Jedes lineare zeitinvariante System, das durch eine Schaltung aus diskreten zeitkonstanten Bauelementen (Widerstände R, Kapazitäten C, Induktivitäten L, Verstärkerelemente, usw.) realisiert werden kann, ist kausal und besitzt zudem eine gebrochen–rationale p–Übertragungsfunktion der Form
- HL(p)=AZ⋅pZ+ ...+A1⋅p+A0BN⋅pN+ ...+B1⋅p+B0=Z(p)N(p).
- Alle Koeffizienten AZ, ... , A0, BN, ... , B0 sind reell.
- Z bezeichnet den Grad des Zählerpolynoms Z(p).
- N gibt den Grad des Nennerpolynoms N(p) an.
Eine äquivalente Darstellungsform obiger Gleichung lautet:
- HL(p)=K⋅Z∏i=1p−poiN∏i=1p−pxi=K⋅(p−po1)(p−po2)⋅ ...⋅(p−poZ)(p−px1)(p−px2)⋅ ...⋅(p−pxN).
Die Z+N+1 Parameter bedeuten:
- K=AZ/Bn ist ein konstanter Faktor. Gilt Z=N, so ist dieser dimensionslos.
- Die Lösungen der Gleichung Z(p)=0 ergeben die Z Nullstellen po1, ... , poZ von HL(p).
- Die Nullstellen des Nennerpolynoms N(p) ergeben die N Polstellen px1, ... , pxN der Übertragungsfunktion.
Diese Kenngrößen sollen für die in der Grafik gezeigten Schaltung mit folgenden Bauelementen ermittelt werden:
- R=50Ω,L=10µH,C=25nF.
Außerdem ist der Frequenzgang H(f) nach Fourier zu bestimmen, der sich aus HL(p) durch die Substitution p=j⋅2πf ergibt.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Laplace–Transformation und p–Übertragungsfunktion.
- Als Hilfsgrößen werden in dieser Aufgabe verwendet:
- A=R2L,B=1√LC.
Fragebogen
Musterlösung
- HL(p)=pL+1/(pC)R+pL+1/(pC)=p2⋅LC+1p2⋅LC+p⋅RC+1.
- Die beiden gewünschten Grenzübergänge ergeben sich zu
- HL(p→0)=1,HL(p→∞)=1_.
- Daraus folgt, dass es sich weder um einen Tiefpass noch um einen Hochpass handeln kann.
- Sowohl bei sehr niedrigen als auch bei sehr hohen Frequenzen gilt y(t)=x(t).
(2) Richtig ist der Lösungsvorschlag 2:
- Ersetzt man p durch j⋅2πf, so erhält man
- H(f)=1−(2πf)2⋅LC1−(2πf)2⋅LC+j⋅2πf⋅RC.
- Es gibt also stets eine Frequenz, bei der der Zähler Null ist, nämlich die Resonanzfrequenz von L und C.
- Für diese Frequenz f0=1 MHz/2π wirkt die Reihenschaltung von L und C wie ein Kurzschluss.
- Daraus folgt: Unabhängig von den Werten von R, L und C handelt es sich um eine Bandsperre.
(3) Entsprechend dem Angabenblatt gilt:
- A=R2L=50Ω2⋅10μH=50Ω2⋅10−5Ωs=2.5_⋅1061/s,
- B=1√LC=1√10−5Ωs⋅25⋅10−9s/Ω=2.0_⋅1061/s.
(4) Mit A=R/(2L) und B2=1/(LC) erhält man aus der in der Teilaufgabe (1) ermittelten p–Übertragungsfunktion:
- HL(p)=p2+1/(LC)p2+p⋅R/L+1/(LC)=p2+B2p2+2A⋅p+B2.
- Das Zählerpolynom Z(p) und das Nennerpolynom N(p) sind jeweils quadratisch ⇒ Z=N=2_.
- Der konstante Faktor ergibt sich zu K=1_.
(5) Die Lösung der Gleichung p2+B2=0 führt zum Ergebnis p=±j⋅B und damit zu den Nullstellen
- Re{po1}=0_Im{po1}=+2.5_⋅1061/s,
- Re{po2}=0_Im{po2}=−2.5_⋅1061/s.
- Die Normierung der Variablen p und aller Pole und Nullstellen auf die Einheit (1/µs) vereinfacht die numerische Auswertung, insbesondere im Zeitbereich.
- Verzichtet man auf die Einheit ganz, so ergeben sich alle t–Werte in Mikrosekunden.
(6) Setzt man das Nennerpolynom N(p)=0, so ergibt sich folgende Bestimmungsgleichung:
- p2+2A⋅p+B2=0⇒px1,2=−A±√A2−B2,
- MitA=2.5⋅106⋅1/s,√A2−B2=1.5⋅106⋅1/s:
- Re{px1}=−1_⋅106⋅1/s=−1_⋅1/μs,Im{px1}=0_,
- Re{px2}=−4_⋅106⋅1/s=−4_⋅1/μs,Im{px1}=0_.
Dieses Ergebnis ist nur eindeutig unter Berücksichtigung der Angabe |px2|>|px1|.
(7) Richtig ist der Lösungsvorschlag 1:
- Da man nur eines der Bauelemente ändern soll, müssen L und C gleich bleiben, da sonst auch die Nullstellen verschoben würden.
- Man muss den Widerstandswert R ändern.
(8) Entsprechend dem Ergebnis aus (7) ergibt sich eine doppelte Polstelle für A=B=2⋅10−6⋅1/s_.
- Dazu muss der Ohmsche Widerstand von 50 Ω auf 40 Ω herabgesetzt werden.
- Der doppelte Pol liegt dann bei −2⋅106⋅1/s.
- Oder bei anderer Normierung bei −2⋅(1/µs).