Aufgabe 3.3: p-Übertragungsfunktion

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Betrachteter Vierpol

Jedes lineare zeitinvariante System,  das durch eine Schaltung aus diskreten zeitkonstanten Bauelementen  (Widerstände  R,  Kapazitäten  C,  Induktivitäten  L,  Verstärkerelemente, usw.)  realisiert werden kann,  ist kausal und besitzt zudem eine gebrochen–rationale  p–Übertragungsfunktion der Form

HL(p)=AZpZ+ ...+A1p+A0BNpN+ ...+B1p+B0=Z(p)N(p).
  • Alle Koeffizienten  AZ, ... ,  A0BN, ... ,  B0  sind reell.
  • Z  bezeichnet den Grad des Zählerpolynoms  Z(p).
  • N  gibt den Grad des Nennerpolynoms  N(p)  an.


Eine äquivalente Darstellungsform obiger Gleichung lautet:

HL(p)=KZi=1ppoiNi=1ppxi=K(ppo1)(ppo2) ...(ppoZ)(ppx1)(ppx2) ...(ppxN).

Die  Z+N+1  Parameter bedeuten:

  • K=AZ/Bn  ist ein konstanter Faktor.  Gilt  Z=N,  so ist dieser dimensionslos.
  • Die Lösungen der Gleichung  Z(p)=0  ergeben die  Z  Nullstellen  po1, ... , poZ  von  HL(p).
  • Die Nullstellen des Nennerpolynoms  N(p)  ergeben die  N  Polstellen  px1, ... , pxN  der Übertragungsfunktion.


Diese Kenngrößen sollen für die in der Grafik gezeigten Schaltung mit folgenden Bauelementen ermittelt werden:

R=50Ω,L=10µH,C=25nF.

Außerdem ist der Frequenzgang  H(f)  nach Fourier zu bestimmen,  der sich aus  HL(p)  durch die Substitution  p=j2πf  ergibt.



Hinweise:

  • Als Hilfsgrößen werden in dieser Aufgabe verwendet:
A=R2L,B=1LC.


Fragebogen

1

Ermitteln Sie die  p–Übertragungsfunktion.  Welche asymptotischen Werte erhält man für  p0  und  p?

HL(p0) = 

HL(p) = 

2

Ermitteln Sie aus  HL(p)  den Frequenzgang  H(f),  indem Sie  p=j2πf  setzen.  Welche der folgenden Aussagen treffen zu?

Es handelt sich um einen Bandpass.
Es handelt sich um eine Bandsperre.
Ohne genaue Kenntnis von  R,  L und  C  ist keine Aussage möglich.

3

Berechnen Sie die Hilfsgrößen  A  und  B  für  R=50 Ω,  L=10 µH,  C=25 nF.

A = 

  106 1/s
B = 

  106 1/s

4

Stellen Sie  HL(p)  in Pol–Nullstellen–Form dar.  Wieviele Nullstellen  (Z)  und Pole  (N)  gibt es?  Wie groß ist der konstante Faktor  K?

Z = 

N = 

K = 

5

Berechnen Sie die Nullstellen  po1 (in der oberen Halbebene) und  po2 (in der unteren Halbebene).  Beachten Sie die Einheit  1/µs.

Re{po1} = 

 1/µs
Im{po1} = 

 1/µs
Re{po2} = 

 1/µs
Re{po2} = 

 1/µs

6

Berechnen Sie die Pole  px1  und  px2.  Es gelte  |px2|>|px1|.

Re{px1} = 

 1/µs
Im{px1} = 

 1/µs
Re{px2} = 

 1/µs
Im{px2} = 

 1/µs

7

Wie kann man ohne Änderung der Nullstellen die Lage der Pole verändern?

Änderung von  R;   L und C gleichbleibend.
Änderung von  L;   R und C gleichbleibend.
Änderung von  C;   L und R gleichbleibend.

8

Wie muss die Hilfsgröße  A  verändert werden  (B gleichbleibend), damit eine doppelte Polstelle auftritt  (aperiodischer Grenzfall)?

A = 

 106 1/s


Musterlösung

(1)  Nach dem Spannungsteilerprinzip kann für die  p–Übertragungsfunktion geschrieben werden:

HL(p)=pL+1/(pC)R+pL+1/(pC)=p2LC+1p2LC+pRC+1.
  • Die beiden gewünschten Grenzübergänge ergeben sich zu
HL(p0)=1,HL(p)=1_.
  1. Daraus folgt,  dass es sich weder um einen Tiefpass noch um einen Hochpass handeln kann.
  2. Sowohl bei sehr niedrigen als auch bei sehr hohen Frequenzen gilt  y(t)=x(t).


(2)  Richtig ist der  Lösungsvorschlag 2:

  • Ersetzt man  p  durch  j2πf, so erhält man
H(f)=1(2πf)2LC1(2πf)2LC+j2πfRC.
  • Es gibt also stets eine Frequenz, bei der der Zähler Null ist, nämlich die Resonanzfrequenz von  L  und  C.
  • Für diese Frequenz  f0=1 MHz/2π  wirkt die Reihenschaltung von  L  und  C  wie ein Kurzschluss.
  • Daraus folgt:  Unabhängig von den Werten von  R,  L und  C handelt es sich um eine  Bandsperre.


(3)  Entsprechend dem Angabenblatt gilt:

A=R2L=50Ω210μH=50Ω2105Ωs=2.5_1061/s,
B=1LC=1105Ωs25109s/Ω=2.0_1061/s.


(4)  Mit  A=R/(2L)  und  B2=1/(LC)  erhält man aus der in der Teilaufgabe  (1)  ermittelten  p–Übertragungsfunktion:

HL(p)=p2+1/(LC)p2+pR/L+1/(LC)=p2+B2p2+2Ap+B2.
  • Das Zählerpolynom  Z(p)  und das Nennerpolynom  N(p)  sind jeweils quadratisch   ⇒   Z=N=2_.
  • Der konstante Faktor ergibt sich zu  K=1_.


(5)  Die Lösung der Gleichung  p2+B2=0  führt zum Ergebnis  p=±jB  und damit zu den Nullstellen

Re{po1}=0_Im{po1}=+2.5_1061/s,
Re{po2}=0_Im{po2}=2.5_1061/s.
  • Die Normierung der Variablen  p  und aller Pole und Nullstellen auf die Einheit  (1/µs)  vereinfacht die numerische Auswertung,  insbesondere im Zeitbereich.
  • Verzichtet man auf die Einheit ganz,  so ergeben sich alle  t–Werte in Mikrosekunden.


(6)  Setzt man das Nennerpolynom  N(p)=0,  so ergibt sich folgende Bestimmungsgleichung:

p2+2Ap+B2=0px1,2=A±A2B2,
MitA=2.51061/s,A2B2=1.51061/s:
Re{px1}=1_1061/s=1_1/μs,Im{px1}=0_,
Re{px2}=4_1061/s=4_1/μs,Im{px1}=0_.

Dieses Ergebnis ist nur eindeutig unter Berücksichtigung der Angabe  |px2|>|px1|.


(7)  Richtig ist der  Lösungsvorschlag 1:

  • Da man nur eines der Bauelemente ändern soll,  müssen  L  und  C  gleich bleiben,  da sonst auch die Nullstellen verschoben würden.
  • Man muss den Widerstandswert  R  ändern.


(8)  Entsprechend dem Ergebnis aus  (7)  ergibt sich eine doppelte Polstelle für  A=B=21061/s_.

  • Dazu muss der Ohmsche Widerstand von  50 Ω  auf  40 Ω  herabgesetzt werden.
  • Der doppelte Pol liegt dann bei  21061/s.
  • Oder bei anderer Normierung bei  2(1/µs).