Stochastische Signaltheorie/Momente einer diskreten Zufallsgröße: Unterschied zwischen den Versionen

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==Berechnung als Schar- bzw. Zeitmittelwert==
 
==Berechnung als Schar- bzw. Zeitmittelwert==
 
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Die Wahrscheinlichkeiten und die relativen Häufigkeiten liefern weitreichende Informationen über eine diskrete Zufallsgröße. Reduzierte Informationen erhält man durch die so genannten Momente $m_k$, wobei $k$ eine natürliche Zahl darstellt.  
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Die Wahrscheinlichkeiten und die relativen Häufigkeiten liefern weitreichende Informationen über eine diskrete Zufallsgröße. Reduzierte Informationen erhält man durch die so genannten Momente&nbsp; $m_k$, wobei&nbsp; $k$&nbsp; eine natürliche Zahl darstellt.  
  
 
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$\text{Zwei alternative Berechnungsmöglichkeiten:}$&nbsp;
 
$\text{Zwei alternative Berechnungsmöglichkeiten:}$&nbsp;
  
Unter der hier stillschweigend vorausgesetzten [[Stochastische_Signaltheorie/Autokorrelationsfunktion_(AKF)#Ergodische_Zufallsprozesse|Ergodizität]]  gibt es für das Moment $k$-ter Ordnung zwei unterschiedliche Berechnungsmöglichkeiten:  
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Unter der hier stillschweigend vorausgesetzten&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Autokorrelationsfunktion_(AKF)#Ergodische_Zufallsprozesse|Ergodizität]]&nbsp; gibt es für das Moment&nbsp; $k$-ter Ordnung zwei unterschiedliche Berechnungsmöglichkeiten:  
*die '''Scharmittelung''' bzw. ''Erwartungswertbildung'' (Mittelung über alle möglichen Werte):  
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*die&nbsp; '''Scharmittelung'''&nbsp; bzw.&nbsp; ''Erwartungswertbildung'' &nbsp; &rArr; &nbsp;Mittelung über alle möglichen Werte&nbsp;  $\{ z_\mu\}$&nbsp; mit der Laufvariablen&nbsp; $\mu = 1 ,  \hspace{0.1cm}\text{ ...}  \hspace{0.1cm} , M$:  
:$$m_k = {\rm E} \big[z^k \big] = \sum_{\mu = 1}^{M}p_\mu \cdot z_\mu^k \hspace{2cm} \rm mit \hspace{0.1cm} {\rm E\big[\text{ ...} \big]\hspace{-0.1cm}:} \hspace{0.1cm} \rm Erwartungswert ,$$
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:$$m_k = {\rm E} \big[z^k \big] = \sum_{\mu = 1}^{M}p_\mu \cdot z_\mu^k \hspace{2cm} \rm mit \hspace{0.1cm} {\rm E\big[\text{ ...} \big]\hspace{-0.1cm}:} \hspace{0.3cm} \rm Erwartungswert ;$$
*die '''Zeitmittelung''' über die Zufallsfolge  $\langle z_ν\rangle$ mit der Laufvariablen $ν = 1 ,  \hspace{0.1cm}\text{ ...}  \hspace{0.1cm} , N$:  
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*die&nbsp; '''Zeitmittelung'''&nbsp; über die Zufallsfolge&nbsp; $\langle z_ν\rangle$&nbsp; mit der Laufvariablen&nbsp; $ν = 1 ,  \hspace{0.1cm}\text{ ...}  \hspace{0.1cm} , N$:  
 
:$$m_k=\overline{z_\nu^k}=\hspace{0.01cm}\lim_{N\to\infty}\frac{1}{N}\sum_{\nu=\rm 1}^{\it N}z_\nu^k\hspace{1.7cm}\rm mit\hspace{0.1cm}\ddot{u}berstreichender\hspace{0.1cm}Linie\hspace{-0.1cm}:\hspace{0.1cm}Zeitmittelwert.$$}}
 
:$$m_k=\overline{z_\nu^k}=\hspace{0.01cm}\lim_{N\to\infty}\frac{1}{N}\sum_{\nu=\rm 1}^{\it N}z_\nu^k\hspace{1.7cm}\rm mit\hspace{0.1cm}\ddot{u}berstreichender\hspace{0.1cm}Linie\hspace{-0.1cm}:\hspace{0.1cm}Zeitmittelwert.$$}}
  
  
 
Anzumerken ist:
 
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*Beide Berechnungsarten führen für genügend große Werte von $N$ zum gleichen asymptotischen Ergebnis.  
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*Beide Berechnungsarten führen bei genügend großen Werten von&nbsp; $N$&nbsp; zum gleichen asymptotischen Ergebnis.  
*Bei endlichem $N$ ergibt sich ein vergleichbarer Fehler, als wenn die Wahrscheinlichkeit durch die relative Häufigkeit angenähert wird.  
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*Bei endlichem&nbsp; $N$&nbsp; ergibt sich ein vergleichbarer Fehler, als wenn die Wahrscheinlichkeit durch die relative Häufigkeit angenähert wird.  
  
 
==Linearer Mittelwert - Gleichanteil==
 
==Linearer Mittelwert - Gleichanteil==
 
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$\text{Definition:}$&nbsp; Mit $k = 1$ erhält man aus der allgemeinen Gleichung für die Momente den '''linearen Mittelwert''':  
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$\text{Definition:}$&nbsp; Mit&nbsp; $k = 1$&nbsp; erhält man aus der allgemeinen Gleichung für die Momente den&nbsp; '''linearen Mittelwert''':  
 
:$$m_1 =\sum_{\mu=1}^{M}p_\mu\cdot z_\mu =\lim_{N\to\infty}\frac{1}{N}\sum_{\nu=1}^{N}z_\nu.$$
 
:$$m_1 =\sum_{\mu=1}^{M}p_\mu\cdot z_\mu =\lim_{N\to\infty}\frac{1}{N}\sum_{\nu=1}^{N}z_\nu.$$
*Der linke Teil dieser Gleichung beschreibt die Scharmittelung (über alle möglichen Werte),  
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*Der linke Teil dieser Gleichung beschreibt die Scharmittelung&nbsp; (über alle möglichen Werte),  
 
*während die rechte Gleichung die Bestimmung als Zeitmittelwert angibt.  
 
*während die rechte Gleichung die Bestimmung als Zeitmittelwert angibt.  
*In Zusammenhang mit Signalen wird diese Größe auch als der [[Signaldarstellung/Gleichsignal_-_Grenzfall_eines_periodischen_Signals|Gleichanteil]] bezeichnet.}}
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*In Zusammenhang mit Signalen wird diese Größe auch als der&nbsp; [[Signaldarstellung/Gleichsignal_-_Grenzfall_eines_periodischen_Signals|Gleichanteil]]&nbsp; bezeichnet.}}
  
  
[[Datei:P_ID49__Sto_T_2_2_S2_neu.png|right|frame|Gleichanteil $m_1$ eines Binärsignals]]
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[[Datei:P_ID49__Sto_T_2_2_S2_neu.png|right|frame|Gleichanteil&nbsp; $m_1$&nbsp; eines Binärsignals]]
 
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$\text{Beispiel 1:}$&nbsp; Ein Binärsignal $x(t)$ mit den beiden möglichen Amplitudenwerten  
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$\text{Beispiel 1:}$&nbsp; Ein Binärsignal&nbsp; $x(t)$&nbsp; mit den beiden möglichen Amplitudenwerten  
*$1\hspace{0.03cm}\rm V$ (für das Symbol $\rm L$),  
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*$1\hspace{0.03cm}\rm V$&nbsp; $($für das Symbol&nbsp; $\rm L)$,  
*$3\hspace{0.03cm}\rm V$ (für das Symbol $\rm H$)
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*$3\hspace{0.03cm}\rm V$&nbsp; $($für das Symbol&nbsp; $\rm H)$  
  
  
sowie den Auftrittswahrscheinlichkeiten $p_{\rm L} = 0.2$ bzw. $p_{\rm H} = 0.8$ besitzt den linearen Mittelwert (Gleichanteil )
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sowie den Auftrittswahrscheinlichkeiten&nbsp; $p_{\rm L} = 0.2$&nbsp; bzw.&nbsp; $p_{\rm H} = 0.8$&nbsp; besitzt den linearen Mittelwert (Gleichanteil )
 
:$$m_1 = 0.2 \cdot 1\,{\rm V}+ 0.8 \cdot 3\,{\rm V}= 2.6 \,{\rm V}. $$
 
:$$m_1 = 0.2 \cdot 1\,{\rm V}+ 0.8 \cdot 3\,{\rm V}= 2.6 \,{\rm V}. $$
 
Dieser ist in der Grafik als rote Linie eingezeichnet.
 
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Bestimmt man diese Kenngröße durch Zeitmittelung über die dargestellten $N = 12$ Signalwerte, so erhält man einen etwas kleineren Wert:  
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Bestimmt man diese Kenngröße durch Zeitmittelung über die dargestellten&nbsp; $N = 12$&nbsp; Signalwerte, so erhält man einen etwas kleineren Wert:  
 
:$$m_1\hspace{0.01cm}' = 4/12 \cdot 1\,{\rm V}+ 8/12 \cdot 3\,{\rm V}= 2.33 \,{\rm V}. $$
 
:$$m_1\hspace{0.01cm}' = 4/12 \cdot 1\,{\rm V}+ 8/12 \cdot 3\,{\rm V}= 2.33 \,{\rm V}. $$
Hier wurden die Auftrittswahrscheinlichkeiten $p_{\rm L} = 0.2$ bzw. $p_{\rm H} = 0.8$ durch die entsprechenden Häufigkeiten $h_{\rm L} = 4/12$ und $h_{\rm H} = 8/12$ ersetzt. Der relative Fehler aufgrund der unzureichenden Folgenlänge $N$ ist im Beispiel größer als $10\%$.  
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Hier wurden die Auftrittswahrscheinlichkeiten&nbsp; $p_{\rm L} = 0.2$&nbsp; bzw.&nbsp; $p_{\rm H} = 0.8$&nbsp; durch die entsprechenden Häufigkeiten&nbsp; $h_{\rm L} = 4/12$&nbsp; und&nbsp; $h_{\rm H} = 8/12$&nbsp; ersetzt. Der relative Fehler aufgrund der unzureichenden Folgenlänge&nbsp; $N$&nbsp; ist im Beispiel größer als&nbsp; $10\%$.  
 
 
  
 
<u>Hinweis zu unserer (zugegebenermaßen etwas ungewöhnlicher)  Nomenklatur:</u>
 
<u>Hinweis zu unserer (zugegebenermaßen etwas ungewöhnlicher)  Nomenklatur:</u>
  
Wir bezeichnen hier Binärsymbole wie in der Schaltungstechnik  mit $\rm L$ (Low) und $\rm H$ (High), um Verwechslungen zu vermeiden.  
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Wir bezeichnen hier Binärsymbole wie in der Schaltungstechnik  mit&nbsp; $\rm L$&nbsp; (Low) und&nbsp; $\rm H$&nbsp; (High), um Verwechslungen zu vermeiden.  
*In der Codierungstheorie wird sinnvollerweise $\{ \text{L, H}\}$ auf $\{0, 1\}$ abgebildet, um die Möglichkeiten der Modulo-Algebra nutzen zu können.  
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*In der Codierungstheorie wird sinnvollerweise&nbsp; $\{ \text{L, H}\}$&nbsp; auf&nbsp; $\{0, 1\}$&nbsp; abgebildet, um die Möglichkeiten der Modulo-Algebra nutzen zu können.  
*Zur Beschreibung der Modulation mit bipolaren (antipodalen) Signalen wählt man dagegen besser die Zuordnung $\{ \text{L, H}\}$  ⇔ $ \{-1, +1\}$.
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*Zur Beschreibung der Modulation mit bipolaren (antipodalen) Signalen wählt man dagegen besser die Zuordnung&nbsp; $\{ \text{L, H}\}$  ⇔ $ \{-1, +1\}$.
 
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$\text{Definitionen:}$&nbsp;
 
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*Analog zum linearen Mittelwert erhält man mit $k = 2$ für den '''quadratischen Mittelwert''':
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*Analog zum linearen Mittelwert erhält man mit&nbsp; $k = 2$&nbsp; für den&nbsp; '''quadratischen Mittelwert''':
 
:$$m_2 =\sum_{\mu=\rm 1}^{\it M}p_\mu\cdot z_\mu^2 =\lim_{N\to\infty}\frac{\rm 1}{\it N}\sum_{\nu=\rm 1}^{\it N}z_\nu^2.$$
 
:$$m_2 =\sum_{\mu=\rm 1}^{\it M}p_\mu\cdot z_\mu^2 =\lim_{N\to\infty}\frac{\rm 1}{\it N}\sum_{\nu=\rm 1}^{\it N}z_\nu^2.$$
  
*Zusammen mit dem Gleichanteil $m_1$ kann daraus als weitere Kenngröße die '''Varianz''' $σ^2$ bestimmt werden ('''Satz von Steiner'''):  
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*Zusammen mit dem Gleichanteil&nbsp; $m_1$&nbsp; kann daraus als weitere Kenngröße die&nbsp; '''Varianz'''&nbsp; $σ^2$&nbsp; bestimmt werden ('''Satz von Steiner'''):  
 
:$$\sigma^2=m_2-m_1^2.$$
 
:$$\sigma^2=m_2-m_1^2.$$
*Als '''Streuung''' $σ$ bezeichnet man in der Statistik die Quadratwurzel der Varianz; manchmal wird diese Größe auch ''Standardabweichung'' genannt:  
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*Als&nbsp; '''Streuung'''&nbsp; $σ$&nbsp; bezeichnet man in der Statistik die Quadratwurzel der Varianz; manchmal wird diese Größe auch&nbsp; ''Standardabweichung''&nbsp; genannt:  
 
:$$\sigma=\sqrt{m_2-m_1^2}.$$}}
 
:$$\sigma=\sqrt{m_2-m_1^2}.$$}}
  
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''Hinweise zu den Einheiten:''
 
''Hinweise zu den Einheiten:''
  
*Bei Nachrichtensignalen gibt $m_2$ die (mittlere) ''Leistung'' eines Zufallssignals an, bezogen auf den Widerstand $1 \hspace{0.03cm} Ω$.  
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*Bei Nachrichtensignalen gibt&nbsp; $m_2$&nbsp; die (mittlere) ''Leistung''&nbsp; eines Zufallssignals an, bezogen auf den Widerstand&nbsp; $1 \hspace{0.03cm} Ω$.  
*Beschreibt $z$ eine Spannung, so besitzt dementsptrechend $m_2$ die Einheit ${\rm V}^2$.  
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*Beschreibt&nbsp; $z$&nbsp; eine Spannung, so besitzt dementsprechend&nbsp; $m_2$&nbsp; die Einheit ${\rm V}^2$.  
*Die Varianz $σ^2$ eines Zufallssignals entspricht physikalisch der ''Wechselleistung'' und die Streuung $σ$ dem ''Effektivwert.''  
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*Die Varianz&nbsp; $σ^2$&nbsp; eines Zufallssignals entspricht physikalisch der&nbsp; ''Wechselleistung''&nbsp; und die Streuung&nbsp; $σ$&nbsp; dem ''Effektivwert.''  
*Diesen Definitionen liegt wiederum der Bezugswiderstand $1 \hspace{0.03cm} Ω$ zugrunde.  
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*Diesen Definitionen liegt wiederum der Bezugswiderstand&nbsp; $1 \hspace{0.03cm} Ω$&nbsp; zugrunde.  
  
  
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$\text{Beispiel 2:}$&nbsp;
 
$\text{Beispiel 2:}$&nbsp;
Ein Binärsignal $x(t)$ mit den Amplitudenwerten  
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Ein Binärsignal&nbsp; $x(t)$&nbsp; mit den Amplitudenwerten  
*$1\hspace{0.05cm}\rm V$ (für das Symbol $\rm L$), und
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*$1\hspace{0.03cm}\rm V$&nbsp; $($für das Symbol&nbsp; $\rm L)$,  
*$3\hspace{0.05cm}\rm V$ (für das Symbol $\rm H$)
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*$3\hspace{0.03cm}\rm V$&nbsp; $($für das Symbol&nbsp; $\rm H)$  
  
  
sowie den Auftrittswahrscheinlichkeiten $p_{\rm L} = 0.2$ bzw. $p_{\rm H} = 0.8$ besitzt die gesamte Signalleistung  
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sowie den Auftrittswahrscheinlichkeiten&nbsp; $p_{\rm L} = 0.2$&nbsp; bzw.&nbsp; $p_{\rm H} = 0.8$&nbsp; besitzt die gesamte Signalleistung  
 
:$$P_{\rm Gesamt}  = 0.2 \cdot (1\,{\rm V})^2+ 0.8 \cdot (3\,{\rm V})^2 = 7.4 \hspace{0.05cm}{\rm V}^2,$$  
 
:$$P_{\rm Gesamt}  = 0.2 \cdot (1\,{\rm V})^2+ 0.8 \cdot (3\,{\rm V})^2 = 7.4 \hspace{0.05cm}{\rm V}^2,$$  
  
wenn man vom Bezugswiderstand $R = 1 \hspace{0.05cm} Ω$ ausgeht.  
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wenn man vom Bezugswiderstand&nbsp; $R = 1 \hspace{0.05cm} Ω$&nbsp; ausgeht.  
  
Mit dem Gleichanteil $m_1 = 2.6 \hspace{0.05cm}\rm V$ (siehe [[Stochastische_Signaltheorie/Momente_einer_diskreten_Zufallsgröße#Linearer_Mittelwert_-_Gleichanteil|$\text{Beispiel 1}$]]) folgt daraus für  
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Mit dem Gleichanteil&nbsp; $m_1 = 2.6 \hspace{0.05cm}\rm V$&nbsp; $($siehe&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Momente_einer_diskreten_Zufallsgröße#Linearer_Mittelwert_-_Gleichanteil|$\text{Beispiel 1})$]]&nbsp; folgt daraus für  
*die Wechselleistung (Varianz)  $P_{\rm W} = σ^2 = 7.4 \hspace{0.05cm}{\rm V}^2 - \big [2.6 \hspace{0.05cm}\rm V\big ]^2 = 0.64\hspace{0.05cm}  {\rm V}^2$,  
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*die Wechselleistung (Varianz)&nbsp; $P_{\rm W} = σ^2 = 7.4 \hspace{0.05cm}{\rm V}^2 - \big [2.6 \hspace{0.05cm}\rm V\big ]^2 = 0.64\hspace{0.05cm}  {\rm V}^2$,  
*den Effektivwert $s_{\rm eff} = σ = 0.8 \hspace{0.05cm} \rm V$.  
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*den Effektivwert&nbsp; $s_{\rm eff} = σ = 0.8 \hspace{0.05cm} \rm V$.  
  
 
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:::''Einschub'': &nbsp; Bei anderem Bezugswiderstand &nbsp; ⇒ &nbsp; $R \ne 1 \hspace{0.1cm} Ω$&nbsp; gelten nicht alle diese Berechnungen.&nbsp; Beispielsweise haben mit&nbsp; $R = 50 \hspace{0.1cm} Ω$&nbsp; die Leistung $P_{\rm Gesamt} $,&nbsp; die Wechselleistung&nbsp; $P_{\rm W}$&nbsp; und der Effektivwert&nbsp; $s_{\rm eff}$&nbsp; folgende Werte:  
Bei anderem Bezugswiderstand &nbsp; ⇒ &nbsp; $R \ne 1 \hspace{0.1cm} Ω$ gelten nicht alle diese Berechnungen.  
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::::$$P_{\rm Gesamt} \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} \frac{m_2}{R} \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} \frac{7.4\,{\rm V}^2}{50\,{\rm \Omega} } \hspace{-0.05cm}=  \hspace{-0.05cm}0.148\,{\rm W},\hspace{0.5cm}
 
 
Beispielsweise haben mit $R = 50 \hspace{0.1cm} Ω$ die Leistung $P_{\rm Gesamt} $, die Wechselleistung $P_{\rm W}$ und der Effektivwert $s_{\rm eff}$  folgende Werte:  
 
:$$P_{\rm Gesamt} \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} \frac{m_2}{R} \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} \frac{7.4\,{\rm V}^2}{50\,{\rm \Omega} } \hspace{-0.05cm}=  \hspace{-0.05cm}0.148\,{\rm W},\hspace{0.5cm}
 
 
P_{\rm W} \hspace{-0.05cm} = \hspace{-0.05cm} \frac{\sigma^2}{R} \hspace{-0.05cm}=  \hspace{-0.05cm}12.8\,{\rm mW} \hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm}
 
P_{\rm W} \hspace{-0.05cm} = \hspace{-0.05cm} \frac{\sigma^2}{R} \hspace{-0.05cm}=  \hspace{-0.05cm}12.8\,{\rm mW} \hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm}
 
s_{\rm eff} \hspace{-0.05cm} =  \hspace{-0.05cm}\sqrt{R \cdot P_{\rm W} } \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} \sigma \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} 0.8\,{\rm V}.$$
 
s_{\rm eff} \hspace{-0.05cm} =  \hspace{-0.05cm}\sqrt{R \cdot P_{\rm W} } \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} \sigma \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} 0.8\,{\rm V}.$$
  
Die gleiche Varianz $P_{\rm W}$ und der gleiche Effektivwert $s_{\rm eff}$ ergeben sich für die Amplituden $0\hspace{0.05cm}\rm V$ (für das Symbol $\rm L$) und $2\hspace{0.05cm}\rm V$ (für $\rm H$), vorausgesetzt, die Auftrittswahrscheinlichkeiten $p_{\rm L} = 0.2$ und $p_{\rm H} = 0.8$ bleiben gleich. Nur der Gleichanteil und die Gesamtleistung ändern sich:  
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Die gleiche Varianz und der gleiche Effektivwert&nbsp; $s_{\rm eff}$&nbsp; ergeben sich für die Amplituden&nbsp; $0\hspace{0.05cm}\rm V$&nbsp; $($für das Symbol&nbsp; $\rm L)$&nbsp; und $2\hspace{0.05cm}\rm V$&nbsp; $($für das Symbol&nbsp; $\rm H)$&nbsp;, vorausgesetzt, die Auftrittswahrscheinlichkeiten&nbsp; $p_{\rm L} = 0.2$&nbsp; und&nbsp; $p_{\rm H} = 0.8$&nbsp; bleiben gleich.&nbsp; Nur der Gleichanteil und die Gesamtleistung ändern sich:  
:$$m_1 =  1.6 \hspace{0.05cm}{\rm V}, \hspace{0.5cm}P_{\rm Gesamt}  = P_{\rm W} + {m_1}^2 = 3.2 \hspace{0.05cm}{\rm V}^2.$$}}
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:$$m_1 =  1.6 \hspace{0.05cm}{\rm V}, \hspace{0.5cm}P_{\rm Gesamt}  = P_{\rm W} + {m_1}^2 = 3.2 \hspace{0.05cm}{\rm V}^2.$$
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==Aufgaben zum Kapitel==
 
==Aufgaben zum Kapitel==

Version vom 12. November 2019, 19:25 Uhr

Berechnung als Schar- bzw. Zeitmittelwert


Die Wahrscheinlichkeiten und die relativen Häufigkeiten liefern weitreichende Informationen über eine diskrete Zufallsgröße. Reduzierte Informationen erhält man durch die so genannten Momente  $m_k$, wobei  $k$  eine natürliche Zahl darstellt.

$\text{Zwei alternative Berechnungsmöglichkeiten:}$ 

Unter der hier stillschweigend vorausgesetzten  Ergodizität  gibt es für das Moment  $k$-ter Ordnung zwei unterschiedliche Berechnungsmöglichkeiten:

  • die  Scharmittelung  bzw.  Erwartungswertbildung   ⇒  Mittelung über alle möglichen Werte  $\{ z_\mu\}$  mit der Laufvariablen  $\mu = 1 , \hspace{0.1cm}\text{ ...} \hspace{0.1cm} , M$:
$$m_k = {\rm E} \big[z^k \big] = \sum_{\mu = 1}^{M}p_\mu \cdot z_\mu^k \hspace{2cm} \rm mit \hspace{0.1cm} {\rm E\big[\text{ ...} \big]\hspace{-0.1cm}:} \hspace{0.3cm} \rm Erwartungswert ;$$
  • die  Zeitmittelung  über die Zufallsfolge  $\langle z_ν\rangle$  mit der Laufvariablen  $ν = 1 , \hspace{0.1cm}\text{ ...} \hspace{0.1cm} , N$:
$$m_k=\overline{z_\nu^k}=\hspace{0.01cm}\lim_{N\to\infty}\frac{1}{N}\sum_{\nu=\rm 1}^{\it N}z_\nu^k\hspace{1.7cm}\rm mit\hspace{0.1cm}\ddot{u}berstreichender\hspace{0.1cm}Linie\hspace{-0.1cm}:\hspace{0.1cm}Zeitmittelwert.$$


Anzumerken ist:

  • Beide Berechnungsarten führen bei genügend großen Werten von  $N$  zum gleichen asymptotischen Ergebnis.
  • Bei endlichem  $N$  ergibt sich ein vergleichbarer Fehler, als wenn die Wahrscheinlichkeit durch die relative Häufigkeit angenähert wird.

Linearer Mittelwert - Gleichanteil


$\text{Definition:}$  Mit  $k = 1$  erhält man aus der allgemeinen Gleichung für die Momente den  linearen Mittelwert:

$$m_1 =\sum_{\mu=1}^{M}p_\mu\cdot z_\mu =\lim_{N\to\infty}\frac{1}{N}\sum_{\nu=1}^{N}z_\nu.$$
  • Der linke Teil dieser Gleichung beschreibt die Scharmittelung  (über alle möglichen Werte),
  • während die rechte Gleichung die Bestimmung als Zeitmittelwert angibt.
  • In Zusammenhang mit Signalen wird diese Größe auch als der  Gleichanteil  bezeichnet.


Gleichanteil  $m_1$  eines Binärsignals

$\text{Beispiel 1:}$  Ein Binärsignal  $x(t)$  mit den beiden möglichen Amplitudenwerten

  • $1\hspace{0.03cm}\rm V$  $($für das Symbol  $\rm L)$,
  • $3\hspace{0.03cm}\rm V$  $($für das Symbol  $\rm H)$


sowie den Auftrittswahrscheinlichkeiten  $p_{\rm L} = 0.2$  bzw.  $p_{\rm H} = 0.8$  besitzt den linearen Mittelwert (Gleichanteil )

$$m_1 = 0.2 \cdot 1\,{\rm V}+ 0.8 \cdot 3\,{\rm V}= 2.6 \,{\rm V}. $$

Dieser ist in der Grafik als rote Linie eingezeichnet.
Bestimmt man diese Kenngröße durch Zeitmittelung über die dargestellten  $N = 12$  Signalwerte, so erhält man einen etwas kleineren Wert:

$$m_1\hspace{0.01cm}' = 4/12 \cdot 1\,{\rm V}+ 8/12 \cdot 3\,{\rm V}= 2.33 \,{\rm V}. $$

Hier wurden die Auftrittswahrscheinlichkeiten  $p_{\rm L} = 0.2$  bzw.  $p_{\rm H} = 0.8$  durch die entsprechenden Häufigkeiten  $h_{\rm L} = 4/12$  und  $h_{\rm H} = 8/12$  ersetzt. Der relative Fehler aufgrund der unzureichenden Folgenlänge  $N$  ist im Beispiel größer als  $10\%$.

Hinweis zu unserer (zugegebenermaßen etwas ungewöhnlicher) Nomenklatur:

Wir bezeichnen hier Binärsymbole wie in der Schaltungstechnik mit  $\rm L$  (Low) und  $\rm H$  (High), um Verwechslungen zu vermeiden.

  • In der Codierungstheorie wird sinnvollerweise  $\{ \text{L, H}\}$  auf  $\{0, 1\}$  abgebildet, um die Möglichkeiten der Modulo-Algebra nutzen zu können.
  • Zur Beschreibung der Modulation mit bipolaren (antipodalen) Signalen wählt man dagegen besser die Zuordnung  $\{ \text{L, H}\}$ ⇔ $ \{-1, +1\}$.

Quadratischer Mittelwert – Varianz – Streuung


$\text{Definitionen:}$ 

  • Analog zum linearen Mittelwert erhält man mit  $k = 2$  für den  quadratischen Mittelwert:
$$m_2 =\sum_{\mu=\rm 1}^{\it M}p_\mu\cdot z_\mu^2 =\lim_{N\to\infty}\frac{\rm 1}{\it N}\sum_{\nu=\rm 1}^{\it N}z_\nu^2.$$
  • Zusammen mit dem Gleichanteil  $m_1$  kann daraus als weitere Kenngröße die  Varianz  $σ^2$  bestimmt werden (Satz von Steiner):
$$\sigma^2=m_2-m_1^2.$$
  • Als  Streuung  $σ$  bezeichnet man in der Statistik die Quadratwurzel der Varianz; manchmal wird diese Größe auch  Standardabweichung  genannt:
$$\sigma=\sqrt{m_2-m_1^2}.$$


Hinweise zu den Einheiten:

  • Bei Nachrichtensignalen gibt  $m_2$  die (mittlere) Leistung  eines Zufallssignals an, bezogen auf den Widerstand  $1 \hspace{0.03cm} Ω$.
  • Beschreibt  $z$  eine Spannung, so besitzt dementsprechend  $m_2$  die Einheit ${\rm V}^2$.
  • Die Varianz  $σ^2$  eines Zufallssignals entspricht physikalisch der  Wechselleistung  und die Streuung  $σ$  dem Effektivwert.
  • Diesen Definitionen liegt wiederum der Bezugswiderstand  $1 \hspace{0.03cm} Ω$  zugrunde.


Das Lernvideo   Momentenberechnung bei diskreten Zufallsgrößen   verdeutlicht die definierten Größen am Beispiel eines Digitalsignals.

Standardabweichung eines Binärsignals

$\text{Beispiel 2:}$  Ein Binärsignal  $x(t)$  mit den Amplitudenwerten

  • $1\hspace{0.03cm}\rm V$  $($für das Symbol  $\rm L)$,
  • $3\hspace{0.03cm}\rm V$  $($für das Symbol  $\rm H)$


sowie den Auftrittswahrscheinlichkeiten  $p_{\rm L} = 0.2$  bzw.  $p_{\rm H} = 0.8$  besitzt die gesamte Signalleistung

$$P_{\rm Gesamt} = 0.2 \cdot (1\,{\rm V})^2+ 0.8 \cdot (3\,{\rm V})^2 = 7.4 \hspace{0.05cm}{\rm V}^2,$$

wenn man vom Bezugswiderstand  $R = 1 \hspace{0.05cm} Ω$  ausgeht.

Mit dem Gleichanteil  $m_1 = 2.6 \hspace{0.05cm}\rm V$  $($siehe  $\text{Beispiel 1})$  folgt daraus für

  • die Wechselleistung (Varianz)  $P_{\rm W} = σ^2 = 7.4 \hspace{0.05cm}{\rm V}^2 - \big [2.6 \hspace{0.05cm}\rm V\big ]^2 = 0.64\hspace{0.05cm} {\rm V}^2$,
  • den Effektivwert  $s_{\rm eff} = σ = 0.8 \hspace{0.05cm} \rm V$.
Einschub:   Bei anderem Bezugswiderstand   ⇒   $R \ne 1 \hspace{0.1cm} Ω$  gelten nicht alle diese Berechnungen.  Beispielsweise haben mit  $R = 50 \hspace{0.1cm} Ω$  die Leistung $P_{\rm Gesamt} $,  die Wechselleistung  $P_{\rm W}$  und der Effektivwert  $s_{\rm eff}$  folgende Werte:
$$P_{\rm Gesamt} \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} \frac{m_2}{R} \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} \frac{7.4\,{\rm V}^2}{50\,{\rm \Omega} } \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm}0.148\,{\rm W},\hspace{0.5cm} P_{\rm W} \hspace{-0.05cm} = \hspace{-0.05cm} \frac{\sigma^2}{R} \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm}12.8\,{\rm mW} \hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} s_{\rm eff} \hspace{-0.05cm} = \hspace{-0.05cm}\sqrt{R \cdot P_{\rm W} } \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} \sigma \hspace{-0.05cm}= \hspace{-0.05cm} 0.8\,{\rm V}.$$

Die gleiche Varianz und der gleiche Effektivwert  $s_{\rm eff}$  ergeben sich für die Amplituden  $0\hspace{0.05cm}\rm V$  $($für das Symbol  $\rm L)$  und $2\hspace{0.05cm}\rm V$  $($für das Symbol  $\rm H)$ , vorausgesetzt, die Auftrittswahrscheinlichkeiten  $p_{\rm L} = 0.2$  und  $p_{\rm H} = 0.8$  bleiben gleich.  Nur der Gleichanteil und die Gesamtleistung ändern sich:

$$m_1 = 1.6 \hspace{0.05cm}{\rm V}, \hspace{0.5cm}P_{\rm Gesamt} = P_{\rm W} + {m_1}^2 = 3.2 \hspace{0.05cm}{\rm V}^2.$$

Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 2.2: Mehrstufensignale

Aufgabe 2.2Z: Diskrete Zufallsgrößen