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Aufgabe 3.10: Baumdiagramm bei Maximum-Likelihood

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Signale und Baumdiagramm

Wie in der  "Aufgabe 3.9"  betrachten wir die gemeinsame Entscheidung dreier Binärsymbole  ("Bits")  mittels des Korrelationsempfängers.

  • Die möglichen Sendesignale  s0(t), ... , s7(t)  seien bipolar.
  • In der Grafik sind die Funktionen  s0(t),  s1(t),  s2(t)  und  s3(t)  dargestellt.
  • Die blauen Kurvenverläufe gelten dabei für rechteckförmige NRZ–Sendeimpulse.


Darunter gezeichnet ist das so genannte  "Baumdiagramm"  für diese Konstellation unter der Voraussetzung,  dass das Signal  s3(t)  gesendet wurde.  Dargestellt sind hier im Bereich von  0  bis  3T  die Funktionen

ii(t)=t0s3(τ)si(τ)dτ(i=0, ... ,7).
  • Der Korrelationsempfänger vergleicht die Endwerte  Ii=ii(3T)  miteinander und sucht den größtmöglichen Wert  Ij.
  • Das zugehörige Signal  sj(t)  ist dann dasjenige,  das gemäß dem Maximum–Likelihood–Kriterium am wahrscheinlichsten gesendet wurde.


Anzumerken ist,  dass der Korrelationsempfänger im allgemeinen die Entscheidung anhand der korrigierten Größen  Wi=Ii Ei/2  trifft.  Da aber bei bipolaren Rechtecken alle Sendesignale  (i=0, ... , 7)  die genau gleiche Energie

Ei=3T0s2i(t)dt

aufweisen,  liefern die Integrale  Ii  genau die gleichen Maximum–Likelihood–Informationen wie die korrigierten Größen  Wi.

Die roten Signalverläufe  si(t)  ergeben sich aus den blauen durch Faltung mit der Impulsantwort  hG(t)  eines Gaußtiefpasses mit der Grenzfrequenz  fGT=0.35.

  • Jeder einzelne Rechteckimpuls wird verbreitert.
  • Die roten Signalverläufe führen bei Schwellenwertentscheidung zu Impulsinterferenzen.



Hinweis:  Die Aufgabe gehört zum Kapitel  "Optimale Empfängerstrategien".



Fragebogen

1

Geben Sie die folgenden normierten Endwerte  Ii/EB  für Rechtecksignale  (ohne Rauschen)  an.

I0/EB = 

I2/EB = 

I4/EB = 

I6/EB = 

2

Welche Aussagen gelten bei Berücksichtigung eines Rauschenterms?

Das Baumdiagramm ist weiter durch Geradenstücke beschreibbar.
Ist  I3  der maximale  Ii–Wert,  so entscheidet der Empfänger richtig.
Es gilt unabhängig von der Stärke der Störungen  I0=I6.

3

Welche Aussagen gelten für die roten Signalverläufe  (mit Impulsinterferenzen)?

Das Baumdiagramm ist weiter durch Geradenstücke beschreibbar.
Die Signalenergien  Ei(i=0, ... ,7)  sind unterschiedlich.
Es sind sowohl die Entscheidungsgrößen  Ii  als auch  Wi  geeignet.

4

Wie sollte der Intergrationsbereich  (t1 ... t2)  gewählt werden?

Ohne Impulsinterferenzen  (blau)  sind  t1=0  und  t2=3T  bestmöglich.
Mit Impulsinterferenzen  (rot)  sind  t1=0  und  t2=3T  bestmöglich.


Musterlösung

(1)  Die linke Grafik zeigt das Baumdiagramm (ohne Rauschen) mit allen Endwerten.  Grün hervorgehoben ist der Verlauf  i0(t)/EB  mit dem Endergebnis  I_0/E_{\rm B} = \ –1,  der zunächst linear bis  +1  ansteigt – weil das jeweils erste Bit von  s_0(t)  und s_3(t) übereinstimmen – und dann über zwei Bitdauern abfällt.

Baumdiagramm des Korrelationsempfängers

Die richtigen Ergebnisse lauten somit:

I_0/E_{\rm B}\hspace{0.15cm}\underline { = -1},
I_2/E_{\rm B} \hspace{0.15cm}\underline {= +1},
I_4/E_{\rm B} \hspace{0.15cm}\underline {= -3},
I_6/E_{\rm B}\hspace{0.15cm}\underline { = -1} \hspace{0.05cm}.


(2)  Richtig ist nur der  zweite Lösungsvorschlag:

  • Bei Vorhandensein von  (Rausch–) Störungen nehmen die Funktionen  i_i(t)  nicht mehr linear zu bzw. ab,  sondern haben einen Verlauf wie in der rechten Grafik dargestellt.
  • Solange  I_3 > I_{\it i≠3}  ist,  entscheidet der Korrelationsempfänger richtig.
  • Bei Vorhandensein von Störungen gilt stets  I_0 ≠ I_6  im Gegensatz zum störungsfreien Baumdiagramm.


(3)  Auch hier ist nur die  zweite Aussage  zutreffend:

  • Da nun die möglichen Sendesignale  s_i(t)  nicht mehr aus isolierten horizontalen Abschnitten zusammengesetzt werden können,  besteht auch das Baumdiagramm ohne Störungen nicht aus Geradenstücken.
  • Da die Energien  E_i  unterschiedlich sind – dies erkennt man zum Beispiel durch den Vergleich der  (roten)  Signale  s_0(t)  und  s_2(t)  – müssen für die Entscheidung unbedingt die korrigierten Größen  W_i  herangezogen werden.
  • Die Verwendung der reinen Korrelationswerte  I_i  kann bereits ohne Rauschstörungen zu Fehlentscheidungen führen.


(4)  Richtig ist die  Antwort 1:

  • Im Fall  ohne Impulsinterferenzen  (blaue Rechtecksignale)  sind alle Signale auf den Bereich  0 \ ... \ 3T  begrenzt.
  • Außerhalb stellt das Empfangssignal  r(t)  reines Rauschen dar.  Deshalb genügt in diesem Fall auch die Integration über den Bereich  0 \ \text{...} \ 3T
  • Demgegenüber unterscheiden sich bei Berücksichtigung von Impulsinterferenzen  (rote Signale)  die Integranden  s_3(t) \cdot s_i(t)  auch außerhalb dieses Bereichs.
  • Wählt man  t_1 = \ –T  und  t_2 = +4T,  so wird deshalb die Fehlerwahrscheinlichkeit des Korrelationsempfängers gegenüber dem Integrationsbereich  0 \ \text{...} \ 3T  weiter verringert.