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Aufgabe 3.7: Bitfehlerquote (BER)

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Zur Verdeutlichung der Bitfehlerquote

Wir betrachten ein binäres Übertragungssystem mit

  • der Quellensymbolfolge  qν  und
  • der Sinkensymbolfolge  vν.


Stimmen Sinkensymbol  vν  und Quellensymbol  qν  nicht überein, so liegt ein Bitfehler vor   ⇒   eν=1.
Ansonsten gilt  eν=0.


(A)  Ein wichtiges Beurteilungskriterium ist die  Bitfehlerwahrscheinlichkeit  (englisch:   "Bit Error Probability").

  • Mit dem Erwartungswert  E[ ...]  ist diese ist wie folgt definiert:
pB=E[Pr(vνqν)]=E[Pr(eν=1)]=lim
  • Der rechte Teil dieser Gleichung beschreibt eine Zeitmittelung;  diese muss zum Beispiel bei zeitvarianten Kanälen stets angewandt werden.
  • Ist die Fehlerwahrscheinlichkeit für alle Symbole gleich  (was hier vorausgesetzt wird),  so kann man die obige Gleichung vereinfachen:
\it p_{\rm B} = \rm E\big[\rm Pr(\it e_{\nu}=\rm 1)\big]=\rm E\big[\it e_{\nu} \rm \big].
  • Die Bitfehlerwahrscheinlichkeit ist eine  "A-priori-Kenngröße",  erlaubt also eine Vorhersage für das zu erwartende Resultat.


\rm (B)  Zur messtechnischen Ermittlung/Systemsimulation der Übertragungsqualität muss auf die   Bitfehlerquote  (englisch:  "Bit Error Rate")  übergegangen werden:

  • Die Bitfehlerquote ist eine A-posteriori-Kenngröße,  die aus einem durchgeführten statistischem Experiment als  relative Häufigkeit abgeleitet wird:
h_{\rm B}=\frac{n_{\rm B}}{N}=\frac{\rm 1}{\it N}\cdot\sum\limits_{\it \nu=\rm 1}^{\it N} e_{\nu}.
  • n_{\rm B}  gibt die Anzahl der aufgetretenen im Experiment Bitfehler an,  wenn insgesamt  N  Binärsymbole übertragen wurden.
  • Im Grenzfall  N \to \infty  stimmt die relative Häufigkeit  h_{\rm B}  mit der Wahrscheinlichkeit  p_{\rm B}  überein.  Hier soll nun die Frage geklärt werden, mit welcher statistischen Unsicherheit bei endlichem  N  gerechnet werden muss.




Hinweise:

  • Die Aufgabe gehört zum Kapitel  Gaußverteilte Zufallsgrößen.
  • Lösen Sie die Aufgaben so weit wie möglich allgemein.  Verwenden Sie zur Kontrolleingabe die Parameterwerte  p_{\rm B} = 10^{-3}  und  N = 10^{5}.
  • Nachfolgend finden Sie einige Werte der sogenannten Q-Funktion:
\rm Q(\rm 1.00)=\rm 0.159,\hspace{0.5cm}\rm Q(\rm 1.65)=\rm 0.050,\hspace{0.5cm}\rm Q(\rm 1.96)=\rm 0.025,\hspace{0.5cm}\rm Q(\rm 2.59)=\rm 0.005.



Fragebogen

1

Welche der folgenden Aussagen sind zutreffend?

Für  n_{\rm B}  sind alle Werte  (0, ... , N)  gleichwahrscheinlich.
Die Zufallsgröße  n_{\rm B}  ist binomialverteilt.
Mit  p_{\rm B} = 10^{-3}  und  N = 10^{5}  ergibt sich  {\rm E}\big[n_{\rm B}\big] = 100.

2

Wie groß ist die Streuung der Zufallsgröße  n_{\rm B}  für  p_{\rm B} = 10^{-3}  und  N = 10^{5}?

\sigma_{n{\rm B}} \ = \

3

Welche Werte kann die Bitfehlerquote  h_{\rm B}  annehmen? 
Zeigen Sie, dass der lineare Mittelwert  m_{h{\rm B}}  dieser Zufallsgröße gleich der tatsächlichen Bitfehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm B}  ist.  Wie groß ist deren Streuung?

\sigma_{h{\rm B}} \ = \

4

Unter gewissen Voraussetzungen kann eine binomialverteilte Zufallsgröße durch eine Gaußverteilung mit gleichem Mittelwert  (m_{h{\rm B}})  und gleicher Streuung  (\sigma_{h{\rm B}})  angenähert werden.  Welche Aussage ist zutreffend?

{\rm Pr}(\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}h_{\rm B} - p_{\rm B}\hspace{0.05cm}| \le \varepsilon)=1- 2\cdot \rm Q({\varepsilon}/{\sigma_{{\it h}{\rm B}}}).
{\rm Pr}(\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}h_{\rm B} - p_{\rm B}\hspace{0.05cm}| \le \varepsilon)=1- \rm Q({\varepsilon}/{2\cdot \sigma_{{\it h}{\rm B}}}).

5

Zur Abkürzung verwenden wir das Konfidenzniveau  p_\varepsilon = {\rm Pr}(\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}h_{\rm B} - p_{\rm B}\hspace{0.05cm}| \le \varepsilon).  Welches  p_\varepsilon  ergibt sich mit  \varepsilon = 10^{-4},   p_{\rm B} = 10^{-3}  und  N = 10^{5} ?

p_\varepsilon \ = \

6

Das Argument der Q-Funktion sei  \alpha.  Wie groß muss  \alpha  mindestens gewählt werden,  damit das Konfidenzniveau  p_\varepsilon = 95\%  beträgt ?

\alpha_{\rm min} \ = \

7

Es gelte weiterhin  p_{\rm B} = 10^{-3}  und  p_\varepsilon = 95\%.   Über wie viele Symbole  (N_\text{min})  muss mindestens gemittelt werden,
damit die ermittelte Bitfehlerquote im Bereich zwischen  0.9 \cdot 10^{-3}  und  1.1 \cdot 10^{-3}  liegt   (\varepsilon = 10^{-4}, \ \text{10% vom Sollwert)} ?

N_\text{min} \ = \


Musterlösung

(1)  Die  beiden letzten Aussagen  stimmen:

  • Bezüglich der Zufallsgröße  n_{\rm B}  liegt der klassische Fall einer Binomialverteilung vor.
  • Es wird die Summe über  N  binäre Zufallsgrößen gebildet.  Die möglichen Werte von  n_{\rm B}  liegen somit zwischen  0  und  N.
  • Der lineare Mittelwert ergibt   m_{n{\rm B}}=p_{\rm B}\cdot N=\rm 10^{-3}\cdot 10^{5}=\rm 100.


(2)  Für die Streuung der Binomialverteilung gilt mit guter Näherung:

\sigma_{n{\rm B}}=\sqrt{N\cdot p_{\rm B}\cdot (\rm 1- \it p_{\rm B}{\rm )}} \hspace{0.15cm}\underline{\approx 10}.


(3)  Mögliche Werte von  h_{\rm B}  sind alle ganzzahligen Vielfachen von  1/N.  Diese liegen alle zwischen  0  und  1.

  • Für den Mittelwert erhält man:
m_{h{\rm B}}=m_{n{\rm B}}/N=p_{\rm B} = 10^{-3}.
  • Die Streuung ergibt sich zu
\sigma_{h{\rm B}}=\frac{\sigma_{n{\rm B}}}{N}=\sqrt{\frac{ p_{\rm B}\cdot (\rm 1- \it p_{\rm B}{\rm )}}{N}}\hspace{0.15cm}\underline{\approx \rm 0.0001}.


(4)  Richtig ist  der erste Vorschlag.  Es gilt:

{\rm Pr}(h_{\rm B} > p_{\rm B} + \varepsilon)=\rm Q({\it\varepsilon}/{\it\sigma_{h{\rm B}}}),
\rm Pr(\it h_{\rm B} < p_{\rm B} - \varepsilon {\rm )}=\rm Q(\it{\varepsilon}/{\sigma_{h{\rm B}}}{\rm )}
\Rightarrow \hspace{0.5cm}\rm Pr(\it |h_{\rm B} - p_{\rm B}| \le \varepsilon \rm )=\rm 1-\rm 2\cdot \rm Q({\it \varepsilon}/{\it \sigma_{h{\rm B}}}).


(5)  Man erhält mit den Zahlenwerten  \varepsilon = \sigma_{h{\rm B}} = 10^{-4}:

p_{\varepsilon}=\rm 1-\rm 2\cdot \rm Q(\frac{\rm 10^{\rm -4}}{\rm 10^{\rm -4}} {\rm )}=\rm 1-\rm 2\cdot\rm Q(\rm 1)\hspace{0.15cm}\underline{\approx\rm 0.684}.

In Worten:  Bestimmt man die Bitfehlerquote per Simulation über  10^5  Symbole,  so erhält man mit einem Konfidenzniveau von  \underline{68.4\%}  einen Wert zwischen  0.9 \cdot 10^{-3}  und  1.1 \cdot 10^{-3},  wenn  p_{\rm B} = 10^{-3}  ist.


(6)  Aus der Beziehung  p_{\varepsilon}=\rm 1-\rm 2\cdot {\rm Q}(\alpha) = 0.95  folgt direkt:

\alpha_{\rm min}=\rm Q^{\rm -1}\Big(\frac{\rm 1-\it p_{\varepsilon}}{\rm 2}\Big)=\rm Q^{\rm -1}(\rm 0.025)\hspace{0.15cm}\underline{=\rm 1.96}\hspace{0.15cm}{\approx\rm 2}.


(7)  Es muss  \alpha = \varepsilon/\sigma_{h{\rm B}}  gelten.  Mit dem Ergebnis der Teilaufgabe  (2)  folgt dann:

\frac{\varepsilon}{\sqrt{p_{\rm B}\cdot(\rm 1-\it p_{\rm B})/N}}\ge {\rm 2} \hspace{0.5cm}\Rightarrow\hspace{0.5cm} N\ge \frac{\rm 4\cdot \it p_{\rm B}\cdot(\rm 1-\it p_{\rm B})}{\varepsilon^{\rm 2}}\approx \frac{\rm 4\cdot 10^{-3}}{10^{-8}}\hspace{0.15cm}\underline{=\rm 400\hspace{0.08cm}000}.