Aufgabe 3.4: GMSK–Modulation
Das bei GSM eingesetzte Modulationsverfahren ist bekanntlich Gaussian Minimum Shift Keying, abgekürtzt GMSK. Dabei handelt es sich um eine Art von Frequency Shift Keying (FSK) mit kontinuierlicher Phasenanpassung (CP–FSK), bei der
- der Modulationsindex kleinstmöglich ist, um die Orthogonalitätsbedingung noch zu erfüllen
h=0.5 ⇒ Minimum Shift Keying, - ein Gaußtiefpass mit Impulsantwort hG(t) vor dem FSK–Modulator eingebracht ist,
um noch weiter Bandbreite einzusparen.
Die Grafik verdeutlicht den Sachverhalt:
- Die digitale Nachricht wird durch die Amplitudenkoeffizienten aν∈±1 repräsentiert, die einem Diracpuls beaufschlagt sind. Anzumerken ist, dass die eingezeichnete (rote) Folge für die Teilaufgabe (3) vorausgesetzt wird.
- Der Rechteckimpuls sei dimensionslos, symmetrisch und besitze die GSM–Bitdauer TB=T:
- gR(t)={10f¨urf¨ur|t|<T/2,|t|>T/2.
- Damit ergibt sich für das Rechtecksignal:
- qR(t)=qδ(t)⋆gR(t)=∑νaν⋅gR(t−ν⋅T).
- Der Gaußtiefpass ist durch seinen Frequenzgang bzw. seine Impulsantwort gegeben:
- HG(f)=e−π⋅[f/(2fG)]2∙−−−∘hG(t)=2fG⋅e−π⋅(2fG⋅t)2,
- wobei die systemtheoretische Grenzfrequenz fG verwendet wird. In der GSM–Spezifikation wird aber die 3dB–Grenzfrequenz mit f3dB=0.3/T angegeben. Daraus kann fG direkt berechnet werden.
- Das Signal nach dem Gaußtiefpass lautet somit:
- qG(t)=qR(t)⋆hG(t)=∑νaν⋅g(t−ν⋅T).
- Hierbei wird g(t) als Frequenzimpuls bezeichnet. Für diesen gilt:
- g(t)=qR(t)⋆hG(t).
- Mit dem tiefpassgefilterten Signal qG(t), der Trägerfrequenz fT und dem Frequenzhub ΔfA kann somit für die Augenblicksfrequenz am Ausgang des FSK–Modulators geschrieben werden:
- fA(t)=fT+ΔfA⋅qG(t).
- Verwenden Sie für Ihre Berechnungen die beispielhaften Werte fT=900 MHz und ΔfA=68 kHz.
Hinweise:
- Diese Aufgabe gehört zum Kapitel Funkschnittstelle.
- Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite Gaussian Minimum Shift Keying
- Verwenden Sie zur Lösung dieser Aufgabe das Gaußintegral (siehe nebenstehende Tabelle):
- ϕ(x)=1√2π⋅∫x−∞e−u2/2du.
Fragebogen
Musterlösung
- Der Gaußtiefpass hat deshalb keinen Einfluss und es ergibt sich qG(t)=1.
- Die maximale Frequenz ist somit
- Max[fA(t)]=fT+ΔfA=900.068MHz_.
- Das Minimum der Augenblicksfrequenz ergibt sich, wenn alle Amplitudenkoeffizienten negativ sind:
- Min[fA(t)]=fT−ΔfA=899.932MHz_
- In diesem Fall ist qR(t)=qG(t)=−1.
(2) Diejenige Frequenz, bei der die logarithmierte Leistungsübertragungsfunktion gegenüber f=0 um 3 dB kleiner ist, bezeichnet man als die 3dB–Grenzfrequenz.
- Diese lässt sich auch wie folgt ausdrücken:
- |H(f=f3dB)||H(f=0)|=1√2.
- Insbesondere gilt für den Gaußtiefpass wegen H(f=0)=1:
- H(f=f3dB)=e−π⋅(f3dB/2fG)2=1√2⇒(f3dB2fG)2=ln√2π⇒fG=√π4⋅ln√2⋅f3dB.
- Die numerische Auswertung führt auf fG≈1.5⋅f3dB.
- Aus f3dB⋅T=0.3 folgt somit fG⋅T≈0.45_.
(3) Der Frequenzimpuls ergibt sich aus der Faltung von Rechteckfunktion gR(t) und Impulsantwort hG(t):
- g(t)=gR(t)⋆hG(t)=2fG⋅t+T/2∫t−T/2e−π⋅(2fG⋅τ)2dτ.
- Mit der Substitution u^{2 } = 8π \cdot f_{\rm G}^{2} \cdot \tau^{2} und der Funktion \phi (x) kann hierfür auch geschrieben werden:
- g(t) \ = \ \frac {1}{\sqrt{2 \pi}} \cdot \int \limits^{2 \cdot \sqrt{2 \pi} \cdot f_{\rm G} \cdot(t + T/2)} _{2 \cdot \sqrt{2 \pi} \cdot f_{\rm G} \cdot(t - T/2)} {\rm e}^{-u^2/2}\,{\rm d}u = \phi(2 \cdot \sqrt{2 \pi} \cdot f_{\rm G} \cdot(t + T/2))- \phi(2 \cdot \sqrt{2 \pi} \cdot f_{\rm G} \cdot(t - T/2)) \hspace{0.05cm}.
- Für die Zeit t = 0 gilt unter Berücksichtigung von \phi (-x) = 1 - \phi (x) und f_{\rm G} \cdot T = 0.45:
- g(t = 0) \ = \ \phi(\sqrt{2 \pi} \cdot f_{\rm G} \cdot T)- \phi(-\sqrt{2 \pi} \cdot f_{\rm G} \cdot T)= 2 \cdot \phi(\sqrt{2 \pi} \cdot f_{\rm G} \cdot T)-1 \approx 2 \cdot \phi(1.12)-1 \hspace{0.15cm} \underline {= 0.737} \hspace{0.05cm}.
(4) Mit a_{3} = +1 würde sich q_{\rm G}(t = 3 T) = 1 ergeben. Aufgrund der Linearität gilt somit:
- q_{\rm G}(t = 3 T ) = 1 - 2 \cdot g(t = 0)= 1 - 2 \cdot 0.737 \hspace{0.15cm} \underline {= -0.474} \hspace{0.05cm}.
(5) Mit dem Ergebnis der Teilaufgabe (3) und f_{\rm G} \cdot T = 0.45 erhält man:
- g(t = T) \ = \ \phi(3 \cdot \sqrt{2 \pi} \cdot f_{\rm G} \cdot T)- \phi(\sqrt{2 \pi} \cdot f_{\rm G} \cdot T) \approx \ \phi(3.36)-\phi(1.12) = 0.999 - 0.868 \hspace{0.15cm} \underline { = 0.131} \hspace{0.05cm}.
(6) Bei der alternierenden Folge sind aus Symmetriegründen die Beträge |q_{\rm G}(\nu \cdot T)| bei allen Vielfachen der Bitdauer T alle gleich.
- Alle Zwischenwerte bei t \neq \nu · T sind kleiner.
- Unter Berücksichtigung von g(t ≥ 2T) \approx 0 wird jeder einzelne Impulswert g(0) durch den vorangegangenen Impuls mit g(t = T) verkleinert, zusätzlich vom nachfolgenden mit g(t = -T).
- Es ergeben sich also Impulsinterferenzen und man erhält:
- {\rm Max} \hspace{0.08cm}q_{\rm G}(t) = g(0) - 2 \cdot g(T) = 0.737 - 2 \cdot 0.131 \hspace{0.15cm} \underline {= 0.475 }\hspace{0.05cm}.