Aufgabe 1.2Z: Linear verzerrendes System

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Zur Herleitung der Verzerrungen
bei Rechtecksignalen

Modulator, Kanal und Demodulator einer Einrichtung zur Nachrichtenübertragung können durch ein einziges lineares System mit dem Frequenzgang

H(f)=si(πfΔt)

beschrieben werden.  Die dazugehörige Impulsantwort ist rechteckförmig, symmetrisch um  t=0  und weist die Höhe  1/Δt  sowie die (äquivalente) Dauer  Δt  auf:

h(t)={1/Δt1/(2Δt)0f¨urf¨urf¨ur|t|<Δt/2,|t|=Δt/2,|t|>Δt/2.

Es handelt sich um einen Spalttiefpass, der im Kapitel  Einige systemtheoretische Tiefpassfunktionen  des Buches „Lineare zeitinvariante Systeme” behandelt wurde.

Am Systemeingang liegt das periodische Rechtecksignal  q(t)  mit der Periodendauer  T0  an.  Die Dauer der einzelnen Rechtecke und die der Lücken sind somit jeweils  T0/2.  Die Höhe der Rechtecke beträgt  2 V.

Das Signal  v(t)  am Systemausgang wird als Sinkensignal bezeichnet.  Dieses ist für zwei verschiedene Parameterwerte der äquivalenten Impulsdauer in der Grafik dargestellt (rote Kurvenverläufe):

  • Das Signal  v1(t)  ergibt sich, wenn die äquivalente Impulsdauer von  h(t)  genau  Δt1  ist.
  • Entsprechend ergibt sich das Signal  v2(t)  mit der äquivalenten Impulsdauer  Δt2.


Die Veränderung vom Rechtecksignal  q(t)  zum dreieck- bzw. trapezförmigen Sinkensignal  v(t)  ist auf lineare Verzerrungen zurückzuführen und wird durch das Fehlersignal  ε(t)=v(t)q(t)  erfasst.

Mit den Leistungen  Pq  und  Pε  der Signale  q(t)  und  ε(t)  kann das Sinken–SNR berechnet werden:

ρv=Pq/Pε.





Hinweise:

  • Die Aufgabe gehört zum Kapitel  Qualitätskriterien.  Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite  Signal-zu-Stör-Leistungsverhältnis und auf das Kapitel  Lineare Verzerrungen im Buch „Lineare zeitinvariante Systeme”.
  • Die Leistungen  Pq  und  Pε  sind die quadratischen Mittelwerte der Signale  q(t)  und  ε(t)  und können bei periodischen Signalen mit der Periodendauer  T0  wie folgt ermittelt werden:
Pq=¯q(t)2=1T0T00q(t)2dt,Pε=¯ε(t)2=1T0T00ε(t)2dt.
  • Die Angabe von Leistungen in  V2  bedeutet, dass die Signale auf den Widerstand  R=1 Ω  bezogen werden.



Fragebogen

1

Wie groß ist die äquivalente Impulsdauer  Δt1  innerhalb des Signals  v1(t), bezogen auf die Periode  T0?

Δt1/T0 = 

2

Wie groß ist der Maximalwert des Fehlersignals  ε1(t)=v1(t)q(t)?

ε1, max = 

 V

3

Wie groß ist die „Leistung”  Pε1  des Fehlersignals, also die mittlere quadratische Abweichung zwischen  v1(t)  und  q(t)?

Pε1 = 

 V2

4

Berechnen Sie die Nutzleistung  Pq  und das Sinken–SNR  ρv1.

Pq = 

 V2
ρv1 = 

5

Wie groß ist die äquivalente Impulsdauer  Δt2  innerhalb des Signals  v2(t), bezogen auf die Periode  T0?

Δt2/T0 = 

6

Ermitteln Sie das Fehlersignal  ε2(t)=v2(t)q(t), die Verzerrungsleistung  Pε2  und das Sinken–SNR  ρv2.

Pε2 = 

 V2
ρv2 = 

7

Verallgemeinern Sie Ihre Ergebnisse für eine beliebige äquivalente Impulsdauer  Δt.  Welches Sinken–SNR  ρv3  ergibt sich für  Δt3=T0/20?

ρv3 = 


Musterlösung

(1)   Allgemein gilt v(t)=q(t)h(t). Die Faltung des periodischen Rechtecksignals q(t) mit der ebenfalls rechteckigen Impulsantwort h(t) liefert nur dann ein Dreiecksignal v(t), wenn die miteinander gefalteten Rechtecke gleiche Breite haben. Daraus folgt:

Δt1=T0/2Δt1/T0=0.5_.


Fehlersignale bei den beiden betrachteten Empfangsfiltern unterschiedlicher Breite

(2)   Das Fehlersignal ε1(t) ist in nebenstehender Grafik oben dargestellt. Man erkennt, dass ε1(t) alle Werte zwischen ±1 V annehmen kann:

ε 1, max=1V_.


(3)   Es genügt die Mittelung über den Zeitbereich von t=0 bis t=T0/4, da alle anderen Teilintervalle genau gleiche Beiträge liefern:

Pε1=1T0/4T0/40ε1(t)2dt=1V2T0/4T0/40(1tT0/4)2dt.

Mit der Substitution x=4·t/T0 kann hierfür auch geschrieben werden:

Pε1=1V210(12x+x2)dx=1V2(11+13)=0.333_V2.


(4)   Die Mittelung über eine Periode des quadrierten Quellensignals liefert:

Pq=1T0[(2V)2T02+(0V)2T02]=2V2_.

Das Sinken–SNR beträgt somit

ρv1=PqPε1=2V20.333V2=6_.


(5)   Entsprechend der Skizze auf dem Angabenblatt wird nun aus einem Rechteck der Dauer 0.5T0 ein Trapez der absoluten Dauer 0.75·T0. Damit ist nach den Gesetzen der Faltung offensichtlich, dass die äquivalente Impulsdauer Δt2/T0=0.25_ sein muss.


(6)   Die untere Skizze in obiger Grafik zeigt, dass sich ε2(t) ebenso wie ε1(t) innerhalb einer Periodendauer T0 aus vier Dreiecken zusammensetzt, doch sind diese nur halb so breit. In der Hälfte der Zeit ist nämlich ε2(t)=0.

Wegen ε2, max=ε1, max=1 V erhält man:

Pε2=Pε1/2=0.167_V2ρv2=Pq/Pε2=12_.


(7)   Für Δt=T0/2 wurde in der Teilaufgabe (3) die Verzerrungsleistung Pε1=1/3 V2 berechnet. In der Teilaufgabe (6) wurde gezeigt, dass bei Δt=T0/4 die Verzerrungsleistung Pε2 nur halb so groß ist.

Anschaulich wurde erläutert, dass ein linearer Zusammenhang besteht. Daraus folgen für ΔtT0/2 die empirischen Gleichungen:

Pε=2V23ΔtT0ρv=PqPε=3Δt/T0.

Der Sonderfall Δt=T0/20 führt somit zu den Resultaten:

Pε3=2V260ρv3=PqPε3=60_.