Ergebnis nicht mit dem tatsächlichen Spektrum X(f) überein, sondern ergibt sich aus diesem durch Faltung mit der Spektralfunktion TP⋅si(πfTP), wobei si(x)=sin(x)/x=sinc(x/π) .
 - Im Grenzfall TP→∞, was bei gegebenem Abstand TA der Abtastwerte auch eine unendlich große Stützstellenzahl N bedeuten würde, entartet TP⋅si(πfTP) zu einer Diracfunktion und das Originalspektrum X(f) bliebe erhalten.
 - Die DFT eines zeitlich unbegrenzten Signals – zum Beispiel eines periodischen Signals – wird immer einen Abbruchfehler hervorrufen, der nur durch besondere Maßnahmen in Grenzen gehalten werden kann. Hierauf wird im Kapitel Spektralanalyse näher eingegangen.
 - Bei zeitlich begrenzten, impulsartigen Signalen lässt sich der Abbruchfehler vermeiden, wenn man TP hinreichend groß wählt. Durch weitere Vergrößerung des Fensters in Bereiche mit x(t)≈0 ergibt sich kein zusätzlicher Informationsgewinn ⇒ MQF wird nicht kleiner.
 - Durch dieses Anfügen von Nullen (zero–padding) treten nun die Abtastwerte von X(f) in kleinerem Abstand fA=1/TA auf. Durch TP–Verdopplung erreicht man eine Interpolation der Frequenzabtastwerte genau in der Mitte zwischen zwei vorherigen Stützstellen.
 
Das folgende Beispiel zeigt einen Abbruchfehler aufgrund ungünstig gewählter DFT–Parameter.
Beispiel 2: Die Grafik zeigt das Ergebnis der DFT für gleiches x(t) und X(f) sowie gleiches N=16 wie im Beispiel 1, aber nun mit demgegenüber um den Faktor 2 feinerer Abtastung im Zeitbereich:
- TA/T=0.125 ⇒ fA⋅T=0.5.
 
Der Vergleich mit Beispiel 1 (TA/T=0.25 ⇒ fA⋅T=0.25) zeigt:
- Der Abstand der Frequenzabtastwerte wird größer: fA⋅T=0.5.
 - Gleichzeitig verringert sich TP/T von 4 auf 2.
 - Damit werden nun nur noch die Signalanteile im Bereich |t|<T durch die DFT erfasst.
 
Zusammengefasst: 
Mit diesen DFT–Parametern entsteht ein  Abbruchfehler', durch den der mittlere quadratische Fehler  (MQF)  signifikant von  10−12 auf 4⋅10−5  vergrößert wird. 
Wir verweisen nochmals auf das Lernvideo 
Fehlermöglichkeiten bei Anwendung der DFT.
DFT-Verfälschung durch Abtastung – Aliasingfehler
Auch eine ungeeignete Abtastung der Zeitfunktion  x(t)  kann das DFT–Ergebnis signifikant verfälschen.  Dieser so genannte  Aliasingfehler  lässt sich wie folgt erklären:
- Die Abtastung von x(t) im Abstand TA bewirkt eine periodische Fortsetzung des Spektrums bei Vielfachen der Periodisierungsfrequenz fP=1/TA.
 - Besitzt das Spektrum X(f) auch Spektralanteile bei |f|>fP/2, so ist das Abtasttheorem nicht erfüllt und es kommt zu Überlappungen der zu addierenden, verschobenen Frequenzanteile.
 - Nur bei bandbegrenztem Signal kann der Aliasingfehler durch geeignete DFT–Parameter vermieden werden. Dagegen ist bei zeitlich begrenzten, impulsartigen Signalen dieser Fehler unvermeidbar, da zeitbegrenzte Signale nicht gleichzeitig bandbegrenzt sein können.
 - Der Aliasingfehler wird durch eine feinere Abtastung (also: kleineres TA=1/fP) kleiner. Dies erreicht man bei gleichbleibendem TA – um den Abbruchfehler nicht anwachsen zu lassen – allerdings nur durch ein größeres N und damit einen größeren Rechenaufwand.
 
Das folgende  Beispiel 3  zeigt einen solchen Aliasingfehler aufgrund falsch gewählter DFT–Parameter: 
- Gegenüber dem „Vergleichssystem” gemäß Beispiel 1 ist TA zu groß und fA zu klein dimensioniert.
 - Die Stützstellenanzahl ist in beiden Fällen N=16.
 
Beispiel 3: Die DFT–Parameter seien N=16 und fA⋅T=0.125. Somit ergibt sich für die drei anderen DFT–Parameter:
- TP/T=8(Beispiel 1: TP/T=4),
 - fP⋅T=2(Beispiel 1: fP⋅T=4),
 - TA/T=0.5(Beispiel 1: TA/T=0.25).
 
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen:
- Der Abbruchfehler spielt wegen TP/T=8 weiterhin keine Rolle (schon TP/T=4 war ausreichend).
 - Wegen fP⋅T=2 entsteht nun allerdings Aliasing, weil die DFT von der Summe vieler Gaußfunktionen im Abstand fP⋅T=2 ausgeht (dünn gestrichelte Kurven in der Grafik ).
 - Die einzelnen DFT–Koeffizienten werden unterschiedlich verfälscht: Der mittlere DFT–Koeffizient (für die Frequenz f=0) ist nahezu richtig, während die Fehler der DFT–Koeffizienten zu den Rändern hin deutlich zunehmen.
 - Im betrachteten Beispiel ist der DFT–Koeffizient für f⋅T=−1 doppelt so groß als er sein sollte, da die Gaußfunktion mit dem Zentrum bei f⋅T=−2 den gleichen Beitrag liefert wie die eigentliche Gaußfunktion um f⋅T=0 (siehe gelbe Hinterlegung).
 
Somit ergibt sich hier mit  MQF≈2⋅10−4  ein viermal größerer Fehlerwert als durch den Abbruchfehler im  Beispiel 2. 
Wir verweisen nochmals auf das Lernvideo Fehlermöglichkeiten bei Anwendung der DFT.
Aufgaben zum Kapitel
Aufgabe 5.3: Mittlerer Quadratischer Fehler


