Aufgabe 3.10: Fehlergrößenberechnung
Im Theorieteil zu diesem Kapitel wurde die Berechnung der Fehlergrößen Γi(Sμ) ausführlich behandelt, die auf der Hamming–Distanz dH(x_′, y_i) zwischen den möglichen Codeworten x_′∈{00,01,10,11} und dem zum Zeitpunkt i empfangenen 2–Bit–Worten y_i basiert.
Die Aufgabe beschäftigt sich genau mit dieser Thematik. In nebenstehender Grafik
- ist das betrachtete Trellis dargestellt – gültig für den Code mit Rate R=1/2, Gedächtnis m=2 sowie G(D)=(1+D+D2, 1+D2),
 - sind die Empfangsworte y_1=(01), ..., y_7=(11) in den Rechtecken angegeben,
 - sind alle Fehlergrößen Γ0(Sμ), ..., Γ4(Sμ) bereits eingetragen.
 
Beispielsweise ergibt sich die Fehlergröße  Γ4(S0)  mit  y_4=(01)  als das Minimum der beiden Vergleichswerte
- Γ3(S0)+dH((00), (01))=3+1=4, und
 - Γ3(S2)+dH((11), (01))=2+1=3.
 
Der überlebende Zweig – hier von  Γ3(S2)  nach  Γ4(S0)  – ist durchgezogen gezeichnet, der eliminierte Zweig von  Γ3(S0)  nach  Γ4(S0)  punktiert. Rote Pfeile stehen für das Informationsbit ui=0, blaue Pfeile für ui=1.
In der Teilaufgabe (4) soll der Zusammenhang zwischen
- der Γi(Sμ)–Minimierung und
 - der Λi(Sμ)–Maximierung
 
herausgearbeitet werden. Hierbei bezeichnet man die Knoten  Λi(Sμ)  als Metriken, wobei sich der Metrikzuwachs gegenüber den Vorgängerknoten aus dem Korrelationswert  〈x_i′,y_i〉  ergibt. Näheres zu dieser Thematik finden Sie auf den folgenden Theorieseiten:
- Zusammenhang zwischen Hamming–Distanz und Korrelation,
 - Viterbi–Algorithmus, basierend auf Korrelation und Metriken,
 - Viterbi–Entscheidung bei nicht–terminierten Faltungscodes.
 
Hinweise:
- Die Aufgabe bezieht sich auf das Kapitel Decodierung von Faltungscodes.
 - Vorerst nicht betrachtet wird die Suche der überlebenden Pfade. Damit beschäftigt sich für das gleiche Beispiel die spätere Aufgabe 3.11.
 
Fragebogen
Musterlösung
- {\it \Gamma}_5(S_0) \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm}{\rm min} \left [{\it \Gamma}_{4}(S_0) + d_{\rm H} \big ((00)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big )\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\it \Gamma}_{4}(S_2) + d_{\rm H} \big ((11)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big ) \right ] ={\rm min} \left [ 3+1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 2+1 \right ] \hspace{0.15cm}\underline{= 3}\hspace{0.05cm},
 - {\it \Gamma}_5(S_1) \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm}{\rm min} \left [{\it \Gamma}_{4}(S_0) + d_{\rm H} \big ((11)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big )\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\it \Gamma}_{4}(S_2) + d_{\rm H} \big ((00)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big ) \right ] ={\rm min} \left [ 3+1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 2+1 \right ] \hspace{0.15cm}\underline{= 3}\hspace{0.05cm},
 - {\it \Gamma}_5(S_2) \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm}{\rm min} \left [{\it \Gamma}_{4}(S_1) + d_{\rm H} \big ((10)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big )\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\it \Gamma}_{4}(S_3) + d_{\rm H} \big ((01)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big ) \right ] = {\rm min} \left [ 3+2\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 2+0 \right ] \hspace{0.15cm}\underline{= 2}\hspace{0.05cm},
 - {\it \Gamma}_5(S_3) \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm}{\rm min} \left [{\it \Gamma}_{4}(S_1) + d_{\rm H} \big ((01)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big )\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\it \Gamma}_{4}(S_3) + d_{\rm H} \big ((10)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big ) \right ] ={\rm min} \left [ 3+0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 2+2 \right ] \hspace{0.15cm}\underline{= 3}\hspace{0.05cm}.
 
Die linke Grafik zeigt das endgültig ausgewertete {\it \Gamma}_i(S_{\mu})–Trellis.
(2)  Zum Zeitpunk i = 6 ist bereits die Terminierung wirksam und es gibt nur noch zwei Fehlergrößen. Für diese erhält man mit \underline{y}_6 = (01):
- {\it \Gamma}_6(S_0) \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm}{\rm min} \left [{\it \Gamma}_{5}(S_0) + d_{\rm H} \big ((00)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big )\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\it \Gamma}_{5}(S_2) + d_{\rm H} \big ((11)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big ) \right ] ={\rm min} \left [ 3+1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 2+1 \right ] \hspace{0.15cm}\underline{= 3}\hspace{0.05cm},
 - {\it \Gamma}_6(S_2) \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm}{\rm min} \left [{\it \Gamma}_{5}(S_1) + d_{\rm H} \big ((10)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big )\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\it \Gamma}_{5}(S_3) + d_{\rm H} \big ((01)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (01) \big ) \right ] ={\rm min} \left [ 3+2\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 3+0 \right ] \hspace{0.15cm}\underline{= 3}\hspace{0.05cm}.
 
(3)  Der Endwert ergibt sich zu 
- {\it \Gamma}_7(S_0) \hspace{-0.15cm} \ = \ \hspace{-0.15cm}{\rm min} \left [{\it \Gamma}_{6}(S_0) + d_{\rm H} \big ((00)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (11) \big )\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\it \Gamma}_{6}(S_2) + d_{\rm H} \big ((11)\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} (11) \big ) \right ] ={\rm min} \left [ 3+2\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 3+0 \right ] \hspace{0.15cm}\underline{= 3}\hspace{0.05cm}.
 
Beim BSC–Modell kann man aus {\it \Gamma}_7(S_{\mu}) = 3 darauf schließen, dass drei Übertragungsfehler aufgetreten sind ⇒ Lösungsvorschläge 1 und 3.
(4)  Richtig sind die Aussagen 1 und 2: 
- Die Maximierung der Metriken {\it \Lambda}_i(S_{\mu}) entsprechend der rechten Skizze in obiger Grafik liefert das gleiche Ergebnis wie die links dargestellte Minimierung der Fehlergrößen {\it \Gamma}_i(S_{\mu}). Auch die überlebenden und gestrichenen Zweige sind in beiden Grafiken identisch.
 - Die angegebene Gleichung ist ebenfalls richtig, was hier nur am Beispiel i = 7 gezeigt wird:
 
- {\it \Lambda}_7(S_0)) = 2 \cdot \big [i - {\it \Gamma}_7(S_0) \big ] = 2 \cdot \big [7 - 3 \big ] \hspace{0.15cm}\underline{= 8}\hspace{0.05cm}.
 
- Die letzte Aussage ist falsch. Vielmehr gilt 〈x_i', \, y_i〉 ∈ \{–2, \, 0, \, +2\}.
 
Hinweis: In der  Aufgabe 3.11 wird für das gleiche Beispiel die Pfadsuche demonstiert, wobei von den {\it \Lambda}_i(S_{\mu})–Metriken gemäß der rechten Grafik ausgegangen wird.

