Rauscheinfluss bei Winkelmodulation

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Signal–zu–Rausch–Leistungsverhältnis bei PM

Zur Untersuchung des Rauschverhaltens gehen wir wieder vom so genannten AWGN–Kanal aus und berechnen das Sinken–SNR ρυ in Abhängigkeit


  • der Frequenz (Bandbreite) BNF des cosinusförmigen Quellensignals,
  • der Sendeleistung PS,
  • des Kanaldämpfungsfaktors αK, und
  • der (einseitigen) Rauschleistungsdichte N0.


Eine ausführliche Modellbeschreibung findet man im Kapitel 1.2.


SNR bei Phasenmodulation


Ist die Leistungskenngröße ξ=α2KPSN0BNF

Das bedeutet, dass das Sinken–SNR mit wachsendem η quadratisch zunimmt.

Die exakte Berechnung von ρυ ist nicht ganz einfach und auch langwierig. Hier soll nur der Rechenweg kurz geschildert werden:

  • Man approximiert das weiße Rauschen n(t) mit der Bandbreite BHF durch eine Summe von Sinusstörern im Abstand fSt (siehe Skizze im nächsten Abschnitt).
  • Man berechnet für jeden einzelnen Sinusstörer das S/N–Verhältnis nach der Demodulation und addiert die einzelnen Beiträge, die nun alle im Tiefpassbereich |f|<BNF liegen.
  • Das obige einfache Ergebnis erhält man nach dem Grenzübergang fSt 0. Die Summe geht dann in ein Integral über und dieses kann unter Ausnutzung einiger Näherungen gelöst werden.

Signal–zu–Rausch–Leistungsverhältnis bei FM

Zur Berechnung nutzt man hier die Tatsache, dass der FM–Demodulator mit einem PM–Demodulator und einem Differenzierer realisiert werden kann. Das nachfolgende Blockschaltbild bezieht sich allein auf die Rauschsignale ⇒ s(t)= 0. Damit ist das Empfangssignal r(t) gleich n(t), wobei für n(t) additives weißes Gaußsches Rauschen mit der Mittenfrequenz fT und der Bandbreite BHF anzusetzen ist.


FM–Demodulator


Bei der Berechnung der Rauschleistungsdichte nach dem FM–Demodulator ist zu berücksichtigen:

  • Die Rauschleistungsdichte Φυ,PM(f) nach dem PM–Demodulator liegt im Tiefpassbereich, besitzt die (einseitige) Bandbreite BNF und ist ebenfalls „weiß” (siehe linke untere Skizze).
  • Die Leistungsdichte am Ausgang eines linearen Systems mit Frequenzgang H(f) lautet allgemein, wenn am Eingang die Rauschleistungsdichte Φυ,PM(f) anliegt:

Φv,FM(f)=Φv,PM(f)|H(f)|2.

  • Der Differenzierer ist ein solches lineares System. Sein Frequenzgang H(f) steigt linear mit f an, und es gilt für die Rauschleistungsdichte am Ausgang des FM-Demodulators (siehe rechte Skizze):

Φv,FM(f)=const.f2Φv,PM(f).

  • Berücksichtigt man dieses Ergebnis, so kommt man nach längerer Rechnung zum folgenden Sinken–SNR, falls die Leistungskenngröße ξ hinreichend groß ist:

ρv3η22α2KPSN0BNF=3/2η2ξ.


Die Grafik verdeutlicht, dass Φυ,FM(f) im Gegensatz zu Φυ,PM(f) nicht weiß ist, sondern zu den Grenzen hin quadratisch ansteigt. Bei der Frequenz f= 0 besitzt Φυ,FM(f) dagegen keine Rauschanteile.


Rauschleistungsdichtespektren bei PM und FM

Systemvergleich von AM, PM und FM hinsichtlich Rauschen

Wie schon in Kapitel 1.2 ausführlich erläutert und in Kapitel 2.2 angewandt, betrachten wir wieder die doppelt-logarithmische Darstellung des Sinken–SNR ρυ über der Kenngröße ξ=α2K·PS/(N0·BNF).


Systemvergleich von AM, PM und FM hinsichtlich Rauschen


Diese qualitativ zu verstehenden Kurven sind wie folgt zu interpretieren:


  • Die Vergleichskurve liefert die ZSB–AM ohne Träger, das heißt mit Modulationsgrad m. Hier gilt ρυ=ξ und auch bei doppelt–logarithmischer Darstellung ergibt sich eine 45°–Gerade durch den Ursprung. Siehe auch Kapitel 2.2.


  • Die FM–Kurve mit η= 3 liegt um 10 · lg 13.5 ≈ 11.3 dB oberhalb der AM–Kurve. Anschaulich kann man das bessere Rauschverhalten der FM dadurch erklären, dass ein additiver Rauschanteil die Lage der Nulldurchgänge weniger beeinflusst als er die Amplitudenwerte verändert.


  • Ist das wirksame Rauschen sehr groß und damit die Leistungskenngröße klein (10 · lg ξ ≤ 15 dB), so ist Winkelmodulation nicht zu empfehlen. Aufgrund des Rauschens können Nulldurchgänge völlig verschwinden und so deren Detektion unmöglich machen. Man spricht vom FM–Knick.


  • Hinsichtlich Rauschen ist ein möglichst großer Modulationsindex anzustreben. So liegt die Kurve für η= 10 um etwa 10.4 dB über der Kurve für η= 3. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass ein größeres η auch eine größere Bandbreite erfordert oder – bei gegebener Kanalbandbreite – stärkere nichtlineare Verzerrungen hervorruft.


  • Bei gleichem Modulationsindex ist die Phasenmodulation stets um 10 lg 3 ≈ 4.8 dB schlechter als die Frequenzmodulation. Dies ist einer der Gründe, warum die analoge Phasenmodulation in der Praxis nur wenig Bedeutung hat. Dagegen wird bei digitaler Modulation die Variante Phase Shift Keying (PSK) aufgrund anderer Vorteile häufiger eingesetzt als Frequency Shift Keying (FSK).


  • Alle angegebenen Kurven gelten quantitativ nur für eine harmonische Schwingung (eine Frequenz). Bei einem Frequenzgemisch – das in der Praxis stets vorliegt – gelten die Kurven nur qualitativ.

Preemphase und Deemphase

Ein wichtiges Ergebnis der letzten Abschnitte war, dass das Sinken–SNR bei FM entsprechend ρv1.5η2ξ.

in guter Näherung quadratisch vom Modulationsindex abhängt. Da aber bei Frequenzmodulation der Modulationsindex η umgekehrt proportional zur Nachrichtenfrequenz fN ist, hängt auch das Sinken–SNR von fN ab. Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen:

  • Besteht das Nachrichtensignal aus mehreren Frequenzen, so weisen die höheren Frequenzen nach einer FM–Modulation einen kleineren Modulationsindex η auf als die niedrigeren Frequenzen.
  • Die höheren Frequenzanteile (mit kleinerem η) sind entsprechend stärker verrauscht als niedrigere Frequenzen, wenn nicht besondere Maßnahmen getroffen werden.
  • Eine solche Maßnahme ist beispielsweise eine Preemphase. Dabei werden höhere Frequenzen durch ein Hochpass–Filternetzwerk HPE(f) angehoben und für diese der Modulationsindex erhöht.
  • Die sendeseitige Preemphase muss beim Empfänger durch ein Netzwerk HDE(f)=1/HPE(f) rückgängig gemacht werden. Dieses Absenken der höheren Frequenzen nennt man Deemphase.


Preemphase und Deemphase


Die Grafik zeigt ein mögliches Beispiel für die Filterfunktionen von Preemphase (blau) und Deemphase (rot) mit folgenden Frequenzgängen: |HPE(f)|=|HDE(f)|1=1+(f/fG)2.