Aufgabe 3.4: Charakteristische Funktion

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Rechteck–WDF und Trapez–WDF

Gegeben seien hier die drei Zufallsgrößen  $x$,  $y$  und  $z$ , meist durch ihre jeweiligen Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen:

  • Über die Zufallsgröße  $x$  ist nichts weiter bekannt:   Diese kann sowohl eine diskrete als auch eine kontinuierliche Zufallsgröße sein und eine beliebige WDF  $f_x(x)$  besitzen.  Der Mittelwert ist allgemein gleich  $m_x$.
  • Die kontinuierliche Zufallsgröße  $y$  kann nur Werte im Bereich zwischen  $1$  bis  $3$  mit gleicher Wahrscheinlichkeit annehmen.  Der Mittelwert ist  $m_y = 2.$
  • Die Zufallsgröße  $z$  besitzt die folgende charakteristische Funktion:
$$C_z ({\it \Omega} ) = {\mathop{\rm si}\nolimits}( {3{\it \Omega}} ) \cdot {\mathop{\rm si}\nolimits} ( {2{\it \Omega} } ).$$
Daneben wird noch der qualitative Verlauf der WDF  $f_z(z)$  entsprechend der blauen Skizze als bekannt vorausgesetzt.  Zu bestimmen sind die WDF-Parameter  $a$,  $b$  und  $c$  dieser WDF.



Hinweise:

$$C_z ( {\it \Omega} ) = {\mathop{\rm si}\nolimits} ( {a {\it \Omega} } )\quad {\rm{mit}}\quad {\mathop{\rm si}\nolimits}( x ) = \sin ( x )/x.$$


Fragebogen

1

Welche Aussagen sind bezüglich der charakteristischen Funktion  $C_x ( {\it \Omega} )$  stets – also bei beliebiger WDF – gültig?

$C_x ( {\it \Omega} )$  ist die Fouriertransformierte von  $f_x(x)$.
Der Realteil von  $C_x ( {\it \Omega} )$  ist eine gerade Funktion in  ${\it \Omega}$.
Der Imaginärteil von  $C_x ( {\it \Omega} )$  ist eine ungerade Funktion in  ${\it \Omega}$.
Der Wert an der Stelle  ${\it \Omega} = 0$  ist stets  $C_x ( {\it \Omega}=0 ) = 1$.
Bei mittelwertfreier Zufallsgröße  $(m_x = 0)$  ist  $C_x ( {\it \Omega} )$  stets reell.

2

Berechnen Sie die charakteristische Funktion  $C_y( {\it \Omega} )$.  Wie groß sind Real- und Imaginärteil bei  ${\it \Omega} = \pi/2$?

${\rm Re}\big[C_y(\Omega\ =\ \pi/2)\big] \ = \ $

${\rm Im}\big[C_y(\Omega\ =\ \pi/2)\big] \ = \ $

3

Bestimmen Sie die Kenngrößen  $a$,  $b$  und  $c$  der WDF  $f_z(z)$.

$a \ = \ $

$b \ = \ $

$c \ = \ $


Musterlösung

(1)  Richtig sind die Lösungsvorschläge 2, 3 und 4:

  • $C_x ( {\it \Omega} )$  ist nicht die Fouriertransformierte zu  $f_x(x)$,  sondern die Fourierrücktransformierte:
$$C_x( {\it \Omega } ) = \int_{ - \infty }^{ + \infty } {f_x }( x )\cdot {\rm{e}}^{\hspace{0.03cm}{\rm{j}}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}{\it \Omega \hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm} x}} \hspace{0.1cm}{\rm{d}}x .$$
  • Auch bei dieser ist der Realteil stets gerade und der Imaginärteil ungerade.  Für  ${\it \Omega} = 0$  gilt:
$$C_x( {\it \Omega} = 0 ) = \int_{ - \infty }^{ + \infty } {f_x }( x ) \hspace{0.1cm}{\rm{d}}x = 1.$$
  • Die letzte Alternative trifft nicht immer zu:   Eine zweipunktverteilte Zufallsgröße  $x \in \{-1, +3\}$  mit den Wahrscheinlichkeiten  $0.75$  und  $0.25$  ist zwar mittelwertfrei  $(m_x = 0)$,  besitzt aber trotzdem eine komplexe charakteristische Funktion.


(2)  Entsprechend der allgemeinen Definition gilt:

$$C_y( {\it \Omega } ) = \int_{ - \infty }^{ + \infty } {f_y }( y )\cdot {\rm{e}}^{{\rm{j}}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}{\it \Omega\hspace{0.01cm}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm} y}} \hspace{0.1cm}{\rm{d}}y = 0.5\int_1^3 {{\rm{e}}^{{\rm{j}}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}\Omega\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm} y} \hspace{0.1cm}{\rm{d}}y.} $$
  • Nach Lösen dieses Integrals ergibt sich:
$$C_y ( {\it \Omega } ) = \frac{{{\rm{e}}^{{\rm{j}}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}3{\it \Omega } } - {\rm{e}}^{{\rm{j}}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}{\it \Omega } } }}{{2{\rm{j}}{\it \Omega } }} = = \frac{{{\rm{e}}^{{\rm{j}}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}{\it \Omega } } - {\rm{e}}^{{\rm{ - j}}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}{\it \Omega }} }}{{2{\rm{j}}{\it \Omega } }} \cdot {\rm{e}}^{{\rm{j\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}2}}{\it \Omega } } .$$
  • Mit dem Satz von Euler kann hierfür auch geschrieben werden:
$$C_y ( {\it \Omega } ) = \frac{{\sin ( {\it \Omega } )}}{{\it \Omega } } \cdot {\rm{e}}^{{\rm{j2}}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}{\it \Omega } } = {\rm si} ( {\it \Omega } ) \cdot {\rm{e}}^{{\rm{j2}}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}{\it \Omega } }.$$
  • Für  ${\it \Omega} = \pi/2$  erhält man somit einen rein reellen Zahlenwert:
$${\rm Re}[C_y ({\it \Omega} = {\rm{\pi }}/2 )] = \frac{{\sin( {{\rm{\pi }}/2})}}{{{\rm{\pi }}/2}} \cdot {\rm{e}}^{{\rm{j\pi }}} = - \frac{2}{{\rm{\pi }}} \hspace{0.15cm}\underline{\approx -0.637}, \hspace{0.5cm} {\rm Im}[C_y ({\it \Omega} = {\rm{\pi }}/2 )] \hspace{0.15cm}\underline{= 0} .$$


(3)  Aus der angegebenen Korrespondenz kann abgelesen werden, dass  ${\rm si}(3 {\it \Omega} )$  auf eine zwischen  $\pm 3$  gleichverteilte Zufallsgröße zurückgeht und  ${\rm si}(2 {\it \Omega} )$  die Transformierte einer Gleichverteilung zwischen  $\pm 2$  angibt.

Konstruktion der Trapez-WDF
  • In der charakteristischen Funktion sind diese beiden Anteile multiplikativ verknüpft.
  • Damit ist die resultierende WDF  $f_z(z)$  die Faltung dieser beiden Rechteckfunktionen.
  • Die drei WDF-Parameter lauten somit:
$$\hspace{0.15cm}\underline{a = 1},\quad \hspace{0.15cm}\underline{b = 5}, \quad c = 1/6 \hspace{0.15cm}\underline{= 0.167}.$$