Aufgaben:Aufgabe 3.8: Rate Compatible Punctured Convolutional Codes: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Rechts sind die zu analysierenden Punktierungsmatrizen P0, ..., P4 dargestellt. | + | Rechts sind die zu analysierenden Punktierungsmatrizen P0, ..., P4 dargestellt. |
− | *Ist bei der Matrix Pl das Matrixelement Pij=1, so wird das entsprechende Codebit übertragen, während Pij=0 auf eine Punktierung hinweist. | + | *Ist bei der Matrix Pl das Matrixelement Pij=1, so wird das entsprechende Codebit übertragen, während Pij=0 auf eine Punktierung hinweist. |
− | *Im Fragebogen verwenden wir für das Element Pij der Matrix Pl auch die kürzere Schreibweise P(l)ij. | + | *Im Fragebogen verwenden wir für das Element Pij der Matrix Pl auch die kürzere Schreibweise P(l)ij. |
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Die RCPC–Codes eignen sich gut zur Realisierung von | Die RCPC–Codes eignen sich gut zur Realisierung von | ||
− | * <i>ungleichem Fehlerschutz</i> für hybride ARQ–Verfahren, | + | * <i>ungleichem Fehlerschutz</i> für hybride ARQ–Verfahren, |
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− | Unter „Systemen mit inkrementeller Redundanz” versteht man, dass nach der herkömmlichen Faltungscodierung aus dem Codewort x_(0) Bits entsprechend der Punktierungsmatrix Pl weggelassen werden und das verkürzte Codewort x_(l) übertragen wird: | + | Unter „Systemen mit inkrementeller Redundanz” versteht man, dass nach der herkömmlichen Faltungscodierung aus dem Codewort x_(0) Bits entsprechend der Punktierungsmatrix Pl weggelassen werden und das verkürzte Codewort x_(l) übertragen wird: |
*Kann das punktierte Codewort im Empfänger nicht korrekt decodiert werden, fordert der Empfänger vom Sender weitere Redundanz in Form der zuvor auspunktierten Bits an. | *Kann das punktierte Codewort im Empfänger nicht korrekt decodiert werden, fordert der Empfänger vom Sender weitere Redundanz in Form der zuvor auspunktierten Bits an. | ||
*Somit wird die Übertragung von nicht benötigter Redundanz verhindert und der Durchsatz an die Kanalgegebenheiten angepasst. | *Somit wird die Übertragung von nicht benötigter Redundanz verhindert und der Durchsatz an die Kanalgegebenheiten angepasst. | ||
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*Die Literaturstelle [Hag88] verweist auf das Paper „Hagenauer, J.: ''Rate Compatible Punctured Convolutional Codes (RCPC codes) and their Applications''. In: IEEE Transactions on Communications, vol COM-36, S. 389 - 400, 1988”. | *Die Literaturstelle [Hag88] verweist auf das Paper „Hagenauer, J.: ''Rate Compatible Punctured Convolutional Codes (RCPC codes) and their Applications''. In: IEEE Transactions on Communications, vol COM-36, S. 389 - 400, 1988”. | ||
− | * Professor [[Biografien_und_Bibliografien/Lehrstuhlinhaber_des_LNT#Prof._Dr.-Ing._Dr.-Ing._E.h._Joachim_Hagenauer_.281993-2006.29| Joachim Hagenauer]] war von 1993 bis 2006 Leiter des Lehrstuhls für Nachrichtentechnik (LNT) der Technischen Universität München. Die Initiatoren des von Ihnen gerade genutzten Lerntutorials – Günter Söder und Klaus Eichin – danken ihrem langjährigen Chef für die Unterstützung und Förderung unseres LNTwww–Projekts während der ersten Jahre. | + | * Professor [[Biografien_und_Bibliografien/Lehrstuhlinhaber_des_LNT#Prof._Dr.-Ing._Dr.-Ing._E.h._Joachim_Hagenauer_.281993-2006.29| Joachim Hagenauer]] war von 1993 bis 2006 Leiter des Lehrstuhls für Nachrichtentechnik (LNT) der Technischen Universität München. |
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{Welche Aussagen liefern die vorgegeben Punktierungsmatrizen? | {Welche Aussagen liefern die vorgegeben Punktierungsmatrizen? | ||
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− | + Die Rate des RCPC–Muttercodes ist R0=1/3. | + | + Die Rate des RCPC–Muttercodes ist R0=1/3. |
− | + Die Punktierungsperiode ist p=8. | + | + Die Punktierungsperiode ist p=8. |
− | - Das Gedächtnis der RCPC–Codeklasse ist M=4. | + | - Das Gedächtnis der RCPC–Codeklasse ist M=4. |
− | {Welche Coderaten weisen die Codes $ | + | {Welche Coderaten weisen die Codes $\mathcal{C}_1$, ... , $\mathcal{C}_4$ auf? |
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− | ${\rm Matrix \ P_1} \Rightarrow {\rm Code \ \mathcal{C}_1} \text{:} \ | + | ${\rm Matrix \ P_1} \Rightarrow {\rm Code \ \mathcal{C}_1} \text{:} \hspace{0.4cm} R_1 \ = \ ${ 0.4 3% } |
− | ${\rm Matrix \ P_2} \Rightarrow {\rm Code \ \mathcal{C}_2} \text{:} \ | + | ${\rm Matrix \ P_2} \Rightarrow {\rm Code \ \mathcal{C}_2} \text{:} \hspace{0.4cm}R_2 \ = \ ${ 0.5 3% } |
− | ${\rm Matrix \ P_3} \Rightarrow {\rm Code \ \mathcal{C}_3} \text{:} \ | + | ${\rm Matrix \ P_3} \Rightarrow {\rm Code \ \mathcal{C}_3} \text{:} \hspace{0.4cm} R_3 \ = \ ${ 0.667 3% } |
− | ${\rm Matrix \ P_4} \Rightarrow {\rm Code \ \mathcal{C}_4} \text{:} \ | + | ${\rm Matrix \ P_4} \Rightarrow {\rm Code \ \mathcal{C}_4} \text{:} \hspace{0.4cm} R_4 \ = \ ${ 0.889 3% } |
{Welche Aussagen gelten für die Matrixelemente P(l)ij? | {Welche Aussagen gelten für die Matrixelemente P(l)ij? | ||
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− | + Aus P(l)ij=1 folgt P(λ)ij=1 für alle λ<l. | + | + Aus P(l)ij=1 folgt P(λ)ij=1 für alle λ<l. |
− | - Aus P(l)ij=1 folgt P(λ)ij=1 für alle λ>l. | + | - Aus P(l)ij=1 folgt P(λ)ij=1 für alle λ>l. |
− | - Aus P(l)ij=0 folgt P(λ)ij=0 für alle λ<l. | + | - Aus P(l)ij=0 folgt P(λ)ij=0 für alle λ<l. |
− | + Aus P(l)ij=0 folgt P(λ)ij=0 für alle λ>l. | + | + Aus P(l)ij=0 folgt P(λ)ij=0 für alle λ>l. |
</quiz> | </quiz> | ||
===Musterlösung=== | ===Musterlösung=== | ||
{{ML-Kopf}} | {{ML-Kopf}} | ||
− | '''(1)''' Die Zeilenzahl der Punktierungsmatrizen gibt den Parameter n des (n, k=1)–RCPC–Muttercodes an. Daraus ergibt sich dessen Rate zu R0=1/3. Die Spaltenzahl ist gleich der Punktierungsperiode p. Bei der betrachteten Codeklasse gilt p=8. Dagegen liefern die Punktierungsmatrizen keine Aussagen über das Gedächtnis des Codes ⇒ | + | '''(1)''' Richtig sind die <u>Lösungsvorschläge 1 und 2</u>: |
+ | *Die Zeilenzahl der Punktierungsmatrizen gibt den Parameter n des (n, k=1)–RCPC–Muttercodes an. | ||
+ | *Daraus ergibt sich dessen Rate zu R0=1/3. Die Spaltenzahl ist gleich der Punktierungsperiode p. Bei der betrachteten Codeklasse gilt p=8. | ||
+ | * Dagegen liefern die Punktierungsmatrizen keine Aussagen über das Gedächtnis des Codes ⇒ | ||
− | '''(2)''' Für die Rate des Codes $ | + | '''(2)''' Für die Rate des Codes $\mathcal{C}_l = p/N_l,wobeiN_ldieAnzahlallerEinseninderPunktierungsmatrix\mathbf{P}_lundp$ die Punktierungsperiode bezeichnet. Ausgehend von der Rate $R_0 = 1/3desMuttercodes\mathcal{C}_0$ erhält man: |
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* R1=8/20=2/5=0.400_, | * R1=8/20=2/5=0.400_, | ||
* R2=8/16=1/2=0.500_, | * R2=8/16=1/2=0.500_, | ||
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− | '''(3)''' Alle Einsen in der Matrix P4 sind auch in den darüber liegenden Matrizen P3, ... , P0 enthalten. In der Matrix P3 kommen gegenüber P4 drei Einsen hinzu, in der Matrix P2 gegenüber P3 nochmals vier, usw. | + | '''(3)''' Richtig sind die <u>Lösungsvorschläge 1 und 4</u>: |
+ | *Alle Einsen in der Matrix P4 sind auch in den darüber liegenden Matrizen $\mathbf{P}_3, \hspace{0.05cm}\text{ ...} \hspace{0.05cm}, \ \mathbf{P}_0$ enthalten. | ||
+ | *In der Matrix P3 kommen gegenüber P4 drei Einsen hinzu, in der Matrix P2 gegenüber P3 nochmals vier, usw. | ||
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Aktuelle Version vom 7. Juni 2019, 17:05 Uhr
Eine wichtige Anwendung für punktierte Faltungscodes sind die Rate Compatible Punctured Convolutional Codes (oder kurz RCPC–Codes), die von Joachim Hagenauer in [Hag88] vorgeschlagen wurden. Ausgehend von einem Muttercode C0 mit der Rate R0=1/n werden durch verschiedene Punktierungsmatrizen Pl andere Codes Cl mit höherer Coderate (Rl>R0) festgelegt.
Rechts sind die zu analysierenden Punktierungsmatrizen P0, ..., P4 dargestellt.
- Ist bei der Matrix Pl das Matrixelement Pij=1, so wird das entsprechende Codebit übertragen, während Pij=0 auf eine Punktierung hinweist.
- Im Fragebogen verwenden wir für das Element Pij der Matrix Pl auch die kürzere Schreibweise P(l)ij.
In der Grafik sind alle die Nullen in der Matrix Pl rot markiert, die in der Matrix Pl–1 noch Einsen waren. Durch diese Maßnahme wird die Coderate Rl gegenüber Rl−1 vergrößert.
Die RCPC–Codes eignen sich gut zur Realisierung von
- ungleichem Fehlerschutz für hybride ARQ–Verfahren,
- Systemen mit inkrementeller Redundanz.
Unter „Systemen mit inkrementeller Redundanz” versteht man, dass nach der herkömmlichen Faltungscodierung aus dem Codewort x_(0) Bits entsprechend der Punktierungsmatrix Pl weggelassen werden und das verkürzte Codewort x_(l) übertragen wird:
- Kann das punktierte Codewort im Empfänger nicht korrekt decodiert werden, fordert der Empfänger vom Sender weitere Redundanz in Form der zuvor auspunktierten Bits an.
- Somit wird die Übertragung von nicht benötigter Redundanz verhindert und der Durchsatz an die Kanalgegebenheiten angepasst.
Hinweise:
- Die Aufgabe bezieht sich auf den Abschnitt Punktierte Faltungscodes im Kapitel „Codebeschreibung mit Zustands– und Trellisdiagramm”.
- Die Literaturstelle [Hag88] verweist auf das Paper „Hagenauer, J.: Rate Compatible Punctured Convolutional Codes (RCPC codes) and their Applications. In: IEEE Transactions on Communications, vol COM-36, S. 389 - 400, 1988”.
- Professor Joachim Hagenauer war von 1993 bis 2006 Leiter des Lehrstuhls für Nachrichtentechnik (LNT) der Technischen Universität München.
- Die Initiatoren des von Ihnen gerade genutzten Lerntutorials – Günter Söder und Klaus Eichin – danken ihrem langjährigen Chef für die Unterstützung und Förderung unseres LNTwww–Projekts während der ersten sechs Jahre.
Fragebogen
Musterlösung
- Die Zeilenzahl der Punktierungsmatrizen gibt den Parameter n des (n, k=1)–RCPC–Muttercodes an.
- Daraus ergibt sich dessen Rate zu R0=1/3. Die Spaltenzahl ist gleich der Punktierungsperiode p. Bei der betrachteten Codeklasse gilt p=8.
- Dagegen liefern die Punktierungsmatrizen keine Aussagen über das Gedächtnis des Codes ⇒
(2) Für die Rate des Codes Cl=p/Nl, wobei Nl die Anzahl aller Einsen in der Punktierungsmatrix Pl und p die Punktierungsperiode bezeichnet. Ausgehend von der Rate R0=1/3 des Muttercodes C0 erhält man:
- R1=8/20=2/5=0.400_,
- R2=8/16=1/2=0.500_,
- R3=8/12=2/3=0.667_,
- R4=8/9=0.889_.
(3) Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 und 4:
- Alle Einsen in der Matrix P4 sind auch in den darüber liegenden Matrizen P3, ..., P0 enthalten.
- In der Matrix P3 kommen gegenüber P4 drei Einsen hinzu, in der Matrix P2 gegenüber P3 nochmals vier, usw.